In astronomischen Begriffen verlief das Rendezvous, das die Erde am Montag ohne Schaden überstand, äußerst eng: Ein Asteroid von etwa 300 Metern Größe passierte den Planeten um 8.37 Uhr MEZ in einer Entfernung, die etwa dem doppelten Abstand zwischen Erde und Mond entspricht. Zwar bestand für die Menschheit keine Gefahr, Astronomen nutzen jedoch die Gelegenheit, um vor der Gefahr aus dem Weltraum zu warnen.
Besorgnis erregend ist vor allem, dass der Himmelkörper, dessen stark elliptische Bahn die von Mars, Erde, Venus und Merkur schneidet, erst im Dezember entdeckt wurde. Das Objekt mit dem Namen 2001 YB5, das die Sonne einmal in 1321 Tagen umkreist, war Anfang des Monats Asteroidenjägern des Suchprogramms Neat (Near Earth Asteroid Tracking) aufgefallen.
Dass der Fund erst kurz vor der Annäherung an die Erde gelang, gibt Astronomen zu denken. Die späte Entdeckung führe zu der Frage, "ob wir genügend Zeit zum Handeln gehabt hätten, wenn sich das Objekt auf einem Kollisionskurs befunden hätte", sagte Benny Peiser von der Liverpool John Moores University gegenüber "BBC News Online". Die Antwort steht für den Forscher bereits fest: "Natürlich nicht, wir hätten nichts daran ändern können."
Bei einem Einschlag hätte 2001 YB5 wohl nicht die gesamte Menschheit ausgelöscht - um solch eine Energie freizusetzen, müsste das Einschlagsobjekt etwa einen Kilometer Durchmesser besitzen. Allerdings würde auch schon ein 300-Meter-Felsbrocken fürchterliche Verwüstungen anrichten: Wie Astronomen vermuten, könnte ein solches Geschoss ein gesamtes Land vernichten, wobei es noch in über 800 Kilometer Entfernung schwere Schäden hervorrufen würde.
Gebannt ist die Gefahr eines solchen Aufpralls nicht: 2001 YB5 könnte, so spekulieren die Forscher, der Erde in Zukunft noch einmal gefährlich werden, auch wenn das Risiko dafür relativ gering ist. Dennoch haben ähnlich große Himmelskörper die Erde in der Vergangenheit vermutlich schon häufig getroffen. Im Schnitt kommt es alle 5000 Jahre zu einer Kollision mit einem 300-Meter-Objekt, so die grobe Schätzung der Wissenschaftler.
Auch eine lebensauslöschende Katastrophe durch ein mindestens kilometergroßes Einschlagsobjekt ist für Astronomen nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit: Nach neuesten Hochrechnungen betragen die Chancen, dass so ein Felsen in den nächsten hundert Jahren auf die Erde prallen wird, eins zu 5000.
Derartige Prognosen sind zwar kein Grund, in Panik zu verfallen. Forscher halten es jedoch für nötig, Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Für Peiser ist die spät bemerkte Annäherung von 2001 YB5 deshalb ein Warnzeichen: "Sie erinnert uns daran, was passieren könnte, wenn wir Asteroiden nicht genauer überwachen und bessere Vorbereitungen treffen, um unseren Planeten zu schützen."
Quelle: http://www.spiegel.de
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