Heute startet 'Watchmen - die Wächter', der neue Film von '300' Macher Zac Snyder in den Kinos. Der Film, der Science-Fiction, Krimi und Mystery-Thriller zugleich ist, spielt im Jahre 1985 in einem fiktiven Amerika. Maskierte Superhelden sind Teil des täglichen Lebens und die „Uhr des jüngsten Tages“ – die den Stand der Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion anzeigt – steht auf fünf vor zwölf. Wir haben für euch ein umfangreiches Special zum Film bereit gestellt. Knapp sechs Gigabyte Downloads und jede Menge Text von Paramount Pictures erwarten Euch.
Watchmen - Trailer #1 | ||||||||||||||||||||||||
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Watchmen - Teaser Trailer | ||||||||||||||||||||||||
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Watchmen - SCREAM 2008 Teaser | ||||||||||||||||||||||||
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Featuretten und sonstige Videos | ||||||||||||||||||||||||
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ÜBER DEN FILM
Ein nicht mehr junger Mann sitzt in seiner Hochhauswohnung im Bademantel vor dem Fernseher und schaut die Abendnachrichten. Im Fernsehen warnt Präsident Nixon vor der zunehmenden Bedrohung durch die Russen, die einen Atomkrieg heraufbeschwören könnte. Plötzlich wird die Wohnungstür aufgetreten, und der Mann steht seinem Mörder gegenüber. Trotz heroischer Gegenwehr wird er überwältigt, der Mörder schleudert ihn durch das geschlossene Fenster hinaus und er stürzt nach einem 30 Stockwerke tiefen Fall in den sicheren Tod. So stirbt Edward Blake alias Comedian (JEFFREY DEAN MORGAN), maskierter Rächer und Auftragskiller für die US-Regierung. Sein Tod ist jedoch nur der Anfang einer Kette von Ereignissen, die nicht nur das Leben seiner ehemaligen Superhelden-Kollegen von Grund auf ändern, sondern das der gesamten Menschheit …
Wir schreiben das Jahr 1985. Die USA haben, dank der Hilfe des Übermenschen Dr. Manhattan, den Vietnamkrieg gewonnen. Richard Nixon ist zum dritten Mal als Präsident wiedergewählt worden. Der Veidt-Konzern beherrscht die Wirtschaft. Gigantische Luftschiffe schweben über der Skyline Manhattans. Willkommen in der Welt der WATCHMEN – einer etwas anderen Welt, die doch mit der uns bekannten Geschichte zwei entscheidende Gemeinsamkeiten hat: Es gibt dieselben Pop Hits, Nenas „99 Luftballons“ eingeschlossen – und Amerika steht in den 80er-Jahren kurz vor einem Krieg mit der Sowjetunion, der die Auslöschung der Menschheit bedeuten würde.
Vor diesem Hintergrund von Weltuntergangsstimmung, Verbrechen und Krawallen nimmt ein einsamer Detektiv die Ermittlungen auf: Rorschach (JACKIE EARLE HALEY). Hinter einer Gesichtsmaske mit sich bewegenden Tintenflecken verborgen, sucht der letzte noch aktive maskierte Rächer nach dem Mörder des Comedian. Auf der Suche nach Hinweisen sucht Rorschach auch seine früheren Mitstreiter gegen das Verbrechen auf, die sich ins Privatleben zurückgezogen haben, seit die Selbstjustiz der maskierten Superhelden per Gesetz verboten wurde: zunächst Dan Dreiberg alias Nite Owl II (PATRICK WILSON), der zum reichen Nichtstuer geworden ist, weiter Adrian Veidt alias Ozymandias (MATTHEW GOODE), der als alleiniger Inhaber von Veidt Enterprises einer der reichsten und einflussreichsten Geschäftsmänner der Welt geworden ist, und schließlich auch Laurie Jupiter alias Silk Spectre II (MALIN AKERMAN) und Dr. Manhattan (BILLY CRUDUP), die als Paar in einem militärischen Hochsicherheitslabor leben, wo Manhattan, der einst durch einen Unfall bei einem Experiment in seine Atome zerlegt worden und als Übermensch wiederauferstanden war, an neuen Energieformen forscht.
Aber Rorschach stößt zunächst auf Desinteresse bei seinen früheren Kollegen. Dan Dreiberg vermutet einen politischen Hintergrund (schließlich hat der Comedian nicht nur Präsident Kennedy auf dem Gewissen, sondern auch, noch bevor sie Watergate aufdecken konnten, die Washington-Post-Journalisten Woodward und Bernstein), Adrian Veidt ist mit seinem Business beschäftigt, und Dr. Manhattan, dem diese Frage angesichts des drohendes Atomkrieges banal erscheint, teleportiert ihn kurzerhand aus dem Militärlabor wieder hinaus. Oder ist es vielleicht Angst, die die früheren WATCHMEN beherrscht?
In jedem Fall überschlagen sich die Ereignisse kurz darauf. Zunächst trennt sich Laurie schließlich von Dr. Manhattan, da er als übermenschliches Wesen zu keinen Emotionen fähig ist. Und nach einem Fernsehinterview, bei dem er beschuldigt wird, bei den Menschen in seiner Umgebung Krebs auszulösen, verlässt Manhattan kurzerhand die Erde und beamt sich auf den stillen, menschenleeren Mars. Rorschach wird unterdessen von der Polizei gefasst und aufgrund fingierter Beweise unter Mordverdacht ins Gefängnis gebracht – wo schon Dutzende von Insassen, die ihm ihre Festnahme zu verdanken haben, nur darauf warten, Rorschach zu töten ... Auf Adrian Veidt wird in seiner Firmenzentrale ein Attentat verübt, dem er mit knapper Not entgeht. Die Einschläge kommen näher!
Nach einer Aussprache, bei der Dan und Laurie ihre Zuneigung zueinander entdecken, werden die beiden von einer Straßengang in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt, und in ihnen erwachen die alten Superhelden-Reflexe wieder zum Leben: Gemeinsam schalten die beiden die Truppe brutaler Schläger aus.
Dan überkommt schließlich die Furcht davor, das alte Kostüm als Nite Owl wieder anzulegen, und zusammen mit Laurie reaktiviert er sein Luftfahrzeug, das „Owl Ship“, das den WATCHMEN schon zu ihrer großen Zeit als Transportmittel gedient hatte. Sie befreien Rorschach mithilfe des Owl Ship aus dem Gefängnis, in dem eine Revolte der Insassen begonnen hat.
In Veidts verlassener Firmenzentrale finden Rorschach und Dan schließlich Hinweise darauf, dass ihr ehemaliger Mitstreiter mehr mit den mysteriösen Vorgängen zu tun hat, als er bisher zugegeben hat. Es bleibt ihnen nichts übrig, als sich in Richtung Antarktis aufzumachen, wo Veidt, der sich als Wiedergänger des ägyptischen Pharaos Ramses II. und des Eroberers Alexanders des Großen sieht, sich einen verborgenen Palast errichtet hat. Welchen geheimen Plan verfolgt Adrian Veidt?
ÜBER DIE PRODUKTION
New York. Wir schreiben das Jahr 1985. Die Welt wird von Furcht und Untergangsstimmung beherrscht. Auch in dieser Welt gibt es Superhelden, doch sie haben es vorgezogen, ihre Kostüme abzulegen und sich zu verbergen. Die Vereinigten Staaten sind im Besitz einer Superwaffe – eines allmächtigen Übermenschen – was das Gleichgewicht des Schreckens zu ihren Gunsten verschoben hat und ihnen half, den Vietnamkrieg zu gewinnen. Dennoch steht die Welt am Abgrund: Ein Atomkrieg droht, der die Menschheit auslöschen würde.
Dies ist die Welt, in der WATCHMEN – DIE WÄCHTER spielt – die Kinofassung eines der meistgerühmten Comicromane aller Zeiten, zum Leben erweckt von Zack Snyder, der sich als visionärer Regisseur einen Namen gemacht hat.
Die Frage, die sich durch WATCHMEN zieht, steht als Graffito auf einer Wand in einer dunklen, schäbigen New Yorker Nebenstraße: „Wer wacht über die WATCHMEN?“ Snyder kommentiert dieses Leitmotiv so: „Wer kann sich anmaßen zu sagen, was richtig und was falsch ist? Und wer kontrolliert diejenigen, die diese Entscheidungen treffen?“
WATCHMEN erschien erstmals von 1986 bis 1987 bei dem Verlag DC Comics als zwölfteilige Comicserie in limitierter Auflage und wurde später in einem Band veröffentlicht. Das blutverschmierte Smiley-Gesicht, dass das Cover beherrscht, das wiederkehrende Motiv der Turmuhr, deren Zeiger langsam Mitternacht näher rücken, und die Struktur der Erzählung in zwölf Kapiteln tragen alle dazu bei, dass WATCHMEN als herausragendes Beispiel dafür gilt, welche erzählerische Komplexität Comicromane erlangen können. WATCHMEN ist der einzige Comicroman, der jemals mit dem renommierten Hugo Award ausgezeichnet wurde, und der einzige, der vom US-Nachrichtenmagazin „Time“ in die 2005 erstellte Liste der 100 wichtigsten englischsprachigen Romane seit 1923 aufgenommen wurde. Weitere Auszeichnungen für WATCHMEN sind mehrere Kirby und Eisner Awards.
Bei seinem Erscheinen traf WATCHMEN den Nerv der Zeit, den Nerv einer Generation, die mit der sehr realen Bedrohung durch einen Atomkrieg aufgewachsen war. Gelobt wurde der Comicroman auch dafür, dass er das Unbehagen und die Ängste der Zeitgenossen so plastisch einfing, ebenso wie er die Themen Macht und Machtmissbrauch sowie die beherrschenden Gefühle von Paranoia und Ohnmacht, die die Menschen gegenüber den Herrschenden empfanden, zur Sprache brachte. In den zwei Jahrzehnten seit seinem Erscheinen hat WATCHMEN seine Fangemeinde kontinuierlich erweitert.
