Während sie das Verschwinden einer geheimen romulanischen Flotte untersucht, wird die U.S.S. Titan unerwartet über 200.000 Lichtjahre in die Kleine Magellanische Wolke versetzt. Die Wolke, eine der Satellitengalaxien der Milchstraße, beherbergt auch die Neyel, ein seit langem von der terrestrischen Menschheit getrennter Seitenzweig, mit dem die Sternenflotte seit über achtzig Jahren keinen Kontakt mehr hatte.
In der Nähe rettet Rikers zweifelhafte Verbündete Donatra, Commander des romulanischen Warbirds Valdore, einen jungen Neyel, den Überlebenden einer mysteriösen kosmischen Turbulenz, die ab und an das Gefüge des Raumes aufzulösen und neu zusammenzufügen scheint ... Die Erfüllung einer apokalyptischen Vision, die bereits Millionen von Leben gefordert hat. Das Wissenschaftsteam der Titan findet schnell Beweise, dass die Verwüstungen des Neyel-Gebietes das Werk einer gewaltigen und mächtigen Intelligenz ist: Sie sind die Bewegungen eines schlafenden Bewusstseins, das die Existenz der Kleinen Magellanischen Wolke – und allen Lebens darin – über die Zeit hinweg überhaupt erst aufrechterhält. Und sollte es erwachen, wären die Konsequenzen unvorstellbar.
Während Riker seine Möglichkeiten abwägt, kämpft seine neue Besatzung mit den wissenschaftlichen und philosophischen Folgerungen ihrer Entdeckung ... und der junge Neyel in ihrer Mitte knüpft eine Verbindung zum Captain und beschwört damit Geister der Vergangenheit, die Riker noch nicht losgelassen haben. (Quelle: startrekromane.de)
Kritik
Mit DER ROTE KÖNIG aus der Feder von Andy Mangels und Michael A. Martin ist im Cross Cult Verlag der zweite STAR TREK – TITAN Roman in Deutschland erschienen. Das Buch setzt dort an, wo der erste Roman EINE NEUE ÄRA (ebenfalls von Mangels und Martin) aufhört. Die U.S.S. Titan wurde in die 200.000 Lichtjahre entfernte Kleine Magellanische Wolke verschlagen und befindet sich dort auf der Suche nach einer vermissten romulanischen Flotte. Was sich im ersten Augenblick nach einer interessanten und spannenden Handlung anhört, ist leider in den ersten Kapiteln kein großes Vergnügen. Die Haupthandlung entfaltet sich nur mühsam und wird obendrauf immer wieder durch unwichtige Nebenhandlungen unterbrochen. Doch es mangelt nicht nur an Spannung, auch der Schreibstil ist am Anfang alles andere als angenehm. Zu oft wird der Leser mit Techno-Gebrabbel und Star Trek Fachwissen konfrontiert. Grundsätzlich ist es natürlich etwas positives, wenn sich die Autoren mit Star Trek auskennen, doch übertreiben es Martins und Mangels meiner Meinung nach. Bei jeder nur denkbaren Gelegenheit wird auf Ereignisse aus den Serien, den Filmen und aus anderen Büchern verwiesen. Gerade letzteres stellt ein großes Problem dar, da ein Großteil der Querverweise sich auf Bücher bezieht, die in Deutschland noch nicht erschienen sind. Selbstverständlich bleibt das Buch auch ohne das spezifische Fachwissen für den Leser verständlich, doch gehen einem viele Zusammenhänge verloren. Beispielsweise wäre es hilfreich den Sicherheitschef Ranul Keru schon zu kennen, der zwar nie in einem Star Trek Film oder in einer Serie vorkam, aber in mehreren Star Trek Büchern eine wichtige Rolle spielte und dadurch einen Hintergrund besitzt, den man kennen sollte, um seine Motive nachvollziehen zu können. Des Weiteren verwenden die Autoren gelegentlich romulanische Begriffe (wie etwa Zeiteinheiten), was durchaus ein Pluspunkt für den Realismus, allerdings nicht gerade förderlich für den Lesefluss ist, wenn