S E R E N I T Y | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
REGIE & STORY | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
BESETZUNG | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
EXKLUSIVE FEATURETTE | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
SZENENAUSSCHNITTE | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
TRAILER | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
RIVER TAM SESSIONS |
Wer TREKNews ließt weis: wir hypen nicht - nein, wir sind in den Augen mancher Fans aufgrund der angeblich zu harten Kritiken für den Untergang von Star Trek Enterprise verantwortlich. Umso wichtiger ist für uns folgendes Special zu Joss Whedons neuem Kinofilm SERENITY - FLUCHT IN NEUE WELTEN. Warum? Ganz einfach: Serenity ist all das, was Star Trek hätte sein können: Tiefgründig, unterhaltsam, humorvoll, spannend und auch die Action kommt nicht zu kurz. Kurz gesagt: Der perfekte Science-Fiction Film. Warum dies so ist erfahrt ihr in unserem umfangreichen Special!
INHALT
500 Jahre in der Zukunft, wir schreiben das Jahr 2507 in den neuen Welten eines Sonnensystems fern von der alten Erde: Die Besatzung des Raumfrachters „Serenity“ durchstreift den äußeren Rand der von der Menschheit kolonialisierten neuen Galaxie. Diese wird von der übermächtigen Koalition, der sogenannten Allianz, beherrscht.
Captain Malcolm Reynolds, ein desillusionierter Veteran, kämpfte im galaktischen Bürgerkrieg auf der Verliererseite und verdient sich seinen Lebensunterhalt nun mit kleinen Gesetzesübertretungen und dem Transport von Passagieren und Fracht auf der „Serenity“, einem Schiff der Firefly-Klasse. Dabei führt er eine kleine, gut ausgewählte Crew an, die für ihn fast wie eine Familie ist – die sich zankt, aufmüpfig ist, aber auch hundertprozentig loyal. Keiner von ihnen ist ein Fan der Allianz, und so versuchen sie möglichst unauffällig an den Rändern des Universums ihren Geschäften nachzugehen.
Aber als Mal einen jungen Arzt und seine labile, telepathische Schwester an Bord nimmt, lässt er sich auf mehr ein, als er ahnt. Die beiden sind auf der Flucht vor der Allianz – die vor nichts zurückschreckt, die junge Frau zurückzubekommen, denn sie birgt ein dunkles Geheimnis. Und die Besatzung steckt plötzlich mittendrin in einer Auseinandersetzung mit der scheinbar unbezwingbaren militärischen Macht der Allianz und den sogenannten Reavers, einer Gruppe kannibalistischer Wilder, die sich am Rande des Weltraumes herumtreiben.
Aber Mal sieht sich nicht nur von zwei ganz unterschiedlichen aber gleichermaßen todbringenden Feinden gejagt – schon bald müssen er und seine Crew feststellen, dass die größte Gefahr für sie an Bord der „Serenity“ selbst lauern könnte...
KRITIK VON MARKUS SAMPL UND DANIEL RÄBIGER
Mit Chinesische Flüche und höchst ausgefallene Sprüche sind eine der vielen markanten Ecken an Serenity - der Kinofilm, der aus der kultigen, aber viel zu kurzen Firefly-Serie (nur 14 Folgen) geboren wurde, lässt sich einfach nicht recht in eine klassische Kategorie einordnen. Die Sci-Fi-Wildwestmischung wirkt wie eine Frischzellenkur für Episode I bis X-geschädigte, die schon seit langem einen Weltraumcowboy im Stile eines Han Solo vermissen.
Nathan Fillion, der die Rolle des Serenity-Captains Mal Reynolds spielt, bedient diese Sehnsucht aufs trefflichste. Es klappt halt alles einfach nicht so, wie man es gerne hätte. Die Pläne des Captains laufen oft einfach nicht so ab, wie sie sollten, an seinem Schiff brechen immer wieder Teile ab, die vielleicht wichtig gewesen sind, und es beim Wiedereintritt in die Atmosphäre hoffentlich nicht werden, und die Crew spurt einfach nicht auf Kommando, sondern zeichnet sich durch ein hohes Maß an Individualität und Eigenwilligkeit aus.
Und genau diese Imperfektheit, die dem Leben nun mal eigen ist, wird auf eine sehr perfekte und überaus unterhaltsame Weise in Firefly und auch Serenity gekonnt zusammengesetzt. Der Kinofilm Serenity bietet eine wundervolle Abwechslung zum üblichen Sci-Fi-Einheitsbrei - auch wenn Fireflypuristen sich an den Film erst ein wenig gewöhnen müssen: Serenity wirkt nicht mehr ganz so wildwestmäßig und ist auch nicht ganz so pointenreich wie die Serie - der Plot mit den Reavern lässt den Film etwas weit in das Genre eines Vampirfilms abgleiten, dafür gibt es jedoch einen netten Endkampf nach dem altbewährten "hack´n´slay"-Prinzip.
Und auch das ist wieder ein Beweis dafür, wie variabel Serenity ist - dem kreativen Schaffen werden nicht die üblichen Grenzen gesetzt, Serenity basiert inhaltlich und konzeptionell stark auf dem Gedanken von Freiheit und Vielfalt. Und dies führte bereits in der Serie zu zahlreichen Überraschungen, sowohl im Storybogen als auch in den einzelnen Dialogen - im Kinofilm Serenity findet dieses Fireflyfeeling seine auf die Kinoleinwand ausgebreitete Fortsetzung - bleibt nur zu hoffen, dass der Serenity den Erfolg haben wird, der Firefly leider verwehrt blieb.
Regisseur Joss Whedon, bereits mit einer Oskar-Nominierung für das Drehbuch zu Toy Story ausgezeichnet, vollbringt mit Serenity das, was man im Sci-Fi Genre schon lange vermisst hat: eine anspruchsvolle Story die dennoch unterhaltsam ist. Der gelungene Mix aus Anspruch, Humor und Action wird perfekt von den zum Großteil unbekannten Schauspielern auf die Leinwand portiert. Auch musikalisch weiß der Score von David Newman zu überzeugen. Einziges Manko: wer die spanischen Gitarren der Serie erhofft wird enttäuscht sein - Newman komponierte bis auf wenige Passagen einen klassischen Soundtrack.
Schauspielerisch hat keiner der Besetzung, sieht man von Adam Baldwin einmal ab, eine große Referenzliste vorzuweißen. Besonders Summer Glau ist eine absolute Newcomerin - lediglich ein Gastauftritt in Buffy/Angel gingen ihrer Arbeit an Serenity voraus. Umso beeindruckender sind ihre Schauspielerischen Fähigkeiten. Sie weint, sie lacht - sie ist genau das was man von einem traumatisierten Mädchen erwartet. Auch Nathan Fillion (der 'falsche' Private Ryan in Saving Private Ryan) und der Rest der Besetzung weiß zu überzeugen.
"Wie könnt ihr so einen Film eigentlich so in den Himmel loben?" mag sich manch einer Fragen. Nun ja - nach sechs Kinobesuchen innerhalb von 8 Wochen (Zweimal England, Viermal Deutschland) und immer noch andauernder Begeisterung ist für mich eins sicher:
Dieser Film wird mindestens weitere sechs mal angeschaut. Hier stimmt Regie, Story und Schauspielerleistung. Besonders hervorzuheben ist auch der unvergleichliche Humor der Serie der gekonnt in den Film portiert wurde. Neben der Haupthandlung schwingt sehr gekonnt eine zentrale Frage des Lebens mit: Was ist Glauben, wohin kann er führen, was ist die Essenz des Glaubens. Für mich ist Serenity die Wiederbelebung des Glaubens in das SciFi Genre. Film ab!
| |||||||||||
| |||||||||||
|
INTERVIEWS MIT DER CAST
Chefredakteur Daniel Räbiger flog nach England um mit Joss Whedon, Nathan Fillion, Morena Baccarin und der unglaublichen Summer Glau über den Film zu sprechen - hier die Ergebnisse:
ÜBER DIE PRODUKTION
Joss Whedon, der Oscar- und Emmy-nominierte Drehbuchautor und Regis-seur der internationalen Fernseherfolge „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und „Angel – Jäger der Finsternis“ und Ko-Autor von „Toy Story“ – gibt mit dem Science Fiction Westernabenteuer „Serenity - Flucht in neue Welten“ sein Spielfilmdebüt.