„In den 80er-Jahren gab es eine große Besorgnis angesichts des Kalten Krieges – würde er zu einem echten Krieg eskalieren und was würde es bedeuten, wenn das geschähe – und in Anbetracht der Zerbrechlichkeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts wurde den Menschen bewusst, wie wenig schon ausreichen würde, um alles komplett auszulöschen, was unsere Existenz ausmacht“, sagt Dave Gibbons, als Illustrator einer der Schöpfer des Comicromans. „Ich selber habe das sehr stark so empfunden. Und auch wenn dieses Gefühl nachgelassen hat, gibt es diese Furcht vor massenhafter Vernichtung von Menschenleben noch immer, und es wird sie auch immer geben.“
Zur Idee der Geschichte gehört es, das darin die gängigen Vorstellungen vom Superheldentum unterminiert, wenn nicht gar ganz auf den Kopf gestellt werden. WATCHMEN macht den Leser mit einer Handvoll von Figuren bekannt, die weitaus eher normale Menschen als Superhelden sind, Menschen, die sich wie wir alle mit moralischen und persönlichen Fragen auseinandersetzen müssen, die sich mit ihren Schwächen und erlittenen Niederlagen herumschlagen und die zudem, von Dr. Manhattan abgesehen, über keine Superkräfte verfügen. Die ursprüngliche Gruppe von Superhelden, die „Minutemen“, bestand aus The Silhouette, Silk Spectre, dem Comedian, Hooded Justice, Captain Metropolis, Nite Owl, Mothman und Dollar Bill. Zur Nachfolgegeneration der maskierten Abenteurer – die im Zentrum von WATCHMEN steht – gehören Silk Spectre II, Nite Owl II, Rorschach, Dr. Manhattan, Ozymandias und schließlich, als einziges Überbleibsel der Original-Minutemen, der Comedian. Jeder von ihnen symbolisiert eine unterschiedliche Ausprägung von Kraft, Besessenheit und Psychopathologie – dies sind wahrlich andere Superhelden, als man sie sonst gewohnt ist.
Mit seiner vielschichtigen Art des Erzählens, dem Springen zwischen verschiedenen Zeitebenen, seinem Symbolismus und den zahlreichen Hinweisen auf die Fiktionalität der Geschichte hat sich WATCHMEN einen Ruf als einzigartiger Comicroman erworben – und als einer, der praktisch unverfilmbar sei.
Die Produzenten Lawrence Gordon und Lloyd Levin waren allerdings anderer Ansicht und verfolgten unerschütterlich über zehn Jahre lang das Projekt, aus WATCHMEN einen Kinofilm zu machen. Sie verfügten darüber hinaus auch die Geduld, so lange mit der Realisierung zu warten, bis die Vorzeichen günstig schienen und sich zudem der richtige Filmemacher finden würde, dem sie zutrauten, eine Kinofassung zu erschaffen, die sich der Romanvorlage würdig erweisen würde. „Ich habe WATCHMEN gleich gelesen, als es erstmals erschien“, erzählt Levin: „Ich war ein großer Comicfan, aber so etwas hatte ich noch nie gelesen. Es war das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl hatte, dass ein Comic zu mir persönlich sprach, dass er von einer Welt erzählte, die ich aus eigener Anschauung kannte – die Welt eben, in der wir alle leben. Ich halte es für große Literatur. Die Geschichte wird mit der Präzision eines Uhrwerks erzählt, es beschäftigt sich auf tiefgehende Art und Weise mit dem Zustand der Menschheit, und es schlägt einen großen erzählerischen Bogen – all das macht das Lesen zu einer so aufregenden und auch provokanten Sache.“
Mit dem Projekt wurde es wirklich ernst, als Regisseur Zack Snyder, der mitten in den Dreharbeiten zu „300“ steckte, mit dem Wunsch an die Produzenten herantrat, WATCHMEN zu inszenieren – und sich gleichzeitig als ebenso großer Comicfan outete. „Bei WATCHMEN gab es von Anfang an dieses gewisse Gefühl von schicksalhaftem Zusammentreffen, von Koinzidenzen“, sagt Gibbons: „Es war die richtige Zeit, um das Projekt endlich anzugehen, und Zack war hundertprozentig der richtige Mann dafür. Aber ohne die Geduld und die andauernde Leidenschaft von Larry und Lloyd, die darauf bestanden, es erst dann zu machen, wenn klar war, dass es auch richtig gemacht werden würde, wäre dieses Unternehmen nie zustande gekommen.“
Lawrence Gordon fügt hinzu: „Ich habe 15 Jahre darauf hingearbeitet, dass WATCHMEN verfilmt wird, und ich könnte nicht aufgeregter sein. Zack hat in jeder Beziehung unglaubliche Arbeit abgeliefert – von der Entwicklung des Drehbuchs über das Team bis hin zur wundervollen Besetzung und zum Look des Films.“
Snyders Ziel war keine Aktualisierung der Story, sondern eine so werkgetreue Umsetzung wie möglich. „Zack empfand so großen Respekt für die Vorlage, dass er nie auf den Gedanken kam, den Film anders zu gestalten als so nah am Comicroman wie nur möglich“, sagt Deborah Snyder, Ehefrau und Produktionspartnerin des Regisseurs. „Es hätte ja der Geschichte nicht gedient, wenn man versucht hätte, sie in eine andere Zeit zu verlegen oder die Rollen anders zu gewichten; das Buch als Ganzes ist einfach mehr als die Summe seiner Teile. Natürlich gab es bestimmte Aspekte, die wir nicht komplett übernehmen konnten – wie die Auszüge aus „Under The Hood“, Hollis Masons Chronik der Minutemen, oder den im Buch zitierten Comic „Tales of the Black Freighter“. Aber wir wussten ja, dass wir auf der DVD noch einiges würden unterbringen können. Für Zack war es der Schlüssel zum Ganzen, dass er dem Comicroman treu bleiben wollte.“
„Ich habe immer wieder gehört, dass WATCHMEN unverfilmbar sei“, sagt Zack Snyder. „Die Geschichte selbst ist erst einmal ein simpler Mystery-Thriller, aber es steckt so viel mehr darin: dieser riesenhafte Plot, der sich nach und nach enthüllt, mit weitreichenden Intrigen, einem Superschurken und allem, was man sich von einer Superheldengeschichte nur erhoffen kann. Alles daran bietet intensives Erleben; das beginnt dabei, wie die Figuren interagieren, ob die Geschichte von Rückblenden oder Flashforwards durchbrochen wird oder ob eine Parallelgeschichte erzählt wird. Es ist gleichzeitig eine traditionelle Geschichte und eine mit völlig ungewöhnlicher Struktur. Ich finde nicht, dass sie sich einem bestimmten Genre zuordnen lässt, sie steht für sich.“
Das Drehbuch, adaptiert von David Hayter und Alex Tse, behielt die Grundidee des Comicromans bei, die Superhelden als sehr menschliche Helden zu zeichnen, die denselben sozialen und psychologischen Zwängen unterliegen wie alle anderen auch. Snyder merkt an: „Bei all diesen Figuren hat man das Gefühl, dass sie von ihren Schöpfern wahrhaft geliebt wurden, trotz all ihrer Fehler, unabhängig davon, wie man sie in einem anderen Kontext wahrnehmen würde.“
WATCHMEN zeigt nicht nur eine einzige archetypische Heldenfigur, die Geschichte bietet eine ganze Bandbreite an Figuren, die aus unterschiedlichen Gründen ein Kostüm angelegt haben und sich aufmachten, Verbrechen zu bekämpfen“, sagt Gibbons: „Bist du leicht neben der Spur? Oder bist du selbstlos veranlagt? Und was würde passieren, wenn du plötzlich Superkräfte hättest und dich normale Skrupel nicht länger kümmern?“
DIE MASKEN DER WATCHMEN
WATCHMEN spielt sich in einer Welt ab, die am Rand des Krieges steht. Kostümierte Superhelden, „Masken“ genannt, sind per Gesetz verboten und in den Untergrund gedrängt worden, nachdem die Gesellschaft, die sie einst verehrte, sich gegen sie gewandt hat und sie nun verachtet.
Die Einzigartigkeit des Projekts zog viele sehr begabte Leute an. „Wir haben viele Schauspieler vorsprechen lassen“, bestätigt Levin. „Das Ensemble, das wir letztendlich ausgewählt haben, ist selbstverständlich talentiert, aber darüber hinaus gingen sie auch voll und ganz darin auf, was sie darstellten und was sie sagten.“
WATCHMEN wirft einen sehr genauen Blick darauf, welche politischen Ansichten diese Charaktere haben, auf ihre sexuellen Vorlieben, ihre Lebensphilosophie, ihre Eigenheiten und Charakterfehler“, sagt Patrick Wilson, der Nite Owl II spielt. „Das hat man in diesem Genre so noch nicht gesehen.“
Carla Gugino, die Sally Jupiter spielt, erzählt, wie aufregend und anstrengend zugleich es war, sich auf die Rolle in diesem, wie sie es nennt, „,Citizen Kane‘ der Comicromane“ vorzubereiten: „Ich fühlte eine große Verantwortung, dem gerecht zu werden. Es gab niemanden unter uns, der nicht das Letzte gegeben hätte. Es war ein wirklich tolles Ensemble.“
Besetzt in der Rolle des Rorschach, war Jackie Earle Haley besonders von der Gelegenheit angetan, „die Menschlichkeit hinter der Maske“ darzustellen: „Die Geschichte folgt der Annahme, was wäre, wenn manche Leute sich tatsächlich kostümierten und ins Rächer-Geschäft gingen. Was sind ihre Schwächen, was sind ihre Moralvorstellungen, was sind die Glaubenssätze, die ihr Verhalten bestimmen?“
Was die Schauspieler auch sehr bald feststellten, war, wie ansteckend der Enthusiasmus von Zack Snyder sein konnte. „Ich habe noch niemanden erlebt, der sich so leidenschaftlich für ein Projekt engagiert hat wie er“, sagt Jeffrey Dean Morgan, der den Comedian spielt. „Seine Leidenschaft für den Comic und für einen so werkgetreuen Film war toll mitzuerleben; das hat allen Beteiligten immer wieder einen Energieschub gegeben.“
Lange bevor Snyder die Rollen besetzte, versuchten allerdings bereits die Fans des Comics, ihm diese Arbeit abzunehmen. „Vor ungefähr drei Jahren“, erinnert sich Haley, „gab es Leute, die mich in Internetforen für die Rolle des Rorschach vorschlugen. Damals kannte ich noch nicht einmal den Comic. Das holte ich dann nach und war sofort fasziniert. Als ich dann hörte, dass es tatsächlich mit dem Film losgehen sollte, war ich so darauf fixiert, dass ich höllisch hart gekämpft habe, um die Rolle auch zu kriegen.“
Als einzige „Maske“, die sich offen dem Anti-Superhelden-Gesetz, dem „Keene Act“, widersetzt, bleibt Rorschach seiner Existenz als Rächer treu, der die übelsten Ecken New Yorks durchstreift, auf der Suche nach menschlichem „Ungeziefer“ – seine Maske ist das Letzte, was die von ihm Verfolgten sehen, bevor er sein Urteil vollstreckt. In Rorschachs Moralvorstellung haben nur zwei Extreme Platz: richtig und falsch.
