Langsam wird Admiral Adama zum Jesus des BSG-Universums. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso der alte Mann scheinbar alle Sünden der Menschheit auf sich laden möchte. Nun denkt er also auch noch, dass er selbst für das Ende der Menschheit verantwortlich ist. Zum Glück geben sowohl die Präsidentin als auch sein Sohn ihr Bestes, um ihn von diesen Gedanken abzubringen. Dabei hätte dem Admiral auffallen können, dass die Cylonen schon vor Jahren Agenten in die Kolonien eingeschleust und damit selbst den Waffenstillstand gebrochen haben. Aber so ist das nun einmal, wenn man jahrelang die Schuld in sich hineinfrisst, dann fällt es schwer, sich lösen zu können. Dabei fällt auf, wie viel Sinn nun die Szenen in der Miniserie gemacht haben. Dort zeigte sich der Admiral nämlich alles andere als überrascht darüber, dass die Cylonen angreifen. Er hatte in der Tat jeden Tag auf diesen Moment gewartet. Hier bietet Edward James Olmos mal wieder eine beeindruckende Vorstellung des zweifelnden Oberbefehlshabers ab. Dies ist eine der wenigen Folgen, in denen er sich sichtlich bewegt zeigt.
Unterstützt wird er dabei wie immer glänzend von Michael Hogan, der endlich wieder zu sehen ist. Colonel Tigh hat es endlich geschafft, sich aus seiner Isolation zu lösen und sich wieder in die Besatzung zu integrieren. Dabei ist das Opfern einer geliebten Person das verbindende Element, welches die beiden Freunde wieder zueinander finden lässt. Interessant ist auch, dass Starbuck mit ihrer Entdeckung als erstes zu Tigh rennt. In den ersten Jahren hatten die beiden Offiziere nichts anderes als Verachtung füreinander übrig. Die Zeit auf New Caprica hat aus den beiden scheinbar Kampfgefährten gemacht. Eine interessante Entwicklung.
Auf Carl Lumbly als Gaststar hatte ich mich ohnehin schon lange gefreut. Er gehörte bei „Alias“ zu meinen Lieblingsfiguren, obwohl er oftmals in der Serie nicht sein gesamtes schauspielerisches Potential entfalten konnte. Hier lieferte er eine gute Vorstellung als Pilot ab, auch wenn mir die Charakterisierung des Piloten Nemececk etwas zu flach ausfällt. Dass er den Admiral töten will, kann ich noch halbwegs nachvollziehen. Nach Jahren der Isolationshaft kann man durchaus einen Knacks weghaben und sich dann in den erstbesten Erklärungsansatz festbeißen, wodurch er in gewisser Weise der Denkweise des Admirals folgt. Schade finde ich jedoch, dass ansonsten die Jahre der Gefangenschaft als einziger Mensch an Bord des Basissterns scheinbar keine weiteren größeren Schäden hinterlassen haben. Klar, 45 Minuten reichen nicht für tiefgründige psychologische Erkenntnisse, aber ein wenig mehr hätte schon drin sein können. Nemececk wirkt so gut wie gar nicht traumatisiert oder mitgenommen. Er erfreut sich guter Gesundheit und ist geistig relativ rege, wenn man bedenkt, dass ihm weder Bücher noch Unterhaltungsmedien zur Verfügung standen. Dies lässt höchstens darauf schließen, dass die Cylonen schon lange diesen Plan verfolgt und ihn deswegen so gut behandelt haben. Eine Erklärung, die ich ehrlich gesagt als unglaubwürdig empfinden würde, denn es gab schon deutlich bessere Momente, wo man den Piloten hätte einsetzen können. Leider kehrt die Figur im Laufe der dritten Staffel nicht zurück, obwohl man ihm ein Hintertürchen offen gelassen hat. Wünschenswert wäre es, denn es gäbe noch so viel zu erfahren. Immerhin kennen sich Adama, Tigh und der Pilot so gut, dass sie sich sogar bei dem Vornamen ansprechen. Hier existiert noch Storypotential!
Die möglichen Implikationen dieser Enthüllung sind immens. Werden wir hier also möglicherweise Zeugen eines aus dem Ruder gelaufenen Verteidigungskampfes der Cylonen? Aus ihrer Sicht haben ja die ehemaligen Unterdrücker den Waffenstillstand gebrochen und damit eindeutig einen kriegerischen Akt unternommen. Kamen sie etwa nur einem menschlichen Erstschlag zuvor? Möglich wäre es, eine definitive Antwort darauf gibt es jedoch nicht und wird es nie geben. Fakt ist, dass zumindest das Oberkommando, wenn nicht gar die Regierung, von den möglichen Plänen der Cylonen zur Errichtung einer gewaltigen Streitmacht wussten. Interessant ist ebenso Lees Theorie, dass die Valkyrie möglicherweise bewusst einen Krieg provozieren sollte. Wenn dem so war, dann hätte die Menschheit ihre eigenen Fähigkeiten jedoch bei weitem überschätzt. Am Ende ist es die Präsidentin, welche mal wieder wahre Worte spricht: es gibt keine einfachen Erklärungen. Tausende Kleinigkeiten haben zu der Gegenwart geführt und nicht eine einzelne Aktion eines einzelnen Mannes. Die Menschen streben zwar eine Simplifizierung an, diese ist jedoch nicht realistisch. Recht hat sie!
Der Handlungsstrang rund um Gaius Baltar auf dem Basisstern war kurz, aber bedeutend. Besser gesagt stand nicht der Doktor, sondern D´Anna Biers im Vordergrund. Diese hat nicht nur eine Dreiecksbeziehung mit Baltar begonnen, sondern leidet auch noch unter mysteriösen Träumen. Amüsant übrigens, als sie auf der Galactica in die Enge getrieben wird und auf dem Schott „end of line“ steht. Als sie sich sogar freiwillig exekutieren lässt, sieht sie in der Tat etwas bemerkenswertes: nicht nur die selbe Opernhalle, welche wir schon auf Kobol gesehen haben, sondern auch mehrere Lichtgestalten. Sind es die menschlichen Götter? Ist es der cylonische Gott? Ich tippe eher auf die finalen fünf Cylonen. Dies würde auch mit den Reaktionen der anderen Modelle korrelieren, mit denen D´Anna nach dem erfolgreichen Download spricht. Diese sind nämlich ganz und gar nicht angetan von ihren Aussagen. Dieser Handlungsstrang macht Lust auf mehr und hoffentlich lassen uns da die Autoren nicht zu lange warten.
Wo wir gerade bei den Autoren sind: wie kriegen die nur immer wieder diese fantastischen Dialoge hin? Auch diese Episode besticht durch viele feingeistige Gespräche, die eine Wonne sind. Hier zeigt sich einmal mehr, dass BSG mehr Drama denn Science Fiction ist.
Schön war es auch, mal ein anderes Schiff der kolonialen Flotte zu sehen. Durch die Valkyrie wird deutlich, wie veraltet doch die Galactica ist. Schade jedoch, dass man in den dortigen CIC nicht Lieutenant Gaeta eingebaut hat, der doch dort zusammen mit Tigh und Adama gedient hat. Auch wenn ich langsam müde werde, dies immer zu wiederholen: die Effekte und Kamera waren abermals auf dem üblichen hohen Niveau.
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