Um zwölf Uhr nachts ist die Welt noch in Ordnung. Eine ausgelassene Abschiedsparty in Manhattan, Freunde unter sich, gute Laune und reichlich Drinks. Nur eine halbe Stunde später nähern sich Explosionen, und das Unheil zieht eine Schneise der Verwüstung durch Manhattan. Um ein Uhr morgens liegt die Welt in Trümmern. Etwas ist dem Meer entstiegen - etwas Großes, etwas Gefährliches, hat der Freiheitsstatue den Kopf abgerissen und sich auf die Menschheit gestürzt. Dieses Etwas wird unter dem Codenamen „Cloverfield" geführt, und dies ist gleichzeitig der Titel für das wahrscheinlich bestgehütete Kinogeheimnis aller Zeiten, das derzeit Kinofans aus der ganzen Welt zu leidenschaftlichen Spekulationen verführt. Von der Besetzung bis zur Story wurden alle Informationen unter Verschluss gehalten, und nur wenige Bilder und ein paar verschlüsselte Anhaltspunkte im Internet lieferten einige Hinweise. Lange Zeit war nicht einmal der Titel des gigantischen Actionspektakels bekannt - nur das Startdatum, an dem das Geheimnis endlich gelüftet wird, wer oder was es auf unsere Zivilisation abgesehen hat und wie es den Helden dieser Geschichte ergehen wird.
Daniel Räbiger und Markus Sampl präsentieren das erste SFN Video Review zu "Cloverfield."
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Kurzinhalt
New York. In der Nacht vor seiner Abreise nach Japan feiert Rob (Michael Stahl-David) mit seinen Freunden eine große Abschiedsparty. Die Stimmung ist ausgelassen, die Freunde genießen den Abend und höchstens ein paar verpasste Chancen und emotionale Eingeständnisse trüben die gute Laune mit einem Hauch von Melancholie. Doch dann werden die Feiernden plötzlich von einem Beben durchgeschüttelt und in den Nachrichten ist zunächst tatsächlich von einem Erdbeben die Rede.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, rennen Rob und seine Freunde aufs Dach und sehen am Horizont den gewaltigen Feuerball einer Explosion. Ein Stromausfall löscht die Lichter Manhattans und aus Staunen und Verwirrung wird schnell Panik während die Partybesucher die dunklen Treppen hinunter auf die Straße rennen. Spätestens als ihnen der abgerissene Kopf der Freiheitsstatue vor die Füße fliegt und sie ein tosendes, gewaltiges Brüllen hören, ist klar, dass sie es nicht mit einer Naturkatastrophe zu haben, sondern mit etwas Großem, etwas Zornigem, das in der Lage ist, die gesamte Stadt in Schutt und Asche zu legen.
Wie in einem Videotagebuch filmt einer von Robs Freunden alles, was ihm vor die Linse kommt: vom Partybeginn bis zur Flucht durch die zerstörte Stadt, von der heilen Welt bis zum zertrümmerten Straßenlabyrinth, in dem nur noch Angst, Schrecken und ein gigantisches Monster herrschen.
Teaser Trailer | ||
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Theatrical Trailer | ||
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Die Entstehung von „Cloverfield”
„Wir leben in einer Zeit großer Angst. Ein Film über etwas so Abwegiges wie eine riesige Kreatur, die eine unserer Metropolen angreift, erlaubt den Menschen diese Angst auf eine unglaublich unterhaltsame und sichere Art zu durchleben. Genau danach sehne ich mich auch als Kinogänger – einen Film zu sehen, der größer als das Leben ist und dabei hyper-real. ‚Cloverfield’ erfüllt genau diesen Anspruch.” - J.J. Abrams, Produzent von „Cloverfield”
Der erste Keim von „Cloverfield” bildete sich im Juni 2006 während J. J. Abrams Publicity-Tour für die Paramount-Produktion „Mission: Impossible III” in Japan. Mit seinem Sohn Henry besuchte er einen Spielzeugladen in Tokio und war erstaunt über eine Unmenge an Godzilla-Spielzeugen. „Mir wurde klar, dass wir es hier mit einem Monster zu tun haben, das tatsächlich die Jahrzehnte überlebt hat. In unserer amerikanischen Kultur fehlt uns das”, erklärt Abrams. Bald darauf hatte Abrams die Idee, einen Film über ein neues Monster zu machen - in der Tradition von „Godzilla” und seiner zahlreichen Fortsetzungen und Remakes - aber mit einem deutlich anderen Ansatz.
