Dass es auch anders geht, stellten die Fan-Autoren der Serien "Voyager Seasons", "Star Trek: Monitor", "Star Trek: Antares" oder "Star Trek: Borderland" im Fanfiction-Bereich auf treknews.de und zahllose andere Fan-Projekte eindrucksvoll unter Beweis.
(Herz jetzt wieder etwas höher?)
Warum erwähne ich das? Auto des Romans "Jenseits der Götter" ist Daniel Krinke, manchen Scifi-Fans besser bekannt unter seinem Satire-Pseudonym Daniel Klapowski von der Webseite www.zukunftia.de. Hier schreibt er als Sci-Fi-fan allerlei kurzweiliges Zeug und kritisiert TV-Episoden, Filme und vieles mehr. Dabei hat er sich dann die Frage gestellt: "Wie wäre es eigentlich, nicht nur kritische Rezensionen über anderer Leute Werke zu schreiben, sondern es einmal selbst mit einem Science-Fiction-Roman zu versuchen?"
Das Ergebniss ist der rund 350 Seiten starke Roman "Jenseits der Götter", welcher seit letzten Jahr im Handel zu haben ist. So weit, so ambitioniert.
Worum geht es? (Inhaltsangabe des Autors)
Ein junger Mann namens David erwacht in einer beinahe allmächtigen Metallsphäre. Sie hat die Größe eines Planeten und erlaubt es durch Wurmlochtechnologie, alles im Universum zu beobachten — und zu beeinflussen. Ohne diese gigantische Maschine wäre die Realität dem Untergang geweiht, denn ihr Eingreifen hält Schwerkraft und Raumdimensionen zusammen. Nur JEV, ein uraltes Wesen, kann sie mit seinem Geist bedienen.
David ist der neue Schüler des Weltenlenkers, ein “Kompensator”. Eines Tages soll er diese Arbeit fortführen. Der Kompensator droht fast an seiner Aufgabe zu zerbrechen, als er von einer vergangenen Hochkultur erfährt, die einst spurlos verschwand.
Die Fragen mehren sich: Wer baute die Sphäre? Wie entstand dieses Universum? Welche Schuld liegt in der Vergangenheit verborgen? Welche Pläne verfolgt JEV wirklich? Und wer sind die geheimnisvollen Henochs, die im Namen einer unverständlichen Religion das Universum erobern?
Als David gezwungen ist, seine Heimat zum ersten Mal zu verlassen, verliebt er sich in eine ganz besondere Frau. Zusammen mit ihr macht er sie sich nun daran, den Tod zu überwinden, den Verführungen der Macht zu widerstehen und zuletzt das Schicksal des ganzen Universums umzuschreiben.
Rezension
Wer die Inhaltsangabe durchliest denkt sich eventuell: "Hm, äh... bitte was?!".
Schwerkraft, Raumdimensionen, Kompensatoren, Liebe? Elementare Lebensfragen im Erstlingswerk? Was ist denn hier los?
Die Antwort darauf ist relativ simpel:
Autor Krinke hat sich richtig große Themen für sein Buch vorgenommen. Eine "Weltraumoper über Liebe, Religion und Macht" soll das ganze sein.
Teilweise meistert er die Hürden gekonnt, teilweise muss man sich über die eine oder andere Passage doch arg wundern. Hier wird mal mehr, mal weniger erfolgreich, eine ganze Litanai an Grundsatzthemen aufgegriffen, oft aber auch ebenso schnell wieder fallengelassen. Munter bedient sich der Autor auch an Genre-Vorlagen, dies aber nur selten zum Nachteil.
Während insbesondere in den ersten Kapiteln noch vieles holprig und unverständlich wirkt entspinnt sich im gekonnt eingeflochtenen zweiten Handlungsstrang eine spannende Lesefreude.
Als sich beide Hanldungsbögen schließlich vereinen und man das erste Drittel des Buches abschließt, hat es der Autor geschafft, der zweiten Hauptfigur ein ansprechendes Charakter-Motivations-Profil zu verleihen welches in Kombination mit dem eigentlichen Protagonist David die Handlung trägt.
Hier verschenkt Krinke jedoch großes Potential, da er es nicht verstand, sich auf eine Kernthematik zu konzentrieren. Wie gesagt, der Autor hat sich hier richtig viel vorgenommen, möchte, so zumindest mein Eindruck, insgeheim aber eigentlich nur eine Liebesgeschichte in einer Utopie erzählen.
"Jenseits der Götter" bleibt dennoch durchwegs unterhaltsam - sofern man auf manche sprachliche Stilblüte und technischen Unsinn hinwegsehen kann. Der Einstieg in den Handlungsbogen ist eine Hürde, deren Überwindung aber mit rund 280 Seiten Unterhaltung entlohnt.
Warum nur 280 Seiten wenn der Roman doch 350 hat? Mit Ende von Kapitel 33 findet die Entwicklung zwischen den beiden Hauptfiguren zu Ihrem Höhepunkt und endet mit einer emotionalen Auflösung vieler beim Lesen entstandenen Fragen. Ein guter Abschluss, denkt man sich das gasamte Konstrukt "Weltraumoper" weg. Ganz ehrlich war ich beim lesen überrascht, dass diesem gekonnten Endpunkt der Handlung noch zahlreiche weitere Kapitel folgten, die den Bogen zum Teil gehörig überspannten.
Sie wiederum bringen alle weiteren pseudoliterarischen Themen zu Ende, vermochten jedoch nicht mehr sonderlich unterhalten - zu viel "Mystik", zu viele "Grundsatzfragen", zu viele Raumdimensionen. Um es mit einem Zitat aus dem Buch zu sagen: "Die körnige Struktur der Oberfläche verlor sich rasch im Weichzeichner der Entfernung."
So auch hier: weniger wäre da deutlich mehr gewesen. Ambitioniert wird hier teils ganze Galaxien über das Ziel hinaus geschossen.
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Daniel Räbiger |
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Quelle: treknews.de
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