Der Film basiert auf Whedons vielfach gelobter, aber kurzlebiger Fernsehserie „Firefly“, die in den USA im Herbst 2002 bei FOX TV Network ausgestrahlt wurde. Die Geschichte spielt in einem futuristischen, nach-erdgeschichtlichen Universum, das von einer planetarischen Allianz beherrscht wird, und erzählt von den Abenteuern des abgehalfterten Raumschiffs ‚Serenity’ und seiner bunten Crew von Außenseitern, angeführt von Captain Malcolm „Mal“ Reynolds, den Nathan Fillion verkörpert. Obwohl FOX TV die Serie nach der Ausstrah-lung von 11 der bis dahin 14 produzier-ten Episoden absetzte, hatte sich die mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Hu-mor, vielschichtigen Charakteren und Sci-Fi bereits eine loyale und leidenschaftliche Fanbasis geschaffen.
Die untröstlichen Fans, die Besetzung und Whedon selbst wollten das Ende der Serie nicht mit dem Ende ihres Universums gleichsetzen. Für Whedon war „diese Geschichte noch ganz und gar nicht zu Ende erzählt. Ich hatte noch nicht damit abgeschlossen... und die Darsteller hatten ebenfalls noch nicht damit abgeschlossen“. Obwohl sich die Suche nach einem neuen Zuhause der Serie bei einem anderen Fernsehsender oder Kabelkanal als ergebnislos erwies, waren alle Beteiligten fest entschlossen, die Kampagne am Leben zu erhalten. Der Einsatz für eine Veröffentlichung der Serie auf DVD schien sich auszuzahlen, als man nach Verkaufsstart die Anzahl der Fans erheblich steigern konnte – fast exakt ein Jahr später, nachdem die letzte Folge bei FOX ausgestrahlt worden war. Die Verkaufszahlen von „Firefly“ zeigten auf beeindruckende Weise sowohl die Treue der Fans als auch das Potenzial, mit der Serie neue Zuschauer zu gewinnen.
So sehr allerdings alle sich weigerten, ihren gutgemeinten Kampf aufzugeben, so sehr war doch jedem, der in die Serie involviert war, klar, dass nur ein Wunder die Show würde wiederbeleben können.
Dieses Wunder passierte Anfang 2004. Bei Universal Pictures, wo man ganz begeistert über eine Zusammenarbeit mit Whedon und beeindruckt von den Nachwirkungen der Serie, sah man eine Gelegenheit, die bevorstehende Leere für Science Fiction-Enthusiasten zu füllen, die das Ende der „Star Wars“ und „Star Trek“-Sagas hinterließen. Das Studio stimmte der Entwicklung eines Spielfilms auf Basis der „Firefly“ Serie zu – die von Whedon selbst als sein Spielfilmdebüt geschrieben und inszeniert werden sollte. Der Film mit dem Titel „Serenity - Flucht in neue Welten“ sollte eine Mischung aus der Fortsetzung der Abenteuer der „Serenity“-Crew und einer eigenständigen Story sein, die auch Kinogänger ansprechen sollte, welche bisher keine Berührungspunkte mit „Firefly“ gehabt hatten.
Während einige Analysten in der Filmbranche und die Medien über die Absicht verwundert waren, dass man einen Film nach einer missratenen Fernsehserie machen wollte, waren die „Firefly“ Fans – auch „Browncoats“ genannt nach den gegen die Allianz aufstehenden Freiheitskämpfern – ganz aus dem Häuschen. Sie mobilisierten ihre Kräfte, um sicherzustellen, dass das Studio an dem Vorhaben festhielt, grünes Licht für das Projekt gab und die notwendige volle Marketingunterstützung bereitstellte, die ein großer Spielfilm zum Erfolg benötigt.
Firefly: Ein Hoffnungschimmer
BILDERGALERIEN |
» Fans |
ÜBERBLICK |
» Adam Baldwin |
Joss Whedons Fähigkeit, eine in sich schlüssige Welt voller mitreißender Figuren, unerwartetem Humor und phantasievoller Geschichten zu erschaffen, haben in seiner Karriere bereits einer Unzahl von Projekten einen eigenen Stempel aufgedrückt. Neben seiner Arbeit als „Creator“ und ausführender Produzent seiner Serien „Buffy – Im Bann der Dämonen“, „Angel – Jäger der Finsternis“ und „Firefly“ (von denen er auch zahlreiche Folgen geschrieben und inszenierte hat), war er als Drehbuchautor bei vielen Filmen beteiligt, darunter „Speed“, „Alien – Die Wiedergeburt“ und „Toy Story“, für den er eine Oscar-Nominierung erhielt.
Die TV-Serie „Firefly“ erschuf Whedon, nachdem er Michael Shaaras Bürgerkriegsroman „The Killer Angels“ gelesen hatte. Die Idee von Überlebenden eines Krieges, die sich am Außenrand der Gesellschaft herumdrücken – in ei-nem Science Fiction-Kontext – sprachen Whedon an. „Ich beschäftigte mich mit der Idee eines Bürgerkrieges und dem Wiederaufbau aus dem Blickwinkel der Leute, die den Krieg verloren haben“, erzählt er. „Nach dem Krieg gab es Leu-te, die das Geschehen so furchtbar verinnerlicht hatten, dass es sie völlig zerstörte.“
Whedon fing an, sich die verschiedenen Charaktere auszumalen und entwarf dann eine humanistische Geschichte, die anstatt in weiten Ebenen in den Grenzbereichen der Planeten spielt. „Ich wollte eine Story erzählen über Leute, die im Weltraum leben, aber nicht in voller Pracht und Herrlichkeit“, erklärt er.
„Wir haben die Erde verbraucht und sind deshalb in ein neues Sonnensystem vorgestoßen“, fährt er fort. „Das, was früher die Entdeckung neuer Länder war ist heute die Entdeckung der Planeten. Wir haben kein außerirdisches Leben irgendeiner Art entdeckt. Noch immer sind nur wir da. Es ist eine Vision der Welt, wie sie mehr oder weniger heute schon existiert.“
„Der Ansatz der Serie war, dass sich in der Zukunft nichts geändert hat“, so Whedon weiter. „Wir haben mehr Technologie. Es gibt mehr Menschen. Aber wir haben noch genau die gleichen Probleme: persönliche, politische und ethische.“
In dieser Welt begegnen wir Mal (Nathan Fillion), einem Soldaten, der im galaktischen Bürgerkrieg auf der Verliererseite kämpfte. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt mit kleinen Gesetzesübertretungen und dem Transportschiff „Serenity“. Er führt eine kleine Crew an, die für ihn eine Art Familie ist: Da ist seine Stellvertreterin Zoe (Gina Torres), Zoes Ehemann und Pilot Wash (Alan Tudy), der Söldner Jayne (Adam Baldwin) und die Schiffsmechanikerin Kaylee (Jewel Staite). Sie sind die eigensinnigen, aufmüpfigen und letztlich hundertprozentig loyalen Freunde, die Mal braucht, um in den Außenbezirken des Alls zu überleben.
