STAR TREK - VANGUARD 08
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Vanguard befindet sich im Belagerungszustand. Umgeben von Feinden. Admiral Nogura beauftragt das Spähschiff Sagittarius damit, eine uralte Waffe zu finden, die die einzige Hoffnung der Föderation sein könnte, um die Bedrohung durch die Shedai aufzuhalten …
Qo’noS wird von Skandalen erschüttert. Ratsmitglied Gorkon kämpft darum, eine romulanische Verschwörung aufzudecken, die Mitglieder des Hohen Rates korrumpieren soll. Doch er muss am eigenen Leib erfahren, dass jemand, der einen Kreuzzug führt, wenig Verbündete hat und noch weniger Freunde …
Auch Tholia bewegt sich am Rande des Wahnsinns. Um zu verhindern, dass die Sternenflotte die Macht der Shedai für sich nutzt, entsenden die Tholianer eine Flotte, die nur ein Ziel kennt: Die Shedai zu töten – indem sie Vanguard zerstörten. (Quelle: startrekromane.de)
Kritik
Es gibt Autoren, die ihren Kreationen einfach keine Ruhe gönnen. Wo überschaubare Abenteuer zu einer unendlichen Odyssee ausarten, wo einst geniale Geschichten bis zur Unkenntlichkeit verwässert werden und der treue Leser den Tag herbeisehnt, an dem alles endlich enden mag. Und dann gibt es Schriftsteller wie David Mack und seine Mitstreiter, die genau wissen wohin die Reise zu gehen und vor allem wann sie zu enden hat. Und VANGUARD endet mit einem ungeahnten Knall...
Gleich zu Beginn des Romans STURM AUF DEN HIMMEL erwartet den Leser die erste Überraschung. Die Omari-Ekon ist mitsamt ihrer Besatzung Geschichte. Doch das wirklich explosive daran ist der Grund dafür, denn anscheinend hat die Sternenflotte das Raumschiff zerstören lassen, weil die Crew zu viel über die Operation Vanguard wusste. Auch wenn die Geschäftspraktiken der Omari-Ekon zutiefst verwerflich waren, so ist es doch verwunderlich, wie gleichgültig der Tod vieler, darunter vielleicht auch unschuldige, hingenommen wird. Ebenso schockiert die Tatsache, dass die Sternenflotte obendrein die Exekution eines Zivilisten anordnet, der bereits alles was er eins besaß für das Wohle der Operation opfern musste. Jetzt auch noch sein Leben einzufordern und das nur, weil auch er zu viel weiß, das hat nichts mit der altbekannten Sternenflotte gemein, das ähnelt mehr einer Verbrecherorganisation wie der Mafia.
Aber das alles ist nichts im Vergleich zu dem was sich der Autor David Mack im Schlussteil für die Föderation erdacht hat. Die Gefangennahme einer gesamten Rasse ist bereits grenzwertig, doch die anschließende Versklavung zu einer grausamen Waffe, die selbst den Tholaron-Generator aus STAR TREK - NEMESIS zu einem harmlosen Spielzeug werden lässt, ist durch nichts zu rechtfertigen. Es wird leichtfertig in Kauf genommen, dass die Shedai dabei Höllenqualen erleiden oder sogar sterben können. Das ist Guantánamo im 23. Jahrhundert - mit der Föderation als Folterknecht.
Die Verfehlungen der Föderation werden umso tragischer, wenn man bedenkt, dass sie nicht aus der Not heraus geboren werden, sondern einfach nur unnötig sind. Mit den Zivilisten hätte man ähnlich verfahren können wie mit dem ehemaligen Kommandanten der Station Diego Reyes. Ein einsamer Planet am Rande des bekannten Raums und schon wären diese Probleme, wenn auch nicht gänzlich sauber, gelöst. Hätte man zudem die Shedai und die Artefakte ohne falschen Zeitdruck und wissenschaftlich sauber erforscht, hätte man auch hier das schlimmste verhindern können. Doch so zeigt Mack eine skrupellose Föderation, die nach der Macht lechzt, ganze Planeten über Lichtjahre hinweg zu Staub verwandeln zu können. Bei aller Liebe, das passt nicht in den Kontext, das ist nicht Gene Roddenberrys STAR TREK.
