Und nun der letzte Teil unseres 6-teiligen William Shatner-Artikels mit Auszügen aus seiner neuesten Autobiographie "Up Till Now":
Ich traf Nerine Kidd, ein Model, dass meine dritte Frau werden sollte, als ich in Toronto bei einer Episode der Serie Kung Fu Regie führte.
Ironischerweise, wie sich später herausstellte, haben wir uns in einer Hotel-Bar kennen gelernt.
Ich war sofort von ihrer Schönheit angetan und verliebte mich in sie. Wir waren sechs Jahre lang zusammen bevor wir darüber sprachen zu heiraten.
Die meiste Zeit über war sie in der Lage ihren Alkoholismus zu verstecken. Auch wenn sie schon sehr viel getrunken hatte, zeigte sie das nicht nach außen.
Wenn sie getrunken hatte wurde sie ein wenig gemeiner. Ich mochte das nicht, aber da ich sie liebte, akzeptierte ich es.
Leonard Nimoys persönliche Erfahrungen mit dem Alkoholismus wurden zu jener Zeit eine zentrale Rolle in meinem Leben und es half uns auf eine Art und Weise, die ich mir in unseren früheren Star Trek-Tagen nicht hatte vorstellen können, zueinander zu finden.
Nachdem ich und Nerine mit Leonard und seiner Frau Susan eines Abends Essen gingen, rief mich Leonard an und sagte: "Bill, du weißt, dass sie Alkoholikerin ist?" Ich sagte, dass ich es wüsste.
Ich heiratete Nerine im Jahr 1997, gegen den Rat von vielen Leuten und meinen eigenen gesunden Menschenverstand. Aber ich dachte, dass sie dem Alkohol für mich entsagen würde.
Unsere Hochzeit fand in Pasadena statt und Leonard war mein Trauzeuge. Ich wachte um acht Uhr am nächsten Morgen auf und Nerine war betrunken.
Sie war dreimal für 30 Tage auf Entziehungskur. Zweimal hätte sie sich beinahe zu Tode getrunken.
Leonard nahm Nerine zu Treffen der Anonymen Alkoholiker mit, doch sie wollte damit einfach nicht aufhören.
Eines Montags – am 9.August 1999 – verließ ich das Haus um meine Enkel zu besuchen.
Nerine hatte in der Nacht zuvor getrunken. Als ich losfahren wollte, stoppte sie mich und fragte mich, ob ich sie mitnehmen könnte.
"Ich kann nicht," sagte ich. "Nerine, du warst schon so oft betrunken in Anwesenheit der Kinder, dass sie vor dir Angst haben und ich möchte das nicht noch mal erleben. Ich bin heute Abend wieder zurück.”
Dann fügte ich hinzu, eigentlich mehr aus Gewohnheit: "Bitte trink nicht."
Als ich den Wagen wieder startete sagte sie sanft: "Bitte verlass mich nicht, Bill."
Ich bin gefahren. Ich habe während dieses Tages mehrmals mit ihr gesprochen.
Um 20.30 Uhr fuhr ich wieder nach Hause. Meine Tochter Melanie rief mich an und sagte, dass sie Nerine über Handy nicht erreichen könne und bat mich über das Festnetz anzurufen. Es gab keine Antwort..
Als ich um 21.30 Uhr schließlich ankam, war im Haus alles still. Ich rief mehrmals ihren Namen. Und ich fing an ein mulmiges Gefühl zu bekommen.
Das Telefon klingelte – es war eine Freundin aus Nerines Anonymen Alkoholiker-Gruppe.
"Ich weiß nicht, wo sie ist," sagte ich ihr. "Ich kann sie nicht finden." Die Freundin fragte mich, ob ich im Pool nachgesehen hätte – Ich bat sie zu warten und ging hin um nachzusehen.
Der Pool-Bereich war dunkel, auch wenn ein Teil davon durch höher liegende Lichter sehr schwach beleuchtet war.
Ich sah in den Pool und in der Finsternis sah ich einen dunklen Umriss auf dem Grund.
Ich trat einige Schritte zurück und versuchte das vor mir liegende Grauen abzuschütteln.
Ich wand mich vom Pool ab und nahm das Telefon auf, um mit Nerines Freundin zu sprechen. Sie sagte mir ich solle den Notruf wählen.
Die Notrufzentrale fragte, ob ich Nerine aus dem Pool geholt hätte. Ich sagte, dass ich das nicht tat.
"Ich möchte, dass Sie sie sofort aus dem Pool herausholen," sagte die Notrufzentrale.
