Ein Jahr ist es nun her, dass wir alle das Abi gemacht haben und getrennte Wege gegangen sind. Ein Jahr, seitdem einer der wichtigsten Lebensabschnitte für uns zu Ende gegangen ist.
Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, wie sehr ich es doch vermisse. Ja, dies klingt komisch für jemanden, der nicht auf die Jahrgangsfete gekommen ist, aber darf man nicht Fehler machen? Gut, ich habe mehr als einen während der letzten Jahre gemacht, doch durch die wird man letztendlich klüger.
Jeden Tag, sieben Jahre lang, sind in den selben Ort gepilgert und haben die selben Leute getroffen, Tag ein, Tag aus. Was mir damals manchmal richtig ätzend vorkam vermisse ich heute über alles andere. Denn dadurch wirkte das Leben so konstant, so geregelt. Stellt euch das doch nur einmal vor: sieben Jahre lang die selben Gesichter! Was haben wir nicht alles gemeinsam durchgemacht? Wo sonst werden wir die Gelegenheit haben eine solch lange Zeit mit so vielen Gleichgesinnten gemeinsam zu verbringen. Ich fürchte eine Woche zu Hause hat mich melancholisch gemacht. Man denkt über vieles nach, über sich und seine Fehler. Über gute und schlechte Dinge. Über Vergangenes, an das man sich gern erinnert. Ich habe diese Woche zu meinen Eltern gesagt: „diese Woche zu Hause erinnert mich an früher“. Eigentlich stimmt dies auch, mit einer kleinen Ausnahme: ich habe alte Freunde nicht wieder getroffen. Ich habe Personen, die ich gekannt habe, nicht wiedergetroffen, gleichgültig ob ich mich ihnen ein freundschaftliches oder sagen wir mal... anderes Verhältnis gehabt hatte. Trauer beschleicht mich, wenn ich darüber nachdenke wie lange ich manche meiner Weggefährten nicht mehr gesehen habe und ich frage mich wie viel davon meine eigene Schuld ist. Habe ich zuwenig getan? Oder ist dies der Lauf der Zeit, hart aber unumkehrbar? Personen, von denen ich gedacht habe man würde sich nie aus den Augen verlieren, habe ich seit einem Jahr nicht einmal mehr zu Gesicht bekommen. Dies macht mich traurig und wütend zugleich. Ich möchte dies ändern, nur wie? Es ist der Zahn der Zeit, der so an uns allen nagt.
Dinge ändern sich, Menschen auch. Es hat mich gut zwölf Monate gekostet, um zu begreifen, was ich tatsächlich verloren habe. Das Leben spielt seltsame Streiche mit einem. Früher konnte man nie schnell genug erwachsen werden und arbeiten gehen, nun wünsche ich mir die unbeschwerten Zeiten an der Seite meiner Freunde zurück. Ich wünsche mir die Zeiten an der Seite derer zurück, mit denen ich zwar nicht befreundet war, die ich aber gut leiden konnte. Sogar wünsche ich mir die zurück, die ich nicht gemocht habe, über die ich sogar abgelästert habe. Denn sie gehörten ebenso zu diesem konstanten Leben wie alle anderen auch.
Ab und an sehe ich einige wenige Personen in der Stadt wieder und frage mich: „das war´s? Kommt da nicht noch mehr oder ist entgültig der Schlussstrich gezogen worden?“
Tja, ich denke mal einige von euch werden überrascht sein von jemanden von mir so etwas zu hören. Den ewigen Nörgler, der immer groß behauptet hat die ganze Sache würde ihm nichts ausmachen. Dass dieses Kapitel schlussendlich vorbei wäre. Doch ich werde älter und dadurch beginnt man Dinge in einem anderen Blickwinkel zu sehen. Habe ich die schönste Zeit meines Lebens schon hinter mir, ohne sie so richtig gewürdigt zu haben? Diese Frage stelle ich mir immer und immer wieder, ohne eine Antwort darauf zu bekommen.
Herrje, ich höre mich an wie ein alter Mann, wenn ich sage ich vermisse die Dinge, so wie sie früher war. Ich vermisse einen Teil meines früheren Lebens; ich vermisse einen wunderschönen Teil. Vielleicht sogar den schönsten.
Quelle: treknews.de
Empfohlene Kommentare
Keine Kommentare vorhanden