„Unsere Welt ist komplex, es gibt Grauzonen, aber für Rorschach besteht die Welt nur aus Schwarz und Weiß“, sagt Haley. „Er lehnt jegliche Komplexität ab, denn sie ist für ihn nur ein Mittel der Mächtigen, Leute wie ihn und alle, die deren Eigeninteresse im Wege stehen, unten zu halten.“
In Rorschachs Maske, die mit ihren symmetrischen schwarzen Flecken wie ein Rorschach-Test aussieht, spiegelt sich sowohl seine Psyche als auch sein Ehrbegriff wider. „Rorschach ist für mich eine Figur, die direkt dem Film noir entsprungen ist“, sagt Snyder. „Er ist der Detektiv, aber er ist ein Detektiv mit einem schon psychopathischen Gerechtigkeitsstreben, das keine Kompromisse kennt. Ich finde ihn sehr faszinierend. Er entstammt einer kaputten Familie, ist auf der Straße groß geworden und wurde schließlich nach und nach, durch äußere und durch innere Einflüsse, zu Rorschach.“
Die Geschichte des Mysteriums folgt Rorschachs Ermittlungen, mit denen er beginnt, nachdem der Comedian ermordet wurde – er wurde aus dem Fenster seiner Wohnung im 30. Stock geschleudert. Der Comedian, seinerzeit eine emotionslose Tötungsmaschine, die im Auftrag der Regierung zahlreiche unerquickliche Jobs erledigte, nimmt die Welt als finsteren Ort wahr, wo es keinen Unterschied macht, ob jemand brutal oder heroisch ist.
Regisseur Snyder sagt: „Der Comedian ist so uramerikanisch wie nur möglich, aber er verkörpert vor allem die dunkle Seite, all das, wozu Amerika im Negativen in der Lage ist. Er begeht üble Taten, aber er macht das mit dem Habitus eines Superhelden.“
Für Rorschach dagegen ist der Fall klar: Der Comedian ist ein großer Patriot, ein Held, der auf dem Feld der Ehre gefallen ist. „Heute ist ein Comedian in New York ums Leben gekommen“, schreibt Rorschach in sein Tagebuch. „Und es gibt jemanden, der weiß, warum.“
Rorschach gelangt zu der Überzeugung, dass jemand alle ehemaligen Superhelden eliminieren will – der Comedian wäre also nur der erste gewesen, den es erwischt hat. Er macht sich daran, die anderen Mitglieder der Gruppe zu warnen, die seinerzeit Seite an Seite mit ihm gekämpft haben – sechs Menschen, die schicksalhaft miteinander verbunden waren und ihre eigene Art von Gerechtigkeit durchsetzen wollten. Sein erster Besuch gilt Dan Dreiberg, der als Nite Owl II zur großen Zeit der Masken sein Partner war.
„Dan war sicherlich der engste Freund, den Rorschach jemals auf Erden gehabt hatte“, sagt Haley. „Die Polizei mag Rorschach nicht, die Leute auch nicht, keine der anderen Masken mochte ihn. Und jetzt, da er über diesen Mordfall stolpert, ist er finster entschlossen, ihn bis zum Ende zu verfolgen. Aber ich glaube, irgendwo sieht er diesen Mord auch als Möglichkeit, dass die Jungs wieder wie früher zusammenfinden.“
Im Gegensatz zu Rorschach ist für Dan die Zeit jedoch nicht stehen geblieben. Bevor er die Identität des Nite Owl annahm, war Dreiberg „reich und gelangweilt; er hatte diese romantische Vorstellung, das Böse zu bekämpfen, ein Superheld zu sein und außerdem das Mädchen zu retten und schließlich zu erobern“, sagt Patrick Wilson. „Er hat altmodische Wertvorstellungen. Er glaubt an das Gute im Menschen. Wenn er loszog, um gegen das Verbrechen zu kämpfen, ging es ihm wirklich um Gerechtigkeit und darum, Leuten zu helfen.“
Dan führt nunmehr ein ruhiges Leben; einmal pro Woche besucht er seinen Vorgänger als Nite Owl, Hollis Mason (Stephen McHattie), um gemeinsam Bier zu trinken und alte Erinnerungen auszutauschen. „Dan ist weich geworden, körperlich, in seinen politischen Ansichten, sexuell …“, wie Wilson anmerkt. „Ohne das Kostüm mangelt es ihm an einer echten Identität. Er fühlt sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen und absolut machtlos, etwas zur Lösung der Probleme zu tun. Er hat Angst davor, das Kostüm wieder anzulegen, aber man hat schon das Gefühl, dass er andererseits auch nicht leben kann, ohne Nite Owl zu sein.“
„Erst als er direkt mit dem Mysterium der Morde an seinen früheren Kollegen konfrontiert wird, erkennt er, was er als maskierter Rächer bewirken kann“, erläutert Snyder: „Sobald er das Kostüm wieder angelegt hat, erkennt er sein wahres Ich wieder. Er ist eine Art Jedermann, der sich treiben lässt, solange er nicht seine wahre Bestimmung erkennt.“
Adrian Veidt alias Ozymandias hat seine Bestimmung dagegen längst gefunden. Als intelligentester Mensch der Welt – und inzwischen auch als einer der reichsten – hatte sich Veidt noch vor dem Erlass des Keene Act aus der Gemeinschaft der Masken verabschiedet und ein Vermögen damit gemacht, die Masken in der Form von Actionfiguren, Cartoons, Parfüms, Büchern und Filmen kommerziell auszuschlachten. Dennoch gibt es auch eine höhere Aufgabe, der er sich verpflichtet fühlt. Er ist besessen von den Taten Alexanders des Großen und des ägyptischen Pharaos Ramses II. (Ozymandias ist der griechische Name Ramses II.) und sucht nach Mitteln und Wegen, das Los der Menschheit zu verbessern.
Während Rorschach es sich zur Aufgabe gemacht hat, die in seinen Augen Schuldigen zu bestrafen, hält Veidt dieses Treiben für nutzlos angesichts der Tatsache, dass die Menschheit jede Minute durch einen globalen Atomkrieg ausgelöscht werden könnte. „Adrian hat zweifellos einen Gotteskomplex“, erklärt Matthew Goode, der den glamourösen Industriemagnaten spielt. „In seiner Vorstellung muss die Welt von Grund auf erneuert werden, weil die Menschheit an einem toten Punkt angelangt ist. Weil die Menschen sich ständig gegenseitig bekriegen, ist er überzeugt, dass kein Preis zu hoch ist, wenn man bewirken könnte, dass sich die Menschen brüderlich vereinen.“
„Diese Philosophie ist in vielerlei Hinsicht das Rückgrat des Films“, bestätigt Snyder. „Wie befriedet man die Menschheit? Kann eine einzelne Person jemals wirklich so viel Macht besitzen, das zu bewirken?“
„Auf gewisse Weise sind sie alle Fundamentalisten“, sagt Billy Crudup, der Dr. Manhattan spielt, die einzige Maske mit echten Superkräften. „Sie erleben eine bedrohliche Welt, in der es ihr einziger Ausweg ist, die Angelegenheit in die eigenen Hände zu nehmen. Bei ihrem Streben danach, eine Welt in Aufruhr wieder zu ordnen, verlieren sie das Gefühl für Moral. Aber Jon glaubt an das Gute in seinem Land, er ist bereit, den Plänen der Regierenden zu folgen.“
Vor dem Unfall im Atomlabor, der sein Leben für immer verändern würde, war Dr. Manhattan Jon Osterman, Sohn eines Uhrmachers, brillanter Physiker und, in Crudups Worten, „ ein typisches Produkt der 50er-Jahre.“ Dr. Manhattan schließt sich der Gruppe der Masken an, und doch sind die anderen im Vergleich zu ihm, wie Crudup bemerkt, „bloß Typen, die sich gern verkleiden.“ Crudup weiter: „Sie nehmen das Gesetz in die eigene Hand; sie glauben weder an die Macht der Regierung noch daran, dass die Gesellschaft sich selbst regulieren kann. Osterman war das genaue Gegenteil: jemand, der sein Leben genau nach den vorgefundenen Regeln gelebt hat, der an sein Land und an seine Regierung glaubte. Und selbst als er zu Dr. Manhattan geworden ist, glaubt er anfangs noch daran.“
Der Unfall machte aus Jon Osterman einen Übermenschen; jemanden, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig wahrnimmt und die Kraft besitzt, Materie zu kontrollieren. „Er hat sich nicht als Mensch wieder zusammengefügt, sondern als Gottheit“, sagt Crudup.
