Der Wahlkampf um die Präsidentschaft wird immer härter. Gaius Baltar liefert sich eine Debatte mit der Präsidentin, doch seine Prognosen sehen schlecht aus. Unerwartete Schützenhilfe bekommt er plötzlich durch die überraschende Entdeckung eines bewohnbaren Planeten. Endlich hat er so einen politischen Standpunkt, für den er werben kann.
Die Besatzungen der Galactica und Pegasus springen mit einem riskanten Manöver, um letzte Überlebende von Caprica zu retten. Sie müssen sich dabei auf die Berechnungen von Boomer verlassen, die ein ungutes Gefühl hat.
Chief Tyrol hat Alpträume. Er befürchtet, ein Cylone zu sein und prügelt einem Amoklauf auf Specialist Cally ein. Ein Priester soll ihm helfen, dem Problem auf die Schliche zu kommen.
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Mir schwant böses, denn man wird mich für diese Review zerreißen. Doch ich muss sagen, wie es ist: so ganz vom Hocker gehauen hat mich dieser erste Teil nicht! Dabei tritt die Episode in die Fußstapfen des ersten Teils von dem Season Finale der ersten Staffel, denn auch dort geschah etwas, was für die meisten Fernsehserien recht ungewöhnlich ist. Meistens ist es ja so, dass der erste Part eine Erwartungshaltung aufbaut, die der zweite Teil nicht erfüllen kann und der Zuschauer bleibt etwas enttäuscht zurück. Bei „Battlestar Galactica“ jedoch war dies in der ersten Staffel anders und auch die zweite Staffel wird, so viel darf ich hier schon verraten, mit einer Wahnsinnsepisode enden.
Was ist der Grund für meine Kritik? Nun, irgendwie habe ich das Gefühl, dass man hier künstlich einen Plot auf 90 Minuten strecken wollte, der auch für 60 ausgereicht hätte. Da 60 Minuten jedoch ein unübliches Format für eine Fernsehserie ist, musste man sich wohl doch auf 90 hochschrauben. Irgendwie geschieht nicht wirklich viel. Der Plot lässt sich eigentlich in recht wenigen Sätzen zusammenfassen: Wahlkampf in der Flotte. Tyrol denkt, er wäre ein Cylone. Rettungsaktion für Caprica. Planet gefunden. Das war es eigentlich auch schon. Die gesamte Episode über warte ich darauf, dass der alles entzündende Knall kommt, doch er bleibt (noch) aus. Natürlich weiß ich an dieser Stelle schon, dass mich der zweite Teil vollends entschädigen wird, doch dieses Wissen darf ja für die Bewertung dieser Episode keine Rolle spielen.
Besonders schade finde ich den Plot um Chief Tyrol. Zwar hat Aaron Douglas hier die Möglichkeit, seine volle schauspielerische Bandbreite zu zeigen. Seine plötzlich auftretenden Alpträume, welche er angeblich schon seit Wochen hat, irritieren mich jedoch. Gerade bei einer so auf Kontinuität bedachten Serie wie dieser hätte man durchaus schon in früheren Episoden auf diese Träume hinweisen können. Auch verstehe ich nicht so ganz, wieso er sich konkret für einen möglichen Cylonen hält. Was war der Auslöser? Die Liebe zu Sharon? Karl Agathon scheint diese Bedenken nicht zu haben. Außerdem erinnere ich mich an die Szene zu Beginn der Staffel, als der Chief kurzzeitig in der Arrestzelle saß und von Tigh verhört wurde. Damals schwor er Stein auf Bein, dass er ein Mensch sei. Woher nun dieser Umschwung?
Mir scheint fast so, als solle dieser Plot nur als Aufhänger herhalten. Zum einen dafür, dass Tyrol endlich einmal klar wird, was Cally für Gefühle ihm gegenüber hat und zum zweiten, um eine wunderbare neue Figur einzuführen: Dean Stockwell beehrt uns bei Galactica! Der aus „Zurück in die Vergangenheit“ bekannte ehemalige Weggefährte von Scott Bakula spielt eine interessante Rolle, nämlich einen Priester ohne richtigen Gottesbezug und viel Wortwitz. Wir werden ihn noch öfters sehen, so viel sei sicher!
Der andere Schwerpunkt der Episode bildet, pünktlich zum US-Wahlkampf, die Auseinandersetzungen zwischen Präsident Roslin und Gaius Baltar. Dieser wird nun von Tom Zarek unterstützt, was gar nicht so überraschend ist. Schon öfters hatte der ehemalige Strafgefangene aus seiner Opposition gegenüber der aktuellen Regierung keinen Hehl gemacht und in Baltar scheint er ein willfähriges Vehikel gefunden zu haben. Doch wer benutzt eigentlich wen? Auch aus der Debatte hätte man mehr herausholen können. Ich erwartete eigentlich konkrete Stellungnahmen und Erkenntnisse darüber, was die Menschen in der Flotte bewegt, was sie beschäftigt. Diese werden in den (zugegebenermaßen sehr guten) Szenen jedoch nur angedeutet. Auch auf die Problematik, wie man einen Wahlkampf in dieser Ausnahmesituation des Lebens in einer Weltraumflotte austrägt, wird eigentlich nicht eingegangen. Zumindest sieht man, dass auch inzwischen gestandene Politikerinnen wie Laura Roslin, die schon einiges durchgemacht haben, immer noch Lampenfieber bekommen. Sehr sympathisch. Zu Sharons Vorahnung möchte an dieser Stelle einfach mal nichts sagen.
Die Entdeckung des Planeten bringt dafür eine höchst interessante Alternative mit sich. Erstmals müssen sich die Menschen nämlich fragen, ob sie ewig weglaufen und die Suche nach der ominösen Erde fortsetzen wollen oder auf etwas Konkretes setzen wollen. Immerhin liegt der Planet direkt vor ihrer Nase, er scheint geschützt und die Menschen innerhalb der Flotte sehnen sich nach etwas Abwechslung. Hier müsste man kritisch die Frage prüfen, wie kriegsmüde eigentlich alle sind.
Die Rettungsaktion auf Caprica verläuft eigentlich recht unspektakulärer und es überrascht mich ehrlich gesagt nur wenig, dass es nur eine geringe Anzahl von überlebenden Widerstandskämpfern gibt. Wenigstens haben sich Anders und Thrace wieder gefunden. Vielleicht stabilisiert dieser Moment ja die angeschlagene Pilotin. Falls sie es aus diesem Cliffhanger schafft…
Unterm Strich sollte uns diese Episode auf das große Finale vorbereiten. Stilistisch und schauspielerisch war die Episode wie immer auf höchstem Niveau, doch so richtig sprang der Funke bei mir nicht über. Falls ihr anderer Meinung seid (und das werdet ihr ganz bestimmt sein), dann äußert eure Ansichten doch im Forum oder in den Kommentaren!
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