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das horizontale Magazin
  • Deep Space Nine 1x15 - Mulliboks Mond

    Progress
    Bajors Wirtschaft und Industrie befinden sich im Wiederaufbau. Einer der Monde soll deshalb zum Kraftwerk umfunktioniert werden. Dazu ist es nötig, daß alle Siedler, die sich auf Jeaddo, so der Name des Mondes, niedergelassen haben, evakuiert werden. Kira, die mit dieser Aufgabe betraut wird, stößt jedoch schon bald auf erbitterten Widerstand...
    TitelPROGRESS / Mulliboks Mond
    Episode15 - 1x15
    DE Airdate24.04.1994
    US Airdate08.05.1993
    BuchPeter Allan Fields
    RegieLes Landau
    GaststarsMichael Bofshever als Toran
    Aron Eisenberg als Nog
    Terrence Evans als Baltrim
    Brian Keith als Mullibok
    Annie O'Donnell als Keena
    Daniel Riordan als First Guard
    Mark Allen Shepherd als Morn
    Nicholas Worth als Lissepian Captain

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    INHALT

    Der geschmolzene Kern des 5. Mondes von Bajor soll angezapft werden, um den ersten großen Energietransfer nach Bajor zu vollziehen. Die Crew von DS9 hilft dabei, während Minister Toran aus der provisorischen Regierung, verantwortlich für das Projekt, das Geschehen observiert.

    Bei einer Untersuchung des Mondes vor dem Transfer entdecken Kira und Dax, dass es auf dem Mond trotz der Evakuierung noch immer Aktivität gibt. Als Kira der Sache nachgeht, entdeckt sie auf der Oberfläche ein paar Einwohner innerhalb einer idyllischen Anlage, die den Mond um nichts in der Welt verlassen wollen. Kira trifft auf Mullibok, den Bewohner eines Landhauses, der dort mit zwei Arbeitern als Farmer tätig ist. Ihn scheint der Energietransfer nicht zu interessieren, jedoch lädt er Kira zum Abendessen ein.

    Bei der weiteren Diskussion bleibt Mullibok hartnäckig. Er ist alt, lebt seit 40 Jahren in diesem Haus und verlässt er den Mond, so Mullibok, stirbt er. Also bevorzugt er es, dies auf dem Mond zu tun. Beim Abendessen wird Mullibok Kira sympatisch und sie beginnt zu verstehen, wieso es für diesen Mann keine Möglichkeit gibt, den Mond zu verlassen.

    Zurück auf der Station berichtet sie Sisko und Toran von Mullibok und schlägt vor, den Termin aufzuschieben oder ein langwieriges Verfahren anzuwenden, das nicht tödlich für die Bewohner des Mondes ist. Toran akzeptiert dies nicht, da das Projekt zu wichtig ist. Er schlägt eine Zwangsevakuierung vor, der Kira heftig widerspricht. Toran bestimmt, dass Kira den Auftrag der Räumung des Mondes auszuführen habe, ansonsten suche sich jemand anderen dafür.

    Kira kehrt mit zwei Sicherheitsleuten auf den Mond zurück und ist fest entschlossen, den Auftrag zu Ende zu bringen. Sie lässt Mullibok keine Wahl und droht, den Mond gewaltsam zu räumen. Gewalt geht zunächst jedoch nur von Mulliboks stummen Feldarbeitern aus, die Kiras Sicherheitsleute mit Forke und Spaten angreifen. Als Mullibok einschreitet und die Sicherheitsleute angreift, feuert einer der beiden auf ihn.

    Dies scheint ein Schlüsselerlebnis für Kira zu sein. Als Bashir erklärt, er müsse Mullibok auf die Station zur Behandlung schaffen, widersprechen Kira und Mullibok beide. Kira will bei ihm bleiben und ihn pflegen. Sie legt ihre Uniform ab und beginnt, Mulliboks Arbeit an einem Ofen fortzuführen.

    Sisko erscheint auf dem Mond und erinnert Kira daran, wer sie ist, wofür sie steht und was ihre Aufgaben sind. Außerdem beteuert er, dass er sie braucht und mag. Unter Tränen erkennt Kira, dass sie nicht auf dem Mond bleiben kann. Nach der Vollendung des Ofens am nächsten Tag brennt sie Mulliboks Haus nieder und beamt beide auf das Shuttle. Mullibok ist weise genug um zu wissen, dass es keinen anderen Weg gibt. Zwar verlangt er von Kira als Freund, dass sie ihn tötet, dazu ist sie aber nicht fähig.

    In der B-Story gründen Jake und Nog das Nojay-Konsortium, um an Latinum zu gelangen. Hierfür müssen sie durch einige komplizierte Tauschgeschäfte gehen, angefangen bei 500 Packungen cardassianischer Yamoksauce, die Rom fälschlicherweise für Quark's Bar bestellt hat, über selbstdichtende Schaftbolzen, deren genaueren Zweck niemand zu kennen scheint bis zu einem Stück Land, das Nog nur als "Dreck" bezeichnet. Dieses Land können sie am Ende allerdings überaus profitabel an Quark verkaufen, womit sich der Kreis schließt.