Ihr Überleben wird bedroht durch zwei ganz außergewöhnliche Gegner: zum einen die universelle Allianz (die als Sieger aus dem Krieg hervorgegangen ist), zum anderen die grauenhaften, kannibalistischen Reavers – eine Gruppe Wilder, die sich am Rande des Weltraumes herumtreibt. Zwischen diesen beiden Fronten findet sich die Crew wieder; zwischen der Allianz, deren Ziel es ist, den verschiedenen Planeten Ordnung zu bringen – ob von den Bewohnern gewollt oder ungewollt – und den Reavers, die nach willkürlichem Chaos und Zerstörung streben.
Für Mal verkomplizieren sich die Dinge zusätzlich durch die schöne Kurtisane Inara (Morena Baccarin), einer Frau, die ihn abwechselnd inspiriert und wütend macht, Shepherd Book (Ron Glass), einem Prediger, der Mal immer wieder aufs Ganze herausfordert sowie zwei mysteriöse Passagiere: der junge Arzt Simon (Sean Maher) und seine labile, telepathische Schwester River (Summer Glau). Ihre Talente wurden lange von der Allianz eingesetzt, wodurch sie im Besitz gefährlicher Geheimnisse ist, die so tief verschüttet sind, dass nicht einmal sie selbst weiß, um was es dabei geht.
Die Fernsehserie, die viel Kritikerlob bekam und schnell eine breite Fanbasis aufbauen konnte, überdauerte dennoch nur 11 Folgen, bevor sie eingestellt wurde, nicht zuletzt aufgrund der schlechten Ausstrahlungszeiten und –taktik und dem ganz eigenen Ton und Inhalt der Serie, die schlecht in eine Schublade passte.
„Alle fühlten sich wie in einer großen Familie“, erinnert sich Christopher Buchanan, der ausführende Produzent von „Serenity - Flucht in neue Welten“. „Insofern hatten wir großes Glück. Aber als die Serie dann abgesetzt wurde, war das für alle Beteiligten ein echter Schlag in die Magengrube“.
Aber Whedon sah dies eher als ein Aufschieben als ein Ende. Er schwor seiner „Firefly“ Besetzung und Crew, dass er nicht ruhen würde, bis er eine neue Heimat für das Projekt finden würde. „Ich habe an alle neun Darsteller Weihnachtskarten verschickt, in denen ich ihnen mitteilte, welche Fortschritte ich gemacht hatte, und sie hielten mich auf dem Laufenden darüber, was für sie an Projekten anstand“, sagt Whedon. „Ich glaubte einfach so fest an diese Charaktere und besonders an diese Schauspieler, dass ich mich weigerte zu glauben, dass die Serie abgesetzt war. Ich habe das einfach ernsthaft verleugnet.“
Als die Sets der Serie abgebaut wurden, rettete Schauspieler Alan Tudyk ein Requisit aus einer zentralen Episode für Whedon. „Das Schiff stirbt, und die einzige Chance für die Crew ist, auf anderen Schiffen anzuheuern und Hilfe zu suchen, und Mal zurückzulassen“, erläutert Tudyk. „In dieser Folge installiert Wash diesen besonderen Schalter und sagt ‚Wenn dein Wunder war wird, dann drücke einmal auf diesen Knopf und es wird uns alle zurückbringen’.“
„Diesen Schalter habe ich noch immer in meinem Büro“, sagt Whedon liebevoll.
Whedons Glaube, „Firefly“ am Leben zu halten, war ansteckend. „Jedes Mal, wenn ich kurz davor stand, aufzugeben, rief einer der Schauspieler an und sagte, ‚Wir warten immer noch. Wir glauben noch daran’“, erinnert er sich.
„Als die Show vor der Absetzung stand, taten sich die Fans zusammen und schalteten mit eigenem Geld eine Anzeige in ‚Variety’.“
Einmal ein Browncoat...
Whedons Fans wussten noch aus den Tagen von „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und „Angel – Jäger der Finsternis“, dass der Regisseur die Tendenz hatte, eine Niederlage nicht einfach hinzunehmen. 1992 schrieb Whedon das Originaldrehbuch für den Spielfilm „Buffy, die Vampirjägerin“, nur um dann mitzuerleben, wie die Schlüsselelemente für den Film verändert wurden. Daraufhin adaptierte er den Stoff fürs Fernsehen – und machte daraus eine der erfolgreichsten Serien aller Zeiten. Er ist niemand, der schnell aufgibt.
Und das tun auch seine ihm ergebenen Fans nicht. Ein Online-Kampagne, gepaart mit guten DVD-Verkäufen und Unterstützung der Kritiker, gaben Whedon die Argumente an die Hand, die er brauchte, um seine Sci-Fi-Vision einer breiten Publikumsschicht zu präsentieren. Die „Browncoats“ identifizierten sich mit dem alltäglichen Kampf der „Firefly“ Crew – Außenseiter, die sich weigerten, sich in einem von der Allianz beherrschten Universum anzupassen. Online-Portale wurden überschwemmt mit Rufen der Fans nach einer Rückkehr von „Firefly“. Hoffnungsvolle Fanpost erreichte die Studioführung. Anzeigen erschienen in ‚Variety’, um die Serie am Leben zu halten. Die Browncoats hatten eine gemeinsame Heimat auf diesem angeschlagenen Raumfrachter gefunden und gemeinsam waren sie stark.
Und da war jemand, dem das alles nicht entging...
Die „Serenity“ hebt ab
Die Wiedergeburt begann, als Whedon und Produzent Barry Mendel („The Sixth Sense“, „Die Royal Tenenbaums“) mit der Idee für eine Spielfilmversion zu Mary Parent gingen, die zu der Zeit Vizepräsidentin der Abteilung Worldwide Production bei Universal Pictures war. „Viele Leute haben gefragt, wie schwer es war, das Studio von dem Projekt zu überzeugen, und es ist seltsam... das war es überhaupt nicht“, erklärt Mendel. „Mary war ein Fan von Joss und blieb mit ihm und mir in Verbindung. Und man muss Universal lassen, dass sie begriffen, dass Joss eine Leidenschaft für dieses Projekt hatte.“
Das Studio glaubte sowohl an Whedons Vision als auch an diese Story und kaufte die Rechte für einen großen Kinofilm, basierend auf seiner einzigartigen Fernsehserie. Die „Browncoats“, die weltweit loyale und aktive Fangemeinde von „Firefly“, jubelte. „Diese Leute haben eine irre Leidenschaft für die Dinge, die sie mögen“, kommentiert Fillion. „Und Joss schafft es auf unkomplizierte Art, sie für die Figuren und deren Beziehungen untereinander zu begeistern.“
Nachdem grünes Licht für den Film gegeben worden war, stand Whedon vor einer ganz neuen Herausforderung. Er erzählt: „All diese Charaktere und verschiedenen Welten zum Leben zu erwecken mit der Art von Erzählweise, die man beim Film benutzt... ich musste ihnen eine epische Geschichte geben, die nicht nur einfach eine weitere Episode im Leben dieser Figuren war, sondern eine Reise, die sie für immer verändern würde.“
Gut zweihundert Seiten später hatte Whedon einen Entwurf, aus dem das Drehbuch für „Serenity - Flucht in neue Welten“ werden sollte – und das er die „Version aus dem Küchenspülbecken“ nannte – und die er zu einer machbaren und nicht zu langen Fassung abschlacken musste. „Wenn es um das große Tamtam geht, ja, das haben wir alles: ein Hovercraft, Action, Schießereien, Faustkämpfe, Kannibalen – alles, was man sich in einem Film wünschen kann“, sagt er. Aber noch wichtiger war ihm, das ungenutzte Potenzial seiner Crew und dieser Story zu erforschen... Potenzial, das sich nur auf Spielfilmlänge verwirklichen ließ.
