In einem Interview hatte Katee Sackhoff, die Darstellerin der Kara Thrace angekündigt, dass sie sich nie wieder für eine Fernsehserie ihre Haare abschneiden würde. Schon damals hatte mich diese Aussage irgendwie beunruhigt und ich musste leider Recht behalten. Haben etwa die Produzenten eine der tragenden Figuren der Serie entfernt? Eine, die angeblich noch eine Zukunft vor sich hatte? Irgendwie vermag ich das alles nicht so ganz glauben. Denn Leoben muss sie meines Erachtens mehr als nur auf den Tod vorbereitet haben. Diese Entwicklung gibt natürlich den bereits bestehenden Hypothesen, dass Starbuck eine Cylonin ist, weiteren Auftrieb.
Die Episode bietet uns einiges, was in den letzten Episoden leider zu kurz gekommen scheint. Neben zahlreichen Rückblicken auf die Vergangenheit der Kampfpilotin wird endlich wieder die Mythologie vorangetrieben. Der Zuschauer brannte darauf mehr über Starbucks geheimnisvolle Zeichnungen zu erfahren. Hatte ich mir zu Beginn noch einige Antworten erhofft, so musste ich am Ende enttäuscht werden. Fast schon fühlte ich mich an „Lost“ erinnert, da es am Ende mehr Fragen als Antworten gab. Was also ist Karas Schicksal? Wieso hat ausgerechnet sie diese Zeichnungen angefertigt? Das alles hat Leoben, der in dieser Episode erstaunlich sympathisch wirkt, nicht erklärt. Mein Lob gebührt den beiden Darstellern, die in den gemeinsamen Szenen sehr intensiv und glaubhaft spielen. Tatsächlich waren die Szenen der beiden Figuren innerhalb der Serie schon immer ein Genuss und auch dieses Mal wurden wir nicht enttäuscht.
Auch die kleinen Szenen zwischen Kara und Lee waren wieder sehr schön gemacht und erinnerten an die Szenen vergangener Tage. Es herrschte zwischen den beiden eine vertraute Verbundenheit, die man im Liebeswirrwarr der letzten Episoden so sehr vermisst hat. Sie vertrauen einander und sie sprechen offen miteinander. Am Ende haben sie sogar ihren Frieden miteinander gemacht und Kara fragt mit ehrlichem Interesse, wie die Ehe zwischen Dee und Apollo funktioniert. Der CAG traut ihr trotz der anders lautenden Meinung seines Vaters zu, dass sie selbst entscheidet, ob sie fliegen soll. Ob Lee deswegen Schuldgefühle haben wird? Hoffentlich werden die späteren Episoden darauf noch eingehen.
Wo wir gerade beim Thema Ehe sind, die Szenen mit Sam kamen meines Erachtens ein wenig zu kurz. Was macht eigentlich ein ehemaliger Profisportler den ganzen Tag auf der Galactica? Diese Frage bleibt uns die Serie noch schuldig. Man hätte die dritte Staffel nutzen können, um seine Figur weiter auszudifferenzieren, doch dies ist leider noch ausgeblieben.
Die Episode bietet einige schöne Spezialeffekte, allen voran natürlich die Atmosphärenflüge mitsamt Kondenswasser an den Vipern. Nach gut zwei Monaten kam es wieder zu einem Feindkontakt, wobei bis zum Schluss unklar bleibt, ob dieser wirklich jemals existiert hat. Hat Lee kurz vor Starbucks Tod nun den Raider gesehen oder nicht? Was hätte ein Raider hier auch alleine machen sollen? Der Zuschauer muss hier wohl selbst entscheiden.
