Voller Vorfreude ging ich am Dienstagabend in die Vorstellung von Der Tag, an dem die Erde still stand. Zwar kannte ich nicht das Originalwerk, welches seinerzeit noch in schwarz-weiß gedreht wurde, mir war jedoch sehr wohl dessen kultischer Ruf bekannt und so erwartete ich eine zeitgemäße Neuauflage.
Meine Hoffnungen wurden jedoch leider enttäuscht. Der Film beginnt ungemein spannend, mysteriös und als Nichtkenner des Originals spürte man augenblicklich eine beklemmende Atmosphäre. Dadurch, dass man als Zuschauer genauso unwissend wie die Protagonisten sowie die restliche Menschheit ist, wartete man fasziniert auf neue Erkenntnisse. Sobald sich der Außerirdische jedoch als Keanu Reeves herausstellt, flacht der Film leider immer mehr ab. Dies hat verschiedene Gründe.
Zum einen wären da die wie immer minimalistischen schauspielerischen Fähigkeiten von Keanu Reeves. Böse Zungen könnten behaupten, dass er gerade deswegen mehr als perfekt für die Rolle des emotionslosen Außerirdischen ist. Während des gesamten Films über scheint Klaatu den gleichen Gesichtsausdruck zu besitzen und auch zum Schluss, als angeblich die große Wandlung des Außerirdischen einsetzt, kann man diese rein optisch nicht miterleben. Dazu ist Reeves´ Schauspiel nicht nuanciert genug. Für Actionwerke wie Speed, Matrix und Street Kings mag Keanu Reeves völlig ausreichend sein, für einen Film diesen Rufs und mit dieser (zugegebenermaßen platten) Botschaft hätte man aber einen deutlich besseren Darsteller engagieren sollen.
Daran können auch Jennifer Connelly sowie Jaden Smith, Sohn von Will, nichts ändern. Beide schauspielern recht ordentlich und vor allem beim kleinen Jungen ist bemerkenswert, wie erwachsen er inzwischen geworden ist. Wenn es so weiter geht und er nicht wie viele andere Kinderdarsteller einen Absturz erlebt, kann man Jaden Smith eine ausgezeichnete Karriere prognostizieren. Ebenfalls hervorheben möchte ich John Cleese, der auf eine wundervolle Art und Weise sehr zurückhaltend, ja fast schon still spielt und so einen einprägsamen Gastauftritt hinlegt.
Schauspielerleistungen hin oder her, das Drehbuch gibt ohnehin nicht viele Möglichkeiten her. Klischeehaft wäre hier noch eines der freundlichen Worten, welche mir dazu in den Sinn kommen. Überzeugen kann es überhaupt nicht. Entweder hat man es ohne jegliche Veränderungen in das 21. Jahrhundert übertragen oder, schlimmer noch, statt einem Autor wurde das Ding durch einen Drehbuchwürfel verfasst. Denn alle Standardzutaten eines Hollywoodfilms waren hier vertreten. Mehrmals gewürfelt und schon haben wir die üblichen Klischees: die alleinerziehende Mutter, die böse Regierung, die guten Wissenschaftler, der am Ende seine Liebe zu den Menschen entdeckende Außerirdische. Ab der Hälfte der Laufzeit ist jede Storyentwicklung vorhersehbar, altbekannt und damit die Rahmenhandlung langweilig. Auch die Entwicklungen Klaatus sowie des kleinen Jungen gehen so immens schnell, stellenweise von einer Minute auf die andere, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Fielen hier etwa zahlreiche Szenen der Schere zum Opfer? Man weiß es leider nicht…
Zwar im Grunde richtig, aber dennoch platt rübergebracht, ist die Grundbotschaft des Films. Der Mensch muss die Erde besser behandeln, sonst wird er mit ihr untergehen. Überraschung! Ja, auf so etwas wäre ich als Cineast im Jahre 2008 ja niemals gekommen. Sagenhaft, dieser Clou der Handlung. Scherz beiseite, auch diese Grundbotschaft des Films kann man beim besten Willen nicht mehr als neu bezeichnen. Ohnehin ist es doch schon überaus seltsam, dass mehrere hochentwickelte Zivilisationen Völkermord begehen wollen, um einen Planeten zu retten. Wo bleibt da die überlegene Moral, die von ihnen so oft postuliert wird? Wie kann man eine solche Aktion der eigenen Zivilisation gegenüber begründen? Mit eiskalter Logik allein und nicht erst durch Emotionen hätte man Klaatu von dem Unsinn seines Tuns überzeugen können.
Für mich als Politikwissenschaftler war ebenso die Aussage der Professorin ärgerlich, Klaatu hätte gar nicht mit den amerikanischen Anführern gesprochen, sie werde Klaatu stattdessen zu einem richtigen Anführer bringen. Ein seltsames Demokratieverständnis, welches durch diesen Film transportiert wird. Aber dazu lasse ich mich besser nicht weiter aus.
Unterm Strich bleibt eine überaus enttäuschende Neuverfilmung, die sehr stark beginnt und dann sehr stark abflacht. Die halbwegs guten Effekte, denen man dennoch ihre Existenz aus dem Computer deutlich ansieht, können da nichts mehr retten. Punkten kann der Film einzig bei seiner plakativen Botschaft, die dennoch in ihrem Kern richtig ist. Leider ein verschenktes und damit völlig unnötiges Remake. Wenigstens hat es unsere Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in den Film geschafft.
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