Die Reisen der Titan bringen das Schiff zu einer Welt am Rande des Verstandes. Orisha ist ein Planet, dessen Bewohner seit Jahrhunderten unter einem geheimnisvollen Himmelskörper gelebt haben. Seit dem Moment seines ersten Erscheinens glaubten sie, dass es sich bei ihm um etwas Unnatürliches handelt, ein böses Omen, durch das sie sich beobachtet fühlten, bloßgestellt, verletzlich – und er verursachte eine Urangst, die den Lauf ihrer Zivilisation beherrscht hat. Die Orishaner nennen ihn „das Auge“, und weil er jedem wissenschaftlichen Versuch widerstanden hat, seine wahre Natur zu entschlüsseln, sind viele überzeugt, dass es sich bei ihm um ein Wesen handelt, dass ihre Welt untersucht ... und vielleicht darauf wartet, sie zu zerstören.
Doch das Geheimnis um das Auge bedroht die Titan genauso wie Orisha ... und für ein Mitglied aus Captain Rikers Besatzung hat es eine besondere Bedeutung; jemanden, dessen lebenslange Suche nach dem Ausgleich zwischen Glauben und Wissenschaft durch das grelle, unbarmherzige Licht der Unvermeidbarkeit auf die Probe gestellt wird. (Quelle: startrekromane.de)
Kritik
Bislang stellte TITAN für mich die direkte Fortführung der alten THE NEXT GENERATION Serie dar. Grundbausteine wie der Drang zur Forschung, Humor und trotz einer lockeren Erzählweise eine beeindruckende Tiefgründigkeit wurden stilvoll übernommen. Doch davon ist in SCHWERT DES DAMOKLES nichts mehr zu finden. Nachdem sich die ersten drei Bücher stetig steigern konnten, folgt nun mit dem vierten Band der komplette Absturz.
Dabei ist das kleinste Problem die Haupthandlung um die Orishianer, die trotz vieler Schwächen halbwegs solide erzählt ist. Nach einem richtungslosen und zugegebenermaßen auch langweiligen Anfang kann die Geschichte deutlich an Geschwindigkeit und Spannung zulegen. Die Zeitsprünge und Zeitparadoxa, auf die der Autor reichlich zurückgreift, sind zwar nicht immer leicht verständlich, harmonieren aber an sich gut mit der Handlung. Für den Leser ergibt sich dadurch auch die interessante Möglichkeit, einen Blick auf die Entwicklung der orishianische Kultur zu werfen. Wirklich zufrieden gestellt wird man davon jedoch nicht, da die Ausführungen nur oberflächig und nicht frei von SciFi-Klischees sind. Zudem wird die Geschichte erheblich durch den übermäßigen Gebrauch von Technobabbel verkompliziert. Doch dies ist leider nicht der einzige handwerkliche Fehler. In vielen entscheidenden Szenen sind die Beschreibung schlicht und einfach unzureichend. Besonders auffällig wird dies beim Schicksal vom Schiffsingenieur Ra-Havreii. Trotz sorgfältigen Lesens musste ich am Ende des Buches googeln, was denn nun mit dieser wichtigen Figur geschehen ist. Und wie ich bei meiner Recherche feststellen musste, war ich damit bei weitem nicht der einzige. Für mich ein klares No-go.
Doch die eigentlichen Probleme des Romans sind die Charaktere. Es scheint als wollte der Autor die Figuren alle dunkler (fast Battlestar Galactica ähnlich) darstellen und hat dafür eigens Konflikte zwischen den Crewmitgliedern erfunden. So hat beispielsweise der cardassianische Kadett Dakal damit zu kämpfen, dass er von seinen Kollegen Dunsel genannt wird, was so viel bedeutet wie "ein Schiffsteil, das keinem nützlichen Zweck dient." Auch wenn dieses Problem nicht unbedingt rassistischer Natur sein muss, so ist so etwas in dem sonst idealisierten Star Trek Universum völlig fehl am Platz.
