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Khan Noonien Singh ist zurückgekehrt .... und das bereits zum vierten Mal. Einer der hinterhältigsten Gegner des in Ehren ergrauten William Shatner alias Captain Kirk feierte bereits in der Ur-Serie seinen Einstand in einer ihrer genialsten Folgen ("Der schlafende Tiger", engl. "Space Seed"). 1982 kehrte er erstmals zurück, im zweiten Leinwand-Epos der alten Crew. Dem folgte eine unbearbeitete DVD-Fassung vor zwei Jahren, und heuer schließlich eine stark erweiterte Director's Edition mit einer recht hohen Anzahl zusätzlicher Szenen und einer umfassenden Auswahl an Bonusmaterial. Doch werfen wir vor erst einen Blick zurück in die Geschichte des 23. Jahrhunderts ...
Sternzeit 3141,9. In der Episode "Der schlafende Tiger" entdeckt die Enterprise NCC-1701 auf einem Routineflug unter dem Kommando von Captain James Kirk auf ihrer zweiten 5-Jahres-Mission tief im Weltraum ein mehrere hundert Jahre altes, driftendes Schiff, die "Botany Bay". An Bord finden die Föderationsforscher eine in Tiefschlaf versetzte Gruppe von genetisch manipulierten "Supermenschen" aus dem Ende des 20. Jahrhunderts. Kirk entscheidet sich, den Prozess zu unterbrechen. Doch er muss es schnell bereuen, als sich herausstellt, dass es sich bei den Schlafenden um eine Reihe von Kriegstreibern handelt, die unter der brutalen Führung des Khan Noonien Singh (Ricardo Montalban) während des Eugenischen Weltkriegs 1990 die Erde unter ihre Herrschaft bringen wollten. Damals konnten sie gestoppt werden, und Khan und seine Gefolgschaft entkamen in letzter Sekunde mit der selbstgebauten "Botany Bay" in die noch unerforschte und jungfräuliche Galaxis, in der Hoffnung, irgendwann ihren Eroberungsfeldzug fortzusetzen.
Zwei Jahrhunderte später werden sie an Bord der Enterprise wieder zum Leben erweckt, und anstatt Dankbarkeit ob der Befreiung aus ihrem Tiefschlaf-Gefängnis zu zeigen, versucht der Krieger Khan samt genetisch verbesserter Gefolgschaft das Raumschiff in seine Gewalt zu bringen. Diesmal will er nicht nur die Erde, sondern gleich die ganze bekannte Galaxis erobern, doch in letzter Minute gelingt es Kirk und Spock, den Tyrannen zu überwältigen. Erneut wird er mit seinen Anhängern verbannt, diesmal auf den üppig bewachsenen und freundlichen, aber unbewohnten Planeten Ceti Alpha 5, wo er eine eigene Existenz aufbauen darf, ihm jedoch keine Gelegenheit gegeben ist, erneut ins Weltall zu entfliehen.
Szenenwechsel: 20 Jahre später, lange nach der 5-Jahres-Mission der alten Enterprise, stößt ihr ehemaliger russischer Brückenoffizier Pavel Chekov auf den Planeten Ceti Alpha 6. An Bord des Föderationsforschungs-Schiffes USS Reliant suchen er und die Mannschaft nach einem Planeten, der im Rahmen des Evolutionsexperimentes "Genesis" als dritte Versuchsstufe geeignet ist. Doch als sich Chekov und der Captain der Reliant auf den kargen, wüstenhaften Planeten beamen lassen, werden sie von einer Reihe dort ansässiger Nomaden überwältigt. Zu spät erkennt Chekov, dass er sich in Wahrheit auf Kahns erzwungener Heimstatt Ceti Alpha 5 befindet, da der Nachbarplanet Jahre zuvor durch eine Katastrophe zerstört wurde und das Paradies von Khans Gefängnis zur Hölle machte. Doch Khan Noonien Singh und einige wenige seiner Gefolgschaft hatten die Katastrophe überlebt. Nachdem er nun mit der USS Reliant erneut ein Raumschiff in seiner Gewalt hat, trachtet der genetische Kriegsfürst nicht mehr nach der Eroberung der Galaxis, sondern nur noch nach Rache an dem Mann, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hat und seine Pläne viele Jahre zuvor vereitelte: dem jetzigen Admiral James Tiberius Kirk ...
