Letzte Woche hatten wir die Möglichkeit die ersten zwanzig Minuten von Michael 'Bully' Herbigs neuem Kinofilm (T)Raumschiff Surprise - Periode 1 zu sehen. Der erste Eindruck war positiv und wir freuen uns auf den fertigen Film. Für alle die nicht mehr warten können haben wir ein 'kleines' Special zusammengestellt. Zahlreiche exklusive Fotos der Hauptdarsteller und Interviews mit der Besetzung erwarten Euch...
Gespräch mit Michael Bully Herbig
(Mr. Spuck, Regie, Buch, Produzent)
Wie macht man aus einem Zwei-Minuten-Sketch einen 90 Minuten Film?
Nicht ganz leicht, da die Komik der Sketche ja eigentlich von der permanenten Langeweile der Protagonisten lebt. Das wichtigste war mir: Kork, Schrotty und Spuck dürfen die Geschichte nicht tragen müssen. Lass sie dabei sein, mehr nicht. Deshalb musste es einen Gegenpart geben. Und das konnte nur ein wahnsinnig gutaussehender Mann sein, der auf Frauen steht. Der dadurch entstehende Beziehungsclinch ist wichtiger, als der ganze Rest. Der muss funktionieren.
Der Film ist also zuallererst eine Beziehungsgeschichte?
Unbedingt!
Siehst du dich als Regisseur weniger im Bereich der Komik angesiedelt? Eher ein bisschen in der Tradition von Ingmar Bergman?
Vielen Dank für den schönen Vergleich. Auch wenn’s mir niemand glaubt: Ich bin eigentlich Autorenfilmer.
Hast du dann keine Angst, dass Menschen deinen Film als Comedy missverstehen?
Doch, habe ich. Weil es mir beim „Schuh des Manitu“ auch schon so ging.
„(T)Raumschiff Suprise – PERIODE 1“ wurde gedreht, weil die Zuschauer der „bullyparade“ es in einer Urabstimmung beschlossen haben. Er ist somit der erste wirklich demokratische Film. Ist das die längst fällige Reform des Kinos?
Ich hoffe zumindest, sie damit einleiten zu können. Ich wurde so ein bisschen angestachelt durch die Reform-pläne der Bundesregierung, die zur Drehzeit gerade in die heiße Phase gingen. Ich kann nur sagen: Ich halte meine Wahlversprechen! Meine Parteifreunde und ich waren mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden. Was mich besonders beeindruckt hat: Die Leute sind ja nicht demokratiemüde. Sie wollen wählen. Nur – sie wollen etwas wählen, was ihnen Spaß macht.
Demokratie bedeutet bekanntermaßen Rechte, aber auch Pflichten. Welche Pflichten hat das Publikum?
Zuallererst: Sie müssen ins Kino gehen. Ich möchte es nicht gleich Wahlbetrug nennen, wenn jemand etwas wählt, und später nicht mehr hinguckt... Obwohl – eigentlich passiert das ja ständig. Aber nach brutalstmöglicher Umsetzung meiner Wahlversprechen kann ich nur hoffen, dass mir das nicht passiert. Es hat schließlich immer mit der Qualität des Produkts zu tun.
Aber ernsthaft: Am Anfang, also nach der Abstimmung in der „bullyparade“ habe ich mich eigentlich nur gefragt: Wie viel Leute kommen wohl noch auf mich zu und fragen „Bully, ist das nicht ein enormer Druck, nach Manitu...?“
Bully, ist das nicht ein enormer Druck, unter dem du nach „Manitu“ stehst?
Nachdem mein erster Kinofilm "Erkan & Stefan" mit über 1, 3 Millionen Zuschauern toll gelaufen ist, war der Druck auf "Der Schuh des Manitu" enorm hoch. Damals hatte ich gehofft, mit meinem zweiten Kinofilm wenigstens einen Zuschauer mehr als bei meinem ersten in die Kinos zu locken. Dass es dann am Ende nicht nur einer, sondern gleich über 10 Millionen mehr waren, hat mich echt umgehauen. Soll heißen, der Zweite hatte mehr als der Erste. Der Dritte muss nicht mehr als der Zweite, sollte aber mindestens soviel wie der Erste haben. Am schönsten für den Dritten wäre irgendwas zwischen dem Ersten und dem Zweiten oder dem Zweiten und dem Ersten, wenn Sie verstehen, was ich meine...