Snyder zieht den Vergleich zwischen Dr. Manhattan und der Atombombe: „Ihre bloße Existenz änderte das Bewusstsein der gesamten Menschheit. Ich denke, das ist es, was Dr. Manhattan repräsentiert: die Möglichkeit, uns alle zu retten oder zu zerstören – je nachdem. Die Fragen, die diese neue Macht aufwirft, sind kaum zu ermessen: Steht er wirklich auf unserer Seite? Was passiert, wenn er seine Kräfte einmal gegen uns richten sollte? Wie kann man als normaler Mensch überhaupt einen Bezug dazu entwickeln? Er stellt durch seine Existenz so vieles von dem infrage, wie wir die Welt sehen.“
Manhattan löst sich nach und nach immer mehr von der Menschheit, die mit seiner Existenz nicht klarkommt. „Er ist praktisch allem gegenüber gefühllos, außer den Regungen der Atome“, sagt Crudup. „Er erkennt, was das Universum zusammenhält. Die Menschheit ist nicht so sauber zu messen wie ein physikalisches Experiment. Die Physik ist eine geordnete Welt; wie Menschen miteinander umgehen, ist dagegen chaotisch – und er glaubt, die Menschheit müsse ihre Lektion notfalls eben auf die harte Tour lernen. Irgendwann ist ihm einfach alles egal.“
„Er sehnt sich schon irgendwie nach einer Beziehung“, sagt Snyder, „aber er ist weit jenseits davon, eine menschliche Beziehung einzugehen. Er zerlegt sein Gegenüber gedanklich in subatomare Partikel; er sieht keinen Menschen, er sieht eine Abstraktion – und wie soll man einer Abstraktion gegenüber Gefühle entwickeln?“ Snyder stellt die Frage: „Was macht so ein Schicksal mit einem? Was für Gemeinsamkeiten hat man dann noch mit anderen Menschen und der Menschheit?“
Das einzige menschliche Wesen mit einer echten Beziehung zu Dr. Manhattan ist Laurie Jupiter alias Silk Spectre II, die sich, damals noch ein Teenager, in Manhattan verliebte. Malin Akerman, die Laurie spielt, erläutert ihre Rolle: „Laurie war bis über beide Ohren in ihn verliebt, aber nachdem er immer distanzierter wurde, gibt es in dieser Beziehung nichts mehr für sie zu holen. Sie sieht es so, dass für ihn die Arbeit immer vorgeht. Sie merkt, wie seine Liebe zu ihr nachlässt – und je weiter er sich von ihr entfernt, desto mehr schwindet auch ihre eigene Identität.“
Nach dem Mord am Comedian tut sich Laurie wieder mit Dan Dreiberg zusammen, der ihr diffuses Gefühl des Verlustes teilt. „Wieder mit Dan zusammenzukommen bringt Laurie überhaupt erst wieder dazu, sich weiblich zu fühlen“, sagt Akerman. „Jemand schaut sie, nach Gott weiß wie vielen Jahren wieder wie ein menschliches Wesen an. Diese Erkenntnis lässt wieder das Feuer in ihrem Inneren auflodern, das sie als Silk Spectre besaß – die Suche nach dem Adrenalinstoß.“
„Sie beide verbindet gemeinsame Erinnerungen“, fügt Wilson hinzu. „Sie haben ihr Leben in der Zwischenzeit als ganz normale Menschen gelebt, die sich irgendwie durchschlagen, ohne Zugriff auf Superkräfte, moralische Gewissheiten oder übermenschliche Fähigkeiten zu haben. Laurie bringt Dan dazu, sich zu öffnen, indem er das Kostüm wieder anlegt. Das war, wovor er sich am meisten gefürchtet, was er aber gleichzeitig auch am stärksten herbeigesehnt hatte. Er brauchte einfach jemanden, der ihm fest in die Augen schaut und sagt: Na los!“
Laurie wurde schon als Heranwachsende in die Rolle der Superheldin gedrängt – von ihrer Mutter Sally Jupiter, der ersten Silk Spectre. „Als Silk Spectre II hat Laurie gelernt, wie ein Mann zu kämpfen“, sagt Akerman. „Sie war eine starke Frau und trotz ihrer Scheu davor, eine Maske zu sein, hat sie es irgendwie innerlich auch genossen.“
Der einstige Vamp Sally Jupiter lebt inzwischen in einer Seniorenwohnanlage in Kalifornien und bringt die Tage damit zu, in Erinnerungen an ihre Zeit im Rampenlicht als einziger weiblicher Verbrechensjäger zu schwelgen. „Sally gehört noch zur alten Schule der Superhelden, genau wie der Comedian“, sagt Snyder: „Für mich verkörpert sie das goldene Zeitalter des Superheldentums. Sie waren damals so berühmt wie Filmstars. Sie ist in vielerlei Hinsicht wie ein alter, in Vergessenheit geratener Filmstar, der nie an die Erfolge seiner frühen Glanzzeit anknüpfen konnte.“
Carla Gugino beschreibt ihre Figur als jemanden, der „sich für stilvoller hält, als er es eigentlich ist. Sally wollte etwas gegen das Verbrechen tun, aber sie genoss auch die Aufmerksamkeit. Und das hat sie, als sie anfing zu altern, ihrer Tochter aufgedrückt. Sally ist ein ziemlich komplexer Typ, der vieles durchgemacht hat, aber einen beträchtlichen Teil des Dramas hat sie auch selbst heraufbeschworen. Im Innersten ihres Herzens ist diese Frau immer noch in den Comedian verliebt, auch wenn sie niemals zusammen sein konnten.“
Sally und Edward Blake, der Comedian, waren zur großen Zeit der Minutemen ineinander verliebt; doch ihre Beziehung wurde durch einen Zwischenfall, der ihrer beider Leben verändern sollte, irreparabel beschädigt. „Jener Moment hat für Edward Blake alles verändert“, erklärt Jeffrey Dean Morgan, der Blake spielt. „Seine selbst gewählte Rolle als einsamer Wolf nahm da ihren Anfang. Er erkennt, dass es ihm nicht gelingt, seine Gefühle auszudrücken. Stattdessen tut er der Frau weh, die er liebt. Und danach verbringt er sein ganzes Leben praktisch allein. Ich weiß nicht, was für ein Leben das ist; ich finde aber, dass der Comedian eine unglaublich traurige Person ist. Ich glaube, es gibt sehr viel in seinem Leben, was er gern gehabt hätte, aber niemals erlangen konnte. Er ist wirklich eine verlorene Seele. Nur im Krieg, mit seinen Kumpels, hatte er so etwas wie Gesellschaft. Er lacht noch angesichts der grauenhaftesten Szenen, weil diese Dinge ihm nichts bedeuten. Selbst der Tod scheint ihm egal zu sein – allerdings nur bis zu dem Moment, in dem er kapiert, was eigentlich los ist.“
Morgan gelang es, sowohl die Faszination als auch die Brutalität dieser Figur einzufangen. „Alle Hauptrollen sind zwiespältig, aber keine mehr als der Comedian“, sagt Deborah Snyder. „Wenn er bei einem Aufruhr in eine demonstrierende Menschenmenge schießt, fragt man sich schon, ob den Comedian irgendetwas von einem Mob unterscheidet. So wie Jeffrey ihn spielt, sollte man für diesen Typen wirklich nichts übrig haben, und doch kommt er einem nahe.“
In einem Raum, der sich von New York bis zum Mars spannt, entspinnen sich Pläne und Verschwörungen, während das Schicksal der Menschheit in den Händen einiger weniger ruht. Während die Zeiger der „Weltuntergangsuhr“ immer näher an Mitternacht rücken, müssen sich die maskierten Helden – die Einsamen unter ihnen, die Selbstsüchtigen, die Mitfühlenden und die Gestörten, die Liebenden und die Ausgestoßenen, die Menschlichen und die Übermenschlichen – zu der Entscheidung durchringen, ob sie am Schicksal des Planeten etwas ändern wollen oder ob sie den Ereignissen, die auf sie hereinstürzen, wehrlos ausgeliefert bleiben.
„Wer bestimmt den Lauf der Welt?“, fragt sich Dave Gibbons. „Wahrscheinlich doch die Menschen, die sie bewohnen. Sie ist durchdacht, denn die Leute machen ja nichts anderes, als Pläne zu schmieden. Doch letzten Endes sind Glück und zufällige Zusammentreffen wichtigere Faktoren, als wir es uns eingestehen. Egal wie sehr man ein Ziel verfolgt, egal wie viele Leute etwas begehren; das heißt noch lange nicht, dass sie ihr Ziel auch erreichen werden. Ich bin überzeugt, schlussendlich muss man sich doch der Macht des Universums beugen.“
Von der Comiczeichnung zum Filmbild
Snyders Ziel und das seines gesamten Teams war es, ein Werk zu schaffen, das die Atmosphäre des Comicromans getreu wiedergibt und dabei ein Kinoerlebnis wird wie kaum etwas, das es jemals zuvor auf der großen Leinwand zu sehen gab. „Es gibt in diesem Film lauter spektakuläre Momente“, sagt der Regisseur. „Es ist die Mischung aus Szenen großer emotionaler Wahrhaftigkeit, zum Beispiel wenn Dr. Manhattan einerseits in seinem Glaspalast auf dem Mars sitzt oder wenn er andererseits als 60 Meter großer Riese durch den vietnamesischen Dschungel pflügt. Wir wechseln ständig zwischen Action und dem, was die Geschehnisse für die Charaktere bedeuten. Wir wollten das Storytelling an die Grenzen des technisch Machbaren treiben und die Grenzen dabei möglichst noch etwas verschieben, um die Lese-Erfahrung des Romans auf die Leinwand zu übertragen.“
Mit dem Roman selbst und dem Drehbuch als Ausgangspunkte erstellte Snyder für den gesamten Film Storyboards, um so seine Vision für dieses wahrhaft epische Unterfangen in eine einheitliche Form zu bringen.
