Stilistisch gesehen hat sich Ron Moore „2001“ und Black Hawk Down zum Vorbild genommen. „2001“ wegen seiner technischen Details und letzteren Film für die realistische Darstellung des Krieges.
Tatsächlich erinnert das Andockmanövers des kolonialen Schiffes an der Raumstation gleich zu Beginn des Filmes an die visuelle Umsetzung in Stanley Kubricks Meisterwerk. Die Versorgungsstation mit den rotierenden Gravitationsringen, welche später im Pilotfilm zu sehen ist, könnte auch genauso gut aus 2001 stammen.
Bei dem Kampfstern Galactica hat man sich an den Aufbau eines amerikanischen Flugzeugträgers orientiert. Die Mechanikercrew auf dem Flugdeck läuft beispielsweise wie ihre realen Vorbilder in auffälligen orangenen Overalls herum. Es gibt Katapulte zum Starten der „Viper“ Raumjäger, und statt eleganter Schiebetüren wie auf der Enterprise gibt es an Bord der Galactica wuchtige manuell zu öffnende Schotts.
Tatsächlich erklärt Ron Moore in einer Videodokumentation, die auf der DVD Veröffentlichung der Miniserie zu finden ist, dass man beim Galactica Set die US- und britische Navy im Zeitraum 1945 bis 1960 als Vorbild nahm. Bei den Kämpfen der Galactica mit den zylonischen Basisschiffen scheint man Taktiken der US Navy während der großen Seeschlachten im Pazifik übernommen zu haben.
Um den „Flugzeugträger im All“ wird beim Angriff der zylonischen Jäger ein Sperrfeuer aus klein- und großkalibrigen Projektilwaffen gelegt, während die eigenen Viper Jäger gestartet werden, um die feindlichen Jäger abzufangen.
So überrascht der Retro- Look an Bord der Galactica nicht. Analoge Sprechfunkgeräte und veraltete Computersysteme sind ebenso zu finden, wie Heckler&Koch Sturmgewehre des Typs G 36 und Ausrüstungsgegenstände, die bei den heutigen US Streitkräften im Einsatz sind. Dieser interessante Mix aus Requisiten, die aus unserer Gegenwart stammen, und klassischen Science Fiction Elementen wie den Sprungantrieb der Galactica, der es ermöglicht von einem Ort zum nächsten zu springen, trägt erheblich zum „erwachsenen“ Flair dieser Science Fiction Serie bei. Sie kommt völlig ohne die gängigen Klischees, wie dem „Alien der Woche“ oder bunter überladener Special Effects Orgien anderer Science Fiction Serien aus.
Erklärt wird diese ungewöhnliche Mischung von alter und neuer Technik im Pilotfilm gleich auch. Aus Angst, dass sich die Zylonen in ein vernetztes Computersystem einhacken und so Zugriff auf primäre Schiffsfunktionen erlangen können, hat man beim Bau der Galactica auf moderne Computerkomponenten weitgehend verzichtet.
Die Special Effects sind bewusst dunkel ausgeleuchtet und geben somit die düstere schmutzige Grundstimmung der Serie wieder. Wo in anderen Genrevertretern Raumschiffe im Weltraum laut explodieren, sind in BSG Explosionen und Geräusche im Weltraum nur gedämpft hörbar.
Durch die intensive Nutzung von „verwackelten Handkameraszenen“ mit schnelle hektischen Schnitten und Zoomeffekten auf bestimmte Ausschnitte, die mal aus dem Fokus geraten und dann wieder eingefangen werden, wird dem Zuschauer ein „Mitten drinnen statt nur Dabei“ Gefühl vermittelt, dass man denkt statt dem SCIFI- den Dokukanal eingeschaltet zu haben. Ridley Scott nutzte in Black Hawk Down das gleiche visuelle Stilmittel um den Kampf um Mogadischu 1993 möglichst realistisch in die Kinos zu bringen.
Der musikalischen Untermalung kommt in einem Film eine wichtige Rolle zu. Sie fängt erst die Stimmung eines Filmes ein und trägt sie an den Zuschauer weiter. Nicht umsonst wird Musik als ein Schlüssel zur Seele bezeichnet. Battlestar Galactica ist stellenweise ein Film der teilweise von erstaunlicher Stille und symbolischen Bildern getragen wird. Der Beginn des Filmes auf der Raumstation oder die Szenen in Baltars Haus seien hier genannt. Hier kommt Gibbs minimalistische Musik zum Zuge, welche diese Szenen durch teilweise schon surreale Klänge passend unterstreicht.