Den wohl größten Konflikt haben Riker und Troi auszufechten, da sich der Autor für die beiden einen maßlos überzogenen Ehestreit ersinnt hat. Natürlich verhalten sich Riker und Troi so unprofessionell, dass die gesamte Besatzung darunter leidet. Es geht sogar so weit, dass sich der XO, Commander Christine Vale, dazu gezwungen sieht, heimlich einen Counselor zu einem Meeting der Führungsetage zu nehmen. Sein Urteil nach wenigen Minuten: Der Führungsstab befindet sich am Rande des totalen Zusammenbruchs. Unglaubwürdiger geht es nun wirklich nicht.
Des Weiteren hat Vale auch mit Ra-Havreii zu kämpfen, der in einer Krisensituation lieber Upgrades an den Maschinen vornimmt, als dringende Reparaturen durchzuführen, die für das Überleben der Crew vonnöten sein könnten. Im späteren Verlauf wird auch erwähnt, dass sein Team am besten funktioniert, wenn Ra-Havreii nicht anwesend ist. Wie eine solche Person auf so einer entscheiden Position überhaupt tragbar ist, bleibt mir ein Rätsel. Anscheinend ist nicht nur Ra-Havreii völlig unfähig seinen Job zu erledigen, sondern auch Riker und Troi, die eine solch katastrophale Situation dulden.
Nebenbei wird auch angemerkt, dass Riker Bellatora Fortis, Captain des Schwesterschiffs U.S.S. Charon, für unfähig hält ein Kommando zu führen. Somit scheint also auch die Sternenflotte nicht mehr das Wahre zu sein. Als Leser kann man sich durchaus ärgern, was für ein schlechtes Bild der Autor Geoffrey Thorne von den Charakteren zeichnet. Bei den unbekannten Figuren kann man noch eher ein Auge zudrücken. Aber wenn Riker und Troi, zwei Personen die man als Fan über zwanzig Jahren kennt, sich völlig entgegen ihren sonstigen Verhaltensmustern benehmen, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Freilich wurden auch in den vorherigen Büchern Probleme innerhalb der Crew thematisiert. Doch begründeten sich diese allein auf der Vielseitigkeit der Crew und die Konflikte waren stets nachvollziehbar. Anders als in SCHWERT DES DAMOKLES, wo die Krisen nur so vom Himmel fallen.
Positiv bleibt anzumerken, dass Vale, Ra-Havreii und Commander Jaza in diesem Band deutlich an Tiefe hinzugewonnen haben. Jedoch hebt sich dieser positive Aspekt insofern auf, dass sowohl Vale als auch Ra-Havreii unsympathisch erscheinen. Bei Vale liegt dies vor allem an dem Konflikt mit Ensign Molan, aber auch an den mehr oder weniger weisen Sprüche ihrer Mutter, die mit der Zeit nur noch stören. [ SPOILER ] Am Ende bleibt nur noch der Bajoraner Jaza Najem, bei dem man eine positive Entwicklung beobachten konnte. Thorne hat aus der vernachlässigten Figur einen vielseitigen Charakter geschaffen, den man als Leser durchaus mögen kann. Umso enttäuschender ist es daher, dass Jaza den Roman nicht überlebt. Somit schwenkt also auch der letzte Pluspunkt zu einem Kritikpunkt um.[ / SPOILER ]
Fazit
Auch nach langem Überlegen kann ich an diesem Roman nichts Positives finden. Thorne enttäuscht mit seiner Story und vor allem mit seinen Charakterdarstellungen auf ganzer Linie. Nicht einmal Fanlieblinge wie Riker, Tuvok oder Dr. Ree können diesen Roman noch irgendwie retten, denn alle drei Charaktere tauchen nur am Rande auf. Statt zu forschen hat die Besatzung der Titan mit persönlichen Konflikten, Zerstörung und Toten zu kämpfen. Würde die Umsetzung in sich stimmig sein, so wäre das durchaus akzeptabel, doch so bleibt SCHWERT DES DAMOKLES eine herbe Enttäuschung. Die weiße Weste der TITAN-Reihe hat einen tiefschwarzen Fleck bekommen. Es bleibt zu hoffen, dass allzu bald nicht weitere hinzu kommen.
STAR TREK - TITAN | |||||||||||
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Quelle: treknews.de
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