„Was wäre, wenn man ein Monster von der Größe eines Wolkenkratzers durch die Augen eines Wesens sieht, das eben im Verhältnis nur die Größe eines Sandkorns hat? Was wäre, wenn man dieses Monster eben nicht durch Gottes Auge oder aus der allmächtigen Perspektive eines Regisseurs wahrnimmt?”, fragt sich der Erfolgsproduzent.
Abrams kontaktierte Drehbuchautor Drew Goddard, mit dem er schon bei „Alias - Die Agentin” und „Lost” zusammengearbeitet hatte. „J.J. rief mich an und sagte, es ginge um etwas Riesiges”, erinnert sich Goddard. „Die Eckpunkte seiner Idee waren: ein Film über ein gigantisches Monster, der aussieht als wäre er mit einer kleinen Videokamera gedreht. Ich habe sofort zugesagt.”
„Drew war der Erste, der mir in den Sinn kam, weil er ganz genau weiß wie man Spektakel, Genre und Monster mit menschlichen und komischen Momenten kombiniert”, sagt Abrams.
Produzent Bryan Burk fügt hinzu: „Es sollte definitive ein Genrefilm werden, aber wir wollten, dass er von den Menschen erzählt, die diese Katastrophe erleben, und dass er wirklich emotional ist. Für diese Aufgabe konnten wir uns keinen Besseren als Drew vorstellen.”
Abrams und Goddard trafen sich eine Woche später und erarbeiteten ein fünfseitiges Treatment für den ersten Akt des Filmes. Über die Weihnachtsfeiertage 2006 erweiterte Goddard das Treatment zu einem 58-seitigen Story-Umriss. Die Idee, die Abrams als „ein Cameron Crowe Film trifft auf ‚Godzilla’ und begegnet dem ‚Blair Witch Project’” beschreibt, wurde dann den erfahrenen Paramount-Managern Brad Weston und Brad Grey vorgestellt. Beide waren sofort begeistert und gaben grünes Licht. „Die Leute bei Paramount sagten: ‚Wir verstehen, wo ihr hin wollt, aber bekommt ihr das auch wirklich hin?’, und wir haben ‚Ja’ gesagt”, erinnert sich Burk.
„Es war das genaue Gegenteil von dem, was man immer über Hollywood hört. Alle waren sofort bereit mitzumachen. Es war eine traumhafte Erfahrung.”
Während Goddard das Drehbuch weiter entwickelte überlegten sich die Produzenten, wer Regie führen könnte, und einigten sich schließlich auf Matt Reeves. Abrams und Reeves sind seit ihrer Kindheit Freunde und Partner als Filmemacher. Sie trafen sich im Alter von 13 Jahren als Teilnehmer bei einem 8mm-Filmfestival. 1998 schufen sie gemeinsam den Fernseherfolg „Felicity” und arbeiten seitdem eng zusammen.
Da er keine Genre- und Effekt-Erfahrung hatte, erschien Reeves auf den ersten Blick als ungewöhnliche Wahl, aber Abrams wusste, dass er der richtige Mann für den Job war. „Dieser Film ist das genaue Gegenteil von dem, was ich von Matt je gesehen habe”, sagt Abrams. „Aber ich wusste, dass er sich um das Herz jedes einzelnen Charakters kümmern würde und das hätten viele kommerzielle Regisseure oder Werbeclip-Regisseure vielleicht nicht getan. So viele Horrorfilme sind heutzutage nur Folter-Pornographie. Sie sind ultra-brutal, aber es gibt nichts mehr, mit dem man sich identifizieren kann. Ich wusste, dass Matt dafür sorgen würde, dass wir uns um die Charaktere sorgen und ihnen nahe sind.”
