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...der Grund den man braucht
  • 1x15 - Will You Take My Hand

    Nimm meine Hand
    Episoden-Nummer: 15   Produktions-Nummer: 115   US-Erstausstrahlung: 11.02.2018   Deutsche Erstausstrahlung: 12.02.2018  
    Unter dem Kommando von Führerin Georgiou aus dem Spiegeluniversum bricht die U.S.S. Discovery zur Heimatwelt der Klingonen, Qo'nos, auf um dort einen geheime Mission durchzuführen, die den Krieg gegen die Klingonen entscheiden soll.

    Episodenkritik (Achtung: Spoiler)

    Eigentlich hat das Staffelfinale zu Star Trek: Discovery alle Elemente die gutes Star Trek ausmachen:
    Innerer Konflikt, schwere Entscheidungen und moralische Grundsatzdebatten.

    Und ja, die Zutaten sind alle da - aber was die Drehbuch-Köche Akiva Goldsman, Gretchen J. Berg und Aaron Harberts dann daraus zusammen kochen lässt mich ähnlich schaudern wie damals bei Star Trek: Nemesis. Auch da gab es viele sehr gute Ideen und Ansätze - nur die Durchführung war gänzlich schlecht. Dann möchte ich mal erläutern, warum ich dies auch bei Discovery so sehe...

    Nach dem etwas absonderlichen Ende der vorhergehenden Episode "The War Without the War Within" hatte ich auf eine zumindest einigermaßen sinnvolle Erklärung dafür gehofft, warum Adolf Georgiou den Platz auf dem Captains-Chair bekommen hat.

    Diese Frage kann "Will You Take My Hand" nicht beantworten. Ganz im Gegenteil - der Einsatz von Georgiou gefährdet nach allen Maßstäben sogar den Erfolg der Mission, da sie augenscheinlich völlig ohne Supervision das Kommando erhält. Aufgrund des Auftrags zur Massenvernichtung ist sie sicherlich die richtige Besetzung für die Bodenmission gewesen - aber das wäre auch problemlos in einer unterstützenden Rolle möglich gewesen und hätte das Risiko entdeckt zu werden deutlich verringert.

    Es scheint also in der Tat im Discovery Drehbuch-Leitfaden zu stehen, dass mindestens eine seltsame Wendung pro Episode enthalten sein muss, weil der Fortgang der regulären Handlung nicht gut genug ist, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Diese Salamitaktik dient fraglos dazu, die Zuschauer zum einschalten zu bewegen. Die Motivation die nächste Folge zu schauen verschiebt sich daher von "Wow, das war gute Unterhaltung - davon will ich mehr" zu "Die Antwort kommt sicher in der nächsten Folge, da muss ich eben dran bleiben". Derartiges hat z.B. Lost bis auf die Spitze getrieben - ein Grund warum ich hier zur Mitte der zweiten Staffel abgeschaltet habe.

    Dass dann auch noch Ash Tyler mit auf die Oberfläche muss ist dermaßen unsinnig, dass es mir die Haare aufstellt. Es ist richtig schlimm zu sehen, wie verzweifelt die drei Autoren der letzten Folge hier irgendwelche Dinge zusammen konstruieren (müssen?), nur damit das gewünschte Ergebnis entsteht. Der Kerl war aufgrund seiner Klingonenkenntnis fraglos brauchbar - aber welche vernünftig denkende Führungsperson würde einen derart gepeinigten Charakter ohne Netz und doppelten Boden mitnehmen? Gerade das muss eine kriegserfahrene Führerin wie die Spiegel Georgiou eigentlich wissen. Aus Zuschauersicht viel spannender wäre zum Beispiel gewesen jemanden wie Stamets mit auf die Oberfläche zu holen, der mittels Knopf im Ohr von Ash Tyler mit Infos on-the-go gefüttert wird.

    Wir haben nun also ein Außenteam mit:

    • Adolf Hitler
    • einem ehemaligen klingonischen Doppelagenten der frisch aus der Lobotomie kommt.
    • Die allseits bekannte und beliebte Meuterin die eh immer macht was sie will und mental aufgrund des Erlebten auch reichlich instabil wirkt
    • und einer unqualifizierten Kadettin

    Wer kümmert sich eigentlich um die Sicherheit an Bord der Discovery seit Ash Tyler nicht mehr ist? Hätte man da nicht wenigstens Bedenken anmelden können?