Zeitreisen waren also schon dein Kindheitstraum?
Ja, und wenn du dich dann damit auseinandersetzt, merkst du, wie unfassbar viele Möglichkeiten es gibt. Wir haben uns als erstes gefragt: Wo wollen wir eigentlich hin? Und gleich danach: Was können wir bezahlen? Das alte Rom, die Inquisition, die französische Revolution oder die WM `74...?
Das alte Rom kommt nicht vor, war also zu teuer?
Wir haben darüber nachgedacht. Irgendwann sind wir in der Ritterzeit gelandet, die ich auch sehr spannend finde, weil ich diese alten Ritterfilme liebe. Schadet also auch nichts, wenn man davon einige gesehen hat. Wenn man will, kann man in unserem Film ganz viele Anspielungen entdecken. Anspielungen auf Klischees des jeweiligen Genres, auf Spielweisen, sogar auf deutsche Synchrontexte. Aber trotz aller Inspiration aus der Filmgeschichte hoffe ich doch schwer, dass es ein Bully-Film geworden ist. Ich neige nur dazu, in einzelne Szenen ganz viel rein zu packen. Weil ich es selbst liebe, in einem Film auch beim sechsten Mal Sehen noch etwas neues zu entdecken.
Hat dich eigentlich nie der Gedanke gestört, dass Zeitreisen mal grundsätzlich etwas Unlogisches sind?
Wieso das denn?
Es ist doch völlig klar, dass es sie nie geben wird. Sonst hätten uns doch schon längst Zeitreisende begegnen müssen.
Wenn sie sich zu erkennen geben würden! Aber woher willst du wissen, dass sie das auch tun? Nimm beispiels-weise Bill Gates: Wissen wir, ob der nicht irgendwann in der Zukunft eine ganz schlimme Niete war? Und nur die clevere Idee hatte, mit ein paar Plänen für ganz simple Programme in die 80er Jahre zurückzureisen? Ich könnte mir doch auch die Platten von Elvis in den Koffer packen, ins Jahr 1955 zurückreisen und mit „That’s alright Mama“ ein Weltstar werden. Solange ich mich nicht verrate, würde es niemand merken.
Gespräch mit Rick Kavanian
(Schrotty, Jens Maul, Pulle und Co-Autor)
Erklär bitte ein wenig die Figur „Jens Maul“. Ist er Mensch oder Maschine? Oder irgendetwas da-zwischen?
Ja! Irgendwas zwischen Mensch und Maschine zwischen Himmel und Hölle, zwischen Ost und West, zwischen Weihnachten und Neujahr, usw... Er ist mit einigen, uns Menschen unbekannten, Sinnen ausgestattet, wie etwa dem Schnupperradar! Lord Jens Maul ist schlau, gnadenlos, unbeirrbar und emotionslos. Außerdem ist er jung, brutal und noch nicht zu haben!
Jens erscheint auf den ersten Blick als das personifizierte Böse. Ist das seine Natur – oder hat die Gesellschaft ihn so werden lassen? Kurz: Tun wir ihm vielleicht Unrecht?
Jens ist eine emotionslose Maschine! Ähnlich wie ein Toaster. Macht es Ihrem Toaster was aus, wenn Sie ihm böse sind, nachdem er eine Scheibe Toast verbrannt hat?
Wie entsteht ein Charakter wie Jens Maul? Ist zuerst die Grundidee da und bekommt er dann Mimik, Sprache und Stimme? Oder eher umgekehrt?
Lord Jens Maul stammt von einer Lebensform ab, deren Entstehung für uns Menschen nicht geklärt ist. Nur Regulator Rogul kennt das Geheimnis seiner Herkunft. Eines Tages war er einfach da.
Was brauchst Du, um von einer Sekunde zur anderen in eine Rolle wie „Jens“ einzusteigen?
Das ist ein sehr heikles Thema. Denn es ist nämlich so: Um in die Rolle von Jens zu kommen, brauche ich mindestens 400 Meter Anlauf.
Wie schaffst Du es, in einem Film zwischen ganz unterschiedlichen Figuren zu switchen? Passiert es mal, das Schrotty versehentlich mit der Stimme von Jens spricht?
Völlig ausgeschlossen! Würde Schrotty versuchen mit der Stimme von Jens Maul zu sprechen, würde Jens Maul dem Schrotty mächtig in den Hintern treten.