Tatsächlich liegt der Fokus des Filmes nicht auf einem gigantischen Monster, das New York in Schutt und Asche legt, sondern auf einer Gruppe von jungen Menschen, die eine extreme Krise durchleben. Im Mittelpunkt von „Cloverfield” stehen ein paar Freunde, die eine Abschiedsparty für Rob (Michael Stahl-David), feiern, weil er nach Japan zieht. Einer der Freunde, Hud (T.J. Miller), soll den Abend mit einem Camcorder aufzeichnen, wobei er eigentlich ziemlich unqualifiziert für diese Aufgabe ist.
„Das Faszinierende an diesem Projekt”, so Reeves, „war für mich, etwas so Gigantisches auf einem intimen Level herunterzubrechen. Die Stimmung des Filmes entwickelt sich dadurch, dass man die Situation mit diesen Charakteren erlebt. Es wurde zu unserer Herausforderung, etwas so Außergewöhnliches und fast schon Absurdes wie einen Monsterangriff zu haben, ihn aber auf eine sehr reale Art und Weise zu behandeln und zu zeigen.“
Die Lösung dieser Aufgabe lag schon in Abrams Originalkonzept, den Film aus der Perspektive von Huds Camcorder zu drehen und so sowohl die komplizierten Beziehungen der Charaktere untereinander zu zeigen als auch ihre Reaktion auf den Angriff des Monsters.
Der erste Teil des Filmes ist eine 20minütige Partysequenz, in der diese Beziehungen der Charaktere untereinander deutlich werden. „Wenn man einen Film so anfängt, vergisst das Publikum, dass es um etwas völlig anderes gehen könnte, oder denkt gar nicht daran. Das war die Idee“, so Reeves. „Auf einmal, nachdem man dieses komplexe Beziehungsgeflecht etabliert hat – welche Verbindungen haben sie, was ist diesen Menschen wichtig – verwandelt sich der Film in einen verrückten Monsterangriff und erhöht damit den Einsatz um ein Vielfaches.“
„Wenn der Kopf der Freiheitsstatue erstmal ab ist, bekommt man keine Zeit mehr, kurz innezuhalten und Charakterstudien zu machen“, fügt Goddard hinzu. „Es war uns also wichtig, all das, was wir über die Charaktere erzählen wollten, schon vorher zu zeigen. Bevor die Welt in sich zusammenbricht.“
Darüber hinaus hat Reeves geschickt die frühere Beziehung zwischen Rob und Beth (Odette Yustman) als Storyline eingeflochten. Hud löscht aus Versehen frühere Aufnahmen auf dem Videotape, die Rob und Beth in einer sehr ruhigen und intimen Situation zeigen. „Man kann ihre verliebten Blicke sehen. Es ist eine kleine Liebesgeschichte“, sagt Reeves.
Es ist eine parallele Geschichte. Immer wieder, wenn Hud die Kamera kurz anhält, kann das Publikum Bilder der ursprünglichen Aufnahme auf dem Tape sehen bevor Hud wieder die nächste Action filmt.
„In diesen Aufnahmen sehen wir zwei Menschen und ihre Sehnsucht füreinander, und dann sehen wir, wie diese beiden im Angesicht dieses Schreckens dann doch zusammen kommen“, erklärt der Regisseur. „Durch das hin und her springen zwischen diesen beiden Teilen wird das Drama kraftvoller. Durch das Zurückschauen auf diese Beziehung und darauf, wie sie hätte sein können, wird dem Zuschauer erst wirklich klar, warum es Rob so wichtig ist, sie zu retten.“
„In einem Film, der so viel Action und Bewegung hat, war es einfach wichtig, Orte und Momente zu finden, sich wieder den Charakteren zu nähern“ so Reeves. „Und wir mussten auch den Charakteren die Möglichkeit geben, diese extremen Erlebnisse zu verdauen. Diese dramatischen, ruhigen Zwischenspiele sind sehr wichtig für den Film. Ohne sie würde man nur einem Videospiel zuschauen.“
Ein besonderer Blick auf das Monster
Das Resultat aus der Mischung eines überlebensgroßen Monsterangriffs und intimen, ‚kleinen’ Bildern einer Handkamera ist eine adrenalingeladene Achterbahnfahrt, bei der die Verbindung des Zuschauers zu den Charakteren durch eine einzige Kamera aufrechterhalten wird. Dass persönliche Geschichten und Erlebnisse mit einem Camcorder aufgezeichnet werden, ist in den letzten Jahren zum Alltag geworden.