    Meinung zur Episode

    Eine ganz wunderbare Charakterepisode haben wir mit "Mulliboks Mond" vorliegen. Die Folge dreht sich gänzlich um Kira und ihren widersprüchlichen Werdegang. Mit Mullibok gibt es einen starken Charakter, der Kira brillant den Spiegel vorhält und sie Dinge erkennen und eingestehen lässt, die sie am liebsten verdrängen würde. Kira, die all ihre Taten während der Besatzung durch Gerechtigkeit rechtfertigt muss erkennen, dass es eine Grauzone gibt. Tatsächlich sieht sie sich in der Rolle des Aggressors, der von einer Übermacht gesandt wird, um den schutzlosen, sympatischen Farmer zu vertreiben und vor allem muss sie sich in die Rolle einfügen und sich den Vergleich mit den Cardassianern gefallen lassen. Sie muss komplizierte Entscheidungen fällen und sich differenziert mit allem auseinandersetzen. Das ist etwas, was zur Besatzungszeit nicht der Fall war. Dort gab es einen klaren Feind, keine Kompromisse und kein Mitleid.

    Dieses Thema wurde schon in der Episode "Die Khon-Ma" angerissen. Kira sieht sich einem Vertreter ihres Volkes gegenüber und muss gegen dessen Interessen handeln. Wieso ist nun also diese Episode so herausragend, "Die Khon-Ma" hingegen bestenfalls Durchschnitt? Das liegt sowohl an gekonnter Inszenierung und absoluter Glaubwürdigkeit, als auch am zehn Klassen besseren Gegenspieler Kiras. Hatten wir in "Die Khon-Ma" noch einen fanatischen Bösewicht, der nichts aus der Besatzungszeit gelernt hat und sehr eindimensional war, ist Mullibok jemand, der Kira mehr als nur Paroli bieten kann und das Herz am rechten Fleck hat.

    Dies ist trotz der kurzen Laufdauer der Serie bereits eine typische DS9-Folge, was an der Problembehandlung deutlich wird. Ganz offensichtlich wird hier Unrecht begangen. Wie Picard auch Admiral Dougherty sagte: "Wie viele Menschen braucht man, damit aus Recht Unrecht wird?" Die gleiche Argumentation wie Dougherty setzt auch Minister Toran ein: Ein Projekt, das Hunderttausenden zu Gute kommt, kann nicht durch drei widerspenstige Personen gestoppt werden. Die Parallelen zu "Der Aufstand" sind kaum zu übersehen. Dennoch ist die Situation eine entscheidend andere, nämlich eine ausweglose. Picard weiß, dass die Föderation mit dem Vorgehen nicht einverstanden wäre, wenn sie besser informiert wäre. Es macht einen Unterschied für das große Ganze, wenn Picard sich einsetzt. Bei Kira macht es keinen. Sie muss sich sicher sein, dass Mullibok den Mond so oder so verlässt. Sie ist sogar kurzzeitig bereit, ihre Karriere aufzugeben, weil sie es nicht mit sich vereinbaren kann und die Aufgabe einem anderen zukommen lassen will. Doch hier kommt der große Auftritt von Sisko, der als Führungspersönlichkeit mehr und mehr gewinnt. Er kann Kira glaubhaft deutlich machen, dass es nicht in ihrer Hand liegt, über Mullibok zu entscheiden. Dass sie nicht ihre Karriere für einen Mann aufgeben soll, dem leider nicht mehr zu helfen ist. Es geht darum, das beste aus einer schlechten Situation zu machen. Sisko zeigt Verständnis für Kira, aber treibt sie auch dazu an, mutige Entscheidungen zu treffen, es sich nicht leicht zu machen und sich der Sache zu stellen. Was für ein wichtiger Schritt in der Beziehung zwischen Sisko und Kira, dass er sich so für sie einsetzt, weil er weiß, wie wertvoll sie ist. Hiermit beginnt das Vertrauen und der Abbau der Kälte zwischen den beiden. Gut, dass er ihr das zeigen und sagen kann, ohne pathetisch zu wirken. Es wirkt alles richtig, echt und ergreifend. Es geht hier darum, wie sich Charaktere mit hohen moralischen Werten verhalten, wenn sie in eine Situation kommen, in der sie gegen diese Werte handeln müssen. Wie sie das tun, wie sie damit umgehen und es bewerten zeigt dann umso deutlicher, was wirklich in ihnen steckt, macht sie dreidimensionaler und wertvoller. Dazu passt auch das offene Ende, bei dem niemand wirklich mit der Lösung glücklich ist. Das ist einzigartig in Star Trek, das ist Deep Space Nine.

