Vor einigen Wochen ist die sehr erfolgreiche zweite Staffel der Serie „24“ zu Ende gegangen und hat sicherlich bei vielen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Grund genug für uns mal etwas über die Serie zu sprechen.
„24“-Kenner und TREKNews Redakteur Nadir Attar sprach daher mit Yvonne, der Webmistress von 24tv.de, einer der größten Fansites zum Thema.
Nadir Attar:
1. Hallo Yvonne, vielen Dank, dass du uns nach der langen Zeit noch ein Interview gestattest!
Yvonne:
Das mach ich doch gern.
2. Die zweite Staffel von „24“ ist ja gerade zu Ende gegangen. Wie hat dir persönlich diese Season gefallen, vor allem im Vergleich zur ersten?
Mir hat die 2. Season ganz herausragend gut gefallen. Die erste Season war schon sehr gut, aber für mich war die zweite Season einfach noch besser. Die Erklärung ist ganz einfach. Die zweite Season wirkte kompakter und die Story wirkte durchdachter. Die erste Season litt darunter das zuerst nur 13 Folgen genehmigt waren. Dadurch erlitt die Season für mich einen Bruch in der Mitte der Season. Da klar war, das die zweite Season alle Folgen bekommen würde, konnten die Autoren ganz anders planen. Auch hat mir gefallen, dass der ganze Ton der Serie düsterer und härter wurde. Eine logische Weiterentwicklung aus der ersten Staffel. Mir gefiel vor allem Jack Bauer wesentlich besser. In Season 1 war er mir noch zu sehr der ‚Hero‘ der nur versucht seine Familie zu retten und dabei (fast) alles richtig macht. In Season 2 entwickelte er sich eher zum Anti-Helden, bei dem man nie genau weiß was er als nächstes tut. Diese Rolle steht ihm viel besser.
Was mir nicht so sehr gefallen hat war der Cliffhanger am Ende der Season. Meiner Meinung nach sollten die einzelnen Seasons mehr oder weniger in sich abgeschlossen sein. Nach 24 Folgen voller Cliffhanger haben sich die Fans das eigentlich verdient. Außerdem ist es immer schwer Cliffhanger fortzuführen, da es wohl nie geschehen wird, dass eine Season zeitmäßig direkt an die vorherige Season anschließt.
3. Die zweite Season sprach ja auch sehr aktuelle Themen an, wobei vor allem am Anfang von Unwissenden der Vorwurf des Populismus aufgekommen ist. Auch ich hatte am Anfang Sorge, war aber positiv überrascht von der differenzierten Darstellung der Araberproblematik. Wie siehst du selbst die Sache?
Das sehe ich genauso. Am Anfang war ich auch überrascht über die Darstellung der Araber. Vor allem weil es so gar nicht damit in Einklang zu bringen war wie ich über 24 dachte. Wer hätte gedacht, dass es nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver ist. Mir hat die Aktualität sehr gefallen. Die letzten 10 Folgen liefen ja im amerikanischen Fernsehen, als der Irak Krieg begann. Und da war es manchmal schon fast unheimlich, weil sich die Bilder zwischen 24 und den Nachrichten so sehr ähnelten. Die Einschaltquoten der anderen Serien brachen während der Zeit fast allesamt ein. Nur nicht bei 24. Vermutlich wollten die Leute sehen wie Politik wirklich gemacht wird. Es war eine glückliche Fügung, dass die Folgen genau in der Zeit liefen. Manchen Leuten hätte es sicher nicht geschadet, wenn sie 24 angeschaut hätten. Dann wären viele Fehler vielleicht nicht gemacht worden.
4. Findest du es richtig, dass „24“ sich auf aktuelle Ereignisse bezieht oder findest du die Serie zu politisch?
Ganz im Gegenteil. Ich finde es toll, das sich Serien wagen politisch zu sein. Wenn sie offen die Bush-Politik propagieren würden, wäre das natürlich etwas anderes. Aber ich war beeindruckt vom Fingerspitzengefühl, wie es gehandhabt wurde. Neben ‚The West Wing‘ hat keine andere Serie es geschafft ihre Aussage zum Thema Krieg besser herüberzubringen.
5. In der zweiten und auch kommenden dritten Staffel kommen einige Szenen vor, in denen Jack Bauer und andere Charaktere getreu dem derzeit realen Amerika bestimmten Leuten mit ( aus meiner Sicht ) fadenscheinigen Begründungen ihre Bürgerrechte vorenthält und sie z.B. inhaftiert. Wie können wir dies bewerten? Nutzen die Autoren dieses Stilmittel nur zum Aufbau einer Handlung? Oder steckt Kritik dahinter?
Sicher dient es zum Aufbau der Handlung, da beim Konzept der Serie einfach keine Zeit bleibt langwierige Bürokratenwege zu gehen. Ob Kritik dahinter steckt kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Ich denke eher die Serie versucht Realität in teilweise überspitzten Situationen darzustellen. Und das solche Dinge in gewissem Maße in der Realität geschehen, lässt sich auf keinen Fall verleugnen.
6. Die Handlung rund um Kim Bauer wurde zurecht gescholten. Hätte man Elisha Cuthbert vielleicht nicht besser ganz aus der Serie nehmen müssen? Oder wurde sie drinbehalten, um auch das Teenie-Publikum an der Stange zu halten?