„Als mir die Idee zu diesem Film kam, habe ich auch über die ‚YouTubisierung’ unserer Welt nachgedacht“, sagt Abrams. „Wenn man heute nur zwei Minuten online ist, findet man Videos aus dem Irak, aus London, Spanien oder Manhattan, in denen sich Leute in Läden oder unter Autos verstecken und die Reaktionen der Menschen filmen.“
„Es gibt heute kein Ereignis mehr, das nicht eingefangen wird“, fügt Burk hinzu. „Wenn also ein gigantisches Monster eine Stadt angreift... würden die Leute das dann nicht auch mit der Kamera dokumentieren?“
Solche Aufnahmen, wie man sie in zahllosen hausgemachten Katastrophenfilmchen sehen kann, haben einen ungewöhnlichen Effekt auf den Zuschauer. „Diese Videos sprechen den Voyeur in uns an, auch wenn nur die alltäglichsten Dinge gezeigt werden“, bemerkt Goddard. „Aus irgendeinem Grund kann man sich das ewig anschauen – es ist als würde man in das Leben von Menschen eindringen können. Wir wussten, dass der Film real wirken muss, damit es funktioniert, so als würde man eben heimlich irgendeine Party beobachten. Wenn dann das Chaos ausbricht überträgt sich diese Realität auch auf das Monster.“
Die Herausforderung war nun, diese Art der Videobilder für eine Kinogeschichte zu erschaffen. „Wir haben uns gefragt, wie es aussieht, wenn Leute ein plötzlich auftretendes schreckliches Ereignis filmen“, erklärt Abrams.
„Es war eine unglaubliche Umstellung“, sagt Reeves. „Um die Illusion zu erzeugen, dass wir nur mit einer einzelnen Kamera filmen, mussten wir auf alle gewohnten Erzählinstrumente verzichten. Es gibt keine große Totale, keinen Gegenschuss, um zu zeigen, wie eine andere Person zuhört und zuschaut. Alles, was man sieht sind Bilder aus Huds Kamera und dementsprechend aus seiner Perspektive.“
Diese extreme Einschränkung der möglichen Einstellungen wurde zu einem Schlüsselelement für den authentischen Look des Films. „Es musste sich so anfühlen, als hätte eben kein erfahrener Filmemacher diesen Film gemacht“, führt Reeves weiter aus, „sondern Leute, die gerade mitten in dieser Situation stecken.“
Burk sagt dazu: „Wir wollten, dass der Film wie echtes Leben aussieht. Als würde ein riesiges Monster meine Stadt angreifen und ich hätte mir einfach meine Kamera geschnappt, wäre runter auf die Straße gerannt und hätte drauf gehalten – genau solche Bilder wollten wir.“
Ein wichtiger Aspekt dieser Technik, der für Spannung und Schrecken sorgt, ist die Tatsache, dass der ‚Kameramann’ die Action, die Sichtungen des Monsters oft gerade so verpasst. „Viel vom Reiz amateurhafter Videos liegt in dem, was man hört aber nicht sieht – die Panik, die Reaktionen auf das, was man nicht sieht, und die Geräusche der Dinge, die man nicht sieht“, erklärt Abrams.
