Nach zwei eher durchschnittlichen Episoden startet „Battlestar Galactica“ wieder durch und bietet uns einen Midseason-Cliffhanger, der sich sehen lassen kann! Bei dieser Episode passt so gut wie alles, sie zeigt die Serie von ihrer besten Seite: Charaktermomente, Kontinuität und vor allem sehr viel Tempo.
Lee und Kara haben also tatsächlich eine Affäre. Vor allem Lee ist die Sache unangenehm und Kara windet sich mit fadenscheinigen Argumenten aus der Verantwortung. Sie ist bereit zum Ehebruch, sieht aber eine Scheidung als Bruch des Schwurs gegenüber den Göttern an? Hier zeigt sich einmal mehr die Widersprüchlichkeit der Figur Starbuck. Ist sie überhaupt zu dauerhaften Beziehungen fähig? Mir kommen so meine Zweifel, denn Sam sagte ja auch in einem bedeutungsvollen Satz zu Lee, dass er beileibe nicht der erste wäre. Die Lebenspartner der beiden wissen sehr wohl über diese Affäre Bescheid oder vermuten diese zumindest. Da hat die arme Dee wohl doch die falsche Entscheidung getroffen, als sie Billy damals ablehnte.
Schön zu sehen, dass der Chief weiter ausgebaut wird. Hier erfahren wir mehr über seine Kindheit und die Art und Weise, wie ihn seine Eltern erziehen wollten. Leider haben ihre Bemühungen genau das Gegenteil bewirkt, Galen hat sich von den Göttern abgewendet. Vor allem in der dritten Staffel ist der Chief zu einer immer wichtigeren Figur geworden und Aaron Douglas schafft es wunderbar, diese Figur vielschichtig darzustellen. Manchmal ist Chief Tyrol ein erfahrener und knallharter Soldat, dann jedoch will er es allen beweisen und setzt sich wieder zu stark unter Druck. Diese Episode zeigt eindrucksvoll, wie gut geschrieben die Figur des Galen Tyrol ist. Dabei drängt sich die Frage auf, wie er den Tempel gefunden hat. War es eine Ahnung? Wurde er vielleicht durch eine göttliche Hand gesteuert?
Der Tempel der Fünf steht sicherlich nicht zufällig in Verbindung mit den letzten fünf Cylonenmodellen. D´Anna Biers´ Suche nach den letzten Modellen hat sich inzwischen zur Obsession entwickelt. Nicht nur lässt sie die Beziehung zwischen Caprica-Six und Baltar zerbrechen, auch stellt sie sich direkt gegen die anderen Modelle und handelt auf eigene Faust. Ihr Verhalten ist irrational und auf verstörende Art geradezu menschlich. Cavill hat Recht, wenn er den Tempel als obsolet ansieht, denn als Maschinen haben sie in der Tat alle Zeit der Welt, um die Erde zu finden. D´Anna will jedoch jetzt eine Antwort und bricht damit die kollektive Einheit der Cylonen.
Die Familie Agathon erfährt endlich, dass ihr Kind noch am Leben ist. Die Überbringerin der Nachricht ist ausgerechnet Boomer, die sich möglicherweise immer noch mit der Galactica verbunden fühlt. Oder wollte sie nur ihr Argument untermauern, dass alle in Athena nur ein Ding sehen? Der Schmerz der beiden Eltern ist nachvollziehbar und Karls Enttäuschung sitzt tief, dass ausgerechnet der Admiral ihnen diese Nachricht überbringt. Wie werden sie nun auf diese Nachricht reagieren? Können sie der Präsidentin oder dem Doktor je wieder Vertrauen? Gerade bei einem so prinzipientreuen Soldaten wie Helo könnte ich mir schon vorstellen, dass er die Uniform ablegt. Eine Basis des Vertrauens für die Zukunft zu finden, wird definitiv sehr schwierig werden. Das Kind selbst wurde in der Zwischenzeit immer wieder von Baltar umsorgt, der sich selbst als Vater des Kindes betrachtet und damit die Prophezeiungen erfüllt, die ihm seine imaginäre Six immer wieder zugeflüstert hat. Dass er den Cylonen nichts wert ist, zeigt jedoch Cavills Angebot der Übergabe Baltars. Er ist für sie auch weiterhin kein Gleichgesinnter, sondern eher eine Schachfigur, welche man nach Belieben einsetzen und opfern kann.
Den Höhepunkt der Episode bietet zweifelsohne der Cliffhanger. Nun ja, eigentlich sind es ja drei Cliffhanger in einem. Ähnlich wie bei der ersten Episode rund um die Pegasus aus der zweiten Staffel passt hier alles: die Schauspieler, die Kamera und vor allem die Musik bauen eine beklemmende Atmosphäre auf. Erstmals lässt der Admiral einen Nuklearschlag vorbereiten, wodurch der potentielle Wert des Artefakts deutlich wird. Blufft er, so wie es Cavill behauptet? Ich denke nicht. Adama würde eher riskieren die Erde niemals zu finden, als den Weg dorthin den Cylonen Preis zu geben. Dafür wäre er sogar bereit, seinen Sohn zu opfern und ehrlich gesagt denke ich sogar, Lee wäre zu einem Opfer bereit. Hier zeigt sich sehr deutlich die Starrköpfigkeit, die den alten Mann auszeichnet. Dass den anderen an Bord der Galactica bei dem Gedanken eines Atomschlags unwohl ist, sieht man deutlich an den Reaktionen von Roslin und Tigh. Dennoch vertrauen sie dem Admiral so sehr, dass sie keinen offenen Protest wagen. Vor allem die Präsidentin hat im Verlaufe der Serie gelernt, dass sie in militärischen Fragen dem Admiral vertrauen muss. Die Vorbereitungen zum Atomabschuss erinnern stark an die auf einem Atom U-Boot, wobei seltsamerweise der erste Offizier nicht die Abschussvorbereitungen bestätigen muss. In meinen Augen ein Missstand, denn so könnte ein durchgeknallter Kommandant eine Katastrophe verursachen, doch das soll hier nicht das Thema sein.
Der zweite Cliffhanger dreht sich, wie bereits erwähnt, um den Chief. Wird er eine Lösung finden oder opfert man möglicherweise die auf dem Planeten zurückgebliebenen völlig umsonst?
Zu guter letzt haben wir noch den Disput zwischen Sam Anders und Lee Adama. Die Szene ist stark gespielt, man spürt förmlich die Anspannung, welche auf beiden Männern lastet. Beide sorgen sich um Kara, beide lieben sie und kriegen sich deswegen in die Haare. Lees Gefühlsausbruch war, ohne dass er es wirklich gesagt hatte, eine deutliche Liebeserklärung in Richtung Kara. Der Konflikt zwischen den beiden Männern schwelte schon lange, die Eskalation war nur eine Frage der Zeit, denn jeder hat in dem anderen in der Tat einen Konkurrenten um die Gunst Starbucks gesehen. Sams Satz „I´m sorry too, Major…but you can´t stop me!” gehört schon jetzt zu meinen Lieblinszeilen innerhalb der Serie. Ob Lee bereit ist, auf Sam schießen zu lassen, wo sie doch in der aktuellen Situation jeden Mann brauchen? Wie gesagt, dieser Cliffhanger vereint alles, was BSG auszeichnet!
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