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2x02 - New Eden
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Von Daniel Räbiger
Episoden-Nummer: 2 Produktions-Nummer: 17 US-Erstausstrahlung: 24.01.2019 Deutsche Erstausstrahlung: 25.01.2019Die Discovery entdeckt einen fremden Planeten auf welchem rückständige Menschen wohnen. Dort angekommen erkennt die Crew eine große Gefahr für die Bewohner... Episodenkritik (Achtung: Spoiler)
Tja, da hat man sich den Trailer angeschaut und die Plot-Zusammenfassung gelesen und gehofft, dass das mal eine richtig richtig trekkige Episode werden würde. Mit Dialog, moralischem Dilemann, etwas 'über den eigenen Schatten/Engel springen' und so weiter. Vielleicht sogar mal einem Drehbuch, dass ein wenig auf ein glaubwürdiges Konstrukt achtet. Und dann bemerkt man, dass man Star Trek: Discovery schaut und alles irgendwie passiert, weil es passieren muss und nicht, weil es zwingend Sinn ergibt.
Die Discovery hat ja anscheinen 10000 Megapixel Kameras, die einen Drohnen-Zoom-artigen Fly-By (yeah, Technobabbel), aus dem Orbit auf eine Planetenoberfläche ermöglicht. Hat man Sarus Augen aus Episode 2x01 kurzerhand an die Schiffsaußenhülle gepappt und mit etwas Thunderbolt 3-Kabel mit dem Schiffscomputer verbunden? Oder warum musste der Kelpianer noch eine Folge zuvor die scheiß Grafikauflösung der Discovery durch Zusammenkneifen seiner Augen kompensieren? Ach halt, Amazon Prime (der Lieferdienst, der nicht ins JJ Universum liefert...) hatte die RTX 2070 von NVIDIA noch nicht zugestellt...
Entschuldigen Sie, werter Leser, ich entgleite ob meines Alters bereits im ersten Absatz in verächtliches "Action-Knabe" Vokabular ab. "Rezensionen sollen objektiv sein." fordert der geneigte Facebook-Millennial fortwährend. Also halt, stop. Es ist hier schließlich Obst im Haus und ich fange nochmals von vorne an.
Im Review zur letzten Episode hatte ich mich darüber gefreut, dass man sich offensichtlich diverse Kritikpunkte zur ersten Staffel zu Herzen genommen hat. Auch in "New Eden" erwarten uns daher erfreulicherweise deutlich mehr Dialoge und ein - im Vergleich zur ersten Staffel - glaubwürdigere Art und Weise der Geschichtenerzählung.
Wir steigen also direkt ein in ein Gespräch zwischen Pike und Burnham, das sich über den seltsamen Logbucheintrag von Spock dreht. Eine plumpe Überleitung weiter fordert Pike Burnham auf, doch bitte offen mit im zu sein. Natürlich schlägt Burnham diese feine Gelegenheit, Pike vom mysteriösen toten Engel zu erzählen aus - irgendwie muss dem Zuschauer ja vorher noch klar gemacht werden, dass offenbar Burnham selbst der rote Engel ist.
Zugegeben, das ist eine wilde Spekulation, in Anbetracht dessen, dass man es in dieser Folge gleich zwei mal visuell so hinbekommen hat, dass im Gesicht von Michael Burnham der Engel zu sehen ist, kommen aktuell für mich aber nur zwei Möglichkeiten in Frage: Es ist so plump wie es aussieht und Burnham ist der Red Angel oder: Chuzpe meine Herren, der einfache Junker wird an der Nase herumgeführt. Ich würde ja letzteres Begrüßen, da die Verwandlung von Tyler/Voq aus der letzten Staffel schon plump genug war...