„Was man nicht sehen kann, ist Angst einflößend”, fügt Reeves hinzu. „Jeder Moment ist geladen mit der Vorstellung dessen, was vielleicht passieren könnte oder was gerade außerhalb des Blickfelds passiert. Man malt sich einfach aus, was man nicht sieht und das sorgt für einen ordentlichen Nervenkitzel.“
„Die Idee ist, dass alles fast willkürlich erscheint. Im Augenwinkel nimmt man etwas war, aber man ist sich nicht ganz sicher, was es ist“, erklärt Visual Effects Supervisor Michael Ellis. „Was Hud filmt, wird oft dadurch bestimmt, in welche Richtung ihn die anderen lenken. Sie sehen das normalerweise vor ihm, er versucht es zu finden und oft ist es dann schon wieder weg oder vorbei. Er hat es gerade verpasst und seine Freunde rennen weg.“
Eine der Schwierigkeiten dieser amateurhaften Aufnahmen lag darin, dass erfahrene Profis wie Chris Hayes diese Aufnahmen machen mussten. „Chris ist ein toller Kameramann“, so Reeves, „nur musste ich ihn manchmal darauf hinweisen, dass er etwas zu toll arbeitet. Es sollte eben alles ziemlich versehentlich wirken, so als hätte jeder Mensch mit einer Kamera diesen Film machen können.“
Eine ebenso wirkungsvolle wie offensichtliche Methode, diesen Eindruck zu erzeugen, war, T.J. Miller für eine ganze Reihe von Sequenzen die Kamera in die Hand zu drücken und ihn genau das tun zu lassen, was seine Rolle Hud in dieser Szene macht. „T.J. hat tatsächlich ziemlich viel gedreht”, so Bonvillain. „Er hat die ganze Zeit gewitzelt, dass er dafür normalerweise schon längst seinen Gewerkschaftsausweis als Kameramann bekommen hätte.“
Die Szenen mit teilweise extrem langen Einstellungen für nur „eine“ Kamera zu orchestrieren, brauchte viel Erfahrung und Planung. In einem eher genretypischen Film wären solche Szenen mit vielen verschiedenen Einstellungen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gefilmt worden und jede Einstellung hätte eine bestimmte wichtige Information oder einen Eindruck transportiert. In „Cloverfield” mussten die frenetischen Kamerabewegungen sorgfältig geplant werden, um jede Aktion, jedes Bild, jede Information und jede Stimmung einzufangen, die Reeves den Zuschauer sehen lassen wollte.
Die Szenen mit dem Monster brauchten eine ausgeklügelte Strategie, um die Sichtungen am Anfang des Filmes auf ‚flüchtige Eindrücke’ zu reduzieren und erst später frontale Sichtungen zu erlauben. Meistens kann man das Monster nur vom Erdboden aus sehen, da sich Hud dort die meiste Zeit des Filmes bewegt. „Das sorgt für eine einzigartige Perspektive“, merkt Reeves an.
„Schließlich aber wurde uns klar“, so Goddard, „dass wir dem Publikum ein Bild des Monsters schulden.“ Die Luftaufnahmen aus der „Gott-Perspektive“ eines traditionalen Genrefilms gibt es hier nicht, abgesehen von zwei sorgfältig geplanten Sequenzen wie zum Beispiel einem Helikopterflug, den Reeves in den Film eingebaut hatte. „Als sie in einem Elektronikladen sind, sehen sie einen Fernsehbericht in den laufenden TV-Geräten und eine Helikopteraufnahme des Monsters, wie es mit seinem Schwanz ein Stück der Brooklyn Bridge herausschlägt“, erläutert der Regisseur.
Einen intimen Blick auf das Monster gibt es dafür, wenn unser Kameramann Hud von dem Monster angegriffen wird und die Kamera kurz das Innere des Monsterschlunds zeigt, bevor sie auf die Straße gespuckt wird. „Für einen Monsterfilm-Fan gibt es nichts, das cooler wäre, als von einem Monster aufgefressen zu werden“, schmunzelt Reeves.
