STAR TREK - VANGUARD 01
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Kirk vermutet, dass Vanguard mehr ist, als sie zu sein scheint. Die Tholianer, Orioner und das Klingonische Imperium haben diesen Verdacht bereits lange und glauben, dass weniger freundliche Absichten hinter der plötzlichen Entscheidung der Föderation stehen, die Taurus-Region zu erforschen und zu kolonisieren.
Als ein Vorfall tief innerhalb der Ausdehnung die Raumstation bedroht, müssen Kirk, Spock und andere Spezialisten der Vanguard-Crew beistehen, den Grund für die Katastrophe herausfinden und den entstandenen Schaden eindämmen. Dabei erfahren sie den wahren Grund hinter dem Bau Vanguards und was der Ausgang der Mission für das Leben in diesem Bereich der Galaxis bedeuten könnte ... (Quelle: startrekromane.de)
Kritik
Die Crews der fünf "Star Trek"-Fernsehserien wurden immer nach demselben Schema zusammengestellt (Captain, Arzt, Chefingenieur…), wobei jede neue Serie auf den altbewährten Zutaten der vorherigen Serien basierte. Es ist daher auch wenig verwunderlich, dass die Charaktere der jüngsten Serien zunehmend austauschbar und teilweise auch reizlos wirken. STAR TREK – VANGUARD gelingt es aus diesem überstrapazieren Muster auszubrechen und eine völlig neue Situation zu schaffen.
Die neue Roman-Reihe handelt von der Sternenbasis 47, die auch Vanguard genannt wird. Angesiedelt ist VANGUARD in der "THE ORIGINAL SERIES"-Ära, zu Zeiten von Kirks erster Fünf-Jahres-Mission. Wie schon angedeutet, beleuchtet diese Reihe nicht das Leben einer typischen Sternenflottencrew. So stehen in VANGUARD Personen im Scheinwerferlicht, die auf dem ersten Blick in keinem Zusammenhang zueinander stehen, wie etwa ein wenig erfolgreicher Händler, ein ambitionierter Journalist, ein orionischer Kaufmannsprinz und ein JAG-Offizier der Sternenflotte.
David Mack hat nun im ersten Band DER VORBOTE die Aufgabe all diese Charaktere einzuführen. Dies gelingt für meinen Geschmack jedoch zu zäh. Mack schmückt die Handlung mit unzähligen kleineren und unwichtigen Rollen aus, wodurch es am Anfang schwierig ist, den Überblick zu behalten und die wichtigen Figuren auszumachen. Erst nach und nach kristallisieren sich die eigentlichen Handlungsträger heraus. Zudem kommt, dass die Handlungsstränge zu Beginn nur lose miteinander verbunden sind und die Geschichte nur langsam Fahrt aufnimmt.
Zugutehalten muss man Mack, dass er die Figuren ungewohnt realistisch darstellt. Jeder Charakter hat seine Fehler, Ecken und Probleme. Dies gilt auch für den kommandierenden Offizier der Vanguard-Station Commodore Diego Reyes, der im Buch mit der tödlichen Erkrankung seiner Mutter konfrontiert wird. Nebenbei ist er in einer heimlichen Beziehung mit der JAG-Offizierin Captain Rana Desai. Dies führt aber auch zu Schwierigkeiten, da es Desais eigentliche Aufgabe ist, den Commodore in seine Grenzen zu weisen. Im Laufe der Geschichte kommt Desai in die Situation einen Untersuchungsausschuss gegen ihren Lebensgefährten leiten zu müssen, was die Problematik dieser Liebe verdeutlicht.