Jetzt meine Lieblingsszene der Episode: Pikes verdutzte Reaktion auf die Verwendung von Pilzen und Bärtierchen. Man hat wohl wirklich dabei sein müssen, um das zu glauben. Warum nun die Entscheidung, den Antrieb erneut zu benutzen direkt von Pike auf der Brücke gefällt werden kann empfang ich hingegen als äußerst seltsam. Keine Rückfrage bei einem Gremium oder wenigstens ein Anruf beim Admiral? Mit welchem Kompetenzen ist Pike für diese Mission eigentlich ausgestattet? Hier sollten die Autoren deutlich mehr Informationen bieten. So wirkte es für mich nur nach einem Billigen "Trick" wieder ins alte Erzählmuster zurückzufallen und ist für den Zuschauer auch wenig befriedigend.
Warum öffnet man jetzt wieder die Büchse der Pandora und lässt den Spore-Drive aus dem Sack? Wo er doch in jeglicher Hinsicht nicht zur Art und Weise der Föderation passt? Es sind gerade dieser erzählerischen Abkürzungen, die mich als "erfahrenen Zuschauer" mehr und mehr zur Weißglut bringen. Hätte das Signal nicht auch im Alpha-Quadranten sein können? Gut, das könnte später mal einen Sinn ergeben. Aber ohne das Hadern zur Entscheidung, den Spore-Drive zu verwenden, fühle ich mich in die 60er Jahre zurückversetzt, als Batman für jeglich nur denkbare Gefahr ein Gadget in seinem Bat-Gürtel hatte.
Es ist dann natürlich ergänzend dazu auch total praktisch, dass man punktgenau zum nuklearen Winter im Orbit der neuen Erde landet. Und damit bin ich auch schon wieder bei der Einleitung zu diesem Review. Alles passiert, weil es passieren muss.
Und so geht es auch weiter: Nachdem in der letzten Folge ein großer Brocken dunkle Materie eingeladen wurde ist, und da würde sicherlich jeder auch nur mit der halben Gehirnhälfte denkender Wissenschaftler der heutigen Zeit zustimmen, die Discovery in einer überaus instabilen und gefährlichen Lage. Es wäre also angebracht, mit dem Schiff zum nächsten Raumhafen zu fliegen und den Brocken auszuladen. Anstelle dessen bedient man sich einer höchst instabilen und unerprobten Reisetechnik. Was passiert, wenn Staments beim Sporen-Sprung der Nießanfall packt und das hübsche Eindämmungsfeld im Shuttle-Hangar zusammenbricht? Die Antwort darauf liefert Ensign Tilly: "Booom!". Natürlich konnte man nicht das logische tun, sonst hätte man ja für die nukleare Bedrohung aus dem Orbit keine Lösung an Bord.
Ohnehin erschließt sich mich nicht, wie man einen Azubi mit nem dicken Laserstrahl inmitten einer offenbar wichtigen Mission völlig frei und ohne Supervision am Gestein herumhantieren lassen kann. Außer natürlich um den zarten Schneeflocken, die sich als Apache Helikopter identifzieren, in grausam triefender political correctness zu sagen: "Glaub an dich, du kannst alles werden was du dir vorstellst, du bist das Genie, das du glaubst zu sein. Mach einfach dein Ding." Aber, Achtung Spoiler, das klappt so nicht. Packt mir so viel
übergewichtigebesondere Frauen mitmangelnder Sozialkompetenzungewöhnlichen Charakteristika in TV Serien wie ihr wollt - das ist mir total egal. Was mir nicht egal ist, ist, dass eine Handlung einen Sinn zu ergeben hat. Und in dieser Hinsicht schlägt Discovery echt dem Fass den Boden aus. Es ist lobenswert, dass neue Rollenbilder, Chancengleichheit und all die Errungenschaften der modernenen Gesellschaft in TV und Film Einzug halten. Andere Filme und Serien bekommen das auch prima hin. Bei Discovery ist nach wie vor das Problem vorhanden, dass man offenbar nicht darüber nachdenkt, an welcher Stelle der Story welches Element überhaupt sinnvoll ist. Es werden derartige Figuren in die Story geschmissen, ohne zu prüfen, ob diese dort auch Sinn ergeben.Wie kann es also sein, dass ein Azubi, ganz egal wie viel Genie in ihm steckt, mit einem Lasercutter sowohl Mission als auch Schiff und Besatzung in Gefahr bringen kann? Wie kann es sein, dass der Azubi den PC/Konsole vom Vorgesetzten nutzt? Das ging früher nicht, das geht heute nicht und das geht auch in Zukunft nicht. Egal wie offen die Gesellschaft ist.