Ein besseres Monster
Die visuellen Effekte für „Cloverfield” entstanden unter der Leitung der Visual Effects Supervisors Kevin Blank, Eric Leven von Tippett Studio und Michael Ellis von der in London ansässigen Effektschmiede Double Negative. Tippett schuf alle Aufnahmen mit dem Monster während Double Negative für alle anderen Zerstörungsszenen und Sequenzen verantwortlich war, in denen das Monster nicht zu sehen ist.
Das Konzept für das Monster (vom Team zärtlich „Clover“ genannt) ist simpel, sagt Abrams: „Er ist ein Baby. Er ist brandneu. Er ist verwirrt, desorientiert und gereizt. Und er war tausende Jahre unten im Wasser.”
Und woher stammt er? „Das sagen wir ganz bewusst nicht,“ antwortet Goddard. „In unserem Film gibt es keine Wissenschaftler in weißen Kitteln, die uns solche Dinge erklären.“
Die Kreatur ist nicht nur desorientiert, sondern schlichtweg zornig. „Da gibt es diese kleinen Dinger – Menschen – die es ärgern auf ihn schießen, in etwa so nervig wie ein Schwarm Bienen“, so Reeves. „Keines dieser Dinger ist in der Lage, es zu töten, aber sie tun weh und verwirren es. Es ist diese neue Umgebung, die es beängstigend findet.“
Für das Monsterdesign engagierte Abrams den erfahrenen Kreatur-Designer Neville Page, der gerade mit seinen Charakter-Entwürfen für James Camerons kommenden „Avatar” fertig war (und im Augenblick arbeitet er an Abrams’ „Star Trek”).
„Es wurden schon so viele riesige Kreaturen in so vielen verschiedenen Filmen gezeigt, dass der schwierigste Trick war, einen einzigartigen neuen Charakter zu erschaffen“, erklärt Abrams. Abrams machte sich zunächst mit Pages Arbeit vertraut über die ‚The Gnoman Workshop’-Reihe von Bildungs-DVDs für Designer. „Was mir besonders auffiel, war die Art wie er sich Allem von einem sehr realistischen Standpunkt aus nähert. Er entwirft zwar nichtexistierende Wesen, aber kann ihre Beschaffenheit, ihre Knochenstruktur und ihren Muskelaufbau ganz genau erklären.“
Nachdem Pages Entwürfe fertig waren, mussten sie von Tippet Studio ausgearbeitet und in die wenigen, aber entscheidenden Aufnahmen, in denen das Monster zu sehen ist, eingefügt werden.
Nach seiner Geburt sieht man wie das Monster sich den Rücken an einem Gebäude kratzt (und es dabei zerstört), um eine Schicht Parasiten loszuwerden, die dann ebenfalls einen ziemlichen Schaden in der Stadt anrichten.
„Drew und ich hatten uns mit dem Problem befasst, dass man als Mensch angesichts eines solchen Monsters völlig irrelevant erscheinen kann“, sagt Abrams. „Wie bekommt man so das Gefühl ‚Mann-gegen-Mann’ hin, das wichtig für so einen Film ist?“
„Weil es so groß ist, wussten wir, dass es unmöglich ist, nahe und eindringliche Monster-Szenen zu haben. Es ist ja nicht so, dass irgendeiner der Charaktere es bekämpfen oder irgendwie verletzten könnte.“
Aus dieser Schwierigkeit heraus wurde die Idee mit den Parasiten geboren: „Es sind erschreckende, hundegroße Wesen, die der Nacht ein zusätzliches Grauen verleihen“ so Abrams.
„Die Parasiten sind gefräßig, wild und sprunghaft, und auf der anderen Seite sind sie wie Krebse“, erklärt Reeves. „Sie haben die Boshaftigkeit tollwütiger Hunde, können aber auch an Wänden hochklettern und sich an Dinge heften.“
Zudem bewegen sich die Parasiten deutlich schneller als ihr Wirt. „Tippett Studio hat sehr viel Erfahrung mit solchen superschnellen Kreaturen, die Menschen in Stücke reißen können. Solche Kreaturen machen immer sehr viel Spaß“, so Leven. „Es sind kleine Wirbelwinde, die alles zerstören, was ihnen in den Weg kommt. Sie sind absolut tödlich.“
Der Big Apple wird zerquetscht
Eines der ersten Anzeichen der zerstörerischen Kraft des Monsters gibt es am Anfang des Filmes. Die jungen Freunde verlassen Robs Party, um zu schauen, was die Unruhe draußen zu bedeuten hat, und werden vom Kopf der Freiheitsstatue begrüßt, der ihnen buchstäblich vor die Füße fliegt.