Er entschied, einen Großteil der Filmhandlung um die geheimnisvolle Figur der River Tam herum aufzubauen, das mädchenhafte Wunderkind, das die Allianz unter ihre Fittiche genommen und für geheime Zwecke mit ihr experimentiert hatte – bis sie von ihrem Bruder gerettet und an Bord der „Serenity“ geschmuggelt wurde. Die Allianz schickt einen todbringenden „Operative“, der sich durch nichts aufhalten lässt, um das Mädchen zurückzuholen. Als River in einer vollen Bar scheinbar aus dem nichts heraus anfängt, die Anwesenden mit dem Können einer ausgebildeten Killerin anzugreifen, wird Mal und seiner Mannschaft klar, dass sich eine Gefahr, die größer für sie sein könnte als die Allianz oder die Reavers, an Bord der „Serenity“ selbst befinden könnte.
„Die TV-Serie hatte neun Hauptfiguren, die alle auch im Film auftauchen“, so Whedon. „Obwohl man sagen könnte, dass Mal der Held ist, ist jeder einzelne der Held seiner eigenen Geschichte, und sie sind mir alle gleich wichtig. Wichtiger als alles andere war mir, dass das Publikum aus dem Film gehen sollte mit dem Gefühl, dass sie gerade ein Abenteuer erlebt hatten mit Leuten, die ihnen etwas bedeuten. Wir haben hier neun Menschen an Bord eines kleinen Raumfrachters, die an den Rändern des Universums leben, und die Art von Arbeit machen, die man normalerweise nicht in Science Fiction-Filmen sieht: die Gelegenheitsjobs, die Drecksarbeiten. Ich liebe diese Crew – es sind außergewöhnliche Charaktere. Das beste für mich ist, dass auch die Darsteller, die sie spielen, außergewöhnliche Schauspieler, außer-gewöhnliche Menschen sind, und ich mich ungeheuer glücklich schätzen kann, wieder mit ihnen zu arbeiten.“
Wenngleich die Besetzung miteinander in Kontakt geblieben war nachdem „Firefly“ abgesetzt wurde, war das Treffen für ein erstes gemeinsames Lesen des Drehbuchs eine emotionale Erfahrung für alle. „Einige dieser Leute sehe ich regelmäßig, aber sie dabei zu sehen, wie sie ihre Figuren spielten, das war, als würde man Freunde sehen, die man lange nicht mehr getroffen hat“, erklärt Fillion.
„Joss sagte, er habe damit noch nicht abgeschlossen“, erinnert sich Glass. „Er sagte, wir sollten nicht überrascht sein, wenn wir uns eines Tages an einem anderem Ort wieder zusammenfinden würden, oder in einer anderen Ausdrucksweise.“
Baldwin beschreibt Whedon als „Held, denn dieses Projekt musste fortgeführt werden, und hier sind wir“. „Es ist, als ob man nach Hause kommt“, so Torres.
Zusätzlich zu den neun Hauptfiguren aus der Serie gab es ein paar Schlüsselrollen, die von Newcomern in der Truppe gespielt werden mussten, an vorderster Front die Rolle des „Operative“. Whedon wollte, dass „die Allianz eine Präsenz bekam, die unseren Figuren wirklich Angst machte“. Und er fährt fort: „Ich wollte, dass der „Operative“ nobel und ehrbar und freundlich sein sollte, und einem dennoch das Blut in den Adern gefrieren ließ.“ Whedon besetzte Chiwetel Ejiofor, der für seine darstellerische Leistung in dem hoch gelobten Independent-Film „Schmutzige kleine Geschäfte“ begeisterte Kritiken und für das Drama „Vier Brüder“ vor der Kame-ra stand. Whedon merkt an: „Chiwetel gelang es, die Figur des „Operative“ völlig zu verinnerlichen, und ihn als eine reale Person darzustellen. Ehrbar, nachdenklich und doch ein Massenmörder.“
Vervollständigt wurden die Hauptrollen mit der Besetzung von David Krumholtz (bekannt aus der CBS-Serie „Numbers“) als Mr. Universe, dem geheimnisvollen Mann, der über die gesamte Kommunikation des Universums wacht.
Noch bevor die Dreharbeiten anfingen waren sich alle einig, unbedingt die begierigen „Firefly“ Fans während des gesamten Produktionsprozesses mit einzubeziehen. Im Juli 2004 – nur einen Monat, nachdem die Hauptdreharbeiten begonnen hatten – traten Whedon und seine Schauspieler auf der jährlichen Comic-Convention in San Diego auf, wo ihnen (und einigen sehr frühen Filmausschnitten) ein umwerfender Empfang von den über 5000 Zuschauern bereitet wurde.
Im Dezember 2004, nur wenige Monate nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen wurden, waren die Entscheidungsträger von Universal Pictures nicht wirklich auf das vorbereitet, was sie bei einer ohne Filmtitelnennung angesetzten Sneak Preview mit dem Publikum erlebten. Irgendwie sickerte an die „Browncoats“ durch, dass es eine Vorführung von „Serenity - Flucht in neue Welten“ geben würde, und der ganze Saal war voll von ihnen. Das Kinoerlebnis mit 300 absolut begeisterten Fans, die – obwohl es sich bei der Version um eine sehr frühe und unfertige Kopie handelte – während des gesamten Geschehens lachten, johlten und applaudierten, veranlasste das Studio, die Pläne zur Veröffentlichung des Films noch einmal zu überdenken. „Browncoat“ Denise Gribe, ein 40jähriger Fan aus dem kalifornischen Silverlake, fasste die Begeisterung des Publikums so zusammen: „Ich denke, die Fans haben das möglich gemacht. Cowboys mit Waffen im Weltall... die chinesisch reden. Das ist unsere kleine Show da oben auf der Leinwand!“
Der Kinostart wurde vom Frühjahr auf den Herbst 2005 verschoben, um mehr Zeit sowohl für die Nachbearbeitung zu bekommen als auch innovatives Marketing weiterzuentwickeln. Der US-Start wurde für den 30. September 2005 angesetzt. Um einer Enttäuschung darüber, dass sie noch sechs Monate länger auf den Film warten mussten, bei den Fans vorzubeugen, entwarfen die Filmemacher und das Studio einen ausgeklügelten Plan, um die Treue und Ausdauer der „Browncoats“ zu belohnen und sie bei der Stange zu halten.
Zuerst waren Whedon und die Schauspieler zu Gast auf den Wonder-Con und Wizard-Con Fan Conventions Anfang 2005, wo sie dem Publikum Ausschnitte von unfertigen Sequenzen aus dem Film präsentierten. Im April dann postete Whedon für die „Browncoats“ eine Online-Einladung zu einer besonderen Preview des sich noch in der Arbeit befindlichen Films, die angesetzt war für Donnerstag, den 6. Mai, in zehn amerikanischen Städten. Er gab den Fans links zu Webseiten, wo sie im Vorverkauf Karten kaufen konnten. In dem für ihn typischen Stil schrieb Whedon an die Fans: „Als ich über das verschobene Startdatum jammerte und jeder schrieb ‚was machen wir denn bis September’, da hat das Studio zugestimmt, eine Sneak Preview zu machen.“
Die Vorstellungen waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Einige „Browncoats“ kamen aus anderen US-Staaten und eine studentische Gemeinschaft mietete sogar einen Bus für seine Mitglieder, damit sie zu der Preview fahren konnten. Auf Ebay wurden Tickets für 300 Dollar pro Stück verkauft. Einige Leute erschienen schon am Tag vorher und campierten über Nacht auf den Gehweg vor den Kinos, obwohl sie ihre Tickets schon in der Tasche hatten. Whedon und seine Schauspieler traten in fünf der Städte live vors Publikum, und der Regisseur und Autor nahm eine eigens an die Zuschauer gerichtete Botschaft auf, die zu Beginn der Vorführung abgespielt wurde. Diese Botschaft lautete:
„Hi, ich bin Joss Whedon. Bevor wir mit dieser Sondervorführung anfangen, möchte ich Euch eine kleine Geschichte erzählen. Es geht um eine TV-Serie mit dem Titel ‚Firefly’. Vor ein paar Jahren startete ‚Firefly’ im Fernsehen und umgehend bejubelten die Kritiker sie als eine der besten abgesetzten Sendungen des Jahres. Sie wurde ignoriert und aufgegeben, und hier sollte die Geschichte dann eigentlich enden. Aber das tut sie nicht, denn die Leute, die die Serie gemacht haben und die Leute, die sie gesehen haben – was in etwa dieselbe Größenordnung hatte – hatten sich ein bisschen zu sehr darin verliebt, um einfach so loszulassen, zu sehr, um die Waffen niederzulegen, obwohl der Kampf ziemlich verloren aussah.
