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1x10 - Despite yourself
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Von Daniel Räbiger
Episoden-Nummer: 10 Produktions-Nummer: 110 US-Erstausstrahlung: 07.01.2018 Deutsche Erstausstrahlung: 08.01.2018Die U.S.S. Discovery befindet sich nach dem Missglücktem Sporen-Sprung in unbekanntem Territorium. Schnell wird der Crew klar: Man befindet sich in einer alternativen Realität: Ohne Föderation, ohne Freundschaft - nur ein mächtiger Führer und jede Menge Krieg. Episodenkritik (Achtung: Spoiler)
Payoff, dt. Abrechnung
ZitatSeit Ende des 19. Jahrhunderts eher alltagssprachlich gebrauchte Bezeichnung für dramatische Szenen am Ende von Geschichten, in denen die Handlung zu Ende gebracht wird, die Teilhandlungen resp. -konflikte zusammengeführt und zu einer für das Unrechtsbewusstsein des Zuschauers akzeptablen Lösung kommen; dabei erweist es sich oft als höchst effektiv, dass der Held vorher schon moralisch gehandelt, Freunden geholfen oder Umstände eingerichtet hatte, die nun in der finalen Konfrontation zu seinen Gunsten wirksam werden. Eine Seitenbedeutung weist auf die ökonomischen Wurzeln von payoff zurück, womit so etwas wie „finaler Gewinn“ bezeichnet wird. Der payoff von Handlungen steht oft in engem Zusammenhang mit der Moral von der Geschichte, weil es die Geltung von Moralsätzen (wie: „Tugend trägt ihren Wert in sich“, „the wages of sin is death“ etc.) unter Beweis stellt.
Quelle: Lexikon der Filmbegriffe
Da ist er also: der zweite Teil des lange ersehnten Cliffhangers. War 1x09 "Into the Forest I go" für mich tatsächlich die erste Episode von Star Trek: Discovery die stimmig, aus einem Guss und mit korrekt gezeichnetem Handlungs- und Figurverlauf versehen war (das Review steht noch aus) führt "Despite yourself" das Ganze fort.
Ich hatte im bisherigen Verlauf der Serie immer das Gefühl, dass die Figuren aus zu vielen Federn zusammengeschrieben waren. Oft genug wurde die Produktion verschoben, wiederholt und umgestellt - ob sich das tatsächlich im Ergebnis niederschlug ist nicht bekannt, verstärkte aber meinen Eindruck. 1x09 hatte dann zum Glück endlich das geschafft, worauf ich gewartet hatte: stimmige TV Unterhaltung. Umso größer war die Sorge, dass dies nur ein Ausreißer vom Mittelmaß gewesen sein könnte.
Umso mehr entschädigt 1x01 "Despite yourself", vom Titel her schon fast selbstkritisch. Natürlich nur aus meiner Scheuklappen-Rezensenten-Perspektive.
Der Payoff ist da. Und was für einer. Wie bei Sci-Fi-Klassiker "Serenity", der über die erste Hälfte Hinweg eher zögerlich und konstruiert wirkt oder auch "The Shining" war offenbar etwas längerer Anlauf (hallo 1x01-08!) notwendig um einen hervorragenden Moment und den dringend gebrauchten Payoff (hallo River Tam "You take care of me, Simon. You've always taken care of me. My turn.") zu schaffen.
Kadett Tilly ist plötzlich brauchbar, Burnham und Tyler bekommen (etwas) glaubwürdige Tiefe für Ihre Figur, Captain Lorca darf glänzen und Stamets dummes Geschaue macht nun endlich langfristig Sinn. Hinzu kommt, dass im Zusammenspiel mit Schiffsarzt Wilson Cruz nun tatsächlich eine klare Pol/Gegenpol Situation vorhanden
istwar.Klar, der essentielle Reboot der Ausgangslage mit unangetasteten Figuren tut da natürlich gut. Regisseur Jonathan Frakes kann hier auch sehr schön den Fokus auf die wesentlichen Charakterzüge legen. Aber genau das gibt der Serie das deutliche Profil welches ich bislang vermisst habe. Obgleich mir ein Universum, regiert von Führers Nachfahren inkl. Hitlergruß tatsächlich noch ein wenig "over the top" erscheint.
Hier ist meine Hoffnung, dass man das ganze doch noch etwas weniger eindimensional gestaltet. Ein Gegenspieler nach dem Motto "ich bin böse weil ich böse bin" ist zwar kurzfristig verlockend aber storytechnisch nicht besonders nachhaltig.
Spekulationen für die Zukunft meinerseits:
- Stamets ist der große Führer ("Don't go to the palace") - die Blonden Haare und blauen Augen hat er ja...
- Tyler Ash ist in Wirklichkeit Voq, Nachfolger von T'KUUUUVMMAAAAA
Eins jedoch hat mich ganz gewaltig gestört: Wie blöd ist Ash Tyler eigentlich? Er weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er konfrontiert T'Rell, die lässt ihn erinnern. Er weiß es jetzt noch viel mehr. Er bestellt sich nen Absacker in der Kantine.
Klar, eine deutliche Erzählsprache ist aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit des US-Publikums mal ganz in Ordnung. Aber das ist dermaßen absonderlich, dass es einem dann fast schon egal ist, dass es offenbar in der gesamten Krankenstation über Stunden hinweg keinem Auffällt, dass der Schiffsarzt an akutem Genickbruch leidet.
Discovery macht mit "Despite yourself" Spaß - Insgesamt ist der Anspruch der Erzählung für meinen Geschmack noch etwas zu niedrig. Ist "Westworld" z.B. voller fein dosierter Nuancen und geschicktem Dialog sieht man bei Discovery das Gegenteil. Das kann auch unterhalten, keine Frage. Abhängig aber wohl von der Frage des Geschmacks.
Jetzt nur noch folgendes: Weitermachen! Und zwar mindestens bis zum Ende der aktuellen Staffel. Keine schnelle Abhandlung dieser wirklich großartigen Ausgangslage wie mit dem Mini-Arc mit Mudd. Lieber mal etwas ausbreiten - wie in Babylon 5. Dazwischen Dialog und Tiefgang. Das fehlt nämlich noch. Dann wirds auch zum Ende nämlich ein noch viel größerer Payoff.
Obendrein hätte das nämlich auch die Möglichkeit das zu zeigen, was ich bisher großteils vermisst habe: Die Prinzipien der Föderation auf die Probe gestellt. Im Spiegeluniversum. Unter schwersten Bedingungen! Denn genau das ist es, was den Payoff nach Definition ausmacht: Der Beweis der Gültigkeit von moralischen Grundsätzen.
Fazit und Wertung
Daniel Räbiger meint:
Gute Folge mit viel Grundlage für einen hoffentlich spannenden Story-Arc. Jetzt aber bitte wirklich was draus machen!4/5GesamtwertungAction: 4 Spannung: 5 Humor: 0 Anspruch: 1 Kontinuität: 3 Figuren: 4 Erotik: 0Bearbeitet von Daniel Räbiger
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