Diese Einstellung beendete schon den zweiminütigen Teaser, der 2007 seine Premiere vor Michael Bays Blockbuster „Transformers” hatte. Der Trailer zeigt Partyszenen, den Kopf der Freiheitsstatue und andere Bilder der Zerstörung, die alle noch vor den eigentlichen Dreharbeiten aufgenommen wurden.
„Die Sequenz mit dem Kopf der Freiheitsstatue war eine mutige Entscheidung des Studios”, erklärt Burk, aber der Trailer hinterließ tatsächlich sofort einen bleibenden Eindruck bei Genrefans. „Die Reaktionen waren genau so, wie wir sie uns erhofft hatten”, erinnert sich Abrams. „Niemand hatte von dem Film gehört. Wir haben noch nicht einmal den Titel eingeblendet. So etwas hatte die MPAA noch nie erlebt.”
Der Titel des Filmes entstand aus dem Decknamen für das Projekt. Die Produzenten wollten nicht, dass Informationen über den Film zu früh veröffentlicht werden. „Wir wollten einen Film machen, über den man eben nicht schon früh alles weiß und den man noch entdecken kann, so wie wir Filme während unserer Jugend noch entdecken konnten”, sagt Abrams.
Das Interesse am Film – basierend ausschließlich auf dem Trailer und ein paar Gerüchten – war bemerkenswert, um es vorsichtig auszudrücken.
„Ich hätte nicht mit diesem Ausmaß an Neugier und intensiver Spekulationen gerechnet”, sagt der ausführende Produzent Clark. „Die Fans versuchten mit allen Mitteln, sich an den Set zu schmuggeln und Fotos zu schießen oder Videos aufzunehmen. Es war eine intensive Zeit. Die Leute scheinen wirklich ziemlich interessiert an J.J. und Allem, was er macht.”
Es war John Fogelman, einer von Abrams’ und Burks Agenten, der den Vorschlag machte, das Projekt „Cloverfield” zu nennen, weil er das Wort „Monster” einfach in zu vielen Mail-Korrespondenzen gelesen hatte. „Cloverfield”, nach einer Straße in der Nähe von Abrams Büro in Los Angeles benannt, wurde zum Spitznamen für das Projekt. „Wir hätten allerdings nicht gedacht, dass dieser Spitzname tatsächlich zum Titel werden würde”, erinnert sich Abrams. „Wir hatten sogar einen anderen Titel: ‚Greyshot’. Das ist Name der Brücke, unter der sich Rob und Beth am Ende des Filmes im Central Park verstecken, und diesen Titel wollten wir auf der Comic-Con bekannt geben. Zu dieser Zeit war aber ‚Cloverfield’ schon durchgesickert und die Fans kannten den Film unter diesem Namen. Also entschieden wir uns, es bei ‚Cloverfield’ zu belassen.”
Die schockierenden Aufnahmen vom Kopf der Freiheitsstatue wurden auf dem Studiogelände von Paramount gedreht und von Hammerhead Productions mit Spezialeffekten versehen. Diese Einstellung, die auch im Film verwendet wurde, erhielt noch Detailverbesserungen durch Double Negative. Die Szene ist Abrams’ Hommage an John Carpenters „Die Klapperschlange” von 1981, der auf seinem Originalposter ein ähnliches Motiv zeigte. „Ich war als Kind völlig begeistert von dem Film”, sagt er, „aber mich hat es damals wirklich geärgert, dass die Posterszene mit dem Kopf der Freiheitsstatue mitten in New York im Film nicht zu sehen ist. Das war für mich immer eines der verrücktesten und erschreckendsten Bilder. Ich wollte es unbedingt in unserem Film haben.”