    Wie dem auch sei - auf der Oberfläche unternimmt das Team keinerlei Anstrengungen um nicht aufzufallen, mehrfach wird sogar unter Anwesenheit des Feindes die Drohne erwähnt, die man bei sich trägt. Dass vier Menschen den Heimatplaneten der Klingonen besuchen, seltsame Fragen stellen, akzentfrei Klingonisch können und so weiter scheint auch nicht weiter dramatisch zu sein. Völlig egal, dass zu Beginn der Staffel immer wieder betont wurde, dass seit Captain Archer niemand mehr Qo'nos besucht hat. Zudem führen die Klingonen mehr oder weniger einen Angriffskrieg und verbinden mit dem Krieg eine tief gehende Ideologie - so zumindest war der Eindruck in den früheren Folgen. Jetzt scheint das egal zu sein, Hauptsache man ist gut im Glücksspiel.

    Zu guter Letzt wird die arme Tilly, die für jedermann erkennbar völlig mit der Situation überfordert ist, allein gelassen. Wieder einmal etwas, das ausschließlich darum passiert, weil den Autoren offenbar nichts sinnvolleres eingefallen ist um die Handlung voran zu bringen und eine Wendung bzw. Enthüllung zu schaffen.

    Natürlich wissen örtliche Huren einer anderen Spezies am ehesten über den Verbleib eines über hundert Jahre alten klingonischen Schreins. Warum zu allem Überfluss dann auch noch vorher eine völlig sinnlose Sexzene mit ins Drehbuch musste weiß wohl nur derjenige, der dazu die passenden Peitschen bereit gestellt hat.

    Betrachtet man nun die Auflösung der Handlungsstränge um L'Rell und Voq/Ash Tyler verbleibt bei mir eigentlich nur ein Kopfschütteln. Einzig und allein in Sachen Beziehungsebene haben die Autoren die Kurve noch gekriegt. Viel zu verdanken ist da der vorherigen Episode. Warum sich die beiden überhaupt verliebt haben erschließt sich mir nach wie vor nicht. Mir ist klar, dass die Autoren die Grundidee "Wenn du deinen Feind lieben kannst, kannst Du auch den Krieg beenden" verwirklichen wollten. Die Umsetzung empfand ich allerdings als reichlich zweifelhaft. Immerhin ist die dahinter liegende Idee eine schöne Note, die gut ins Star Trek Universum passt.

    Zitat

    "Hallo, ich halte hier ein dünnes Brett mit irgendwelchen für Euch völlig fremden Schriftzeichen. Folgt mir!" - "Ok"

    Gestern habe ich nochmal begonnen die erste Staffel Westworld zu schauen. Während hier in jeder Episode auf mindestens zwei bis drei Ebenen erzählt wird, fällt das Unterhaltungskonstrukt "Discovery" schon bei einem genaueren Blick auf die oberste Schicht der Erzählstruktur von ganz allein in sich zusammen. Wichtigste Erkenntnis dieser Episode: Klingonen haben gleich zwei Löcher zum Strullern. Passt ganz gut zur Drehbuchqualität.

    Nach der deutlich besseren 1x14 haben die Autoren allerdings auch einige Chancen für emotionale Momente genutzt. Das Wiedersehen von Sarek und Burnham beispielsweise. Nach dem gut geschriebenen Abschied aus der letzten Folge war dies ein guter Anschluss daran.

    Im Review zu 1x04 "The Butchers Knife does not Care for the Lambs Cry" habe ich noch wie folgt spekuliert:

    Zitat

    ich wage mal folgende Spekulationen:

    1. Im Verlauf der Serie kommt es zu einer Meuterei
    2. Michael Burnham traut sich aufgrund ihrer Außenseiter-Rolle kaum hier Partei zu ergreifen und ist daher von Gewissensbissen erschüttert
    3. Als die Crew rebelliert ist es dann Burnham - und zwar unfreiwillig - die den entscheidenden Akt begeht
    4. So kann Sie sich rehabilitieren
    • Meuterei? Check! Wenn auch nur so ein ganz kleines bisschen. Einmal vom Stuhl aufstehen reicht.
    • Gewissensbisse? Check!
    • Unfreiwillig? Daneben! Burnham steht mittlerweile im klaren Mittelpunkt der Serie.
    • Rehabilitation? Check! Obgleich ich die Verhältnismäßigkeit nicht ganz sehe. Das wäre nicht auf emotionaler Ebene mit einem deutlichen persönlichen Opfer von Burnham möglich gewesen. Da Sie allerdings bereits erkannt hat, dass die Phillipa Georgiou nicht "ihre Georgiou" ist..