man mit der romulanischen Sprache nicht vertraut ist. Würde ich allein die ersten hundert Seiten bewerten, so würde wahrlich keine tolle Benotung dabei herauskommen. Dafür überwiegen die Schwächen zu sehr. Doch hat man erst einmal diesen Teil des Buches überstanden, kommt man schlagartig in den Genuss einer genialen Geschichte. Das Techno-Gebrabbel, das Fachwissen und die romulanische Sprache ziehen sich zwar weiterhin wie ein roter Faden durch die Handlung, doch dies ist für mich nicht mehr annähernd so störend wie zuvor. Dies mag daran liegen, dass mit dem Zusammentreffen der Titan mit der Valdore eine gänzlich spannende Situation entsteht. Gerade die Interaktionen zwischen Riker und Donatra machen die folgenden Kapitel so lesenswert. Manchmal mag man zwar meinen, dass Donatra viel zu "menschlich" dargestellt wird, aber den Autoren gelingt es immer wieder klar zu zeigen, dass sie eine wahre Romulanerin ist – was auch Riker schmerzhaft erfahren muss.
Spätestens mit der Sichtung der romulanischen Flotte überschlagen sich dann die Ereignisse. Die Spannungskurve steigt rasend an und der Frust über die ersten Kapitel ist schnell vergessen. Bereits in der Buchmitte wird der große Show-down eingeleitet. Wie in einem guten Actionfilm wechseln die Spielorte in einem hohen Tempo und viele Charaktere aus der zweiten Reihe bekommen ihren großen Auftritt. Die hier erreichte Qualität, mit der man beim Lesen der ersten 100 Seiten nicht gerechnet hätte, kann sich bis zur letzten Seite halten und sorgt für einen wahren Lesegenuss.
Getrübt wird dieser Eindruck nur durch manche Übertreibungen der Autoren. Zum einen stechen gelegentlich kitschig angehauchte Szenen hervor, in denen man einfach zu viele Emotionen vermitteln wollte. Ohne zu viel von der Handlung zu verraten sei da zum Beispiel die Szene mit T'Lirin und dem Baby genannt. Zum anderen übertreiben es die Autoren auch mit der Artenvielfallt auf der Titan. Es ist schön eine solch bunte Crew zu haben, aber dies muss nicht andauernd erwähnt werden. Zu oft werden Charaktere vorgestellt und ausführlich beschrieben, die keine Rolle im Verlauf der Handlung spielen. Man ist sich bereits nach den ersten Beschreibungen über die außergewöhnliche Mischung im Klaren. Das andauernde Vorstellen einer neuen (unwichtigen) Figur führt nur zur Verwirrung der Leser. Hier wäre eindeutig weniger mehr gewesen. Zudem ist es befremdend zu sehen, dass Rassismus im 24. Jahrhundert noch immer eine Rolle zu spielen scheint, denn nicht selten wird dieses Thema innerhalb der Titan-Crew besprochen. Dabei geht es auch um die Führungsetage der Titan, die trotz der gewaltigen Vielfallt an Crewmitgliedern fast nur aus Menschen (Riker, Vale) oder optisch menschenähnlichen Offizieren (Tuvok, Troi, Keru) besteht.
Zu guter letzt empfand ich anfänglich die Rahmenhandlung um die Neyel (bekannt aus Star Trek -The Lost Era – 2298, The Sundered) für übertrieben. Ging es in EINE NEUE ÄRA noch um die von den Romulanern abstammenden Remanern und wie die Titan half beide Völker vor einem Bürgerkrieg zu schützen, verhält es sich in DER ROTE KÖNIG komplett umgekehrt. In diesem Roman sind es die Menschen, die die Hilfe von den Romulanern brauchen mit einer ihrer Abstammungen. Das Ganze wirkt natürlich auf dem ersten Blick reichlich erzwungen, aber die Geschichte um die Neyel bekommt immer mehr Tiefgang und wird zunehmend interessanter – was nicht zuletzt an der sehr gut dargestellten Charakterzeichnung und -entwicklung vom Neyel Frane liegt.