So schwer es war, einem fiktionalen 25 Stockwerke hohen Monster ein reales Aussehen zu verleihen (was für Reeves entscheidend für den Erfolg es Filmes war), so viel größer war die Herausforderung für Tippett Studio und Double Negative, realistisch aussehende Szenen der Zerstörung für ein Publikum zu erschaffen, dem die sich die Wirklichkeit der einbrechenden Türme des World Trade Centers fest ins Bewusstsein gebrannt hat.
Vor einigen Jahren hatten nur wenige Menschen eine Vorstellung davon, wie ein in sich zusammenfallendes Gebäude wirklich aussieht. „Heute”, so Michael Ellis, „haben fast alle Menschen eine ziemlich genaue Vorstellung davon.”
„YouTube”, merkt Leven an, „hat auch in dieser Hinsicht der visuellen Referenzen die Anforderungen an unsere Arbeit verändert.”
Für das Zusammenfallen der Gebäude arbeiteten die beiden Effektteams unermüdlich daran, Reeves ‚realistische’ Vorstellungen zu verwirklichen. „Wir haben einzelne Etagen als Modell errichtet und dann das Gebäude Schicht für Schicht zerstört”, erklärt Leven. „Angefangen haben wir mit der Glasfront außen und sind dann weiter ins Innere vorgedrungen. Wir haben teilweise sogar Inneneinrichtungen gebaut, um zu sehen, wie sich diese Form der Zerstörung auf sie auswirken würde. Es war extrem zeitaufwändig, aber wir habe es alle geliebt. Es ist der Traum eines jeden kleinen Jungen – Dinge in die Luft jagen!”
Besonders schwierig waren die „verwackelten” visuellen Effekte, die aussehen als hätte man sie mit einem simplen Camcorder im Rennen aufgenommen. Durch die sprunghaften Bewegungen wurde die korrekte Platzierung der Effekte oder der CGI-Charaktere zu einer Herausforderung. „Normalerweise passiert die Anpassung der Effekte an die Frame-Sprünge bis zu einem gewissen Grad automatisch”, sagt Ellis. „Aber viele der Einstellungen waren einfach zu komplex. Es war eine gigantische Aufgabe. Wir hatten Leute, die die einzelnen Einstellungen Frame für Frame angepasst haben. Zoom-Einstellungen sind immer schwierig anzupassen, aber diese teilweise wild zuckenden Aufnahmen waren extrem schwierig – keine sanften vorhersehbaren Bewegungen, sondern die Kamera war gleichzeitig überall.”
Zu den bekannten Sehenswürdigkeiten, die vom Monster zerstört werden, gehört die 125 Jahre alte Brooklyn Bridge, die vom Schwanz des Monsters zerschlagen wird. Eine 15-Meter lange Sektion der Brück wurde in den Downey Stages in Downey, Kalifornien, aufgebaut, umgeben von einem 360-Grad Green Screen, der als Platzhalter für die Hintergrundaufnahmen von der echten Brücke diente. Eine Horde von Statisten, die die New Yorker darstellten, die in Panik versuchen zwischen den abgestellten Autos vor dem Monster zu flüchten, hatten ihre eigenen Autos auf der „Deck”-Ebene der nachgebauten Brücke geparkt, um das „Blickfeld” auszufüllen.
Während die Filmemacher für so viel Spannung und Realismus wie möglich sorgen wollten, war ihnen natürlich trotzdem bewusst, welche Erinnerungen diese Bilder wachrufen könnten. „In vielerlei Hinsicht”, so Reeves, „ist das Monster vielleicht auch eine Metapher für die Zeit in der wir leben und den Terror, dem wir überall begegnen. Es war wichtig, diese Gefühle anzusprechen, ohne sie auszuschlachten oder sie nicht Ernst genug zu nehmen. Es war wichtig, diesen Gefühlen mit Respekt zu begegnen.”
Quelle: treknews.de
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