STAR TREK - VANGUARD 03
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Uralte Geheimnisse liegen auf dem fünften Planeten des Jinoteur-Systems, drei Rivalen kämpfen um ihre Kontrolle: Die Föderation und das Klingonische Imperium wollen sie für ihre Zwecke einsetzen, die Tholianische Versammlung sie vernichten.
Aber die Bedrohung auf der entfernten Welt ist gefährlicher als die Völker zunächst annehmen. Die Shedai, die vor Äonen in der Taurus- Ausdehnung geherrscht haben, erwachen aus ihrem langen Schlaf, um mit ganzer Härte Rache an den Eindringlingen zu nehmen.
Um zu verhindern, dass Jinoteur in die Hand des Feindes fällt, riskieren die Crews der Raumbasis Vanguard und der U.S.S. Sagittarius alles: Freunde ... Geliebte ... ihre eigenen Leben. Aber die Opfer, die sie bringen, sind vielleicht zu schrecklich, als dass man sie ertragen könnte. (Quelle: startrekromane.de)
Kritik
Bei Lizenzromanen besteht oftmals das Problem, dass sie unter hohem Zeitdruck verfasst werden müssen, wodurch für Kreativität nur wenig Platz bleibt. Werke wie J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" brauchten Jahre der Vorbereitungszeit, während Lizenzprodukte wie die Star Trek Romane binnen weniger Monate fertiggestellt werden müssen. Selten geht es bei Auftragsromanen darum, eine Idee zu verwirklichen, sondern möglichst viel Profit zu machen. Altbewährte Konzepte werden verwurstet, so lange wie es Käufer dafür gibt. Dass es auch anders geht, beweist David Mack mit dem dritten VANGUARD Titel ERNTE DEN STURM, der vor Einfallsreichtum und Originalität nur so strotzt.
Dabei beginnt der Roman wie die beiden Vorgänger ausgesprochen schleppend. Es sind wieder die vielen losen Handlungsstränge mit den unzähligen Charakteren, die der Geschichte in dieser frühen Phase die Geschwindigkeit raubt. Es sind auch einige Randhandlungen dabei, die man ersatzlos hätte streichen können. Hervorheben möchte ich da die Kapitel über die beiden verschrobenen Ensigns O'Halloran und Anderson. Der Autor verfügt über unglaublich viele, außergewöhnliche und zugleich realitätsnahe Figuren, da braucht es keine zusätzlichen - besonders wenn sie nur die Pausenclowns spielen sollen.
Wahrlich brillant ist die Darstellung von T'Prynn. Bei einer vulkanischen Geheimdienstoffizierin besteht leicht die Gefahr, dass die Figur in klischeehafte Muster verfällt. Doch T'Prynn ist so vielschichtig, wie nur irgendwie möglich. Sie zeigt im Roman mehrfach neue, nicht für möglich gehaltene, Facetten. Sie ist auch eindeutig das Herzstück von VANGUARD. Und sie ist auch das Bindestück, das die Handlungsstränge miteinander verbindet. Im letzten Band konnte man spüren, dass die Autoren die Figur nicht richtig fassen konnten, doch David Mack beherrscht T'Prynn meisterlich, was für die Qualität des ganzen Romans entscheidend ist.
Zur Geltung kommt ebenfalls das Duo Pennington & Quinn. Auch diese Charaktere entwickeln sich im dritten Band äußerst positiv. Endlich werden die beiden in die Haupthandlung integriert, was sich sofort bezahlt macht. Während man einem Angehörigen der Sternenflotte ahnt, wie er sich in bestimmten Situationen verhält, sind die beiden Zivilisten völlig undurchschaubar. Kritikwürdig an Pennington und Quinn ist einzig, dass sie im Anfangsteil fehlen.
Kommen wir zu einer etwas schwierigeren Figur, dem Commodore. Auf Diego Reyes Schultern lastet so einiges. Neben der üblichen Stationsarbeit ist er verantwortlich für die Organisation und Überwachung der Geheimmissionen in der Taurus-Ausdehnung, die Kolonalisierung der umliegenden Sternensysteme und ganz nebenbei auch für die Wahrung des Friedens mit den Klingonen und den Tholianern. Getrost nach dem Motto "Ein Unglück kommt selten allein" darf er an allen Fronten gleichzeitig kämpfen, was ihm vieles abverlangt. In ERNTE DEN STURM kann man als Leser gut beobachten, wie diese Figur Stückchen für Stückchen zusammenbricht. Das Mitleid für Reyes hält sich dabei in Grenzen – zu hart sind die Entscheidungen die er trifft / treffen muss. Doch Reyes ist keinesfalls einer dieser kaltblütigen, eindimensionalen Befehlshaber, wie man sie des Öfteren vorfindet. Die Folgen seiner Befehle nagen an ihm und wirken sich auch zu seinem Ungunsten auf sein Privatleben aus. Die Darstellung des Commodores ist, um es auf den Punkt zu bringen, perfekt. David Mack weiß einfach, was er mit seinen Figuren machen muss, um das Maximum herauszuholen.
Im Vergleich zum Vorband geht es im dritten Teil wieder blutrünstiger zu. Brutale Abschlachtungen und durch die Gegend fliegende Gedärme – das gehört nun zu VANGUARD und somit auch zu Star Trek. Mack geht wahrlich schonungslos mit seinen Kreationen um, was nicht jedermanns Geschmack sein dürfte, auch wenn die blutigen Abschnitte nur vereinzelnd auftauchen. Gepaart mit den realistischeren Charakterdarstellungen erscheint Star Trek in einem neuen, moderneren Gewand. Vanguard orientiert sich verstärkt an aktueller SciFi-Literatur, ohne aber dabei seinen Ursprung zu verlieren.
Der größte Kritikpunkt betrifft den Gegenspieler, die Shedai. So ausgefallen und kreativ das Volk in den meisten Szenen ist, so eindimensional ist es in seinen Handlungen. Mir persönlich genügt die Begründung nicht, dass die Shedai einen Krieg gegen alle anderen Zivilisationen führen, nur weil sie sich für die legitimen Herrscher über Alles und Jeden halten. Dies wird der ansonsten ausgeklügelten Geschichte einfach nicht gerecht.
Ein besonderes Leckerbissen stellt das Ende dar. Trotz der teils gravierenden Unterschiede zur Classic-Serie gelingt es Mack insbesondere im Schlussteil wieder das Alte mit dem Neuen so zu verbinden, dass es wie eine Einheit wirkt. Und nicht nur das, es scheint auch so, als würde in VANGUARD die Vorgeschichte von einem der ersten TOS-Kinofilme erzählt werden, was so manchem Fan sicherlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Zudem gibt es reihenweise gravierende Veränderungen, die die Vorfreude auf den Folgeband nur noch umso mehr in die Höhe treiben…
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Alessandro Hüttermann |
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Quelle: treknews.de
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