    Die finalen Momente der Szene im Hauptquartier der Föderation haben mir gut gefallen. Eine Erinnerung daran, wofür die Föderation steht war lange überfällig. Die Rede war gut geschrieben, die musikalische Untermalung treffend und eine gute Abrundung zum inneren Monolog von Burnham zu Beginn der Episode. Doch irgendwas... irgend etwas störte da...

    Zitat

    Was für ein verlogener und mieser Haufen muss man eigentlich sein?

    Erst befiehlt die gesamte Admiralität die Vernichtung der klingonischen Heimatwelt, dann wird die Crew die Meutert mit Medaillen ausgezeichnet? Haben die es sich anders überlegt, als der Krieg dann vorbei war? Die Ideale der Föderation dann doch ganz gut, aber nur weil wir "gewonnen" haben?
    Meine Fresse, was soll der Mist? Wäre es Admiral Katrina Cornwell, die mir in der letzten Folge ja noch ganz gut gefallen hat, allein gewesen - ähnlich wie Admiral Dougherty und einige Verbündete in "Der Aufstand" - hätte das gut gepasst. In Star Trek war die Admiralität ohnehin schon immer meistens negativ besetzt. Aber wer steht da bei der Siegesehrung im Zentrum der Macht und grinst dumm? Katrina Cornwell. Will ich als Starfleet Offizier, der an die Ideale der Föderation glaubt von so einem Gremium eine Auszeichnung? Nö, will ich nicht. Offenbar hat aber keiner der etwa 500 versammelten Ehrengäste noch die Crew der Discovery ein Problem damit.

    Das macht den eigentlich guten Moment im Finale der ersten Staffel wieder kaputt.

    Noch zwei Fragen:

    • Warum darf Ash Tyler einfach so gehen?
      Ebenso wie er die Geheimnisse der Klingonen im Kopf trägt, trägt er das Wissen der Föderation mit sich.
    • Wie kontaktiert man eigentlich Starfleet wenn man unterhalb der Planetenoberfläche des Kriegsgegners rum schwebt?

    Ganz ehrlich: am besten wäre gewesen, die gesamte erste Staffel wäre ein etwa zweistündiger TV-Film als Prolog zu einer Serie gewesen, die dann mit dem Aufeinandertreffen von Enterprise und Discovery gegipfelt hätte. Gerade sagte jemand zu mir, man hätte einfach Episoden eins, zwei und fünfzehn nehmen können. Irgendwie hat er recht. Das hätte wohl gereicht.

    Hier der Lichtblick der Episode: Das Treffen mit der U.S.S. Enterprise und meine Hoffnung, dass die Serie sich ab sofort mit dem Entdecken befasst.

    Nachdem die Macher der Serie durch die Blume schon haben verlauten lassen, dass sie selbst mit Season 1 nicht wirklich zufrieden waren kann ich wirklich nur noch auf Staffel 2 hoffen. Egal ob klassisches Star Trek oder nicht: Schreibt wieder Drehbücher mit Sinn und Logik. Die richtigen Ideen waren da - nur die Umsetzung ließ mich verzweifeln.

    Fazit und Wertung

    Nachdem die Macher der Serie durch die Blume schon haben verlauten lassen, dass sie selbst mit Season 1 nicht wirklich zufrieden waren kann ich wirklich nur noch auf Staffel 2 hoffen. Egal ob klassisches Star Trek oder nicht: Schreibt wieder Drehbücher mit Sinn und Logik. Die richtigen Ideen waren da - nur die Umsetzung ließ mich verzweifeln.
    2/5
    Gesamtwertung
    Action: 2 Spannung: 1 Humor: 0 Anspruch: 0 Kontinuität: 0 Figuren: 2 Erotik: 4

    Bearbeitet von Daniel Räbiger

    Benutzer-Feedback

    Empfohlene Kommentare

    vor einer Stunde schrieb TheOssi:

    Hätte da nicht eigentlich Robert April Captain der Enterprise sein müssen?

    Nein, 2257 spielt 2 Jahre nach The Cage, Pike ist Captain der Enterprise und Spock science officer.

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    Also von Story her bin ich zufrieden.

    Die letzte Folge wurde in Föderationsmanier gelöst. Persönlich fand ich das etwas mager aber es passt zur Föderation.

    Als Canon treuer Trekkis ist die Serie für mich ein großes Problem.

    (optisch gesehen)

     

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    Gast
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