Die Episode wirft mit der Handlung rund um Karas Mutter auch eine zweite Frage auf: wie gehen wir mit unseren Veteranen um, den Helden des Krieges? Augenscheinlich mag sich diese Frage vor allem für Irakrückkehrer stellen, aber sie ist eigentlich auf alle Gesellschaftssysteme dieser Welt anwendbar. Karas Mutter hatte im ersten Krieg gegen die Cylonen gekämpft und hat am Ende in einem kargen Appartement gelebt. Sie starb aufgrund eines Krebsleidens; allein und unbeachtet. Mehr noch, aus dem Krieg nahm sie Traumata mit, unter denen auch die Tochter Kara zu leiden hatte. Ohne irgendwelchen Beistand entwickelte sich aus ihrer Mutter eine Person, die nur in der Härte ein probates Mittel zum Erfolg sah. Selbst beim schönsten Moment in Starbucks Leben, die Ernennung zum Offizier, fallen ihrer Mutter noch kritische Worte ein. Sicherlich hatte sie nur das beste für ihre Tochter im Sinn, dennoch wandelte sich ihre Erziehung aufgrund der Kriegserfahrungen zu einer Katastrophe. Am Ende hatte sie eine Tochter erzogen, die selbst der Gewalt nicht abgeneigt ist. Brutale Eltern gebären oft brutale Kinder. Erst jetzt, Jahre später, konnte Kara mit diesem Kapitel ihres Lebens abschließen. Dabei bleibt unklar, ob es sich um eine Nahtoderfahrung, eine Vision Gottes oder einen Traum handelt. Auch hier muss der Zuschauer für sich selbst entscheiden, was zutreffend ist. Interessanterweise schließt sich jedoch der Kreis in mehrfacher Hinsicht, denn öfters wird Bezug auf Dialoge in der Vergangenheit genommen. Zum einen zwischen Leoben und Kara, als auch zwischen Adama und Kara. Das ist schön, die Sache wirkt dadurch rund und abgeschlossen.
Interessanterweise spielt Kat immer noch eine wichtige Rolle in Starbucks Leben, wie man in einer schönen Szene sieht. Auch Duck und sein Opfer wurden nicht vergessen. Schön, dass Nebenfiguren nicht einfach ignoriert werden, sondern dass sie auch die Hauptfiguren prägen.
Zum Schluss zerbricht der Admiral aus Trauer das Schiff, an welchem er so lange gearbeitet hat. Die Szene, von Olmos sehr ergreifend dargestellt, war übrigens improvisiert. Leider hatte der Adama-Darsteller keine Ahnung, dass es sich nicht um ein billiges Modell, sondern eine wertvolle Leihgabe handelt, die ihren entsprechenden Wert hatte. Als er von seinem Fauxpas erfuhr, war Olmos untröstlich und beglich natürlich den aufgekommenen Schaden.
Dennoch kann mich die Episode nicht gänzlich begeistern. Grund dafür sind die immer noch zahlreichen offenen Fragen sowie die relative Vorhersehbarkeit der Handlung, die zwar gut inszeniert ist, aber dennoch altbacken wirkt. Gerade die späte Versöhnung mit der Mutter hat man so oder ähnlich schon in zahlreichen anderen Szenen bemerkt. Auch kommen Starbucks Visionen und Träume zu plötzlich. Hätte man nicht schon etwas früher die ersten Grundsteine dafür legen können? Sonst war die Serie ja auch immer so sehr auf Kontinuität gepolt. Dass die Klassenunterschiede der letzten Episode scheinbar alle gelöst sind, ärgert mich ebenso wie die Anwesenheit Gaetas im CIC, der nicht für seinen Mordversuch an Baltar bestraft wurde. Selbst der Tod Starbucks kommt nicht überraschend, denn schon im Vorfeld hatten die Produzenten angekündigt, dass im Verlauf der dritten Staffel eine Hauptfigur sterben würde. Daher funktioniert der angestrebte Schock in Sachen Kara nicht wirklich, irgendwie packt mich die ganze Sache nicht wirklich. Hoffentlich wird ihr Tod in der nächsten Episode weiter behandelt, denn hier fehlte die entsprechende Zeit dafür.
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