Produktionsdesigner Alex McDowell erinnert sich: „Zack zeigte mir die Bücher mit den Storyboards, und das war eine echte Offenbarung. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite hatte er zusätzliche Motive und Erweiterungen der Ideen auf dem eigentlichen Storyboard zusammengestellt. Wir hatten also während des gesamten Prozesses zwei wundervolle Quellen: den Comicroman und Zacks ‚Bibel‘.“
Während die Filmlandschaft seines vorherigen Projekts, „300“, fast ausschließlich am Computer entstanden war, kam es Snyder diesmal darauf an, dass seine Darsteller tatsächlich festen Boden unter den Füßen haben würden. „Wir fingen mit einem Set der Straßen von New York an, und dabei wurde uns klar, dass die Figuren diese Straßen in Wirklichkeit entlanggehen würden, und so sagten wir uns: Dann lasst uns doch besser alles wirklich aufbauen! So kam es, dass wir am Ende an die 200 Sets verwendet haben.“
Der Film führt uns aber nicht nur an solche wohlvertrauten Orte. „,WATCHMEN‘ ist einerseits eine raue, wirklichkeitsnahe Geschichte, andererseits spielt ein ganzes Viertel des Films auf dem Mars“, fährt Snyder fort. „Und weitere Szenen sind in der Antarktis angesiedelt, an dem geheimen palastartigen Rückzugsort des millionenschweren Ex-Superhelden Veidt. Das ist schon ganz große Oper. Und mich interessieren solche ins Gigantische vergrößerten Versionen der Realität natürlich ganz besonders. Rorschach lebt in seiner schäbigen Großstadtwelt, aber im selben Film haben wir einen riesigen Glaspalast, der sich auf der Oberfläche des Mars befindet. Es gibt Raumfahrzeuge, riesige Luftschiffe, die über der New Yorker Skyline schweben, und viele andere Dinge, die wir eingebaut haben. Ich denke, das ist ein entscheidender Teil, dass die Bilder so stark sind.“
Dr. Manhattans Glaspalast auf dem Mars war ein Set, der komplett digital erschaffen wurde. „Das Design ist eine Kombination aus Quantenphysik und einem Uhrwerk“, erklärt McDowell: „Wir haben immer und immer wieder Verweise auf Uhren aller Arten in WATCHMEN – DIE WÄCHTER, die Weltuntergangsuhr, Ostermans Armbanduhr, die die Ursache für die Kette von Ereignissen ist und die zur Erschaffung von Dr. Manhattan führt. Wir haben uns den Glaspalast als riesenhaftes Uhrwerk vorgestellt, das er im Andenken an seinen Vater schafft.“
Weil eine solche Vielzahl von Sets – eine ganze Stadt eingeschlossen – errichtet werden musste, stellte sich als Nächstes natürlich die Frage, wie der ausführende Produzent Herb Gains erzählt, „zu überlegen, wo wir diesen Film drehen könnten. Während Zack an seinen Storyboards arbeitete und ich mehr und mehr Details seiner Vision zu sehen bekam, wurde mir immer klarer, dass selbst unter den günstigsten Umständen kein einzelner Ort über all das verfügen würde, was er brauchte. Es war offensichtlich, dass wir Herren unseres eigenen Schicksals sein müssten, mit anderen Worten: alles im Studio aufzubauen und nur sehr wenig on location zu arbeiten – und so haben wir es dann auch gemacht.
McDowell erarbeitete ein großformatiges Schema, das Zeichnungen aus dem Roman, des Set-Designs und andere Referenzen umfasste, um einen Überblick über die unterschiedlichen Sets, die Charaktere und die verschiedenen Zeitebenen der Story zu behalten. Dieses Schema wurde für alle Crewmitglieder zum ständigen Referenzpunkt. „Bei der Entwicklung der Filmsprache hat es uns immer wieder als Rückkopplung gedient und als gemeinsame Grundlage, um alle Abteilungen, von der Ausstattung über die Bauten bis zu den Kostümen, auf denselben Stand zu bringen“, erklärt er. „Es war ein ganz entscheidendes Werkzeug bei der Planung des Films.“
So entstand die Welt der Watchmen
Die Dreharbeiten fanden an verschiedenen Locations in der Umgebung von Vancouver statt, und einige der Sets wurden auf vier Bühnen der CMPP Studios (Canadian Motion Picture Park) aufgebaut. Außerdem wurde ein komplett neues Gebäude auf dem Gelände eines ehemaligen Holzlagerplatzes am Stadtrand konstruiert. Dort errichteten McDowell und sein Team von Grund auf ein New York, das die Fans von WATCHMEN wiedererkennen werden, vom „Gunga Diner“ über Rorschachs schmale Gasse bis zur Hochhauswohnung des Comedian.
„In WATCHMEN gibt er sehr viele Subplots und erzählerische Fäden, die Teil der Bildsprache sind“, bemerkt McDowell. „Es ist sehr, sehr komplex. Für den Produktionsdesigner ist es eine der wichtigsten Aufgaben, eine Umgebung so zu bauen, dass der Zuschauer wirklich in sie eindringen und Teil von ihr werden kann, und so wird diese Arbeit auch Teil des Geschichtenerzählens.“
Die Crew wurde hauptsächlich vor Ort angeheuert, während die Leiter der verschiedenen Abteilungen teils aus Kanada, teils aus den USA kamen. Jeder erhielt eine Mappe mit Material zum Film, von diversen Zeitungsausschnitten und Interviews mit den WATCHMEN-Schöpfern bis hin zum Comicroman selbst, der jeden Tag zurate gezogen wurde. „Die Crew zusammenzustellen ist genauso wichtig wie das Ensemble der Schauspieler“, sagt Gains. „Wir arbeiteten wochenlang auf vier Bühnen gleichzeitig, teilweise mit parallelen Drehs der ersten und der weiteren Units, während Zack immer von einer Bühne zur anderen pendelte. Das war nicht nur ein Job, das war eine wahre Leidenschaft. Wir alle wussten, dass wir an etwas ganz Besonderem arbeiteten.“
Unter McDowells Leitung verdichtete die Crew die ganze Stadt, wie sie im Roman zu sehen ist, in den sich kreuzenden Straßen. Die „bessere Wohngegend“ Brownstone Street umfasste die Wohnungen von Dan Dreiberg und Hollis Mason, dem ersten Nite Owl, in der Blake Street befand sich die Wohnung des Comedian.
Blake Street wurde im Verlauf der Dreharbeiten zur Riot Street umgemodelt, wo das „Owl Ship“ in einer Szene inmitten einer Straßenschlacht landet. Die zentrale Verbindungsstraße, die sowohl Riot Street als auch Brownstone Street kreuzte und den heruntergekommenen Teil der Stadt darstellte, wurde Porno Street genannt. Eine kleine Seitengasse namens Fight Alley wurde zum Schauplatz einer Kampfszene, in der Dan und Laurie es mit einer brutalen Straßengang zu tun bekommen.
An einer der Straßenecken wurde der Zeitungskiosk aufgebaut, im Comicroman ein wiederkehrender Schauplatz, an dem sich die Haupterzählung immer wieder mit dem „Comic im Comic“, den „Tales of the Black Freighter“, überschneidet – die Sequenzen aus dem „Black Freighter“ drehte Snyder speziell als Bonusmaterial für die folgende DVD.
„Was großartig an Zacks Art zu arbeiten ist“, sagt McDowell, „ist, dass er mit geradezu fanatischem Interesse die versteckten Kostbarkeiten aus dem Comicroman ans Licht förderte, um sie in den Film aufzunehmen. Bei vielen Filmen sagt man sich schnell, dass man tief genug gegraben hat, und dreht einfach los. Aber Zack hat genau dasselbe besessene Interesse an Details wie ich, und so hat der Dreh uns beiden großen Spaß gemacht.“
Inmitten all dieser New Yorker Schauplätze errichtet McDowells Team die Bar in Saigon, in der Edward Blake einen fatalen Streit mit seiner früheren vietnamesischen Geliebten hat, ausgestattet mit vollständiger Außenfassade und einem fast 15 Meter langen Innenraum. „Wir haben ein kleines Stück Vietnam direkt zwischen der Brownstone Street und dem verkommenen New York errichtet“, erzählt McDowell.
Einer seiner Lieblingsbauten war Präsident Nixons Kommandobunker, für den er sich als ein Vorbild den „War Room“ in Stanley Kubricks „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ nahm. Ein Crewmitglied gab dem Ganzen noch eine fast surreale Note von schicksalhaften Begegnungen. Kameramann Larry Fong erinnert sich, wie das Team diskutierte, wie die beweglichen Landkarten an den Wänden des War Room wohl seinerzeit technisch umgesetzt worden waren: „Ich hatte die These, dass es Projektionen waren, andere meinten, sie hätten echte, gemalte Grafiken unterschiedlich beleuchtet. Da sagte der Gaffer: ,Ach, ich weiß, wie sie’s gemacht haben. Das war Rückprojektion.‘ Ich fragte natürlich: ,Woher weißt du das?‘ Und er sagte: ,Weil ich dabei war. Ich habe diese Rückprojektionen gemacht.‘ Es war wirklich verrückt – mit was für einer Wahrscheinlichkeit ist ein solches Zusammentreffen möglich? Das zeigt aber auch, was für eine erfahrene Crew wir da zusammengeholt hatten.“
Die Produktion übernahm zeitweilig auch das frühere Riverview-Krankenhaus in Vancouver und verwandelte es in das Atomtestlabor Gila Flats, wo Jon Osterman durch jenen fatalen Unfall zu Dr. Manhattan wird.
Der größte Set entstand auf mehreren Soundstages der CMPP: Karnak, Adrian Veidts geheimes Hauptquartier in der Antarktis, wo die Geschichte zu ihrem dramatischen Höhepunkt kommt. Dort wurde auch Veidts riesiges Büro bei Veidt Enterprises aufgebaut, und zwar als Multifunktions-Set, das aus unterschiedlichen Kamerapositionen heraus verschiedene Innenräume darstellt.
