Die Rekordhalter im kosmischen Teilchenschauer machen sich nur selten bemerkbar: Auf einen Quadratkilometer der Erdatmosphäre prasselt nur einmal im Jahr ein Partikel mit ultrahoher Energie. Die nahezu lichtschnellen Geschosse aus dem All erreichen, in der Maßeinheit der Atomphysiker ausgedrückt, über hundert Trillionen Elektronenvolt - eine milliardenfach höhere Energie, als sich derzeit mit irdischen Beschleunigern erzielen lässt.
Wie die Partikel, zu denen etwa Protonen zählen, im Kosmos auf derartige Geschwindigkeiten gebracht werden, ist bislang ein Rätsel. Als möglicher Antrieb gelten explodierende Riesensterne, doch auch bei dieser Erklärung sind sich die Forscher nicht sicher. Immerhin weiß man, dass die Strahlung in einer relativer Nähe von bis zu 200 Millionen Lichtjahren Entfernung entsteht: Wenn die Teilchen eine längere Strecke durchs All zurücklegen müssten, würden sie deutlich an Energie verlieren.
Jetzt glauben amerikanische Forscher, endlich eine plausible Quelle der mysteriösen Strahlung entdeckt zu haben. Die rasanten Partikel stammen, wie das Team um Diego Torres von der Princeton University und Elihu Boldt vom Goddard Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa annimmt, aus den scheinbar inaktiven Überresten von Quasaren.
In der Frühzeit des Universums strahlten diese Galaxienkerne tausendmal heller als gewöhnliche Welten. Verantwortlich für die enorme Aktivität waren wahrscheinlich supermassive Schwarze Löcher, die im Zentrum der Quasare ungeheure Materiemengen verschlangen. Mittlerweile leuchten Galaxien, die einst als kosmische Fackel aufflammten, eher bescheiden - doch sie haben sich, so glauben zumindest Torres und Kollegen, noch längst nicht aufs Altenteil zurückgezogen: "Einige Quasar-Überreste sind möglicherweise nicht so leblos wie bislang gedacht", sagt der Forscher.
In der Richtung, aus der das japanische Observatorium Akeno Giant Air Shower Array hochenergetische Teilchenschauer registrierte, haben die US-Wissenschaftler vier unscheinbare elliptische Galaxien identifiziert, die nach ihrer Quasar-Aktivität eine zweite Karriere als Partikelbeschleuniger gestartet haben könnten. Im Innern der benachbarten Welten, die allesamt oberhalb der Deichsel des Großen Wagens liegen, wähnen die Forscher gigantische Schwarze Löcher mit mindestens hundert Millionen Sonnenmassen.
Wenn sich diese zentralen Schlünde schnell genug um ihre Achse drehen würden, dann könnten sie nach Ansicht der Gruppe, die ihre Ergebnisse am Montag auf einer Fachkonferenz in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexiko vorstellte, tatsächlich subatomare Teilchen mit der nötigen Energie gen Erde schleudern. Die Wissenschaftler räumen ein, dass sie keine Beweise für die Rotation der Schwarzen Löcher haben. Viele Experten halten ein Kreiseln der kosmischen Materieschlucker jedoch für wahrscheinlich.
Eine Bestätigung ihres Verdachts erhofft sich das Team von Detektoren, die seltene Teilchen von ultrahoher Energie auf einer größeren Fläche nachweisen sollen. So entsteht derzeit auf einer Hochebene im westlichen Argentinien unter deutscher Beteiligung das Pierre-Auger-Observatorium, das nach seiner Fertigstellung im Jahr 2004 kosmische Einschläge auf einem Gebiet von 3000 Quadratkilometern registrieren wird.
Quelle: Spiegel.de
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