Zu wieviel Prozent ist das Drehen eines solchen Films Spaß? Und zu wieviel Prozent harte Arbeit?
100% Arbeit – 100% Spaß!!!
Wieviel ist Improvisation? Und wieviel der Dialoge stand bereits so im Drehbuch?
5% Improvisation. 95% Drehbuch.
Als klar war: Die Zuschauer wollen „(T)Raumschiff Surprise – PERIODE 1“ – hattest Du je Zweifel daran, dass man aus den Zwei-Minuten-Sketchen einen Spielfilm machen kann?
Ehrlich gesagt, überhaupt nicht! Unendliche Weiten: Unendliche Möglichkeiten für unendliche Drehbuchseiten!
Gespräch mit Christian Tramitz
(Käpt’n Kork)
Ist es so etwas wie ein Traumjob, Kapitän auf der „Surprise“ zu sein?
Ja – Traumjob...? Es ist schon ein bisschen rätselhaft, wie der Kork überhaupt diese Kapitänswürde erlangt hat. Es gibt nur dunkle Gerüchte. Fachlich ist er eigentlich eine ziemliche Niete. Er kann Käpt’n spielen, er weiß wie Käpt’ns sich benehmen. Das hat er wahrscheinlich in einem Film gesehen. Er gibt Befehle ohne jegliches technisches Verständnis dafür. Er weiß sicher nicht, warum ein Raumschiff fliegen kann. Aber einer muss eben sagen, wohin es fliegt.
Deshalb also sind seine Kommandos eher kurz...
Genau. Da gibt‘s halt die Meldung „Käpt’n, Käpt’n, da kommt ein Asteroidensturm auf uns zu.“. Dann sagt er: „Ja! Ausweichen!“ „Wie?“ „Ja! Weiß ich nicht.“
Fachlich ist er also eher minderqualifiziert. Aber eine Autorität ist er schon, oder?
Er kann Befehle durchsetzen – aber er hat auch das seltene Talent, falsche Ansagen zur falschen Zeit zu machen. Er ist ein wahnsinnig schlechter Gefahreneinschätzer. Wenn es gerade der ganz falsche Moment ist, eine dumme Rede zu halten, steht er garantiert auf und macht genau das. Er hat eben auch andere Dinge im Kopf. Das seine Frisur richtig sitzt, beispielsweise, oder das man seinen Bauchansatz nicht sieht. Das sind die wichtigen Dinge im Leben. Ob sein Raumschiff gerade explodiert – mei, das passiert halt.
Korks Frisur muss sitzen, das hat Priorität. Man munkelt, du hättest diese Frisur während der Drehzeit sehr lieb gewonnen... . Für alle, die’s nachmachen wollen: Welcher Stil ist das?
Früher hieß sowas „Popper“, glaube ich. Die hatten so eine Frisur. Vorne lang – und nach hinten kurz abgeschnitten. Genau das, was ich schon als Jugendlicher gehasst habe. Und der Michael Bully Herbig – ich sage den Namen an dieser Stelle bewußt so ausführlich – hat mich da wirklich in eine absolute Falle gelockt. Der hat mich unter dem Vorwand, wir müßten eine Make-up-Probe machen, in die Maske gelockt. Und dann kamen zwei Zerberusse und haben mir diese Perücke aufgezwungen. Er selbst ist gar nicht dabeigeblieben, weil er genau wusste, wie ich darauf reagieren würde.
Aber du hast sie dann mit professioneller Geduld getragen...
Irgendwann hatte ich mich dann daran gewöhnt. Es gab nur immer mal ein paar schreckliche Momente. Wenn ich mit der geklebten Perücke eingeschlafen bin und dann direkt nach dem Aufwachen in den Spiegel geschaut habe, beispielsweise. Dann bin ich schon erschrocken, weil ich einfach vergessen hatte, dass ich das Ding auf-habe. Aber nach der vierten Woche mag man dann gar nicht mehr ohne sie sein. Ich setze sie jetzt auch privat ganz gerne mal auf.
Abgesehen von der Frisur, die du so liebgewonnen hast – was war dein persönliches Highlight bei den Dreharbeiten?
Mein persönliches Highlight an dem ganzen Film ist Rick Kavanian. Ich glaube nicht, dass es noch einen Men-schen in der freien westlichen Welt gibt, der mit einer Kapitänsmütze so dämlich aussieht. Jens Maul ist meine absolute Lieblingsfigur im Film. Ich denke, das wird Ricks Durchbruch im internationalen Filmgeschäft. Der ganze Cast ist gut – aber Rick ist für mich einfach genial.