Am selben Ort entstanden auch die Wohnungen des Comedian und Dan Dreibergs. Die Wohnung des Comedian bestand aus drei Sets: zunächst das Wohnzimmer, wo Blake mit seinem Mörder kämpft, ein Set mit einer hohen Plattform und einem speziellen Trickfenster, das einige visuelle Spezialeffekte ermöglichte, und schließlich das Schlafzimmer, wo er seine Erinnerungsstücke versteckt hat. Schließlich waren bei CMPP auch die „Green Stages“ untergebracht, wo die Sequenzen mit optischen Spezialeffekten gedreht wurden.
Veidts Welt besteht aus außergewöhnlichen Materialien; bestimmt von den königlichen Farben Purpur und Gold und angefüllt mit unbezahlbar kostbaren Sammlerstücken, die er auf seinen Reisen zusammengetragen hat. „Bei diesem Set wollten wir die Aufmerksamkeit auch darauf lenken, was Veidt Enterprises alles unternimmt – von Flugzeuglinien bis zu Spielzeug“, sagt McDowell. „Überall im Büro sieht man die Actionfiguren der verschiedenen Masken, sodass man mitbekommt, dass er seine alten Freunde für den Kommerz ausbeutet. Außerdem wollten wir die Bildsprache auch ein wenig an das Parfüm ,Nostalgia‘, das Veidt gerade auf den Markt bringt, anpassen, als ein weiteres Indiz dafür, wie sehr sein Firmenimperium die Kultur des Jahres 1985 prägt.“
„Die Jungs waren so gut, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn die Kopfschmerztabletten oder die Schuhe auch plötzlich das Veidt-Logo getragen hätten“, lacht Snyder. McDowell ergänzt, dass sie tatsächlich Veidt-Schuhe hergestellt hätten.
Auf einer der Soundstages bei CMPP wurde der alte U-Bahn-Tunnel aufgebaut, den Dan Dreiberg zu seiner Werkstatt umgebaut hat. „Von Dans Haus führt ein Geheimgang zu einer verlassenen U-Bahn-Station. Wir haben dafür drei Sets aufgebaut: die Fassade, die wir auf dem Außengelände gebaut haben, und drin die Innenräume von Dans Haus und seine Werkstatt, in der das Owl Ship steht“, erklärt McDowell.
Night Owls Fluggerät Archimedes („Archie“) ist ein technologisches Wunder, das Dan als Hilfsmittel zur Verbrechensbekämpfung gebaut hat, und es ist ein unverzichtbares Element von WATCHMEN – DIE WÄCHTER. Um Archie zum Leben zu erwecken, komplett mit Schrammen am Schiffskörper und an seinen Antriebsdüsen, holte sich McDowell ein Team von Künstlern und Handwerkern zusammen, angefangen mit Modell- und Bootsbauer Jack Gavreau.
„Alle Leute, die Modellbauer, die Maler, die Ausstatter und die Szenenbildner, mussten in diesem beengten Raum arbeiten“, erinnert sich McDowell. „Aber auch so wurde es einer der schönsten Sets, und einer, der eine besonders befriedigende Arbeit war. Beim Owl Ship hat uns der Gedanke geleitet, dass die Form der Funktion gehorcht und alles, was man sieht, einem bestimmten Zweck dient. In der Werkstatt haben wir auch Schrammen und Dellen eingebaut, weil wir uns vorgestellt haben, dass er bei den Tests manches Mal Schäden angerichtet hat. Das Entscheidende war, dass die Zuschauer glauben, dass dies ein echtes Luftfahrzeug ist, und so haben wir es mit Gebrauchsspuren überzogen.“
Die andere große Mehrzweck-Location war eine alte Papierfabrik, die groß genug war, um das Regierungslabor von Dr. Manhattan und auch seine Wohnung aufzunehmen. „Für uns war der Ausgangspunkt, dass wir uns Manhattans Wohnung im Zentrum eines riesigen Industriekomplexes vorgestellt haben“, erklärt McDowell. „Aber wir haben auch angenommen, dass die Regierungsbeamten die besten Innenarchitekten, die man auftreiben konnte, angeheuert haben, um diese weiträumige Wohnung als Teil des Laboratoriums so einzurichten, wie man es für den wichtigsten Menschen der Welt machen würde.“
Mitten während der Dreharbeiten besuchte Zeichner Dave Gibbons die Produktion – für ihn eine überwältigende Erfahrung: „Mich hat einfach umgehauen, mit welcher Liebe zum Detail da gearbeitet wurde“, sagt er. „Alles war genauestens bedacht worden, selbst Details der Zeichnungen, die ich damals einfach nur so hineingesetzt hatte, ohne jemals darüber nachzudenken. Wenn man etwas zeichnet, das nur in der eigenen Phantasie existiert, hat man so eine verschwommene Vorstellung von einem Bild, das man dann auf Papier zu bringen versucht. Und jetzt konnte ich dieses verschwommene Bild plötzlich ganz klar und in Wirklichkeit erleben.“
Gibbons, der Schöpfer des Owl Ship, hatte bei seinem Besuch die seltene Gelegenheit, eine seiner Schöpfungen in der Realität zu erforschen: „Ich schaute mir das lebensgroße Modell des Owl Ship zunächst einmal an, dann klopfte ich mit dem Finger drauf, dann stand ich im Inneren und spielte ein wenig mit den Kontrollreglern herum“, sagt er. „Für jemanden wie mich, der so viel seiner Zeit in Phantasiewelten zubringt, war es phantastisch, diese Dinge einmal zum Anfassen in der wirklichen Welt zu erleben. Für mich war es eine der beeindruckendsten Erfahrungen überhaupt, die ich in meinem Leben mit Comics je hatte.“
Snyder gibt zu, dass auch er, wie die restliche Crew, nervös war, als Gibbons’ Besuch bevorstand: „Als Dave erschien, waren alle ein wenig ängstlich, gleichzeitig aber auch sehr aufgekratzt. Wir liebten nun einmal das Buch, wir liebten seine Bilder, und wir gaben uns ehrliche Mühe, sie zum Leben zu erwecken, und das bei dem größtmöglichen Respekt dem Original gegenüber. Du kannst einem Fan den Set zeigen, und er wird sagen, dass das Owl Ship der Hammer ist, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man es dem Erfinder des Ganzen vorstellt und der erwidert: ,Ihr Jungs müsst verdammt viel Spaß gehabt haben, das aufzubauen, oder?‘ Ich hätte mir keine schönere Reaktion vorstellen können. Es war einfach verdammt cool.“
Auch das Ensemble war auf ähnlich hohem Niveau für jene Welt eingenommen, die sie einige Monate lang während eines Winters in Vancouver bewohnten. Jeffrey Dean Morgan bestätigt das Urteil der anderen: „Die Qualität der Arbeit bis ins kleinste Detail hinein war einfach überwältigend. Ich war noch nie Teil einer solchen Geschichte. Ich kam jeden Tag an den Set und ich war immer wieder von Neuem beeindruckt; von der schieren Größe des Ganzen, von der ganzen Arbeit, die so viele Menschen beigesteuert haben. Der Roman ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Leben erwacht.“
Eines der subversivsten Elemente des Comicromans versuchte McDowell ebenfalls so originalgetreu wie möglich auf die Filmfassung zu übertragen, nämlich dass satt knallige Grundfarben und Mischtöne verwendet wurden: „Das ist, was WATCHMEN zu einem so herausragenden Werk macht. Solche Farben hatten vorher einfach nicht in dieses Medium hineingehört. Die grafischen Grundsatzentscheidungen von WATCHMEN, angefangen beim Cover mit dem Smiley-Gesicht, waren für uns der Schlüssel zum Design.“
Ein Element, das notwendigerweise nicht übernommen werden konnte, waren die klaren Umrisse. „Wenn man diese Figuren in eine reale Szenerie setzt, lassen sich Umrisslinien einfach nicht übertragen“, sagt der Produktionsdesigner, „aber wir kamen zu der Erkenntnis, wenn wir einen raueren visuellen Stil, einen mit sehr markanten Oberflächen verfolgten und das mit der speziellen Farbpalette des Comicromans mischten, würde das der Weg für uns sein, zu einer in sich konsistenten stilisierten Filmsprache zu kommen.“
Die Herstellung der Masken
Die spezielle Farbpalette des Comicromans erstreckte sich auch auf die Kostüme. „Wir sind der Quelle gegenüber sehr respektvoll aufgetreten, was einen Großteil unserer Farbauswahl beeinflusst hat“, sagt Kostümbildner Michael Wilkinson. „Wir haben sehr viel Grün, Violett, Orange und Braun verwendet – alles Sekundärfarben, die zudem noch immer dunklere Schattierungen annehmen, je weiter die Story fortschreitet.“
Die erzählte Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten – von 1938 bis 1985 – und springt dabei sehr oft zwischen den verschiedenen Perioden hin und her. So war es essenziell, dass die ausgewählten Kostüme klar einer bestimmten Periode zuzuordnen waren, um dem Zuschauer so die Einordnung zu erleichtern, an welchem Punkt der Geschichte er sich gerade befindet. Das Designteam wählte „ganz typische Sachen, die wirklich ein bestimmtes Zeitalter verkörpern und so dem Film historische Authentizität verleihen“, sagt Wilkinson. Im Grunde genommen eine einfach klingende Aufgabe, in der Praxis aber eine sehr aufwändige, zumal in einzelnen Szenen bis zu 300 Komparsen einzukleiden waren. „Es gibt eine Unmenge von Uniformen im Film – von Soldaten von Heer und Marine aus dem Zweiten Weltkrieg, von New Yorker Polizisten aus dem Jahr 1938, von Soldaten beider Seiten des Vietnamkriegs – und sie alle sollten ja auch stimmig sein. Das erforderte umfassende Recherche – und darüber hinaus hatten wir Kellnerinnen, Gefängnisköche, Sicherheitskräfte, Blumenkinder der 60er-Jahre, sowjetische Soldaten, Astronauten und was nicht noch alles. Nach meiner Schätzung hatten wir insgesamt 150.000 Teile in unserer Kostümrequisite. Wir hatten einen 600 Seiten starken Masterplan, in dem bis zum letzten Ohrring jedes Detail der Kostüme verzeichnet war, und das ist einfach sehr viel, was man alles gleichzeitig im Kopf haben muss.“
Wie schon bei ihren Behausungen wurde auch auf die Kostüme der Hauptfiguren ganz besonderer Wert gelegt, und wohl auf keine Outfits mehr als auf die Superheldenkostüme. Wilkinson arbeitete mit den Kostümspezialisten der Firma Quantum FX zusammen, um Ganzkörperformen der Hauptfiguren zu erstellen, anhand derer dann die Details der Kostüme festgelegt wurden. „Mithilfe dieser Formen konnten wir die Kostüme in Latex nachbilden. Die hatten so ein sehr stilisiertes Aussehen, völlig faltenlos und mit schön konturierten Details, sie waren aber gleichzeitig auch für die Schauspieler angenehm zu tragen, weil sie biegsam und atmungsaktiv waren“, sagt er.
