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REGIE | |||||||||||||||
STORY | |||||||||||||||
Zack Snyder (screenplay) | |||||||||||||||
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SZENENBILDER | |||||||||||||||
„Das ist Wahnsinn!“
„Wahnsinn? – Das ist Sparta!!!“,
brüllt der spartanische König Leonidas einem persischen Gesandten ins Gesicht, ehe er ihn samt Gesandtschaft niedermetzeln lässt. Diese Szene ist bereits im imposanten Kinotrailer zu ´300´ enthalten, und wer den Trailer gesehen hat, wurde schon mal eingestimmt auf allerlei pathetische Freiheitsfloskeln, bildgewaltige Schlachten und jede Menge Blutvergießen. Selten genug hält ein Film das, was der Trailer verspricht – in diesem Fall hält er es jedoch…
Doch zunächst zur Geschichte:
Vor knapp 2.500 Jahren (ca. 480 v.Chr.) erreicht das Machtstreben des persischen Gottkönigs Xerxes´ I. die Küsten der griechischen Stadtstaaten, Bünde und Könige. Eine riesige Armee setzt auf das griechische Festland über, um den Wünschen von Xerxes angemessenen Nachdruck zu verleihen. Die Griechen sind jedoch zerstritten, und können sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, während in dieser Situation eine persische Gesandtschaft Sparta erreicht. Der Gesandte trägt dem Spartanerkönig Leonidas I. eine schlicht klingende Bitte vor, und möchte „Wasser und Erde“ von Leonidas haben – als Symbol für die Unterwerfung Spartas unter die Herrschaft Persiens. Leonidas weigert sich, und will sich Xerxes im Krieg stellen.
Doch Korruption und Intrigen führen dazu, dass Leonidas nicht mit dem spartanischen Heer in den Krieg ziehen darf, so dass er sich dazu entschließt, lediglich mit seiner 300 Mann starken Leibgarde einen ´Spaziergang´ zu den Thermopylen zu unternehmen. Sinn des Unterfangens ist es nicht, die persische Armee zu besiegen, deren Größe mit einer Million beziffert wird; es geht vielmehr darum, den Engpass bei den Thermopylen zu blockieren und die persische Armee damit einige Zeit lang aufzuhalten. Leonidas will lange genug aushalten, um damit ein Zeichen zu setzen – so dass sich die Griechen zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Xerxes zusammenfinden.
Und in der Tat: Die spartanischen Elitekämpfer bringen es fertig, die gigantische Übermacht drei Tage lang am Vormarsch zu hindern, und fügen dabei den Persern herbe Verluste zu. Erst Verrat wird den Spartanern zum Verhängnis…
TRAILER | |
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Soweit die Geschichte, die den Schilderungen des griechischen Geschichtsschreibers Herodot folgt. Der Comic von Frank Miller übernimmt dabei auch alle Übertreibungen Herodots – so dürften bei der Schlacht von den Thermopylen nicht einfach nur 300 Spartaner gewesen sein. Inklusive Hilfstruppen waren es vermutlich 7000 – und auf persischer Seite weniger als 200.000 Mann. Wer rechnen kann, bemerkt, dass dies dennoch ein extremes Missverhältnis ist. Nur entziehen sich solche Zahlen dem menschlichen Vorstellungsvermögen, was allerdings durch Rhetorik kompensiert werden kann. Sagt man, dass 300 Mann gegen eine Million gekämpft haben, stimmt das zwar nicht ganz mit den tatsächlichen Zahlen überein, aber es macht sehr viel stärker deutlich, wie extrem der tatsächliche Unterschied war.
Es geht also nicht darum, möglichst realistisch darzustellen, was damals geschehen ist – es geht darum, den Mythos zu zeigen – und in Bild und Ton zu bannen.