Warum sollen die Leute den Film ansehen und was können sie mitnehmen ins Leben?
Was sie mitnehmen können ins Leben? Die Erkenntnis: Begib dich nie in ein Raumschiff! Denn es kann sein, dass du die nächsten zweitausend Jahre nicht mehr vor die Tür kommst.
Gespräch mit Til Schweiger
(Rock)
Du hast eine ganze Weile nicht in Deutschland gelebt, also auch kein deutsches Fern-sehen gesehen. Was kanntest Du von Bully, als das Angebot für Deine Rolle in „(T)Raumschiff Surprise – PERIODE 1“ kam?
Die „Bullyparade“ beispielsweise kannte ich nicht. Ich habe aber natürlich mitbekommen, dass es einen deut-schen Film gab, der eine Million Zuschauer hat. Dann wurden es zwei, drei, vier Millionen... . Die Branche staunte erst – und so ab der fünften Million wurde aus dem Staunen Bewunderung.
Und wann hast Du „Schuh des Manitu“ dann selbst gesehen?
Im Flugzeug, auf einem dieser kleinen Bildschirme. Alle in der Business Class haben ihn geschaut – und bei jedem Lacher hatte ich das Gefühl, das Flugzeug wackelt und wir stürzen gleich ab. So eine Stimmung an Bord habe ich noch nie erlebt. Das war aber tatsächlich das einzige was ich kannte, als ich Bully getroffen habe. Bevor wir dann angefangen haben zu drehen, habe ich mir natürlich noch einiges angesehen.
Sprechen wir über Deine Rolle: Du bist Rock, der Weltraum-Taxifahrer. Mit einer ganz normalen Tour, bei der dein Spacetaxi allerdings arg lädiert wird, rutschst Du in ein Abenteuer, das eigentlich im Fahrpreis nicht inbegriffen ist. Wär’s im nachhinein betrachtet nicht besser gewesen, aus dem Taxi einen Versicherungsfall zu machen?
Stimmt. Die bequemere Möglichkeit wäre es allemal gewesen, aber ich leiste eben meinen Beitrag, die Welt zu retten. Und das ist für uns alle gut.
Rocks Vorgeschichte hört sich ziemlich trostlos an: Frau weg, Geld weg, Haus weg – ein echter Verlierer eben, der sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer durchschlägt.
Naja, Looser ist zu hart. Natürlich läuft in seinem Leben einiges schief. Er hat alles verloren und leidet auch noch darunter. Aber trotzdem ist er ein Held.
Am Ende sogar ein strahlender Held. Wir verraten noch nicht, warum... Aber bis dahin ist es ein steiniger Weg. Zuallererst muss er mit ein paar arg tuntigen Raumfahrern klarkommen...
Ja, das ist ein ganz toller Moment im Film, wenn er mit dem Taxi bei ihnen stoppt. Oder kurz danach, wenn er in den Rückspiegel schaut und sie anfangen zu singen... . Aber er ist ja tolerant. Er denkt zwar zuerst: Uuups, was sind denn das für Figuren. Aber er geht mit ihnen und zeigt auch keine Vorurteile oder Berührungsängste.
Wie waren die Dreharbeiten, was bleibt für Dich in Erinnerung?
In Erinnerung bleibt, dass Christian und ich Freunde geworden sind. Dass wir unheimlich viel Spaß hatten, auch mit Anja. Wir drei hingen immer zusammen. Es war eine sehr entspannte Stimmung am Set. Und trotzdem hoch konzentriert. Nicht, dass wir den ganzen Tag gelacht hätten. Ich meine, Christian und ich haben schon extrem viel gelacht – aber nicht mehr am Set. Mit Bully konnte man nicht so rumalbern, was aber auch vorher schon klar war. Schließlich hatte er ja gleich eine ganze Reihe von Jobs. Gut möglich, dass wir ihm manchmal auf die Nerven gegangen sind. Aber er hat das super gemacht. Er weiß genau, was er will. Und es gibt nichts schöne-res für einen Schauspieler, als einen Regisseur zu haben, dem er vertraut und bei dem er das Gefühl hat: Der schaukelt das Baby sicher nach Hause.