Bild
Der Film befindet sich im anamorphen 2.35:1 Format auf der ersten DVD der optisch sehr ansprechend designten Packung. Aufgrund des hohen Alters des analogen Filmmaterials kann die Bildqualität zwar nicht mit der moderner Kinofilme auf DVD mithalten. Dennoch erreicht sie ein ähnlich hohes Niveau wie bereits beim ersten Star Trek Film, der nur in einer Director's Edition auf der goldenen Scheibe erschien. Zusätzlich wurden die Aufnahmen farblich überarbeitet und Flecken und Kratzer auf den Videos weitgehend vermieden und entfernt. Alles in allem besitzt die DVD-Neufassung von "Der Zorn des Khan" damit eine den Möglichkeiten entsprechende ausgezeichnete Qualität, die selbst derjenigen der ersten DVD-Fassung von Star Trek 2 durch Überarbeitung des Materials noch überlegen ist.
Auch die zweite DVD mit dem umfassenden Bonus-Material zeichnet sich durch eine durchweg ansprechende Qualität des visuellen Materials aus.
Ton
Der Film ist in den beiden Sprachen Englisch und Deutsch auf die erste der beiden DVDs gepresst. Dabei liegt die englische Fassung im Dolby Digital 5.1-Format vor und besitzt eine recht gute Qualität, die verständlicherweise, gleich dem Videobild, aufgrund des 20-jährigen Materials nicht an jüngere Kinofilme heranreicht, aber durchaus überzeugen kann. Die Bässe kommen gut zum tragen, und die Original-Dialoge sind deutlich und gut verständlich. Die deutsche Fassung wird immerhin noch mit Surround-Sound über 4 Kanäle ausgestrahlt. Einziger verzeihbarer Wermutstropfen: die neu hinzugekommenen Szenen der Director's Edition mußten neu synchronisiert werden, und während die meisten Originalstimmen mit jenen von damals übereinstimmen, passt die von Chefingenieur Scotty leider gar nicht zur Urfassung. Da er jedoch nur in zwei der zahlreichen zusätzlichen Kurzszenen zu Wort kommt, fällt es nicht weiter ins Gewicht. In jeder Sprachfassung kommen die Sound Effects und der exzellente Soundtrack von Komponist James Horner in bester Qualität zur Geltung und unterstreichen die hohe Qualität der Handlung, gleichermaßen wie die der DVD, durch eindrucksvolle Klang- und Musikkulissen.
Neben dem gesprochenen Englisch und Deutsch befinden sich Untertitel in zahlreichen weiteren Sprachen auf den DVD's für den Film und die Extras, so dass für jeden etwas dabei sein sollte.
Handlung
Star Trek 2 führt als erster und einziger Kinofilm einen Handlungsbogen aus der alten Serie weiter, und bringt ihn zu einem fulminanten und dramatischen Höhepunkt, wie er seinesgleichen sucht. Der zentrale rote Faden ist die entscheidende Schlacht zwischen Khan und dem von Depressionen geplagten Kirk, doch diese Schlacht wird nicht nur (wie heute leider allzu oft üblich) mit herausragenden Special Effects geschlagen, einer Kombination aus den damals üblichen Modellen und für Anfang der 80er Jahre beeindruckender CGI-Sequenzen. Neben der Action, die besonders in der extrem spannenden Katz-und-Maus-Jagd der beiden Schiffe in einem Weltraum-Nebel gegen Ende des Films zum tragen kommt, hat Regisseur Nicholas Meyer aber auch besonders tief in die psychologische Trickkiste gegriffen, wie es selten bei den Star Trek Kinofilmen üblich ist. So erlebt der faszinierte Zuschauer einen alternden Kirk, der sich nicht mehr über den Sinn seines Lebens sicher ist und darüber hinaus mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Man erlebt einen erbitterten Nemesis, bereits zum zweiten Mal grandios verkörpert von Ricardo Montalban (bekannt aus der TV-Serie "Fantasy Island") - möglicherweise den größten und gefährlichsten Gegner, den je ein Star Trek Captain hatte. Außerdem findet die Freundschaft zwischen dem Dreigespann Kirk/McCoy/Spock in dem Tod des Vulkaniers am Ende des Films einen heroischen und tragischen Höhepunkt im Stile klassischer Dramen. Ganz zu schweigen von dem höchst interessanten Genesis-Konzept, dass nichts geringeres als die Evolution des Lebens im Universum zum zentralen Spielball macht ...
"Der Zorn des Khan" bildete den ersten Teil der einzigen Trilogie innerhalb der bisherigen Kinofilme. Die Geschehnisse werden direkt in den beiden nachfolgenden Filmen "Auf der Suche nach Spock" und "Zurück in die Gegenwart" fortgesetzt und finden daher erst am Ende von Star Trek 4 einen echten Abschluss. Auch wenn dies nicht bei den Dreharbeiten direkt geplant war, so war doch das Drehbuch bereits so brilliant geschrieben, dass es schlüssig und logisch eine Fortsetzung der Handlung zuließ, ohne unbefriedigend zu enden.