Auch die Darstellung der Krieger und Gegner folgt diesem Gedanken. Regisseur Zack Snyder meinte, „wenn man die Thermopylen besucht, sieht man dort eine nackte Statue des Leonidas – er trägt nichts außer einem Schild, einem Speer und einem Helm. Frank [Miller] ist bei den Thermopylen gewesen, und als er das sah, beschloss er: ´Genau so und nicht anders muss es aussehen.´“ Die Rüstung, die eigentlich halb so schwer ist wie ein ganzer Mann wird im Film auf das absolut Grundsätzliche reduziert – weshalb man bei ´300´ viele halbnackte Männer zu Gesicht bekommt, die mit Sixpack am Bauch und auch sonst wohl trainierten Leibern vom vielen Kämpfen ganz glänzend geschwitzt sind. Und während die guten Griechen ihre schönen Körper kaum verdecken, sind die Gegner entweder stark verhüllt oder, wenn sie sichtbar sind, sehr hässlich und geradezu monströs. All dies nicht nur vor dem Hintergedanken, um deutlich zu machen, wer gut und wer böse ist, sondern auch, um dem Zuschauer die Gefahr visuell deutlich zu machen – genau aus diesem Grund sind auch in anderen Filmen z.B. Zombies immer hässlich, und bei ´300´ werden die gegnerischen Heerscharen auch umso hässlicher, je besser sie kämpfen. Auch andere rhetorische Begriffe werden direkt ins Bild umgesetzt: So hat der große persische Gottkönig nicht einfach eine dicke Krone auf, nein, er ist in der Tat mindestens 2,20 Meter groß, und spricht mit einer füllenden tiefen Stimme, die irgendwie nicht von dieser Welt zu stammen scheint.
Neben ihm wirkt Leonidas wie ein kleiner David, der es gewagt hat, Goliath zu reizen – was vielleicht auch genau der Eindruck ist, der beim Zuschauer damit provoziert werden soll.
300 ist also ein Film der Bilder. Man könnte den Ton komplett ausschalten, sich einfach nur die oft imposanten und immer durchdachten Bilder ansehen, und könnte den Film auch so verstehen.
Manchmal wünscht man sich auch, man könnte den Ton abstellen. Speziell, wenn wieder einmal eine extrem pathetische Rede geschwungen wird, in der ein todesmutiger Spartanerkönig Ehre und Freiheit predigt. Zwar läuft man kaum Gefahr, dass einem das Blut zu den Ohren raus geflossen kommt, aber in diesem Punkt wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Akustisch ist der Film übrigens dennoch sehr gelungen, was sich nicht nur im Schlachtengetümmel und dem Gebrüll tiefer und tieferer Männerstimmen widerspiegelt, sondern auch in einem Soundtrack, der pompöse klassische Elemente und rockige Klänge vereint. Inhaltlich ist der Film etwas dünn, aber es geht nun mal um die Darstellung einer der ältesten Heldengeschichten und einer Schlacht, weniger um philosophische Erörterungen.
Die Etappen der Schlacht selber sind sehr dynamisch dargestellt und gelegentliche Blutspritzer erinnern frappierend an den Frank Miller-Film „Sin City“.
Manche ´300´-Interpretationen gehen sogar so weit, dass aktuelle politische Entwicklungen im Film wieder gesehen werden wollen, im Sinne eines Konflikts zwischen dem Westen und dem Iran. Daran anschließend könnte man sich natürlich ausgiebig darüber unterhalten, inwieweit die Darstellung der hässlichen persischen Völker als rassistisch zu sehen ist. Damit überspannt man den Bogen einer sinnvollen Interpretation jedoch bei weitem, und dichtet etwas in ´300´ hinein, das definitiv nicht impliziert ist. ´300´ ist schlicht und ergreifend eine opulente Comicverfilmung einer alten historischen Heldengeschichte, die zum Mythos überhöht wurde.
Insgesamt ist ´300´ nichts für zarte Gemüter, aber wer seine Freude an pathetischen Schlachten hat und eine famose bildverliebte Comicumsetzung sehen möchte, ist bei ´300´ genau an der richtigen Adresse.
Markus Sampl
Quelle: treknews.de
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