Gespräch mit Anja Kling
(Königin Metapha)
Fangen wir mit einer Frage an, die früher oder später für uns alle wichtig wird: Machen Zeitreisen Jetlag?
(lacht) Ja, total! Du bist ständig fertig, müde und kaputt.
Was ist spannend daran? Und was mühsam?
Also, mal ernsthaft: Wenn man das so dreht, ist das natürlich der ganz normale Drehstress. Nicht anstrengender oder weniger anstrengend als jede andere Szene. Aber wenn wir irgendwann die technischen Möglichkeiten hätten und ich eine Zeitreise machen könnte, wäre das schon sehr großartig und ich würde jeden Jetlag dafür in Kauf nehmen. Ich würde zu gerne mal in die Vergangenheit reisen, aber noch viel lieber in die Zukunft. Einfach nur mal gucken... .
Nehmen wir an, es wäre möglich: Wie weit in die Zukunft würdest du gehen wollen?
150, 200 Jahre würden mir schon reichen. Mal gucken, was meine Ur-Ur-Ur-Enkel machen. Wie die dann wohnen. Mich würde alles in der Zukunft interessieren. Auch, was in 1000 Jahren so passiert. Dass ich nicht mal die nächsten 100 Jahre erleben werde, ist schon eine traurige Vorstellung. Schrecklicher Gedanke: Wenn’s gut geht, sind es noch 50Jahre. 60 wird schon knapp. Was danach kommt, werde ich verpassen.
Kommen wir zu deiner Rolle und der Geschichte: Königin Metapha hat die nicht ganz einfache Aufgabe, die Welt zu retten.
Richtig. Erstmal geht’s ihr nur um die Welt. Aber zum Ende entdeckt sie auch noch die Liebe – das mit der Welt passiert dann eher so nebenbei.
Warum ausgerechnet mit der Mannschaft der „Surprise“, dem – zumindest für Laien – wahrscheinlich sinnlosesten Raumschiff des Universums?
Das waren einfach die einzigen, die man noch einsetzen konnte. Alle anderen waren schon voll mit der Abwehr der marsianischen Kampfkeksgeschwader beschäftigt. Dass Metapha dann mit denen auf Zeitreise geht, ist eigentlich mehr ein Unfall. Es passiert aus der Situation heraus: Einer der Senatoren will mich – also Metapha – retten, weil die Regierungskuppel angegriffen wird und setzt mich mit auf die Zeitmaschine. Und deshalb bin ich zwangsweise bei der ganzen Reise dabei. (lacht) Hätte er mich da nicht drauf gesetzt, hätte ich nur zwei Drehtage gehabt.
Wenn wir jetzt tiefer in die Geschichte einsteigen, verraten wir zuviel. Deshalb Themenwechsel: Wie war die Arbeit mit Bully? Und wie ist er im Vergleich zu anderen Regisseuren?
Man hat ja sehr selten die Konstellation, dass der Regisseur gleichzeitig Hauptdarsteller, Autor und Produzent ist. Was in der Praxis heißt: Verantwortlich für alles. Ich hätte großes Verständnis gehabt, wenn Bully sich zwischen-durch zurückgezogen hätte. Wenn er gesagt hätte: Kinder, ich habe jetzt die Nase voll, alle wollen irgendwas von mir. Mit jedem Pups-Problem kommt ihr zu mir. Sprecht mich bitte einfach nicht an! Sonst verweisen dich Regisseure an den Produzenten, wenn du ein Problem hast. Oder an den Autor, wenn es um Texte geht. In diesem Fall war das eben alles eine Person: Bully. Und ich finde es schlicht bewundernswert, dass er in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal die Nerven verloren hat. Ich hätte das so nicht geschafft. Er war immer ruhig und fröhlich und hat am Set einfach nur seine Energie ausgestrahlt und seine Lust, diesen Film zu machen. Und das hat sich auf das ganze Team übertragen. Man hat das ganz stark gemerkt: Alle waren mit Feuereifer dabei und hatten Spaß und wollten einfach was ganz tolles machen. Bei einer solchen Atmosphäre ist es fast egal, wie das Ergebnis am Ende aussieht. Man hat zumindest beim Drehen schon mal so ein positives Gefühl. Und in diesem Fall hing das eben ganz stark von Bully ab. Aber lass mich auch noch etwas zum gesamten Team sagen: Die kannten sich ja fast alle schon vom „Schuh des Manitu“ und haben einfach an einem Strang gezo-gen. Das war sehr schön zu beobachten und hat sich auf die Neuen – also auf Til und mich – übertragen. Das fand ich erstaunlich und habe es sehr genossen. Es war einfach ein richtig schönes Arbeiten.
