Völlig durchnässt und orientierungslos findet sich Raptor-Pilotin Sharon „Boomer“ Valerii in einem Nebenraum des Hangardecks wieder. Offensichtlich kann sie sich an die vergangenen Ereignisse nicht mehr erinnern. Als sie ihn ihrer Tasche nachschaut, die vor ihr auf dem Boden steht, findet sie darin trockene Bekleidung und einen Sprengzünder. In panischer Angst begibt sie sich zum Waffenlager, wo sie feststellen muss, dass insgesamt 6 weitere Sprengzünder fehlen.
Währenddessen bahnt sich der erste Besuch der Präsidentin der Kolonien Laura Roslin auf der Galactica an. Als Höhepunkt soll das Betankungsmanöver der Virgon Express mit Wasser durchgeführt werden. Während der Betankung kommt es jedoch zu mehreren Explosionen, die dazu führen, dass sämtliche Backbordvorratstanks der Galactica beschädigt werden und das kostbare Wasser ins All strömt.
Die erste Untersuchung ergibt, dass die Tanks gesprengt wurden und somit Sabotrage vorliegt. Um die Versorgung der Flotte mit dem Lebensquell zu sichern, werden sämtliche Raptoreinheiten in nahe gelegene Sternensysteme entsandt, um nach Wasser zu suchen. Dem Team um Sharon gelingt es letztendlich Wasservorkommen zu finden und damit einer Wasserverknappung und einer drohenden Meuterei in der Flotte entgegenzuwirken. |
Gut 45.000 Menschen auf Raumschiffen, abgeschnitten von jeglicher Versorgung. Dies ist die Ausgangssituation der Überlebenden des Zylonenangriffs auf die zwölf Kolonien. Viele der Raumschiffe, die dem Angriff entkommen konnten, sind nicht für einen Langstreckenflug und vor allem nicht für den monatelangen Aufenthalt im All ohne Flugunterbrechung an einer Raumstation oder einem Planeten konzipiert worden. Vor diesem Hintergrund war es logisch, dass die Autoren der Serie das Thema Versorgung aufgreifen mussten. Beispielhaft zogen sie hierzu eines der wichtigsten Güter heran: Wasser.
Die Episode liefert dem Zuschauer zunächst Erklärungen über das ausgefeilte Wasserreceyclingsystem der Galactica und benennt hierzu auch Zahlen. Ein Jahr könnte die Galactica ohne neue Wasservorräte aufzunehmen im Weltraum agieren. Andere Schiffe sind jedoch mit dieser modernen Technik nicht ausgestatte, so dass sie auf die Hilfe und die Betankung durch die Galactica angewiesen sind.
Die Folge startet zunächst verwirrend, sowohl für den Zuschauer, als auch für Leutnant Sharon Valerii. Völlig durchnässt findet sie sich in einem Raum wieder und ihre Reaktion zeigt deutlich, dass sie keinerlei Erinnerungen daran hat, weshalb sie durchnässt ist und warum sie sich überhaupt in diesem Raum befindet. Geradezu panisch reagiert sie, als sie in ihrer Tasche einen Sprengzünder findet. Gleichzeit findet sie jedoch auch trockene Kleidung, was deutlich macht, dass die Tat von langer Hand geplant war. In diesem Moment eröffnen die Macher der Serie einen neuen Aspekt. Nachdem dem Zuschauer bereits bekannt ist, dass es sich bei Sharon um einen weiteren menschlichen Zylonenagenten handelt, wird nun deutlich, dass es unter den Zylonen auch „Schläfer“ gibt, die von ihrem Dasein und ihrem Auftrag keinerlei Kenntnis haben. Offensichtlich sind die Zylonen in der Lage ihre menschlichen Abbilder so zu programmieren, dass sie von ihrer Zylonenexistenz keinerlei Kenntnis haben. Dies verringert natürlich die Gefahr, dass sie sich durch ihr Verhalten selbst verraten. Der Umstand stellt einen vollkommen neuen und interessanten Aspekt im Charakter der Zylonen dar, der auch beim Publikum dazu führt, dass man sich nie sicher sein kann, wer ein Agent ist und wer nicht. Allerdings lassen die Handlungsweise von Sharon nach der Tat, ihre Gefühle und ihre Verwirrung und vor allem ihr bisheriges Leben als Geliebte des Chiefs ihr Dasein äußerst menschlich aussehen. Auch ihre Weigerung das offensichtliche anzuerkennen verdeutlicht dies nur noch mehr, weswegen es für einen echten Humanoiden fast unmöglich sein dürfte Sharon als Zylonin zu entlarven.
Im weiteren Verlauf zeigt die Folge eine weitere menschliche Eigenschaft. Chief Tyrol leugnet aus Liebe ebenfalls das für ihn offensichtliche. Sämtliche Hinweise der Tat deuten auf Sharon hin: sei es die nasse Kleidung, die Explosion von fünf Sprengkörpern oder gar letztendlich der Fund des letzten Zünders im Raptor von Sharon als diese von ihrer Mission bezüglich der Suche nach Wasser zurückkehrt. Der Chief will die Zusammenhänge nicht erkennen und hilft Sharon sogar beim Vertuschen der Tat. Der Tragweite seiner Entscheidung ist ihm dabei offensichtlich nicht bewusst, bringt er doch durch die Deckung einer vermeintlichen Zylonin die gesamte Besatzung der Galactica in Gefahr. Doch Liebe macht blind und insoweit nehmen die Produzenten hier eine der wohl menschlichsten Eigenschaften überhaupt auf und lassen dadurch die Grenze zwischen Mensch und Maschine erneut verschwimmen.