    Neben dem zentralen Auftritt von Sisko spielen besonders die großartigen Dialoge zwischen Mullibok und Kira eine wichtige Rolle. Die Beziehung zwischen den beiden wird von Beginn an klug und voraussehend gestrickt. Kiras anfängliches Unverständnis, das sich nach und nach legt und sie schließlich an den Rand der uneingeschränkten Solidarität zu Mullibok bringt wird fantastisch eingesetzt um den Weg, den Kira in der Episode geht, nachvollziehbar zu gestalten. Ihre Dialoge strotzen vor Symbolik und die rethorischen Kniffe von Mullibok sind überaus intelligent. So etwa die Geschichten, die Mullibok unentwegt Kiras pragmatischer Sichtweise entgegensetzt, die aber letztlich viel treffender und realer sind als alles, was Kira hervorbringt. Mit seinen Geschichten, Fabeln und Erinnerungen trifft er Kira wirklich. Das ist ein interessanter Gegensatz und die Dynamik dieses ganzen Gebildes funktioniert fabelhaft. Das Symbol des Ofens für den Widerstand, den Aufbau und alles, was mit ihm passiert, man glaubt kaum, wie viele feinsinnige Gedanken in dieser Episode stecken. Ich empfehle, die Folge einfach zu sehen, um alles aufnehmen zu können.

    Ich rede so überschwänglich, weil diese Episode für mich so vieles von dem ausmacht, was an Star Trek faszinierend ist. Gerade, wenn man zweimal hinschaut sieht man, wieso es sich hier um erstklassiges Fernsehdrama handelt. Es gibt nichts, was ich an dieser Episode kritisieren könnte und das ist mir erst bei diesem Mal aufgefallen. Ich denke, die Folge wird generell zu Unrecht unterschätzt. Auch die schauspielerischen Leistungen seien hier erwähnt, die Serie hat mittlerweile einen entscheidenden Sprung gemacht und droht niemals, ins Peinliche abzudriften.

    Auf meinem Notizzettel stehen noch weitaus mehr Dinge, die mir positiv aufgefallen sind, das meiste im Zusammenhang mit der Kira, die in dieser Folge wohl mehr gewonnen hat, als in allen anderen zusammen. Damit es jedoch nicht ausufert, bloß noch ein paar Bemerkungen zum Rest der Folge.

    Die B-Story ist die bisher beste Jake/Nog-Geschichte, weil sie ohne Peinlichkeiten und Klischees auskommt und sehr unterhaltsam ist. Dadurch bildet sie auch einen guten Gegenpol zur bedeutungsschweren Hauptgeschichte ohne diese zu konterkarieren. Humor zieht sich durch beide Handlungsstränge. O'Briens Kommentar zu den Schaftbolzen, Roms Kurzauftritt und Mulliboks bissige Kommentare sorgen dafür. Die Charaktere neben Kira treten zwar nur am Rande auf, jedoch haben die Autoren die Gesamtentwicklung offenbar voll im Blick und gehen geschickt mit jedem in der Crew um. Bei Dax und Kira deutet sich die spätere Frauenfreundschaft an, deren Charakter schon hier im Gespräch über Morn deutlich wird und auch das Verhältnis von Sisko und Bashir wird interessant dargestellt. Sisko will Kira mehr Zeit gewähren und sagt, sie müsse wohl auf Bajor bleiben. Bashir widerspricht ihm, doch Sisko bittet ihn autoritär darum, dafür zu sorgen, dass es doch so ist. Daraufhin erklärt Bashir Sisko, dass Kira aus medizinischer Sicht unbedingt auf dem Mond bleiben muss. Sehr witzig und offenbar hat Bashir den Berg hinter sich, denn er fällt schon seit 3 Folgen überhaupt nicht mehr negativ auf, im Gegenteil. Die Gerissenheit von Nog, die von Quark durchaus erkannt und honoriert wird - "Irgendwie mag ich dich" - ihr blindes Verständnis und die Freude von Quark, dass Nog nicht so ein Einfaltspinsel, wie sein Vater ist; Jakes Fähigkeiten als Teilhaber des Konsortiums, die sogar Nog beeindrucken... Es ist alles so lückenlos und klug erzählt, dass man nur staunen kann. Man merkt der Geschichte genau an, an welchen Stellen sie billig, unglaubwürdig und schlecht hätte erzählt werden können. Dies hätte ganz leicht eine unterdurchschnittliche, bedeutungslose Episode sein können, aber gerade deswegen ist sie im Umkehrschluss so gelungen.

    BENJAMIN GILDEMEISTER

     

    Benni@noneoftheabove.de

    Überaus tiefgehend und facettenreich. Eine Charakterepisode at it's best mit unterhaltsamer B-Story!

    »Star Trek ohne Schwächen«

    SpannungActionHumorErotikCharaktereKontinuitätAnspruch

     


    Quelle: treknews.de

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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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