Ähnlich wie in Star Trek Deep Space sind die vielen Haupt- und Nebencharaktere eine Stärke von Battlestar Galactica. Alle Charaktere ausführlich hier aufzuzählen würde den Rahmen dieses Review sprengen. Daher widme ich mich im folgendem denjenigen Charakteren die in der Miniserie ausführlicher vorgestellt werden:
Mary McDonnell verkörpert Präsident Laura Roslin und steht als oberste zivile Instanz über Comander William Adama, der den militärischen Oberbefehl über die koloniale Flotte hat. Das latente Konfliktpotential zwischen ziviler und militärischer Ebene, wie er schon in der Miniserie angedeutet ist, wird immer wieder in den ersten beiden Staffeln der Serie auftauchen. Gerade in einer Ausnahmesituation- in welcher sich die koloniale Flotte zweifellos befindet, hat das Militär, wie die Geschichte gezeigt, unter der Prämisse eines „harten entschlossenen Durchgreifens“ die Kontrolle über die Herrschaft im Staat übernommen. Mary McDonnell vermag es glaubhaft Laura Roslin als Präsidentin, die in einer großen Krise in ihr Amt hineinwächst, darzustellen. Wie bereits gesagt, ist Commander William Adama der militärische Oberbefehlshaber der Galactica und Raumflotte. Wie Lorne Greene in der Originalserie, gelingt es auch Edward Jones Olmos seinen Charakter als weisen Anführer darzustellen. Mich erinnert William Adama in seiner ruhigen Art etwas an das japanische Militärgenie des zweiten Weltkrieges Großadmiral Yamamoto Isoroku. Wer genau hinsieht, kann in Adamas Quartier auf der Galactica persönliche Einrichtungsgegenstände entdecken, die durchaus der japanischen Kultur zuzuschreiben sind. Außerdem isst Adama gerne Nudeln mit Essstäbchen.
Wie im Original dient auch Adamas Sohn als Viperpilot an Bord der Galactica. Allerdings ist in der Miniserie das Verhältnis zwischen Vater und Sohn aufgrund des tragischen Unfalltods des jüngeren Sohnes getrübt. Lee „Apollo“ Adama gibt dafür seinem Vater die Schuld. Damit ist aber auch sein großes Vorbild verschwunden und Lee ist von Selbstzweifeln geplagt und weiß zunächst nicht so Recht um seinen Platz in der Welt. Obwohl Jamie Bambers bemüht ist, wirkt Lee „Apollo“ Adama in der Miniserie zunächst ein wenig glatt und ohne Konturen. Durch die Freundschaft mit Präsident Roslin entscheidet er sich bewusst gegen seinen Vater und versucht so seine eigene Identität zu definieren. Hier gelingt dann auch erstmals die Identifikation des Zuschauers mit dem neuen Apollo.
Im Fandom schieden sich die Geister, als bekannt wurde, dass der neue Starbuck in der Neuauflage durch eine Frau ersetzt wurde. Aufgrund dieser Tatsache hatte Katee Sackhoff vermutlich den schwersten Start von allen. Ich fand es zunächst unglücklich, dass man Starbuck im Pilotfilm quasi als exakte rebellische Kopie des alten Starbucks vorstellte. Mit Dirk Benedict teilt die neue Starbuck die Vorliebe für Zigarren und nimmt es mit der Disziplin an Bord nicht zu ernst. Es wäre besser gewesen Kara Thrace mehr vom Original abzugrenzen. Zum Glück gelingt es Kara Thrace im Laufe der ersten Staffel sehr schnell eine eigene Identität zu entwickeln und sich von Dirk Benedict erfolgreich abzugrenzen. Ganz anders als in BSG 1979 präsentiert sich der neue Baltar. War Baltar im Original einfach nur böse und etwas verrückt, ist Gaius Balter nun vielschichtiger ausgelegt. Ein großer Gewinn war hier die Verpflichtung von James Callis. Gaius Baltar ist in der Miniserie ein exzentrischer, selbst verliebter, genialer Wissenschaftler mit einem Hang zu schönen Frauen. Dieser Hang wird ihm in Gestalt von Tricia Helfer zum Verhängnis. Ohne es zu ahnen, verhilft er den Zylonen zur fast vollständigen Vernichtung der Menschheit. Im Gegensatz zum alten Baltar ist Gaius nicht der typische Filmbösewicht sondern eigentlich nur ein Mensch mit Fehlern, der natürlicherweise einen Selbsterhaltungstrieb besitzt. Der Zuschauer kann sich mit Gaius Baltar identifizieren und muss sich in bestimmten Szenen fragen, wie er selbst reagiert hätte. Das „Was wäre wenn?“ Prinzip ist eine der ganz großen Stärken des neuen BSG und zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie.