Für Dreibergs Nite-Owl-Kostüm machten sich Wilkinson und sein Team auf dem Feld des Flugzeugdesigns der 70er-Jahre kundig, um sich so in Dans Kenntnisse von Vogelflug und Aerodynamik hineinzuversetzen. „Wir haben uns da einige sehr interessante NASA-artige Stücke angeschaut, mit Details wie gut zugänglichen Reißverschlüssen und Luftschlitzen, die einem helfen würden, sich in der Luft organischer zu bewegen“, erklärt der Kostümbildner. „Gleichzeitig war es Zacks ausdrücklicher Wunsch, dass das Kostüm auch ehrfurchtgebietend aussehen sollte; es war wichtig, dass diese Montur auf den Träger kräftigend wirkt. Dan gelingt es so, einen Zugang zu dem Teil seiner Persönlichkeit zu finden, der doch sehr anders als sein schüchterner, verschlossener Alltagshabitus ist.“
Das Gegeneinanderstellen von unauffälliger Persönlichkeit bei Tage und maskiertem Rächer bei Nacht führt auch bei Silk Spectre zu einer beträchtlichen Dynamik. Sally Jupiter hatte für ihre Tochter, die noch im Teenageralter war, ein sexy Kostüm entworfen: ein Minikleid in Gelb und Schwarz, das nur geringfügig züchtiger war als seinerzeit Sallys eigenes. Wilkinson modernisierte Lauries Kostüm und machte daraus einen hautengen Latexeinteiler. „Wir wollten dem Geist der Romanvorlage treu bleiben, und so trägt Silk Spectre dieselben Farben wie im Comic, und auch ihre Silhouette entspricht der Vorlage“, erklärt Wilkinson: „Aber wir haben uns für Latex entschieden, weil uns das als passende Wiedergabe dieser extrem sinnlichen Version ihres Charakters erschien. Und es passt so wunderbar zu Lauries normalen Outfits, die sehr präzise aufeinander abgestimmt sind und so dem Betrachter klar machen, dass hier jemand ernst genommen werden will. Uns hat es sehr viel Spaß gemacht, uns mit den beiden Seiten ihrer Persönlichkeit so intensiv auseinanderzusetzen.“
Im Gegensatz zu den extravaganten Kostümen der meisten Masken steht die fast eigenschaftslose Kleidung von Rorschach: ein einfacher Trenchcoat. „Schaut man sich die Romanfiguren an, fällt Rorschach auf, weil er diese sehr schonungslose Sichtweise hat“, merkt Wilkinson an. „Er ist ein Menschenfeind. Das Einzige, was ihn antreibt, ist, für ein wenig Gerechtigkeit zu sorgen. Und wie auch sein Kostüm widerspiegelt, hat er es längst aufgegeben, sich um sein Äußeres Gedanken zu machen. Er trägt die Sachen nicht, um einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen, sondern weil es halt seine Sachen sind. Er bewahrt sie in einer Mülltonne auf; und so sind sie nach vielen Jahren mit einer dichten Schmutzschicht überzogen. Seine ganze traurige Vergangenheit lässt sich an seinem Trenchcoat ablesen.“
Die Umwandlung der Masken
Doch auch so besitzt Rorschach eines der auffälligsten Kleidungsstücke: seine Maske mit den sich wandelnden Tintenflecken. „Die Herstellung von Rorschachs Maske war ein langer und schwieriger Prozess“, merkt Wilkinson an. „Wir haben ein spezielles Druckverfahren entwickelt, dass auf vierlagigem Lycra genau diesen eierschalenglatten Effekt hat, den Rorschachs Maske im Comic besitzt. Die Aufgabe der Effektspezialisten war es dann, die beweglichen Tintenkleckse auf die Oberfläche des Stoffes zu applizieren. Ich habe eine tolle Zusammenarbeit zwischen der Kostümabteilung und den Visual Effects erlebt.“
Um den Effekt zu vervollständigen, war der Lycra-Stoff von Motion-Capture-Sensoren durchsetzt. „Die Markierungspunkte waren überall auf meinem Gesicht, nur auf den Augen nicht“, beschreibt Haley seine Maske, der er den Kosenamen „Socke“ gab. „Auch wenn Rorschachs Augen für andere unter der Maske nicht sichtbar sind, konnte ich dennoch sehen, was ich tat. In der Kombination von beweglichem Stoff und beweglichen Tintenklecksen wirkt das Ganze einfach großartig!“
„Ich fand es absolut faszinierend, wie viele Emotionen Jackie selbst auf diese Art und Weise herüberbringen konnte“, meint Deborah Snyder. „Die Muster kommentierten ja schon sein Auftreten, und es war beeindruckend anzusehen, wie viel Komplexität Jackie der Rolle einfach durch seine Stimme und seine Bewegungen einflößte. Die Maske wurde wirklich Teil seiner selbst.“
Die Aufgabe für das Visual-Effects-Team unter der Leitung von John „DJ“ DesJardin war es, die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Klecksmustern zu gestalten – und zwar in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, je nachdem, wie es Snyder für die jeweilige Szene erforderlich schien. „Unser Ausgangspunkt für seine Gesichtsausdrücke waren Dave Gibbon’s Zeichnungen“, erzählt DesJardin. „Die Tintenflecke sind nicht einfach nur schwarz auf weiß, ihre Ränder sind grau und außerdem immer in Bewegung, sodass es scheint, als sickerte die Tinte aus dem Stoff und sänke auch wieder in ihn zurück.“
Snyder und DesJardin gingen bei der Produktion eine sehr enge Zusammenarbeit ein, um sicherzustellen, dass die Visual Effects sich auch nahtlos in die Vision des Regisseurs und in das, was in den Live-Action-Szenen entstand, einfügten. „Die Visual Effects sind mein Partner beim Filmemachen“, sagt Snyder. „Ob es darum ging, echte Sets optisch zu erweitern, Bilder digital zu ergänzen, Rorschachs Maske zu gestalten oder Dr. Manhattans Körper – all das musste man erst einmal anschieben. Aber DJ hat großartige Arbeit abgeliefert; sein Team hat es geschafft, dieses enorme Unterfangen sehr persönlich zu halten und immer auf die jeweilige Szene zu konzentrieren, für die ihre Sachen gebraucht wurden.“
Dr. Manhattan stellte nicht nur für die Visual-Effects-Leute eine schwierige Aufgabe dar, sondern auch für den Schauspieler, der ihn verkörpern sollte. „Dr. Manhattan war unsere größte Herausforderung“, sagt Deborah Synder, „weil wir irgendwie einen Weg finden mussten, dieses Überwesen zu erschaffen, das blaues Licht verströmt, das über 30 Meter groß sein kann, dann aber wieder auf menschliches Normalmaß schrumpft. Und dabei brauchten wir auch eine reale Person, die Dr. Manhattan spielen sollte. Auch dabei haben wir wieder Motion Capture verwendet; und damit das auch wirklich funktioniert, braucht es einen sehr disziplinierten Schauspieler. Und Billy [Crudup] hat die Aufgabe wirklich fabelhaft gemeistert.“
Billy Crudups Spiel bildete die Grundlage für das Äußere von Dr. Manhattan, aber auch für dessen Gefühlsleben. Wie Levin anmerkt: „Manhattan ist eine höchst faszinierender Charakter, aber zu der Comicfigur hatte ich nie einen solchen Zugang gefunden wie in dem Moment, als ich Billy ihn spielen sah. Er war einfach äußerst berührend. Es gab immer wieder solche Momente, in denen der Stoff eine so perfekte Symbiose mit den Leistungen der Darsteller einging; und das passiert nur, wenn man wirklich Spitzenleute im Ensemble hat, die in der Lage sind, eine Figur wahrhaftig zum Leben zu erwecken.“
Was Dr. Manhattan neben allem anderen aus der Masse heraushebt, ist natürlich auch das blaue Leuchten, das von seinem Körper ausgeht. „Als ich den Comicroman las, war Manhattan die einzige Figur, bei der ich mir wirklich ernsthaft Sorgen machte, wie wir das wohl jemals hinbekommen sollten“, erinnert sich Kameramann Larry Fong.