Ich hatte noch genug Luft um nach ihr zu tauchen. Ich erinnere mich sie angeschrieen zu haben, als ich sie an das flache Ende des Pools gebracht hatte: "Was hast du getan?"
Ich erinnere mich an jede Sekunde an der Seite des Pools. Ich versuchte ihren Hals freizubekommen, um ihr wieder Leben einhauchen zu können. Ich konnte einfach nicht glauben, dass das wirklich passierte.
Die Ambulanz erreichte uns innerhalb weniger Minuten. Meine Töchter kamen schnell hinzu. Reporter und Nachrichtensender versammelten sich vor den Eingangstoren.
Was genau passierte, war wahrscheinlich, dass Nerine in der Nähe des Pools getrunken hatte – eine zerbrochene Flasche wurde gefunden – ausrutschte, sich den Kopf stieß und in Ohnmacht fiel.
Die Obduktion ergab, dass der Alkoholpegel in ihrem Blut die dreifache Höhe einer gewöhnlichen Alkoholvergiftung aufwies – zudem waren Spuren von Valium in ihrem Körper.
Der zuständige Polizeibeamte sagte zu mir: "Ich muss Sie darüber informieren, dass falls ein Hinweis eines Fremdverschuldens gefunden werden sollte, Sie der erste Verdächtige sind."
Vielleicht verwendete er nicht das Wort "Verdächtige", aber genau das hatte er damit sagen wollen.
"Worüber sprechen Sie da?" sagte ich. "Ich habe diese Frau mehr als mein Leben geliebt. Ich hätte sie niemals verletzen können."
In der Nacht überwältigten mich der Schock und die Trauer und einher kam mir die Erkenntnis und die Angst davor, dass ich nun wieder allein war.
Sehr früh am nächsten Morgen ging ich die Auffahrt hinunter um der Horde von Reportern ein Statement zu geben.
Ich sagte ihnen: "Meine wunderschöne Frau ist tot. Ihr Lachen, ihre Tränen und ihre Lebensfreude werden mich für den Rest meines Lebens begleiten."
Es war so eindeutig, was in jener Nacht geschah; doch das hielt die Leute nicht davon ab mir diese schrecklichen Fragen zu stellen. 'Hat Shatner seine Frau umgebacht?' Es war verrückt.
Einige Tage nach Nerines Tod erfuhr ich, dass der National Enquirer eine Story darüber bringen wollte, in der es vorwiegend um diese Frage gehen sollte: 'Hat er, oder hat er sie nicht umgebracht?'
Ich wollte, dass die wahre Geschichte so schnell wie möglich publiziert wird.
Wir riefen den Enquirer an und boten ihnen einen Deal an: "Bringt diese Story nicht. Stattdessen geben wir euch die Exklusiv-Story was in jener Nacht passiert ist.."
Sie gingen darauf ein und trugen $250,000 bei, zu etwas, dass später den Namen 'Nerine Shatner Foundation' tragen sollte, einer Stiftung, die abhängigen Frauen helfen soll.
Ich denke die Frage die am meisten gestellt wurde, war, warum ich zunächst den Notruf rief, anstatt in den Pool zu tauchen um sie zu retten.
Es hat mich Jahre gekostet, bevor ich es selbst völlig verstand und selbst dann nur, weil meine vierte Ehefrau Elizabeth mir dabei half..
Jedes Jahr am 9.August gehen Elizabeth und ich am Abend zum Pool. Der Mond ist in der selben Position, die Sterne sind dieselben.
An einem dieser Abende kam mir plötzlich die Erkenntnis. Das Wasser im Pool war völlig ruhig.
Und irgendwie muss ich gewusst haben, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, ob ich nun zuerst in den Pool getaucht wäre und dann den Notruf gewählt oder erst den Notruf gewählt und dann getaucht wäre.
Ich denke man kann über ein solches Ereignis niemals hinwegkommen. Du setzt dich mit der Trauer auseinander, dann nimmst du es in dir auf und es wird ein Teil von dir.
Ich habe geglaubt, dass die Kraft meiner Liebe zu ihr sie heilen könnte, doch, zu meinem Bedauern, habe ich erfahren müssen, dass Liebe manchmal nicht ausreicht.
Die Hardcover-Ausgabe der amerikanischen Originalfassung des Buches „Up Till Now: The Autobiography” von William Shatner und David Fisher erschien am 13. Mai 2008 im Thomas Dunne Books Verlag. Ob es eine deutschsprachige Ausgabe geben wird, steht momentan noch nicht fest.
Quelle: treknews.de
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