Wie weiter oben erwähnt baut Mack auf eine Vielzahl von Protagonisten, die keine Mitglieder der Sternenflotte sind. Dies stellt sich als Segen heraus, denn so wird endlich einmal ein Blick auf das zivile Leben innerhalb der Föderation geworfen. Gänzliche neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen sich dadurch. Von den Zivilisten konnte mich am meisten der Föderations-Journalist Tim Pennington überzeugen. Trotz seiner vielen Fehler kommt er einer Sympathie- und Bezugsperson am nahsten. Pennington hat das Potenzial in die Rolle des moralischen Zeigefingers zu treten. Jedoch muss er dazu zuerst seine eigenen moralischen Entgleisungen verarbeiten, was eine schwierige und zugleich interessante Aufgabe werden dürfte. Ähnliches gilt für den Händler Cervantes Quinn, der dazu gezwungen ist, seine moralischen Ansichten seines Überlebens willen über Bord zu werfen. Allein anhand dieser beiden Figuren kann man das Talent eines David Macks erkennen. Er gibt sich nicht damit zufrieden bloß einen Moralapostel oder einen Ganoven zu kreieren. Er schafft einen glaubwürdigen Hintergrund und verleiht seinen Rollen so eine unverkennbare Vielschichtigkeit, die sich deutlich von jeder Schwarz-Weiß-Malerei abhebt.
Genau nach diesem Prinzip geht Mack auch die Haupthandlung an. Statt eines eindimensionalen Aggressors holt der Autor die geheimnisvollen Tholianer aus der Mottenkiste. Die genauen Motive der Tholianer die Föderation anzugreifen werden zwar nicht komplett aufgedeckt, doch kann zumindest ausgeschlossen werden, dass die Tholianer den Krieg des Krieges willen führen. Dass die Tholianer die Föderation überfallen hängt viel mehr mit dem Rätsel der Taurus-Region zusammen – dem eigentlichen Baugrund für die Vanguard-Station. Platz um Teile des Rätsels zu lösen bleibt jedoch nicht, denn das primäre Ziel des Romans ist es die Figuren und ihre Umgebung einzuführen. Mack muss dazu nicht nur eine Sternenflottenbasis dem Leser nahe bringen, sondern auch noch drei zur Station gehörende Raumschiffe. Zusätzlich gibt es angrenzene Planeten, diplomatische Delegationen und die Enterprise unter dem Kommando von Captain Kirk stattet auch noch einen Besuch ab. Und als sei dies alles nicht genug, so mischt auch noch der Geheimdienst der Klingonen und der Föderation ordentlich mit. Eine hohe Spannungskurve sollte man angesichts all dieser Figuren, die allesamt ihren Platz brauchen um vernünftig in die Handlung integriert zu werden, nicht erwarten. Langeweile kommt aber zu keinem Zeitpunkt auf.
Andorianer, Klingonen, Tholianer und Orioner – all diese klassischen Völker der TOS-Ära sind in VANGUARD vertreten. Wen wundert es da, dass auch eine Vulkanierin zu den Protagonisten gehört? Lieutenant Commander T'Prynn ist aber in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich. Als Geheimdienstoffzierin wird sie künftig für die heiklen Missionen zuständig sein, während sie zugleich gegen den eigenen Wahnsinn ankämpfen muss. Ein geschickter Zug von Mack, denn dadurch, dass T'Prynn dem Wahnsinn verfällt können alle zwielichtigen Handlungen auf ihre Krankheit geschoben werden, die sonst auf den Geheimdienst der Sternenflotte zurückfallen würden. Der Autor hat also eine Lösung dafür gefunden, Roddenberrys Ideale die Treue zu halten, ohne, dass der Geheimdienst völlig machtlos erscheint. Besser hätte man das kaum lösen können!
David Macks Schreibstil ist erwachsener als man es von einem "Star Trek"-Autoren erwarten würde. Auf Kraftausdrücke stößt man ebenso wie auf schonungslosen Beschreibungen von brutalen Szenen. Auch wenn er beides nur in Maßen einsetzt, so verdeutlicht es den düsteren Stil von VANGUARD. Garniert wird dies noch mit einer schönen Portion schwarzen Humors. Ausgeglichen wird das in DER VORBOTE ansatzweise durch den Auftritt der TOS-Crew. Über die Zweckmäßigkeit der Gastauftritte kann man sicherlich streiten, doch ist es mittlerweile eine beliebte Tradition, neue Serien mit einem Cameo-Auftritt zu starten. Mack nutzt auch die Gelegenheit, einige Lücken der TOS-Chronologie zu schließen, was den Gastauftritt der Enterprise im Großen und Ganzen abrundet.
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Alessandro Hüttermann |
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Quelle: treknews.de
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