Die Lösung fanden schließlich DesJardin und Fong gemeinsam. „Am Ende lief es darauf hinaus, dass wir einen Anzug entwickelten, der die ganzen Bewegungssensoren, die wir für die Motion Capture brauchten, aber auch tausende von Leuchtdioden hatte, die dieses nette diffuse blaue Licht von sich gaben“, erklärt DesJardin. „Zacks Interpretation war, dass sich Jon Osterman, als er sich im Wortsinn wieder zusammenfindet, einen perfekten Körper schmiedet. Während wir Billys Gesichtszüge beibehalten haben und auch seinem Spiel treu geblieben sind, haben wir letzten Endes eine computergenerierte Figur geschaffen, die einen kraftvollen, perfektionierten Körper hat.“
Anderer Ensemblemitglieder mussten auf den Luxus verzichten, ihr Äußeres durch digitale Effekte verändern zu lassen – und es entging auch niemand der intensiven Vorbereitung auf die vielen Actionsequenzen des Films. Alle unterzogen sich einem individuellen Trainingsprogramm, das Stunt-Koordinator Damon Caro – ein Veteran mit jahrzehntelanger Erfahrung – und sein Team entwarfen.
„Wir richteten uns danach, was die Figuren in ihren einzelnen Kampfszenen beherrschen müssten“, sagt Caro, der auch schon bei „300“ mit Snyder zusammengearbeitet hatte. „Aber alle Schauspieler brachten extrem viel Energie und Begeisterungsfähigkeit mit.“
Malin Akerman hatte noch nie in ihrem Leben Kampfszenen trainieren müssen, und so, erzählt Caro, „haben wir für sie eine Reihe von Trainingseinheiten entworfen, und sie war begierig darauf, sich das alles anzueignen.“ Die Schauspielerin arbeitete dabei auch sehr eng mit ihrem Stuntdouble Bridgett Riley zusammen, die viel Erfahrung vom Boxen und Kickboxen mitbringt.
„Bridgett hat mich ganz schön hart rangenommen, aber ich habe es genossen“, erzählt Akerman und gibt zu: „Nach der ersten Trainingswoche habe ich schon gedacht: „Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?“ Aber dann wurde es von Tag zu Tag einfacher und es war eine so unglaubliche Erfahrung, die erste Kampfchoreografie zu lernen. Das hat einen Teil von mir ans Licht gebracht, von dem ich niemals geahnt hatte, dass es ihn gibt“, sagt sie mit einem Lächeln, „und das hat mir sehr dabei geholfen, mich in meine Figur hineinzuversetzen.“
Was Rorschach betrifft, dessen schmächtiger Körperbau über seine enorme Kraft hinwegtäuscht, wäre es „das Einfachste gewesen, einfach ein Double zu nehmen“, wie Caro erzählt. „Er trägt ja sowieso immer eine Maske. Aber wie sich herausstellte, war Jackie nicht davon abzubringen, die Szenen selbst zu spielen. Ich schaute mir seine Bewegungen und seine Martial-Arts-Fähigkeiten an und war beeindruckt. Wir haben ihn schließlich fast alles selbst machen lassen.“
Haley fügt hinzu: „Ich trainiere seit Jahren regelmäßig; ganz verschiedene Sachen, um in Form zu bleiben. Als ich die Rolle gekriegt hatte, habe ich meinen Trainingsplan umgestellt, um mehr Muskelmasse aufzubauen, und ich habe auch angefangen, bewusster zu essen. Es ging einfach um eine Grundtrainiertheit, und die Resultate konnten sich sehen lassen.“
Patrick Wilson in der Rolle des Dan Dreiberg alias Nite Owl II hatte dagegen die Aufgabe, abwechselnd sanft und freundlich oder eben bedrohlich zu wirken. Wilson legte sogar einiges an Gewicht zu, um so besser seine Rolle zu verkörpern. „Mir ging es insofern anders als den anderen Jungs, als ich für die Kampfszenen fit sein musste, aber gleichzeitig zehn Kilo zuzulegen hatte; ein Teil von Dans Rolle ist nun einmal, dass er leichte Gewichtsprobleme hat. Eigentlich bin ich leidenschaftlicher Läufer, aber ich musste das Laufband für eine Weile aufgeben. Stattdessen habe ich Gewichtheben und Krafttraining gemacht, um Dan zu entsprechen, der sehr kräftig, aber dabei nicht der allerstraffste ist.“
Der ausführende Produzent Herb Gains merkt dazu an: „Wir haben es den Schauspielern nicht gerade einfach gemacht: das Training, Make-up, um unterschiedliche Lebensalter darzustellen, Perücken, Prothesen, unbequeme Kleidung ... Auf jedem lastete ein unglaublicher Druck, und doch haben alle das Beste gegeben!“
Was nicht nur für das Ensemble, sondern auch für Kameramann Larry Fong und den Cutter William Hoy galt. Zu der aufwändigen Kombination aus intensiven Actionsequenzen und digitalen Effekten sagt Fong: „Ich habe mir von Zack immer wieder Hinweise geholt, wie er sich den visuellen Stil des Films vorstellt, angefangen mit der komplizierten Titelsequenz. Er hatte schon viele Einstellungen sehr präzise beschrieben; wenn man sich die Storyboards anschaut, ist dort einiges schon vorweggenommen.“
„Symmetrie ist ein wichtiges erzählerisches Element im Comicroman, und das hat Zack auch berücksichtigt, wenn es darum ging, die Einstellungen zu planen“, merkt Deborah Snyder an. „Das ließ sich am besten mit einer einzigen Kamera bewerkstelligen; wir haben nicht viel Handkamera verwendet. Die Action in den Szenen spielt sich wie innerhalb des Rahmens eines Comicbildes ab. Daran haben wir alle sehr intensiv gearbeitet, um es wie vorgesehen hinzubekommen.“
Jede Einstellung war ganz genau geplant. „Es gab bestimmte hervorstechende Bilder, die wir mehr oder weniger direkt übernehmen wollten, um so auf den Comicroman zurückzuverweisen“, sagt Hoy. „Diese Bilder sollen sich richtig ins Bewusstsein des Zuschauers brennen, aber dies soll nicht auf Kosten der psychologischen Tiefe gehen.“
Neben den so bekannten WATCHMEN-Figuren tauchen auch einige reale Personen der damaligen Zeit in der Erzählung auf. Dafür erstellte ein Team spezialisierter Make-up-Designer unter der Leitung von Greg Cannom eine Reihe von Gesichtsmasken, um die vielen historischen Berühmtheiten zum Leben zu erwecken, darunter die Präsidenten Kennedy und Nixon sowie jüngere Versionen von Mick Jagger, David Bowie, Annie Leibovitz und den Village People.
Auch die Musik spielte eine entscheidende Rolle dabei, die Geschichte in einer bestimmten historischen Periode zu verorten. Snyder sagt dazu: „Für mich ist Musik enorm wichtig, nicht nur, weil sie uns direkt in eine bestimmte Zeit oder an einen bestimmten Ort versetzt, sondern weil sie auch so viele Bilder und Emotionen heraufbeschwört.“
In WATCHMEN – DIE WÄCHTER sind zahlreiche Songklassiker von Künstlern wie Nat King Cole, Billie Holiday, Simon & Garfunkel, Jimi Hendrix und Janis Joplin zu hören. Darüber hinaus spielte die Band My Chemical Romance eine Coverversion von Bob Dylans Stück „Desolation Row“ ein. Der Filmscore wurde von Komponist Tyler Bates geschrieben.
Snyder sagt: „Unsere Story weist einige Ähnlichkeiten mit der Geschichte, so wie sie sich tatsächlich abgespielt hat, auf. Die zentralen Geschehnisse, die Klänge und der Look sind im Wesentlichen dieselben. Es sind die Details, die sich unterscheiden.“
„Durch die vielen unterschiedlichen Elemente wurde der Film zu einer riesigen, hochkomplexen Unternehmung. Ich muss Zack wirklich loben, der das Ganze geschultert hat und dabei nie den Eindruck machte, als sei er gestresst“, sagt Produzent Lloyd Levin. „Er weiß genau, dass WATCHMEN vielen Leuten eine Menge bedeutet. Aber er ist dieses Projekt ohne jede Angst angegangen und hat es sich völlig zu Eigen gemacht.“
Produzent Lawrence Gordon stimmt dem zu: „Fast so wichtig wie seine außerordentliche Vision für den Film war es, dass er während der gesamten Produktion ein netter Typ geblieben ist. Und nun, da der Film vollendet ist, kann ich nur sagen, dass es sich gelohnt hat, darauf zu warten.“
Deborah Snyder betont, dass alle Beteiligten eine ungekannte Leidenschaft mitbrachten, WATCHMEN – DIE WÄCHTER auf die große Leinwand zu bringen: WATCHMEN ist ja nicht nur ein großes Ding in der Comicwelt, es ist auch ein bedeutsames Stück Literatur. Wir hoffen, dass alle, die Film sehen, danach auch den Comicroman entdecken oder wiederentdecken wollen – es gibt darin einfach so viel, das wir beim besten Willen nicht in den Film hineinbekommen konnten.“
Zack Snyder bemerkt: „Für mich ist WATCHMEN – DIE WÄCHTER ein Meilenstein; es war wirklich eine Ehre, bei diesem Film Regie zu führen. Deborah und ich hatten so viel Spaß dabei, zusammen daran zu arbeiten, dass der Film endlich zustande kommt. Das große ,Warum?‘, das der Film aufwirft, besteht aus den vielen kleinen moralischen Fragen, die schließlich in die eine große moralische Frage münden, auf die es keine eindeutige Antwort geben kann. Es ist auch durchaus meine Absicht, mit dem Ende des Films eine Diskussion anzustoßen. Meine Hoffnung ist es, dass Leute, die aus dem Kino kommen, darüber nachdenken, wo sie in dieser Frage stehen. Der Comicroman hinterfragt, wer denn die Guten und wer die Bösen sind, und ich hoffe, dass es auch der Film in gleichem Maße tut.“
„Was macht jemanden zum Helden – erst recht, wenn man sich in der wirklichen Welt bewegt?“, fährt Snyder fort. „Diese Fragen sind in der Realität nie so trennscharf zu beantworten wie im Film. Aber ich hoffe, dass WATCHMEN – DIE WÄCHTER es dem Zuschauer richtig schwer macht, eine Antwort auf diese Frage zu finden, denn es ist nun einmal nicht einfach.“
Quelle: treknews.de
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