Nachdem sie immer mal wieder in kurzen Gesprächen angedeutet wurde, sieht man nun endlich Ms Adama, die Mutter von Lee und ehemalige Frau von Admiral William Adama. Diese uns vorliegende Episode ist scheinbar die dritte in Folge, die wie eine Standalone-Episode anmutet. Während die letzten beiden Episoden noch halbwegs gesamtrelevante Themen aufgriffen, steht nun das Familienleben der Adamas im Vordergrund. In zahlreichen kleinen Szenen wird das schwierige Verhältnis zwischen dem Admiral und seiner Frau thematisiert. Einmal mehr wird das für Serien- und Filmkenner abgegriffene Klischee gezeigt, dass erfolgreiche militärische Befehlshaber in familiären Dingen scheitern. Auch die Adama-Ehe zerbrach aufgrund häufiger Versetzungen und Abwesenheiten. So weit, so bekannt. Wie wichtig dieser Jahrestag jedoch ist, zeigt sich schon allein deswegen, weil sich auch sein guter Freund Saul Tigh daran erinnert. Der Hochzeitstag hatte und hat eine zentrale Bedeutung im Leben von William Adama. Interessanterweise wird ein tatsächliches Hochzeitsfoto von Edward James Olmos gezeigt und auch sein leiblicher Sohn Bodie darf in dieser Episode nicht fehlen. Geradezu sträflich ist es in meinen Augen, dass mit keinem Wort Zak Adama, der verstorbene Sohn der Familie, genannt wurde. Ob man den Gelegenheitszuschauer nicht mit dieser Thematik verwirren wollte? Leider scheint es so, als würde dieser Handlungsstrang inzwischen vollkommen ignoriert werden.
Die Handlung bietet j die Möglichkeit zu zahlreichen Interaktionen zwischen Vater und Sohn. Es sind die Szenen zwischen den beiden Adamas, die mir in dieser Serie immer so außergewöhnlich gut gefallen haben und erfreulicherweise gab es dieses Mal einige davon zu sehen. Dabei wird auch deutlich, dass die Scheidung den Sprössling mehr mitgenommen hat, als dies der Admiral gedacht hat. Auch jetzt noch, Jahre später, fällt es Lee schwer über seine Mutter und ihre Probleme zu sprechen. Und der Admiral? So, wie wir ihn schon kennen, versucht er alle Sünden wieder auf sich zu laden. In seinen Augen war es seine Schuld, dass die Ehe gescheitert ist und dass die Kinder eine so schwere Jugend hatten. Diesen Charakterzug wird der alte Mann wohl niemals ablegen können. Interessanterweise wird uns ein kleiner Blick in das Seelenleben des sonst so verschlossenen William Adama geboten. So erfahren wir, dass er peinlich genau darum bemüht ist, die Namen all seiner unterstellten Soldaten zu kennen. Er versucht eine persönliche Bindung zu ihnen aufzubauen und schafft es gleichzeitig nur selten, seinem Sohn die Anerkennung auszusprechen. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass er nicht stolz auf ihn wäre. Die Augen des Admirals im Briefingraum der Piloten sprachen Bände, als er seinen Sohn bei der Einweisung beobachtete. William hält große Stücke auf seinen Sohn, nur kann er dies nicht so leicht zeigen.
Auch spielt Ms Adama bei den Gefühlen für Laura Roslin eine Rolle. Zwar ermutigt ihn seine in Träumen erscheinende Frau zu einem Schritt nach vorne und wir erkennen einmal mehr, dass der Admiral Gefühle für die Präsidentin hegt, doch am Ende drückt sich Bill im Gespräch mit ihr um eine klare Antwort. Abermals stellt er das Wohl der Flotte über sein eigenes. Die Verantwortung ist wichtiger als die Gefühle gegenüber einer Frau. Wie lange er wohl noch diese Ansicht haben wird?
Die Vater-Sohn Beziehung wird auch auf Ebene des Baltarprozesses weiter geführt, der abermals nur minimal vorangetrieben wird. Scheinbar gibt es kein Bundesrecht und es ist die Frage, nach welchem Gesetzbuch man den ehemaligen Präsidenten anklagen soll. So weit, so gut. Doch wieso soll Lee auf einmal eine so verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen? Immerhin werden wir einige Folgen später sehen, dass es durchaus fähigere Personen dafür gegeben hat. Sicherlich sind die Hinweise auf Joseph Adama und einen eventuell alternativen Berufswunsch von Lee ganz nett und die Schlussszene mit den Rechtsbüchern sogar schön gemacht. Dennoch riecht das ganze wieder einmal stark nach Vetternwirtschaft. Die Präsidentin legt alle wichtigen Dinge nur in die Hände der Adamas. Dies führt zu Verstimmungen innerhalb der nächsten Episoden, dies darf an dieser Stelle schon einmal verraten werden.
Den anderen großen Part nimmt in dieser Episode die Handlung um Cally und Tyrol ein, wobei sich diese in die Gesamtthematik der Ehe einfügt. Die Episode versucht dabei denn Alltag und die Routine an Bord zu zeigen. Es kommt halt nicht jeden Tag zu einem todbringenden Angriff der Cylonen, viel eher muss man sich mit den zahlreichen kleinen Tätigkeiten wie zum Beispiel Wartungen befassen. Dabei wird endlich mal die Frage beantwortet, was mit dem Nachwuchs in Abwesenheit der Eltern geschieht: scheinbar hat man eine Kinderbetreuung an Bord der Galactica eingerichtet. Auch die Eheprobleme des Chiefs wurden schon in der Vergangenheit angedeutet und sind kein Einzelfall. Man erkennt einmal mehr recht deutlich, wie sehr die Zeit auf New Caprica die Leben der einzelnen Besatzungsmitglieder verändert hat. Aus Träumen wie Stabilität, Familie und Ehe wurde nichts, stattdessen muss man die veränderten Beziehungen mit den Tätigkeiten eines Soldaten unter den Hut bringen. In gewisser Weise ist dafür die Galactica als übergeordnete Familie hinzugekommen. Man nimmt sich an Bord als eine Gemeinschaft wahr, die am Schicksal der anderen Anteil nimmt.
Doch auch dieser Plot ist überraschungsarm. Die Probleme der möglichen Dekompression haben wir schon in zahlreichen anderen Serien gesehen, der Lösungsansatz ist nicht neu und auch das optimistische Ende, das Hoffnung für die junge Familie macht, war in meinen Augen erwartbar. Zumindest bleibt der Chief zu Beginn der Krise relativ ruhig und gelassen, wodurch keine übertriebene Hektik entsteht. Dies passt zu der schon beschriebenen am Anfang herrschenden Routinestimmung. Wieso wird der Admiral jedoch erst so spät von diesem Zwischenfall informiert? Dies passt meines Erachtens nicht zu seinem Charakterzug so viele Besatzungsmitglieder wie möglich zu kennen.
Diese Review zu schreiben ist mir sehr schwer gefallen. Schon die letzten beiden Episoden waren recht unspektakulär, konnten aber mit einem interessanten Grundplot überzeugen. Diese Folge ist jedoch im wahrsten Sinne des Wortes belanglos. Erstmals hatte ich das Gefühl, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn ich diese Episode verpasst hätte. Die wenigen Charakterinformationen über die Crewmitglieder sind zwar interessant, jedoch vorhersehbar und stellenweise aus der Klischeemottenkiste hervorgeholt. Schade, so reicht es dieses Mal nicht für einen Daumen in Mittelstellung.
|
Empfohlene Kommentare
Keine Kommentare vorhanden