Ich finde der Qualität der Kim Storyline wird viel zu viel Gewicht beigemessen. Wo steht die Regel das jede Storyline von 24 dem Hauptplot zuarbeiten muss? Die Geschichte um Keith und Nicole in Season 1 war auch völlig eigenständig. Natürlich will ich nicht abstreiten, dass Kims Abenteuer ihre Schwächen hatten (Tankstelle, der Typ im Wald), aber es gab auch viele wirklich gute Momente (alles rund um Megan und der Schluss). Vor allem Elisha Cuthbert hat mir in Season 2 besonders gut gefallen. Trotz Schwächen im Drehbuch hat sie schauspielerische Qualität bewiesen.
Das sie wegen dem Teenie-Publikum behalten glaube ich nicht. Ihre Fans gehen eigentlich durch alle Altersschichten. Kim ist in erster Linie als Rettungsleine für Jack gedacht. Sie ist der emotionale Gegenpol zu all den schrecklichen Dingen die passiert sind. Ohne die emotionalen Momente zwischen den beiden wäre von Jack nur noch der kaltherzige Rambo übriggeblieben. Kate trug zwar auch ihren Teil dabei, aber dadurch das sich erst ein paar Stunden kennen natürlich auf einem ganz anderen Level.
7. Wie zufrieden bist du persönlich mit RTL2 als Ausstrahlungssender der Serie? Würdest du die Serie z.B. lieber auf Vox sehen, welches sich derzeit auf hochwertige US-Serien spezialisiert?
VOX wäre mein Wunschsender gewesen, da sie erfahrungsgemäß sich am besten um ihre Top Serien kümmern. Allerdings kann ich die RTL-Gruppe auch verstehen, dass sie nicht nur VOX all die Knüller gönnen wollen. Mit einer erfolgreichen Serie wie 24 wollten sie definitiv das Image von RTL2 aufmöbeln. Außerdem ist RTL2 kleiner als VOX und daher eher in der Lage Doppel-/Dreifachfolgen pro Abend zu zeigen. Viele hätten sich ja Pro7 als Sender gewünscht. Allerdings muss ich sagen, dass sich die Sendepolitik von Pro7 in letzter Zeit sehr zum Schlechten entwickelt hat und ich froh bin, dass sie die Serie nicht in die Hände bekommen haben.
8. Wie waren die Quoten der Serie?
Dazu müsste man vielleicht eher einen der Verantwortlichen bei RTL2 fragen. Auf meiner Webseite habe ich ja eine Übersicht über die Einschaltquoten der einzelnen Seasons. Rein persönlich würde ich sagen, dass RTL2 bestimmt mit dem Ergebnis zufrieden war. Die Quoten hielten sich eigentlich immer über dem normalen Schnitt den RTL2 in der Regel hat. Auch waren die Quoten sehr konstant, was man nicht von jeder Serie behaupten kann.
9. Kam das Konzept überhaupt an? Oder teilst du die Meinung derer die behaupten, das zusammenhängende Format ist nichts für den normalen deutschen Zuhörer.
Ich glaube nicht, dass nur der deutsche Zuschauer das Problem hat. Das Problem ist eher global zu sehen. Da es bei 24 unumgänglich ist jede Folge zu sehen, erfordert es beim Zuschauer die Bereitschaft sich wirklich intensiv mit der Serie zu beschäftigen. Und dazu sind die meisten Zuschauer einfach nicht bereit. Der ‚normale‘ Zuschauer sucht nach Entspannung nach einem stressigen Arbeitstag. Und 24 ist dafür nicht die richtige Serie. Deshalb läuft die Serie in Deutschland nur mäßig erfolgreich, aber auch in den USA gehört sie nicht zu den Top 10.
10. Wie bist du eigentlich persönlich zur Serie gekommen?
Ich interessiere mich grundsätzlich für Serien die in Deutschland noch nicht gelaufen sind. Von daher las ich über 24, als die erste Staffel in den Staaten startete. Das Konzept hatte mich neugierig gemacht, vor allem weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie so etwas umgesetzt werden soll. Als in England dann die DVDs herauskamen, kauften wir uns die DVD Box und schauten sie uns in drei Tagen an Weihnachten 2002 an. Gleich in der ersten Folge war mir klar, das ich eine neue Lieblingsserie hatte. ;)
11. Es sind Gerüchte aufgekommen, dass die vierte Staffel mit einer sehr veränderten Cast und an einem anderen Handlungsort gedreht werden soll. Für wie wahrscheinlich hälst du das ganze?
Das es große Veränderungen in der Cast gibt, halte ich für sehr sicher. Ich hoffe nur das nicht komplett auf die Charaktere der bisherigen Seasons verzichtet wird. Bisher ist nur Kiefer Sutherland fest eingeplant. Das es einen anderen Handlungsort geben soll, halte ich aber für ausgeschlossen. Es wurde schon öfters betont, wie schwer es ist eine Location zu finden, in der das Wetter so beständig ist wie in Los Angeles. Da eine Season nur einen Tag wiederspiegelt, kann es morgens nicht Sommer sein und abends schneien. Es wäre natürlich möglich das ein Handlungsstrang z.B. in Washington im Weißen Haus spielt, aber der Hauptplot wird meiner Meinung nach wieder in Kalifornien angesiedelt werden.
12. Kiefer Sutherland sprach auch einmal einen Film an. Wie realistisch hälst du dies?
Theoretisch ist das natürlich schon möglich. Allerdings hoffe ich das sie sich damit bis nach dem Ende der Serie Zeit lassen. Und dann bin ich gespannt für welche Lösung sie sich entscheiden. Das Echtzeitprinzip vernachlässigen, oder die Zeit auf 2 Stunden runterschrauben.
Yvonne, ich bedanke mich für das Interview!
Quelle: treknews.de
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