Extras
Auf der ersten, eigentlichen Film-DVD sind zwei umfangreiche Kommentare: einer von Regisseur Nicholas Meyer (in Audio) und einer von Michael Okuda (als Text), der sich bis heute als Startrek-Spezialist im Produktionsteam einen Namen gemacht hat und u.a. für die ausgezeichnete "Star Trek Enzyklopädie" verantwortlich zeichnet. Wer sich die Zeit für beides nimmt, erfährt viel interessante Hintergrund-Informationen über den Film und seine Umstände.
Auf der zweiten DVD der Director's Edition von "Der Zorn des Khan" finden sich eine Reihe sehr gelungener Extras. Hervorzuheben sind besonders die drei Featurettes der DVD: das "Captain's Log", das den allgemeinen Entstehungsprozess des Films darstellt, "Designing Khan", wo besonders die Maskenbildner und Design-Künstler zu Wort kommen, und "Visuelle Effekte", wo sehr ausführlich auf die damals absolut grandiosen Special Effects eingegangen wird. In allen Featurettes spielen zahlreiche Interviews mit Produzenten, dem Regisseur, damaligen Schauspielern und anderen an der Entstehung beteiligten Personen eine wichtige Rolle, und es gibt umfangreiche Aufnahmen von den Dreharbeiten und dem allgemeinen Produktionsprozess. Zusätzlich gibt es eine Reportage über zwei Buchserien, die sich mit der Hintergrundgeschichte von Khan und dem Kobayashi Maru Test auseinandersetzen, sowie das obligatorische Storyboard und Filmtrailer. Alle Specials und Featurettes sind im Originalton mit deutschen Untertiteln unterlegt, an den Übersetzungen ist nichts zu beklagen.
DVD Features:
- DISC 1: Extended Director's Cut Edition, Audio-Kommentar von Regisseur Nicholas Meyer, Text-Kommentar von Star Trek-Experte Michael Okuda
- DISC 2: Trailer, Storyboard Archives, The Captain's Log: exklusive Interviews mit Regisseur Nicholas Meyer, den Schauspielern William Shatner, Leonard Nimoy, Ricardo Montalban, und Autor/Executive Producer Harve Bennett (Laufzeit: 27 Minuten), Designing Khan: Vergleiche zwischen Star Trek I und II, Interviews mit Graphic Designer Lee Cole, Costume Designer Robert Fletcher, Production Designer Joe Jennings, Autor/Executive Producer Harve Bennett und Regisseur Nicholas Meyer; (Laufzeit: 23 Minuten)
- DISC 2: The Visual Effects of "Star Trek II: Der Zorn des Khan" (inkl. Interviews der Effekte-Macher von ILM und Regisseur Nicholas Meyer) (Laufzeit: 17 Minuten), Original-Interviews mit William Shatner, Ricardo Montalban, Leonard Nimoy und DeForest Kelley, The Star Trek Universe: Interviews mit den Star Trek-Autoren Julia Ecklar (A Test of Character: The Kobayashi Maru Scenario) und Greg Cox (The Eugenics Wars: A History of Khan Noonien Singh)
Bild: Ton: Specials: Handlung: Preis/Leistung: Gesamt: 8/10 Punkte |
Fazit
Auch wenn es sicher andere herausragende Kinofilme unter den bisherigen neun gab, nimmt der zweite eine besondere Rolle ein. Dies war seinerzeit umso erfreulicher, da die Leinwandpremiere von Star Trek 1979 nur mässig gut war und nicht unbedingt für eine hohe Qualität nachfolgender Filme sprach. So kann getrost gesagt werden, dass erst der Erfolg von "Der Zorn des Khan" den Weg ebnete für eine der erfolgreichsten Science-Fiction-Kinoserien, und wenn man mutig ist, vielleicht sogar für sämtliche Nachfolge-Serien der ersten Serie. Auch die technische Umsetzung der Director's Edition legt ein gutes Zeugnis ab. Neben einer sehr guten Aufarbeitung des alten Filmmaterials und der Ergänzung der Handlung um einige spannende - wenn auch für die Handlung nicht wirklich notwendige - Szenen ist auch der Umfang des Bonusmaterials befriedigend genug und erlaubt einen guten Einblick in die Entstehung des Films.
Für Fans der alten Serie ist die DVD ein Muss, der Kauf lohnt sich auch, wenn man bereits die unbearbeitete DVD-Fassung besitzt. Und Fans der späteren Serien, die bisher nicht viel mit Kirk & Co. anfangen konnten, dürfen auch einen Blick riskieren. Die Handlung des Films ist einzigartig und spannend, und stellt einen der Höhepunkt bisheriger Startrek-Filme dar.
Henrik Hansemann
Quelle: treknews.de
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