Es heißt immer, komische Rollen seien sehr viel schwieriger, als die ernsten. Hast du diese Erfahrung auch gemacht?
Naja, meine Rolle ist ja eher ernst...
Sorry! Metapha hat ja den tragischen Part...
Das nun auch nicht. Was ich meine, ist: Die Komik entsteht durch etwas anderes. Zumindest was die Figuren betrifft, die Til und ich spielen. Christian, Rick und Bully haben ihre Vorlage durch die bullyparade. Aber bei uns entsteht der Witz vor allem durch die Situationen und Dialoge, in die wir eingebunden werden. Nicht dadurch, dass ich irgendwelche lustigen Grimassen beherrsche. Das ist in meiner Rolle nicht gefordert. Trotzdem – das Genre an sich war für mich komplett neu und dadurch auch sehr spannend. Ich bin vorher nie so besetzt worden. Was nicht schlimm ist, weil ich die dramatischen Figuren auch sehr mag. Ob das eine schwerer zu spielen ist, als das andere, kann ich nicht sagen. Ich glaube aber: Grundsätzlich ist es schwieriger, eine Komödie zu machen. Das hängt weniger mit den Einzelleistungen der Schauspieler zusammen, sondern eher mit Insze-nierung, Timing und Schnitt. Jemanden zum Weinen zu bringen ist sicher einfacher, als dafür zu sorgen, dass ein Publikum so richtig lacht.
Wie oft musste ein Take wiederholt werden, weil ihr selbst am Set in Gelächter ausgebrochen seit? Oder hattet Ihr alles längst so oft gelesen, dass das nicht mehr passieren konnte?
Doch, passiert ist das schon manchmal. Und das waren dann Momente, die ich total geliebt habe.
Die Kulissen, das Umfeld, in dem ihr gespielt habt sind ja zu einem erheblichen Teil erst später digital am Computer entstanden. War das beim Dreh eine Herausforderung an deine Phantasie?
Nein, eigentlich nicht. Bully hat uns schon sehr genau erklärt, wie die Szene später aussieht und was da passieren wird. Ich konnte mir das also schon ganz gut vorstellen. Was ich mir aber überhaupt nicht vorstellen kann ist, wie man das technisch umsetzt. Da ist eine blaue Wand hinter uns – und im Kino sieht’s so aus, als würden wir durchs All fliegen... Das wird mir immer ein Rätsel bleiben. Was nicht viel heißt, denn mir ist selbst das Handy ein Rätsel und mit meinem Computer bin ich auch noch nicht wirklich befreundet. Aber beim Drehen habe ich damit kein Problem. Wenn man mir sagt: Stell dir vor, so und so wird das aussehen, dann stelle ich mir das eben vor.
Gespräch mit Sky du Mont
(Herzog William der Letzte)
Was gibt’s zu sagen über „William, den Letzten“? Er ist ein Schöngeist, er ist sportbegeistert, schönen Frauen zugetan...
... was ihn ja noch nicht von der Mehrheit der Männer auf dieser Welt unterscheidet. Wir haben lange überlegt wie wir es hinkriegen, dass William ganz anders ist, als Santa Maria aus „Schuh des Manitu“. Und dann sind wir darauf gekommen, dass er immer so waaahnsinnig gelangweilt ist. Ein bisschen gequält, wehleidig. Der Tag ist schrecklich lang für ihn, und es passiert so gar nichts... . Eigentlich ist er ein richtiges Arschloch. Aber ein lustiges, hoffe ich. Es hat jedenfalls unglaublichen Spaß gemacht, ihn zu spielen.
Vielleicht ist es einfach der morgendliche Blick in den Spiegel, der ihn so wehleidig macht... Wie lebt sich mit einer solchen Nase?
