Knapp zwei Monate sind seit der Besetzung von New Caprica durch die Cylonen vergangen. Die Flotte ist verschwunden und es ist unbekannt, wann und ob diese jemals zurückkehren wird. Um den Feind zu bekämpfen, gründen Colonel Tigh und Chief Tyrol eine Widerstandsbewegung. Die Mannen versuchen neue Mitglieder zu rekrutieren, Waffen zu beschaffen und den Cylonen zu schaden, wo sie nur können. Duck, einer der ehemaligen Viper-Piloten, wird von ihnen heftig umworben, hat jedoch aus Liebe zu seiner Frau Norah kein Interesse. Dies ändert sich jedoch, als Norah bei einem cylonischen Angriff auf einen Tempel stirbt… |
Mit den so genannten Wepisoden betrat das Team rund um Ronald D. Moore mal wieder Neuland. Schon immer zeichneten sie sich dadurch aus, die Möglichkeiten des Internets klug zu nutzen und abermals ist ihnen ein interessanter Geniestreich gelungen. Die insgesamt 10 Webisoden schließen thematisch den Bogen zwischen der zweiten und dritten Staffel. Sie bieten einen Einblick auf das Leben unter der cylonischen Besatzung. Zwar kann man den Beginn der dritten Staffel auch ohne Wissen der Webisoden nachvollziehen, doch eine Einordnung der Motive der Hauptfiguren fällt nach dem Betrachten deutlich leichter.
Dabei darf man diese Internetepisodenhappen nicht mit einer regulären Episode vergleichen, da gar nicht die selben Mittel zur Verfügung standen. Daher müssen diese mit weniger Sets, weniger Darstellern und kaum Spezialeffekten auskommen. Man konzentriert sich fast ausschließlich auf die Figuren, was durchaus seinen Reiz hat.
Duck und Tyrol fallen dabei besonders auf, da sie beide Angst um ihre noch jungen Familien haben. Während Duck genau aus dem Grund dem Widerstand entsagt, schließt sich der ehemalige Chief der Gruppe an. Er möchte seinem Kind eine Zukunft bieten und nimmt daher den Kampf an der Seite von Saul Tigh auf. Dieser hat sich vollends zum Pragmatiker gewandelt. Deutlich wird dies an dem Ratschlag, wie Duck rekrutiert werden soll: man solle ihm einfach „den heroischen Mist von der Rettung der Spezies und so weiter“ erzählen. Tigh macht dadurch deutlich, dass hier keine romantische Vorstellung von Kampf im Vordergrund steht. Man weiß, dass der Kampf blutig sein und es Verluste geben wird. Dies zu verleugnen wäre in seinen Augen falsch.
Eingeführt wird hier die New Caprica Police, die von den Cylonen angeblich als Bindeglied zwischen den Besatzern und der menschlichen Bevölkerung geschaffen wurde. Tatsächlich handelt es sich hierbei um Kollaborateure, die für die Besatzer die Drecksarbeit erledigen. Thematisch orientiert man sich hier an die von der SS in den jüdischen Ghettos eingesetzten Truppen, die im Tausch gegen Privilegien ihre eigene Bevölkerung drangsalierten. Ausgerechnet Spezialist Jammer, der ehemals so loyale Techniker aus dem Hangardeck der Galactica, gerät in den Sog der NCP. An seinem Beispiel wird deutlich gemacht, dass diese Menschen keine schlichten Verräter sind. Die Polizisten um Jammer werden durch den Irrglauben geleitet, dass sie durch ihren Einsatz Menschenleben retten und der Besatzung ein freundlicheres Gesicht geben können. Unsere Menschheitsgeschichte zeigt uns jedoch, wie verfehlt diese Annahme doch ist.
Mysteriös bleiben bisher die Motive der Cylonen, welche wir nur in einer Webisode sehen. Wollen sie Jammer durch schwülstige Worte zur Rekrutierung bewegen oder glauben sie tatsächlich, dass ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Maschinenwesen tatsächlich möglich ist? Auch dies hat die Geschichte bisher gezeigt: ein Besatzer sah sich nie als ein solcher, sondern eher als Heilsbringer. Schauspielerisch bewegt man sich hier aufgrund der bekannten Gesichter auf dem üblichen hohen Niveau und gerade bei Michael Hogan ist zu erwarten, dass er an seine starke Leistung als Saul Tigh aus der zweiten Staffel anknüpfen kann.
Ein Reinschauen lohnt sich also, zumal es die Webisoden kostenlos im Netz gibt. Was will man mehr? Hoffentlich macht dieses Beispiel bei anderen Serien und Produzenten Schule. Immerhin wird von vielen Verantwortlichen das Internet als potentielle Gefahr und nicht als Bereicherung angesehen. . |
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