In Hollywood nennt man solche Leute unrealistisch, idealistisch, besessen. In meiner Welt nennt man sie „Browncoats“. Also egal, ob Ihr die Serie im Fernsehen gesehen habt oder auf DVD – oder noch nie zuvor im ‚Firefly’ Universum unterwegs wart – die Tatsache, dass Ihr jetzt hier seid, heißt, Ihr seid Teil von etwas, was ein klein bisschen bemerkenswert ist. Diesen Film dürfte es eigentlich nicht geben. Aus abgesetzten Fernsehserien macht man keinen großen Kinofilm – es sei denn, der Macher, die Schauspieler und die Fans glauben daran jenseits aller Vernunft. Das habe ich gespürt, und habe es an den DVD-Verkäufen gesehen, an den Verkaufsständen der Fans auf den Conventions, den Webseiten und den Fundraisern – die ganze Arbeit, die die Fans geleistet haben, hat dabei geholfen, diesen Film zu realisieren.Es ist auf eine bisher nie da gewesene Weise Euer Film. Das heißt wenn er schlecht ist, dann seid Ihr schuld. Ihr habt es vermasselt. Ihr habt uns enttäuscht. Aber lasst uns nicht über mögliches Versagen nachdenken, denn die Arbeit ist noch nicht vorbei. Ich muss den Film noch fertig stellen. Das hier heute ist noch nicht ganz die endgültige Fassung, und Ihr werdet an einigen Stellen Platzhalter für die Musik und die Spezialeffekte bemerken. Aber wir sind sehr nahe dran, und wenn wir dann fertig sind... dann müsst Ihr die Leute dazu bringen, sich den Film anzusehen.
Natürlich wird das Studio sein eigenes Ding machen. Es wird Anzeigen geben und Trailer und all das Trara, aber dieser Film hat keine Stars. Er hat kein riesiges Mega-Budget. Er hat noch nicht einmal die Voraussetzungen, ihn auf einfache Weise mit einem Satz an den Mann zu bringen. Was er hat, sind wir – diejenigen, die entgegen aller Vernunft geglaubt haben. Wenn Euch dieser Film etwas bedeutet, dann sagt das jemandem. Sagt es allen. Macht Euch bemerkbar.
Wenn Ihr den Film nicht mögt... dann ist das die Zeit des Schweigens, für einige Monate still nachzudenken. Aber wenn heute der noch unfertige Abspann rollt, und Ihr Euch selbst noch „Browncoats“ nennt – dann denkt an die Millionen von Menschen, die das nicht von sich behaupten... aber es vielleicht eines Tages tun. Ich will, dass wir das zusammen durchziehen. Die Schauspieler werden auftreten wo immer es möglich ist. Ich selbst werde im Internet aktiv sein und mir den Mund fusselig reden und was mir sonst noch einfällt. Unsere Webseite „cantstopthesignal.com“ steht im Netz.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle alles tun werden, um hieraus den Event zu machen, den der Film verdient. Denn denkt daran: Sie haben versucht, uns umzubringen. Sie haben uns umgebracht, und hier sind wir. Wir haben das Unmögliche geschafft, und das macht uns mächtig. Vielen Dank dafür, dass Ihr uns geholfen habt, diesen Film dahin zu bringen, wo er jetzt ist. Willkommen auf der ‚Serenity’.“
Aufgrund der umwerfenden Reaktionen setzten Whedon und das Studio für den unfertigen Film drei Wochen später eine zweite Serie dieser Previews an, am Donnerstag, dem 26. Mai. Diesmal wurde „Serenity - Flucht in neue Welten“ in 20 Städten gezeigt – in den ursprünglichen zehn und in zehn weiteren. Wieder waren alle Karten wenige Stunden vergriffen, nachdem Whedon im Internet darüber berichtet hatte. Ein großer Prozentsatz der Leute sah den Film dabei bereits zum zweiten Mal. Begeisterte Fans verlangten nach weiteren Screenings und überschwemmten die Filmemacher prompt mit Emails, Telefonanrufen und Internet Postings. Vier Wochen später, am Donnerstag, 23. Juni, gab es wieder mit großem Erfolg zum dritten Mal Sneak Previews, diesmal lief der Film vor ausverkauften Häusern in 35 Städten – den vorhergegangenen 20 und 15 weiteren Orten. „Browncoat“ Clayton Dilts, 28, aus dem südlichen Kalifornien, verlangte mit stolzgeschwellter Brust von Whedon: „Kämpfe mit Zähnen und Klauen und gib mir mehr!“
Neben den eingeschworenen Fans saßen bei den zweiten und dritten Screenings auch neue Interessierte und solche, die das Phänomen neugierig betrachteten, im Kino. Die Veranstaltungen hatten ein Presseecho auf lokaler Ebene zur Folge und schon bald auch in den nationalen Publikationen wie „Entertainment Weekly“, „Wired“ und „The Hollywood Reporter“.
Als Whedon und die Schauspieler aus „Serenity - Flucht in neue Welten“ im darauf folgenden Juli wieder auf der Co-mic-Con auftraten, wurden sie von den 6500 Fans mit stehenden Ovationen empfangen. Die ganze Convention war voller Spannung und Erwartung über die Weltpremiere des inzwischen fertig gestellten Films. 200 „Browncoats“ durften die Vorführung miterleben, bei der Whedon persönlich den Film ankündigte und im Anschluss Fragen beantwortete und Autogramme schrieb. Zu den zur endgültigen Fertigstellung hinzugefügten Komponenten gehörte eine wunderbare Filmmusik von David Newman. Die Zuschauer in San Diego waren einfach begeistert von dem Film. Die Musik von Newman bewegte die Zuschauer ganz besonders und veranlasste Joss zu der Bemerkung: „Er gab mir meinen Western, meinen multikulturellen Mischmasch. Ich mag die „Serenity“ entworfen haben, aber es war David Newman, der sie zum Fliegen brachte.“
Am 22. August 2005 trat die „Serenity“ dann auf dem Edinburgh Film Festival in Schottland sozusagen ihren Jungfernflug an. Das Publikum sprang auf, als Joss und seine Crew die Bühne betraten. Dank überschäumender Kritiken in den Festivalbesprechungen, extrem hohen Zuschauerbewertungen und dem Lob von Insidern des Filmgeschäfts, schien nichts ihren Flug aufhalten zu können.
Das Publikum auf der Comic-Con und in Edinburgh, die Fans von „Firefly“, Leute, die die Serie erst auf DVD entdeckten, und jene, die völlig unvoreingenommen den Film gesehen hatten, hatten eines gemeinsam: Sie hatten das Gefühl, mitreißende Figuren in einer spannenden und unterhaltsamen Story zu sehen – etwas, was sie seit langem in keinem Science Fiction Film mehr gesehen hatten. Und nicht nur die eingeschworene „Serenity“ Fangemeinde feierte, sondern auch neue Fans kamen an Bord, um mit zufliegen.