Das war sehr schwer. Die ist ja aus Gel, nicht aus Gummi. Das heißt: Das Zeug schmilzt, wenn es warm ist. Nun hatten wir ja einen Sommer, der nicht nur warm, sondern tropisch war. Und alle drei Stunden fing diese Nase an zu schmelzen und sah einfach scheiße aus. Nachdem ich morgens immer schon zweieinhalb Stunden in der Maske saß – lange vor den Frauen, was bei mir etwas heißt – war das ziemlich mühsam. Das zweite war: Wenn du eine normale Nase hast, also beispielsweise die eigene, kannst du trinken und alles. Jetzt musste ich also mit einer Nase leben, die einen guten Zentimeter länger war. Und plötzlich hing sie ständig im Kaffee oder stieß am Rand der Tasse an...
Und dann noch das Gebiss...
Nein, nein! Das war mein eigenes, das ist nun mal so.
William veranstaltet ein Ritterturnier, um Königin Metapha zu gewinnen. Wäre es nicht eine nette Idee, die alte Sitte wieder einzuführen, so um schöne Frauen zu kämpfen?
Nee! Nicht mehr in meinem Alter! Dann würden mich ja ständig irgendwelche 22jährigen Ritter vom Pferd hauen. Finde ich gar nicht gut.
Aus Sicht der Fans gehört Sky du Mont doch auf jeden Fall zu einem Film von Bully...
Naja... Das ist vielleicht etwas übertrieben. Für mich war natürlich der erste Film mit Bully ein Riesenerfolg. Über-haupt war das eine sensationelle Konstellation: Erst „Eyes wide shut“ mit Stanley Kubrick, direkt danach „Der Schuh des Manitu“. Für einen Schauspieler ist das wie ein Sechser im Lotto. Das passiert nicht oft im Leben. Und eins muss ich einfach noch mal sagen: Bully hat etwas getan, was ich ihm sehr hoch anrechne. Er hätte alleine Anspruch auf die „Manitu“-Lorbeeren erheben können. Er hat schließlich geschrieben, produziert, Regie geführt und eine Doppelrolle gespielt. Aber er hat uns mitgenommen bei seinem Erfolg. Durch ihn haben wir einen Bambi und einen Comedy-Preis im Regal stehen. Und das ist nicht selbstverständlich.
Was hat sich für Dich verändert, seit „Schuh des Manitu“?
Es gab mich natürlich vorher schon, aber den Film sehe ich ganz klar als Meilenstein in meiner Karriere. Weil ich so spielen durfte, wie mich die Leute noch nicht gesehen haben. Und in dem neuen Film ist das noch extremer, weil es noch einen Schritt weitergeht.
Inwiefern?
Der Santa Maria war ernster. Er tanzt witzig, er sagt witzige Sachen, aber er ist nicht der komplett komische Part. „William der Letzte“ dagegen ist eine echte Komiker-Rolle.
Du hast in Deiner Karriere schon mit vielen großen Regisseuren gedreht. Wie unterscheidet sich die Arbeit mit Bully beispielsweise von der mit Stanley Kubrick?
Wenn ich jetzt antworte, werden die Leute sagen: Uuuuh – fehlt nur noch das Streichorchester im Hintergrund... . Aber das erstaunliche für mich ist: Bully und Kubrick haben eine gewisse Ähnlichkeit. Nicht, dass Bully schon so geniale Filme macht, wie Stanley Kubrick. Dazu ist er noch viel zu jung. Aber sie sind sich ähnlich in ihrem Streben nach Perfektion. Bully kommt ans Set und hat den Film fertig im Kopf. Und eigentlich möchte er schon an den Schneidetisch, bevor die erste Klappe gefallen ist. Möchte gar nicht mehr die Zeit mit Drehen verschwen-den. Ich habe ihm das mal auf den Kopf zugesagt. Da hat er mich angeschaut und geantwortet: Ja, du hast Recht. Er hat sogar die Musik schon im Kopf. Für mich ist das ein Phänomen – ich weiß ja nicht mal, was ich morgen zu Abend essen möchte. Und so war Kubrick auch. Sie sind Nervensägen, oder auf Englisch „a pain in the ass“, weil sie genau das haben wollen, was sie schon im Kopf haben. Und vorher lassen sie dich nicht in Ruhe. Der Unterschied besteht nur darin, dass Kubrick auf eine harte Weise gnadenlos war und Bully ein sehr höflicher, umgänglicher Mensch ist und sagt: „Das war schon ganz super, das haben wir schon mal. Aber mach es ruhig noch einmal“. Was übersetzt nichts anderes bedeutet, als: „Das war Scheiße, mach das jetzt endlich mal so, wie ich es haben möchte“.
Quelle: treknews.de
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