VOYAGER-Fans sollten nicht auf eine große Handlung hoffen, die sich um Tuvok dreht, wie es einem das Coverbild suggerieren könnte. Der Vulkanier Tuvok spielt im Verlauf des Romans nur eine untergeordnete Rolle. Wenn er mal in Erscheinung tritt, dann geht es meist um seinen Konflikt mit Admiral Akaar. Und genau da liegt das Problem. Gehörte Akaar schon in EINE NEUE ÄRA zu den langweiligeren und schwächeren Charakteren, so verstärkt sich dieser Eindruck sogar noch. Dass er ein Admiral der Sternenflotte ist, wird eigentlich nur in einer einzigen Szene deutlich. Doch ist diese völlig unglaubwürdig, handelt er doch von einer Sekunde zur nächsten entgegen all seinen Prinzipen. Hier bieten Mangels und Martin den Lesern leider nur eine künstliche Lösung eines Problems. Statt Akaar diese Nebenhandlung zu geben, wäre es meiner Ansicht nach wünschenswerter gewesen sich mehr auf den Schiffsarzt Dr. Ree zu konzentrieren, der nach den altbekannten Charakteren Riker und Troi die wohl interessanteste Person auf dem Schiff ist. Als fleischfressender Dinosaurier bietet gerade diese Rolle einiges an Potenzial. Zu den anderen Nebencharakteren lässt sich nicht viel sagen, da diese nur in vereinzelnden Szenen zum Zuge kommen. Dies ist gerade im Fall von Commander Vale tragisch, die fast nur in einer Affäre und in der Diskussion über das Motto der Widmungstafel in Erscheinung tritt. Mitunter daran schuld ist die Fixierung auf Will Riker, was insbesondere in den frühen Titan-Kapiteln auffällig ist. Die Autoren der künftigen Romane sollten aufpassen, dass sie mit Riker keinen Kirk-ähnlichen Übercharakter erschaffen und den anderen Figuren damit nicht den nötigen Raum zur Profilierung lassen.
Fazit
Viele Schwächen aus EINE NEUE ÄRA sind auch in DER ROTE KÖNIG zu finden. Aber anders als im ersten Band besticht dieser Roman durch eine vorwiegend packende Handlung. Trotz vieler actionreicher Passagen bleibt sich TITAN weiterhin treu. Es geht nicht um wilde Raumkämpfe, sondern um den Versuch einer friedlichen und gemeinsamen Lösung. Wie die Romulaner und die Föderation verkörpert durch Commander Donatra und Captain Riker sich in TITAN die Hände reichen, ist absolut vorbildhaft. Diese Beziehung könnte in Zukunft noch zu einigen lesenswerten Ereignissen führen.
Wie schon EINE NEUE ÄRA bietet auch DER ROTE KÖNIG einen kleinen, aber sehr informativen Anhang. Man scheint den Leser zufrieden stellen zu wollen und bietet mehr als man eigentlich müsste. Gerade das ist es, was Cross Cult von den anderen Verlagen mit ihren Massenprodukten abgrenzt. Es bleibt zu hoffen, dass der Verlag dies weiterführt und vielleicht in den folgenden Bänden noch ein paar Schemazeichnungen von den Innenräumen der Titan beilegt.
Michael A. Martin und Andy Mangels liefern nach den Startschwierigkeiten der ersten Seiten noch einen guten Roman ab und nach zwei Titeln lässt sich trotz aller zuvor erwähnten Schwachpunkte schon eines klar festhalten: DAS ist STAR TREK pur! TITAN sei jedem Trekkie wärmsten empfohlen. Ein Highlight unter den STAR TREK Reihen – vielleicht sogar das Highlight!
STAR TREK - TITAN | |||||||||||
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Quelle: treknews.de
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