ÜBER DIE WELT DER „SERENITY“
Crew und Passagiere
Im Jahr 2507 nach Christus, 500 Jahre in der Zukunft, ist die Erde, wie wir sie heute kennen, nicht länger bewohnbar und die Menschheit hat eine entfernte Galaxie kolonisiert. Die zentralen Plane-ten in diesem neuen Sonnensystem sind durch ein Gesetz, eine Allianz verbunden. „Für jede Aktion gibt es eine Reaktion, und die Bildung einer Allianz erschafft kein böses Imperium oder einen totalitären Staat“, erklärte Whedon, „aber es entsteht eine Macht, die so groß ist, dass sie einfach nicht gerecht über das ganze Universum herrschen kann. Wann immer man eine Art Utopie erschafft, findet man unter der Oberfläche auch etwas hässliches.“
Captain Mal Reynolds (Nathan Fillion) war einer derjenigen, die sich auf der Verliererseite des großen Krieges der Vereinigung wieder fanden, in dessen Verlauf die Allianz anstrebte, die äußeren Planeten unter ihre Kontrolle zu bringen. „Mal ist jemand, der zu einer Zeit kämpfte, in der ihm die gegnerische Seite einfach haushoch überlegen war“, sagt Whedon. „Er hatte keine Chance, den Gang der Geschichte aufhalten zu können. Und diese Erfahrung hat ihn verändert.“
„Er ist kein böser Mensch“, befindet Whedon. „Er hat seinen moralischen Kompass nicht gänzlich verloren. Er hat nur die Idee aufgegeben, dass der Mensch von Natur aus anständig ist. Oder dass es sich lohnt, um irgendetwas zu kämpfen außer um die nächste Mahlzeit und die Menschen um ihn herum.“ Nathan Fillion fügt hinzu: „So leer er auch ist, so hart gesotten, er hält mit aller Macht an dem fest und beschützt das, was ihn ausmacht, und das ist das Schiff und jeder darauf.“
Seine Stellvertreterin, Zoe Alleyne (Gina Torres), hat in mehr als einem Dutzend Kämpfen an Mals Seite gestanden, darunter bei dem letzten Kampf ihres Planeten um die Unabhängigkeit von der Allianz. Neben ihm war sie die einzige weitere Überlebende der 57. Einheit nach dem blutigen Kampf um das Serenity Valley. Zoes Ehemann, Hoban Washburn – Wash – (Alan Tudyk) ist das genaue Gegenteil von ihr: ein gutgelaunter Pilot, der es liebt zu fliegen, aber hasst zu kämpfen. „Zoes große Leidenschaft ist es, das Schiff vor dem Untergang zu bewahren“, sagt Torres. „Sie hat eine militärische Karriere hinter sich, und ist absolut loyal Mal gegenüber, was manchmal zu Spannungen mit ihrem Ehemann führt.“
„Zoe ist eine Killerin... und das ist weit weg von dem, was Wash ist“, erklärt Tudyk. „Er will einfach nur das Schiff fliegen und ein bisschen Geld machen. Und dann, wenn sie ein bisschen Geld zusammen haben, dann will er Urlaub machen. Er liebt das Verbrechen nicht, aber seine Künste als Pilot kommen gelegen, wenn es darum geht, dass er sozusagen der Fahrer des Fluchtfahrzeuges ist.“
Kaylee (Jewel Staite) ist ein Bauernmädchen mit einem genialen Händchen für Maschinen. „Kaylee ist eigentlich die Seele des Schiffes“, erläutert Whedon. „Sie glaubt daran, dass das Leben anständig sein kann. Sie liebt Maschinen. Sie liebt es, auf diesem Raumschiff zu sein, es am Laufen zu halten. Sie hält das für ein großartiges Leben.“ Und Jewel Staite erklärt: „Da draußen gibt es so viele schöne, höherwertige Schiffe mit viel mehr technischem Schnickschnack. Aber die Schiffe der ‚Firefly’ Klasse sind etwas besonderes, denn sie sind schnell, sie lassen sich leicht manövrieren, und sie haben alle möglichen Verstecke, in denen sich Schmuggelware lagern lässt. Die „Serenity“ ist wie eine Art Oldtimer... sie ist Ausschuss, sie hat andauernd eine Panne, aber man repariert sie immer wieder.“
Wo Kaylee ein großes Herz hat, da hat der Söldner Jayne Cobb (Adam Baldwin) Muskeln. „Jayne ist ein großer Kerl voller Eigeninteresse“, sagt Whedon. „Er hatte nichts mit dem Krieg zu tun. Er erschießt Leute, weil er dafür bezahlt wird. Er ist nicht unbedingt jemand, den man bei einer Schießerei im Rücken haben will, denn wenn die andere Seite mehr bezahlt, dann kommt er dir wo-möglich näher, als du möchtest.“
Während ihrer Reisen zwischen Planeten, die primitiv oder auch zivilisiert sind, fliegt die Crew unter dem Radar, so weit weg von der erzwungenen Ordnung der Allianz wie das Schiff und eine Reihe kleiner Gelegenheitsüberfälle sie bringen können. Ihre Freiheit bezahlen sie damit „nicht genug Essen zu haben, pleite zu sein, Probleme mit dem Schiff zu haben“, erklärt Alan Tudyk. Aber ohne dass sie es wissen, wird sich ihr Schicksal eng mit dem der zwei neuen Passagiere verknüpfen, die sie an Bord nehmen. Simon Tam (Sean Maher), ein junger Arzt, und seine labile Schwester River (Summer Glau).
„Malcolm Reynolds und seine Abtrünnigen haben ein junges Mädchen und ihren Bruder aufgenommen, die nicht ganz das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen“, sagt Whedon. „Sie sind auf der Flucht vor der Allianz, und Mal neigt dazu, denen ans Schienbein zu treten, wenn er die Möglichkeit hat. Aber dieses hilflos erscheinende Mädchen, das er an Bord genommen hat, stellt sich weder als so hilflos, noch als bestmögliche Wahl für einen Passagier heraus.“
River, eine natürliche Telepathin, verbrachte Jahre bei Experimenten in den Laboren der Allianz, was sie für immer verändert und möglicherweise sogar gefährlich gemacht hat. Ohne Absicht kam sie in Berührung mit dem dunklen Geheimnis, das die Ordnung aufrechterhält, die die Allianz zu bewahren sucht. „Sie steckt voller Geheimnisse, von denen sie lieber nichts wissen möchte... denn selbst die besten Gesellschaftsformen haben Wege, ihre eigene Macht zu erhalten“, erläutert Whedon.