Nach dieser harten Kritik kann der Roman doch eigentlich nur schlecht sein oder? Falsch, denn legt man für einen Moment die Moralkeule zur Seite, so hält man ein Buch mit vielen fantastischen Aspekten in den Händen. Allein wenn man einen Blick darauf wirft, wie realitätsnah und facettenreich die Figuren gezeichnet wurden, kann man aus dem Schwärmen nur schwer wieder rauskommen. Die Charaktere sind nicht so aalglatt und heroisch wie man es aus den zahlreichen STAR TREK Serien gewöhnt ist. Es gibt keine simple Unterscheidung in Schwarz und Weiß, sondern Grautöne dominieren das Gesamtbild. Selbst die Tholianer bekommen endlich die Vorgeschichte, die ihnen zusteht. Ihre Handlungen werden verständlich und nachvollziehbar, selbst oder besser gesagt gerade in den Augenblicken, in denen ihre Aktionen gegen die eigentlichen Helden des Romans gerichtet sind.
Zudem ist es schier unglaublich wie viele Verknüpfungen David Mack in seinem Buch herstellt. Gleich für drei Kinofilme (II, VI, VII) wird in diesem Roman die Vorgeschichte erzählt. Die gesamte TOS-Ära wird durch den VANGUARD-Zyklus in einen eleganten Rahmen gesteckt. Die Schlüsselereignisse dieser Zeit werden geschickt miteinander verbunden und fehlende Fakten, wie etwa das Bündnis zwischen den Romulanern und den Klingonen zustande kam und wieder aufbrach, werden nachgereicht. Wer sich für die Hintergründe und insbesondere für die politischen Manöver dieser Zeit interessiert, für den ist dieser Zyklus und insbesondere dieser Band ohne Wenn und Aber Pflichtlektüre. Mit welchem Geschick und Einfallsreichtum Mack vorgeht, ist trotz aller vorher genannten Problemen absolut lesenswert.
Doch die Schattenseite davon ist, dass wenig Platz für die liebgewonnen Figuren bleibt. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn einige Charaktere sich bereits im letzten Buch verabschiedet hätten, so fehlt es leider am Raum, jeder Figur ein würdiges Ende zu bereiten. Der Roman endet leider auch mit einer bombastischen Actionsequenz, die Ansicht zu überzeugen weiß, aber trotzdem nicht vollends befriedigend ist. Auch DEEP SPACE NINE verabschiedete sich damals mit einer eindrucksvollen Schlacht, doch nahmen sich die verantwortlichen Autoren danach noch ebenso viel Zeit für die Charaktere. Ein Ende in diesem Stil wäre sicherlich besser gewesen, doch das ist zugegeben Meckern auf hohem Niveau.
Die wenigsten Autoren einer Serie, ob in TV- oder Buchform, wissen wann es Zeit ist abzutreten. Und noch weniger wissen, wie sie die selbstgeschaffene Geschichte mit all ihren Fallstricken, zu einem würdigen Ende bringen können. Trotz aller Probleme, wie gravierend sie auch sein mögen, ist das Mack gelungen. Er hat den richtigen Zeitpunkt erkannt und ein anständiges Ende abgeliefert und das ohne offene Fragen zu hinterlassen. Er hat das STAR TREK Universum um dringend benötigte Schattierungen bereichert, auch wenn er zuweilen über das Ziel hinaus geschossen ist. Die Abkehr vom starren Schema der TV-Serien hat sich als goldrichtig erwiesen. Die VANGUARD-Romane gehören zweifelsfrei zu den besten STAR TREK Büchern, die jemals veröffentlicht wurden.
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Alessandro Hüttermann |
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Quelle: treknews.de
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