Nun beginnt Discovery im Verlauf der Erzählung auch immer stärker den Glauben vs. Wissenschaft Aspekt aufzugreifen. Ein spannendes Thema. Battlestar Galactica bestritt damit ganze Staffeln. Und blieb dabei fast immer tiefgründig und regte zum Nachdenken an. Discovery beschränkt sich hier auf sehr oberflächliche Glückskekse-Sprüche im Sinne von "Ein Mensch ist erst wirklich tot, wenn keiner mehr an einen denkt".
So vermag 2x02 New Eden weder auf den Glaubenskonflikt eine Antwort zu geben als interessante Fragen für den Zuschauer aufzuwerfen. Allerdings, ich hab mich ja schon gefragt: Warum entwickeln sich Menschen in 200 Jahren nicht weiter? Warum verschreibt man sich völlig dem Amish-Paradise, wenn doch selbst für uns rückständige Menschen in 2019 klar wäre, dass wenn ein roter Engel kommt und einen samt Kirche in einen anderen Quadranten beamt es sicherlich nicht unser Grate Lord war?
Ohnehin ist das gesamte Religionskonstrukt absurd - zumindest nach heutigem Standpunkt völlig undenkbar, dass sich religiöse fundamentalisten der in Discovery gezeigten Religionen in einer gemeinsamen Kirche organisieren würden. Und genau deswegen fehlt der Kontext, der ja angeblich nur für Kings ist, in "New Eden" umso mehr. Für mich persönlich, verrent sich Discovery hier aber auch etwas zusehr in der "Religion- und Mysterie-Schublade" die für manche Zuschauer Serien wie Lost schon untragbar gemacht haben. Nochmal zurück zu Tilly. Hätte ja nicht gedacht, dass es eine noch nervigere Figur als sie gibt. Jetzt hat sie auch noch eine halluzigene Freundin bekommen. Vermutlich gibt es von Ihr in Zukunft mehr. Nach wie vor bin ich durchaus bereit derartige Elemente hinzunehmen und zu ertragen - wenn sie denn vernünftig aufgelöst und erklärt werden. Aktuell fühle ich mich aber mehr und mehr an Lost und die Luke aus der ersten Staffel erinnert die, in einem völlig antiklimatischen Cliffhanger für einen deutlichen Zuschauerrückgang sorgte. Bleibt bei Science Fiction, liebe Autoren.
Dass das Außenteam letztendlich nur durch das bockige Verhalten von Burnham auffliegt ist erneut ein Paradebeispiel für sinnbefreite Drehbücher. Warum muss Michael mit der Holzhammer-Methode darauf "hinweisen", dass man auch an Wissenschaft glauben könnte? Solche Nuancen sollte sich der Zuschauer selbst denken. Es passt nicht zur obersten Direktive, nicht zur Mission - nein, zu gar nichts. Es ist erneut nur ein weiteres "Stil"-Mittel, um den Vorgang des Auffliegens zu beschleunigen bzw. zu erreichen.
Bei all der Kritik verbleibt allerdings zum Glück dennoch noch eine ganz ansehbare Episode. Die Interaktion auf dem Planeten ist von Ausnahmen abgesehen ansprechend, ebenso, dass der Gesamteindruck einer Crew, die an einem Strang zieht, der auch mit 2x02 wieder zugenommen hat. Mir persönlich gefällt die Krankenstation und die Ärztin ohne Namen.
Fazit und Wertung
Daniel Räbiger meint:
Episode die zwar gut anzusehen ist, aber weit hinter ihrem Potential zurückbleibt.2/5GesamtwertungAction: 2 Spannung: 2 Humor: 1 Anspruch: 1 Kontinuität: 1 Figuren: 3 Erotik: 0Bearbeitet von Daniel Räbiger
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Von Daniel Räbiger (bearbeitet) am
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