Die Spieler im „Serenity“ Universum
Die Allianz schickt einen geschulten und tödlichen „Operative“, der River zurückholen soll – und die Geheimnisse, die in ihrer kaputten Psyche eingesperrt sind. Der „Operative“ glaubt daran, dass es seine Mission ist, die Allianz um jeden Preis zu schützen, was ihn viel gefährlicher macht als einen bezahlten Killer. „Der ‚Operative’ hält sich selbst für ein Instrument“, so Whedon. „Die Tatsache, dass er keinen Namen hat, finde ich gruselig und zugleich auf eine seltsame Weise adelnd.“
Wenn er tötet, dann mit einer Absicht. „Seine Mission ist es, eine Welt zu schaffen, in der nichts Schlechtes geschieht“, sagt Whedon. „Er sieht, was böse ist, und er hasst es. Er weiß, dass er Böses tut, aber er gestattet es sich, aus seiner eigenen moralischen Struktur herauszutreten, um das zu erreichen, was er erreichen muss, und das hat ihn zu etwas weniger menschlichem gemacht. Und das ist zugleich eigenartig und krank und irgendwie schön.“
Der „Operative“ gibt der Allianz das Versprechen, egal wie weit und schnell die Crew der „Serenity“ davonfliegt, er einen Weg finden wird, sie aufzustöbern und River zurückzubringen. Keine einfache Aufgabe, wie Chiwetel Ejiofor erklärt. „Der ‚Operative’ erkennt einen Wesenszug in Mal, und zwar, dass dieser nicht klein beigeben wird.“
Whedon erklärt: „River bringt all die Schwierigkeiten innerhalb der Crew und die Löcher im Schiff sozusagen an die Oberfläche... denn durch sie bekommen sie in Form des „Operative“ die ganze Macht der Allianz zu spüren, und auch weil River ohne ihr Wissen eine Agentin der Allianz ist – eine Waffe – und sie letztlich jeden an Bord töten könnte, wenn man entscheidet, es ihr zu befehlen. Und somit hat Mal, auf seine eigene Art, sich und das Schiff in exakt die Gefahrenlage gebracht, die er in den letzten Jahren zu vermeiden suchte.“
Mals Widerstand der Allianz gegenüber und die Menschenjagd des „Operative“ haben seine Freunde in Gefahr gebracht. Dabei hegt der Captain eine tiefe Zuneigung für eine schöne Gefährtin namens Inara Serra (Morena Baccarin), die der „Operative“ benutzt, um Mal aus seiner Deckung zu locken. „Eine Gefährtin ist im Grunde eine futuristische Geisha“, erklärt Baccarin. „Sie leben in einer Zeit, in der Prostitution legal ist, und man betrachtet es als hochwertigen Berufsstand aufgrund dessen, was die Gefährtinnen lernen und was sie wissen. Inara hat viele verschiedene Sprachen gelernt und Tanz und Bogenschießen. Sie kann kämpfen und ist zugleich äußerst gebildet und kultiviert.“
„Man sieht Inara und ihre Kultiviertheit, und man sieht sofort, warum sie und Mal nie zusammengekommen sind“, sagt Whedon. „Sie haben beide einen starken Willen, sind völlig unterschiedlich und perfekt füreinander geschaffen.“
Zwei weitere Überbleibsel aus Mals bunter Vergangenheit geben ihm eine Führungshilfe. Shepherd Book (Ron Glass) ist ein Mann des Glaubens mit geheimnisvollem Wissen über die Alli-anz und die Wege des „Operative“. Und schließlich ist da Mr. Universe (David Krumholtz), der in einem entlegenen Versteck – das er mit seinem weiblichen „Liebesroboter“ teilt – die Signale überwacht, die durch die Galaxie rasen.
Weitere große Gefahr erwartet die „Serenity“ am äußeren Rand des Sonnensystems – die Reavers, bösartige Kreaturen, die sich am Rande des Weltraums herumdrücken. „Auf der einen Seite haben wir die Allianz, verkörpert durch den „Operative“, der moralisch völlig unangreifbar ist und jeden töten wird“, erläutert Whedon. „Und auf der anderen Seite haben wir die Reavers.“
„Wenn man auf einen Reaver trifft, dann war’s das“, erzählt Nathan Fillion. „Man kann sich abschreiben. So schlimm sind sie. Sie wollen dich nicht umbringen; sie wollen dich langsam umbringen. Sie wollen dich auffressen; sie wollen dich häuten. Ihre teuflische Boshaftigkeit kennt keine Grenzen.“
„Sie sind so abgedreht, dass sie nicht bemerken, welche Gewalt sie ausüben – es ist einfach ihre Art zu leben“, fügt Jewel Staite hinzu. „Dadurch sind sie schlimmer als Monster oder Außerirdische, denn hinter all diesem Irrsinn stecken menschliche Wesen.“
Aber die wahre Bedrohung für die Crew befindet sich womöglich an Bord der „Serenity“ selbst. „Mals ganze Motivation ist es, den Tag zu überleben, und dann kommt da dieses Mädchen, mit dem er keinerlei Verbindung hat, keinen Grund, sich um sie zu kümmern“, sagt Summer Glau. „Im Gegenteil, eigentlich müsste er sie aus seinem Leben verbannen, denn sie wird nur Schwierigkeiten machen. Aber irgendwie kann er das einfach nicht.“
Von allen Seiten unter Beschuss, steht Mal vor der Wahl, seine problembelastende, möglicherweise tödliche Passagierin aufzugeben, oder Stellung zu beziehen und das Geheimnis, um dessen Wahrung die Allianz so hart kämpft, aufzudecken. „Für sie alle geht es um Freiheit“, so Whedon. „In diesem Film geht es eigentlich darum, dass Mal herausfinden muss, ob es doch etwas gibt, das es Wert ist, daran zu glauben und wieder dafür zu kämpfen.“
Das Entwerfen der neuen Welten
Als Universal grünes Licht für den Film gab, war allen Beteiligten klar, dass das Projekt für einen vernünftigen Preis gemacht werden musste. Produzent Barry Mendel beschreibt „Serenity“ als „ein ‚Underdog Movie’ – wir sind rank und schlank“, sagt er. „Bei diesem Film wurde nichts aufgebläht. Sie gaben uns eine bestimmte Menge Geld und sagten, ‚seid kreativ, seid schlau... seht, wie ihr es hinbekommt’.“
Bei seinem Spielfilmdebüt als Regisseur entschied sich Whedon, sich mit einer Mischung aus langjährigen, vertrauten Weggefährten und einigen der meistbegehrten Könner hinter der Kamera zusammenzutun. Cutterin Lisa Lassek hatte bereits bei einer Reihe von Episoden von „Buffy – Im Bann der Dämonen“ mit ihm gearbeitet. Für Whedon ist sie ein Naturtalent, er prahlt damit, dass „sie auf der Avid-Schnittmaschine spielen kann wie Vladimir Horowitz“.
Da er des Öfteren Filme von Clint Eastwood zur Beschreibung des physischen und emotionalen Terrains von „Serenity“ herangezogen hatte, ergriff Whedon ohne zu zögern die Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit dem Oscarnominierten Kameramann Jack N. Green, ASC, der unter anderem bei Eastwoods „Erbarmungslos“, „Die Brücken am Fluss“ und „Bird“ auf dem Kamerastuhl saß.
„Für den Film musste alles ein bisschen größer sein“, sagt Whedon. „Wir mussten alles, was wir vorher getan hatten, auf ein höheres Level bringen. Ich wollte unbedingt, dass dieser Film in Cinemascope entstand, denn es ist ein Drama mit vielen Darstellern, es ist ein Raumepos und ein bisschen Western. All das schrie nach dem Cinemascope-Format. Aber man muss das dann auch mit etwas angemessen Epischem ausfüllen.“
Um das Universum der „Serenity“ zu entwerfen, engagierten die Filmemacher den Produktionsdesigner Barry Chusid, der zuvor für einen der Kinohits des Jahres 2004, „The Day After Tomorrow“, die Zerstörung der Erde überwacht hatte. Seine Hauptaufgabe bestand darin, ein Gefühl einzubeziehen und zu erhalten, dass die Fans der Serie sofort wieder erkennen würden, aber gleichzeitig eine Welt zu entwerfen, die auch diejenigen gefangen nahm, die sich noch nie zuvor damit beschäftigt hatten.“
Alisa Tager, die für die ausführende Produktion mitverantwortlich war, sagt dazu: „Barry verlieh dam ganzen eine Vielschichtigkeit und Textur. Er machte einen tollen Job mit dem Schiff – der einen Sache, die so gut wie perfekt kopiert sein musste. Jeder, der den Raumfrachter aus der Serie kannte, würde ihn sofort wieder erkennen. Als die Schauspieler ankamen, hatten sie sofort eine emotionale Reaktion... ein Gefühl, dass sie wieder zu Hause waren.“
Chusid baute die Innenräume der „Serenity“ in den Studiohallen auf dem Gelände von Universal. Er stattete viele der Sets mit beweglichen Wänden aus, um so eine Umgebung zu schaffen, die eine Umsetzung von Whedons Vision für eine lange Eröffnungssequenz ermöglichte. Er hielt es für äußerst wichtig, dem Kinozuschauer das Schiff vorzustellen, in dem er sie in einer einzigen Einstellung durch den Frachter führte.
