24: Redemption spielt vier Jahre nach der sechsten Season: Jack Bauer hat sich in das fiktive afrikanische Land Sangala (gedreht wurde in Südafrika) zurückgezogen, und versucht seine Arbeit für die CTU und die Schicksalsschläge in seinem Privatleben hinter sich zu lassen. Als Ort für seine Selbstfindung hat er sich ein Waisenhaus ausgesucht, welches von Carl Benton( Robert Carlye), einem Freund aus gemeinsamen Zeiten bei den Special Forces geleitet wird. Doch dann gerät das Waisenhaus in das Visier eines skrupellosen Diktators der auf der Suche nach neuen Rekruten für seine Kindersoldatenarmee ist, und Jack Bauer muss wieder zur Waffe greifen…
Währenddessen werden wir in Washington DC Zeuge der Amtseinführung der neuen Präsidentin Allison Taylor (Cherry Jones) und lernen die neuen Bösewichte der kommenden siebten Season, State Department Officer Frank Tramell (Gil Belows) und den undurchsichtigen Waffenhändler Jonas Hodges( Jon Voight) kennen. Letzterer ist auch die Verbindung zu der parallel in Afrika laufenden Geschichte, da er die Waffen des Diktators finanziert… |
Wie keine andere Fernsehserie stand 24 im Zeichen der Bush Ära. Nicht ohne Zufall wird die Actionserie in den USA auf Fox, dem Sprachrohr für konservative wie regierungsfreundliche Berichterstattung ausgestrahlt. Darin agiert Jack Bauer in einer Schattenwelt, in der Folter als legitimes Mittel im Kampf gegen den Terrorismus dargestellt wird. Wenn das Leben von Millionen von unschuldigen Amerikanern auf dem Spiel steht, muss man eben zu bestimmten Methoden greifen um an wichtige Informationen zu gelangen. „Der Zweck heiligt die Mittel“, ist das Motto von Guantanamo und anderen Sondergesetzen der Bush Administration zur Terrorismusbekämpfung und eben auch der vergangenen sechs Staffeln von 24.
In den bisherigen Staffeln setzte sich die Serie intensiv mit dem amerikanischen 9/11 Trauma und der Furcht vor erneuten terroristischen Anschlägen auf amerikanischen Boden auseinander. Von Angriffen mit ABC Waffen bis einer Cyber- Attacke auf amerikanische Atomkraftwerke wurden in 24 alle denkbaren Szenarien terroristischer Bedrohungen durchgespielt. In 24: Redemption wird der Fokus dagegen auf den scheinbar vergessenen Kontinent Afrika gelegt. Jack Bauer engagiert sich für afrikanische Straßenkinder und führt somit dem amerikanischen Zuschauer die Warlord/ Kindersoldaten Problematik in vielen Staaten der dritten Welt vor Augen.
Parallel zum Weiterreichen der politischen Fackel von Präsident Bush zu Senator Obama, ist auch in 24: Redemption ein Richtungswechsel erkennbar. Augenscheinlich scheinen sich die ausführenden Produzenten von 24 an Senatorin Hillary Clinton als zukünftige Präsidentin orientiert zu haben, als man Cherry Jones als Präsidentin Allison Taylor ins Spiel brachte. Beim Schreiben des Drehbuchs zu Redemption 2007, schien alles für Hillary Clinton als zukünftige Präsidentin zu sprechen. Allerdings sei an dieser Stelle zu bemerken, dass man mit Präsident David Palmer in 24 schon einen persönlichen „Barack Obama“ hatte, und somit ein farbiger Präsident nichts Neues dargestellt hätte. Die Wahl einer Frau zum Präsidenten war also die logische Wahl. Auch die mit dem Führungswechsel im Weißen Haus verbundene Debatte um den Fortbestand von Guantanamo, und umstrittenen Foltermethoden wie das berüchtigte „Waterboarding“ findet Einzug in 24. Jack Bauer soll sich nämlich für den Verstoß gegen die Menschenrechte in zahlreichen Verhören vor Gericht verantworten. Diese Vorladung ist die eine Verbindung zur parallelen Handlung in den USA. Die andere ist der Waffenhändler Jonas Hodges der mit seinen Waffen den Aufstand in Sangala bedeutend unterstützt. Hier zeigt sich wieder einmal der enge Bezug zur Realität in 24. Der anhaltende Waffenexport in die dritte Welt (darunter übrigens auch nach wie vor Deutschland) nährt weiterhin bewaffnete Konflikte.
Am Ende von 24: Redemption werden wir Zeuge von der feierlichen Amtseinführungszeremonie der neuen Präsidentin. In ihrer ersten öffentlichen Ansprache geht sie auf die drei wichtigen Grundrechte „Life, Freedom and the Pursuit of happiness“ ein, die in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung niedergeschrieben sind, und zu den unveräußerlichen Menschenrechten zählen. In diesem Moment werden durch die bewährte Splitscreen Technik einige Kindersoldaten eingeblendet. 24 erhebt hier den moralischen Zeigefinger und macht eindringlich klar, dass diese gerade genannten Menschenrechte noch nicht in allen Staaten verwirklicht worden sind. Gerade diese moralischen Momente zeichneten 24, neben all den fragwürdigen Folterorgien eben auch aus. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an die, in meinen Augen, beste zweite Staffel, in der eine Verschwörung zu einem fingierten Angriffskrieg gegen ein muslimisches Land aufgedeckt wurde. Die Parallelen zur fragwürdigen Legitimation des dritten Irakkriegs und Colin Powells vorgelegte „Beweise“ vor dem Sicherheitsrat waren hier offensichtlich.
Ich habe mich in meiner Kritik zu 24: Redemption bewusst nur auf den eingeschlagenen Richtungswandel in der Serie konzentriert. Eine Kritik zur eigentlichen Handlung fällt mir etwas schwer, da es stellenweise- besonders in den Szenen in den USA deutlich wird, dass der Film nur ein Prequel zur kommenden siebten Staffel ist. Eine Einordnung wird sicherlich leichter fallen, wenn man einige Folgen der kommenden Staffel gesehen hat. Die bisher aufgezeigten Neuerungen machen aber definitiv Lust auf mehr und somit haben sich meine Erwartungen in den Film mehr als erfüllt.
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