Neben der Tatsache, dass Starbuck und Boomer jetzt durch Frauen dargestellt werden, gehören auch die neuen Zylonen zu den Überraschungen der Neuauflage von Battlestar Galactica. Waren die Zylonen in BSG 1979 gänzlich Roboter in metallenen Rüstungen, gibt es nun auch menschenähnliche Zylonen, die wie der Terminator nicht von Menschen zu unterscheiden sind, und auch versuchen das menschliche Verhalten nachzuahmen. Das ihnen dabei Fehler unterlaufen, wird in der Miniserie deutlich als „Six“ aus Versehen das Genick des Babys bricht. Unter den menschlichen Zylonen gibt es auch so genannte „Schläfer“, die bis zur Aktivierung eines bestimmten Befehles nicht wissen, dass sie Zylonen sind. Sharon „Boomer“ Valerii fällt unter diese Kategorie. Dies führt BSG eine gewisse Prise Paranoia zu, da die überlebenden Menschen und so auch der Zuschauer nicht wissen, wer denn alles ein Zylone sein könnte. Ron Moore dienten hier gewiss die „Changlings“ aus Star Trek Deep Space Nine als Vorbild, die auch jede beliebige humanoide Form annehmen konnten.
Ein Pilotfilm hat die unglückliche Aufgabe sowohl die wichtigsten Charaktere vorzustellen, als auch den Grundplot einer Serie zu definieren. Meist scheitert dieser Balanceakt an der knappen vorgegebenen Zeit und entweder die Charaktere sind nur unzureichend definiert oder die Handlung erscheint lückenhaft. In der Minserie ist das anders. Fast 180 Minuten stehen Ron Moore und Michael Rymer zur Verfügung um die Charaktere und Galactica vorzustellen. Nach dem Prolog, der die Zerstörung der von Menschen und Zylonen gemeinsam gebauten Raumstation zeigt, vergehen fast 40 Minuten bevor der erwartete Angriff der Zylonen auf Caprica und die anderen Kolonien beginnt. In dieser Zeit wird die Galactica gebührend vorgestellt. Aber auch das Leben in Caprica City wird in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Wie auch schon an Bord des Kampfsternes wird das Leben in der Metropole aus einem interessanten Mix aus heutiger und futuristischer Technik dargestellt. Ohne weiteres könnte der beeindruckende Start der Colonial One aus der Metropole aus einem Star Wars Film stammen. Die Mode der Kolonisten hingegen orientiert sich an unserer Zeit.
Schön finde ich die Einbindung von BSG 1979 in die Miniserie. An Bord der Galactica, die zu einem Museum umfunktioniert werden soll, kann man einige Relikte aus dem ersten Krieg gegen die Zylonen bewundern. Neben einem alten Zylonen, ist auch eine alte Viper zu bewundern. Als die „Viper“ Ehrenformation über die Galactica saust, ist eine kurze musikalische Variation des kultigen Battlestar Galactica Mainthemes zu hören.
Das schon von mir angesprochene „Was wäre wenn Prinzip“ taucht in der Miniserie öfters auf, und zwingt den Zuschauer zu einer eigenen moralischen Stellungsnahme. Hätte man wie Helo seinen Platz im Raptor Baltar überlassen? War es richtig, die nicht Sprungfähigen Schiffe zurückzulassen oder ist das Überleben weniger zugunsten vieler wichtiger? Battlestar Galactica handelt von Menschen in einer Extremsituation. Kann es dort noch Menschlichkeit geben oder wird diese zugunsten des Überlebens der Menschheit eingeschränkt? Diese Frage ist ein wichtiger Bestandteil der Serie und wird uns noch des Öfteren begegnen.
Nachdem die Flucht vor den Zylonen im Orbit von Caprica geglückt ist, springt die Galactica zu einem Versorgungslager um Munition aufzunehmen. Der Anflug auf die Station die in einem Nebel liegt, wurde mit beeindruckenden Bildern umgesetzt. Das Innere der Station besticht durch ein Schmutziges beklemmendes Ambiente, aber trotzdem liegt für mich in dieser ganzen Szene ein kleiner Schwachpunkt der Miniserie. Die Station hat gigantische Ausmaße. Sicherlich werden in einem Versorgungslager viele Dinge automatisch abgewickelt. Aber das man nur einen Menschen auf dieser riesigen Station antrifft, erscheint mir etwas unglaubwürdig. Mir scheint, als ob die ganze Szene allein dafür konstruiert wurde, um Adama mit einem menschlichen Zylonen zu konfrontieren.
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