Whedons Auftrag an Chusid und die anderen Produktionsleiter war es, die von ihm erdachte Welt, in der die chine-sische und die amerikanische Kultur dominieren, absolut realistisch zu machen. „Diese Zukunft ist anders als die, die wir uns normalerweise ausmalen“, bemerkt dazu die Kostümdesignerin und zweifach Oscarnominierte Ruth Carter („Amistad“, „Malcolm X“), die Wege finden musste, die visuellen Themen der Serie einzubeziehen, aber auch neue Ausdrucksmöglichkeiten suchte. „Ich glaube, wir gehen immer davon aus, dass es etwas in der Art wie Matrix ist, wo alles ganz original und neu ist. Aber diese Science Fiction greift zurück auf verfallene Zivilisationen ebenso wie auf jene Welten und Kulturen, die sich weiterentwickelt haben.“
Die Meister der Spezialeffekte
Für die visuellen Effekte des Films wandte sich Whedon an Loni Peristere (der für seine Arbeit an „Firefly“ mit dem Emmy in der Kategorie Best Visual Effects ausgezeichnet worden war) und das Team von Zoic, mit dem er in den vergangenen sieben Jahren bei „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und „Angel – Jäger der Finsternis“ zusammengearbeitet hatte. „‚Serenity’ wurde einer sechsmonatigen Bearbeitung unterzogen, in Bezug darauf, wie das Schiff modelliert, bemalt und beleuchtet werden sollte“, erklärt Peristere. „Es gab Dinge, die wir während der Fernsehzeit nicht machen konnten, die wir jetzt für den Film umzusetzen imstande waren.“
Mit der Leitung der Spezialeffekte am Set beauftragte Whedon den Experten Dan Sudick, der für seine Arbeit an „Master & Commander: Am anderen Ende der Welt“ für einen Oscar nominiert worden war.
Eine der großen Set-Sequenzen findet sehr früh im Film statt, wenn Mal und drei andere versuchen, in einer Art „Hovercraft“ Gefährt zur „Serenity“ zurückzukommen, während sie von den Reavers verfolgt werden. „Ich wollte das mit unseren Schauspielern vor dem tatsächlichen Hintergrund drehen – mit echter Luft, die ihnen durch die Haare fährt, und ohne diese digitale Künstlichkeit, die mir immer so unangenehm auffällt“, bemerkt Whedon.
Um dies zu erreichen, choreographierten Peristere und sein Team die gesamte Sequenz in einer animierten Pre-Visualisierung („pre-vis“ genannt), um so ein bewegliches Storyboard nicht nur der Action sondern auch der Positionierung jedes Crewmitgliedes oder Fahrzeuges zu bekommen, die an der Sequenz beteiligt waren.
Währenddessen entwarf und baute der Special Effects Supervisor Sudick eine Art Hovercraft – in Wirklichkeit ein Aufbau, der von einem Truck gezogen werden konnte. Er fertigte vier verschiedene Versionen des Gefährts – von denen eine sogar scharfe Kurven in Echtzeit fahren konnte – um das Drehen aus unterschiedlichen Winkeln und Entfernungen zu ermöglichen.
Für die Reavers, die in der Fernsehserie nie gezeigt worden waren, wollte Whedon Kreaturen erschaffen, die eine wirkliche Verkörperung von Angst darstellten. „Der Gedanke hinter dem Design der Reavers war, dass sie entstellte Gesichter haben würden“, erläutert Whedon. „Es geht um Aggression. Es geht darum, was beim Gegenüber am meisten Furcht einflößt.“
Die Abteilung für die künstlerische Leitung lieferte Konzeptillustrationen des legendären Künstlers Bernie Wrightson, die Whedons albtraumhaftes Konzept für die Reavers in grausigem Detail einfingen. Dann überlegten sich Whedon und Kameramann Green Weg, wie die Zuschauer flüchtige Blicke auf die Reavers würden erhaschen können, aber sie nie richtig sehen würden. „An die Tür zu klopfen ist immer ein klein bisschen furchteinflößender als das, was dann durch die Tür kommt“, so Whedon. „Wir wollten sie einfach ein bisschen außen vor halten. Sie sollten eine riesige Präsenz sein, aber wir wollten keine langen, verweilenden Einstellungen eines einzelnen Reavers, es sei denn, Rivers Faust kommt einige Einzelbilder später ins Bild.“
„Kicking Ass“ im 26. Jahrhundert
Das Drehbuch beinhaltete mehrere Kampfsequenzen, für die ausgedehntes körperliches Training notwendig war. Allein River hatte zwei Szenen, in denen sie sich gegen mehrere Dutzend Männer behaupten musste.
Als gelernte Tänzerin war es Summer Glau dank ihrer Stärke, Ausdauer und Flexibilität möglich, einen nahtlosen Übergang zu Kampfbewegungen zu machen. „Sie erscheint sehr zerbrechlich“, sagt Whedon. „Aber sie hat versteckte Vorräte an Kraft und Entschlossenheit in sich, die man auf den ersten Blick nicht wahrnimmt. Man entdeckt, dass sie in Wahrheit unglaublich stark ist. Die Tatsache, dass sie eine Menge Martial Arts gegen eine Menge großer Kerle anwenden konnte, war da besonders erfreulich.“
Summer Glau arbeitete mit der legendären Hong Kong Stuntfrau Ming Lu, bevor sie einen intensiven Workshop mit den Stuntkoordinatoren Chad Stahelski und Hiro Koda (die beide an Actionfilmen wie „Matrix Reloaded“, „Matrix Revolutions“ und „Van Helsing“ beteiligt waren) und deren fünfköpfige Stunt-Team absolvierte.
„Wir versuchten, einfach unmögliche Bewegungen zu kreieren, die sie alleine ausführen, und bei denen man sie dann als Heldin filmen konnte“, erzählt Koda. „Am Ende machte sie 98 Prozent des Kampfes in der Maidenhead ohne Double.“
Und was für eine Kämpferin sie war. Summer Glaus schonungsloses Trainingsprogramm spiegelte den Einsatz der gesamten Darsteller- und Filmcrew, die mit ganzem Herzen bei der Arbeit waren, wieder. Dank der Kombination der talentierten Darsteller, der Intelligenz und dem Können der Crew und der unermüdlichen Unterstützung der Fans hatte Joss Whedon am Ende eine Spielfilmversion der „Serenity“ (deren Schiffsname übersetzt soviel wie Klarheit oder Gelassenheit bedeutet), die sich mutig in die neuen Welten der äußeren Planeten aufschwang.
Am besten beschreiben es die Fans. Danielle Nikolosi, eine 20jährige „Brown-coat“ aus dem kalifornischen Glendale, sagte kurz nach dem Screening im Früh-jahr: „Danke, dass sie uns „Serenity“ gegeben haben, und die Möglichkeit, Klarheit und Gelassenheit zu erhalten.“
Quelle: treknews.de
Empfohlene Kommentare
Keine Kommentare vorhanden