Die Serie eröffnet jedoch noch eine weitere neue Eigenschaft der Zylonenagenten. Als Sharons Co-Pilot „Crashdown“ kein Wasser entdeckt, sie auf ihren Anzeigen jedoch Wasservorkommen ausmachen kann, leugnet sie diesen Fund zunächst. Eine innere Blockade hindert sie daran, den Erfolg auszusprechen und damit die Flotte zu retten. Ihre Programmierung, der Menschheit die Vernichtung zu bringen, geht gar soweit, dass sie sich selbst mittels des letzten fehlenden Zünders mitsamt ihrem Raptor opfern würde. Doch Sharon kämpft dagegen an und schafft es sich gegen ihre Bestimmung zu wenden und bringt damit der Flotte und der verbliebenen Menschheit den rettenden Lebensquell. Damit wird eine neue Facette der Zylonen eingeführt, nämlich dass sie nicht mehr nur sture Befehlsempfänger, sondern fähig sind, eigene Entscheidungen zu treffen.
Neben der Charakteririsierung von Sharon und den Zylonen sowie des Versorgungsproblems greift die Episode jedoch auch die Gefühlswelt von Lee Adama auf. Nachdem er in der letzten Episode die Olympic Carrier mit ca. 1000 Seelen an Bord zerstören musste, fühlt er sich schuldig. Die Autoren greifen damit die Gefühlswelt und die innere Zerrissenheit zwischen Pflicht und Gewissen eines Soldaten auf. Lösungen werden durch zwei Personen, die jedoch vollkommen unterschiedliche Ansätze verfolgen, angeboten Commander Adama zeigt seinem Sohn auf, dass man mit seinen Entscheidungen und der Schuld aufgrund seiner Taten leben muss und diese Erfahrungen zum Leben dazu gehören. Präsidentin Roslin hingegen spricht vom nicht vergessen der Toten, die einen daran erinnern sollen, zukünftige Entscheidungen auf der Grundlage dieser Erfahrungen zu treffen. Aus meiner Sicht sind beide Möglichkeiten nur halbrichtig, sondern der Mittelweg aus beiden Meinungen ist der richtige Weg.
Währenddessen versucht Gaius Baltar weiter sein Geheimnis zu bewahren. Nachdem er in der vergangenen Episode die Idee des Zylonendetektors aufgebracht hatte und damit von seiner Schuld ablenken konnte, kommt er nun erneut in die Bredouille. Nachdem er noch keinerlei Fortschritte bei der Aufdeckung der Agenten vorweisen kann, wird ihm zur Unterstützung Lt. Gaeta zur Seite gestellt. Allerdings lässt die Zuweisung aufgrund des Verhaltens von Commander Adama mehr auf eine Misstrauensbekundung schließen. Für Baltar bedeutet dies eine unerwünschte Überwachung. Der Vertrauensvorsprung schrumpft und er muss sich erneut darum bemühen, sein Geheimnis zu bewahren. Gleichzeitig zeigt er sich wieder von der selbstverliebten Seite, als er anstatt sofort an die Arbeit zu gehen, lieber eine Pokerrunde mit den Offizieren spielt. Außerdem versucht er damit offenkundig seinem Hobby, der Eroberung von Frauen, zu frönen und sich Starbuck anzunähern.
Abschließend bleibt festzustellen, dass Roslin und Commander Adama zum ersten Mal eine Übereinkunft finden. Der Druck aufgrund des Wassermangels führt dazu, dass Commander Adama der Anordnung auch polizeiliche Pflichten zu übernehmen folgen möchte. Gleichzeitig versteht Roslin seine Bedenken und verspricht die Gefahr, welche von einer Militärpolizei ausgeht, Einhalt zu gebieten. Allerdings steuert Roslin gleichzeitig ein neues Problemfeld bei als sie zum Schluss der Episode Lee Adama zu ihrem persönlichen Militärberater macht und damit das gestörte Vater-Sohn-Verhältnis erneut belastet. Wie wird sich Commander Adama fühlen, wenn er erfährt, dass sein Sohn die Präsidentin zum Militär beraten soll, obwohl dieses allein seiner Entscheidungsbefugnis unterliegt.
Alles in allem bietet die Folge sehr viel Spannung und Einblicke in die Charaktere der Zylonen sowie von Einzelpersonen. Aus meiner Sicht bringt sie die Geschichte deutlich nach vorne und entwickelt das Konzept kontinuierlich und konsequent weiter. Außerdem befriedigt sie den Wissenshunger bezüglich des Überlebens und der Versorgung der Menschheit, weswegen diese Folge aus meiner Sicht der guten Qualität der ersten Episode in nichts nachsteht.
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