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1x01 - Second Contact
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Von Jens Großjohann
Episoden-Nummer: 1 Produktions-Nummer: 0 US-Erstausstrahlung: 06.08.2020 Deutsche Erstausstrahlung: 22.01.2021Fähnrich Tendi hat ihren ersten Arbeitstag auf der USS Cerritos, einem Schiff Sternenflotte. Sie lernt dabei drei andere Mitglieder der Crew kennen, die Fähnriche Mariner, Boimler und Rutherford. Während Boimler mit einem geheimen Spezialauftrag betraut wird und Rutherford versucht, sein Liebesleben intakt zu halten, bricht auf dem Schiff ein tödlicher Virus aus. Episodenkritik (Achtung: Spoiler)
Hätte mir vor 5 Jahren jemand erzählt, dass im Januar 2021 bereits die dritte neue Star Trek-Serie in Deutschland anläuft, dann hätte ich diese Person wohl nach dem aktuellen Pegel oder dem Geisteszustand gefragt! Da wir heute natürlich schlauer sind, wissen wir, dass es sich bei der Aussage nicht um einen Traum, sondern um eine Tatsache handelt. Und es kommt noch besser (wirklich?), denn mit „Strange New Worlds“ steht mindestens eine weiter Serie in den Startlöchern. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage wird es aber mit neuen Folgen im Verlauf des Jahres eher schwierig, mit Ausnahme von „Discovery“ befinden sich alle weiteren Live-Action Serien maximal in Vorproduktion.
Aber kommen wir zum heutigen Thema: „Star Trek: Lower Decks“. Bereits 2018 hatte Alex Kurtzman im Zuge seines Star Trek-Marshallplans eine neue animierte Serie angekündigt. Kein Novum, wie der rechtschaffene Star Trek-Fan natürlich weiß, denn mit „The Animated Adventures“ (dt. „Die Enterprise“) gab es bereits in den 70er-Jahren eine Zeichentrickserie, wie man damals so schön sagte. Obwohl alle Figuren durch die Schauspieler der Originalserie vertont wurden und die Serie in der Nachbetrachtung gar nicht mal so übel erscheint, blieb der Erfolg weitgehend aus. Zwischendurch wurde die Serie sogar kurzerhand aus dem offiziellen Kanon verband, per Dekret. Später erfuhr TAS aber von den Paramount Regulatoren Absolution und durfte sich wieder Teil des Kanons nennen, Danke für Nichts!
Als ich erstmals von den Plänen einer neuen animierten Serie hörte, war ich eigentlich recht interessiert daran, wie das Ganze denn so ablaufen soll. Schließlich lieferten die Macher des Star Wars-Franchise mit „Clone Wars“ ein exzellentes Beispiel dafür, wie gut so eine Serie funktionieren kann. Jüngst endete „Clone Wars“ übrigens mit einem der besten Serienfinals ever. Aber zurück zum Thema: Leider kehrte bei mir dann recht schnell Ernüchterung ein, als ich las, dass es sich bei „Lower Decks“ um eine Art Comedyserie handeln soll. Star Trek als Comedyserie? Daran habe ich vor 5 Jahren wirklich nicht gedacht, aber gut geben wir dem Ganzen doch eine Chance. Mit Mike McMahan, dem Schöpfer von Rick and Morty, wurde zumindest jemand verpflichtet, der sein Handwerk offensichtlich versteht. Nach der US-Premiere im August 2020 startet „Star Trek: Lower Decks“ nun auch in Deutschland. Ab dem 22. Januar steht auf AMAZON Prime die erste Staffel zum Streamen bereit. Diese umfasst 10 Folgen à ca. 25 Minuten Länge.„Lower Decks“ (übrigens auch der Name einer TNG-Episode) spielt zeitlich kurz nach „Star Trek: Nemesis“. Das dürfte viele Star Trek-Fans schon mal freuen, schließlich ist es die Epoche, die viele 29 bis 49-Jährige mit Star Trek verbindet. Wobei ich mir wie schon bei „Discovery“ die Frage stelle, welche Zielgruppe die Serie eigentlich ansprechen soll?! Bleiben wir beim Thema: Die ersten Szenen der Pilotepisode „Second Contact“ zeigen, dass man die TNG-Ära ganz passabel umgesetzt hat. USS Cerritos (laut Pressetext, eines der unwichtigsten Raumschiffe der Sternenflotte) liegt in einer optisch vertrauten Sternenbasis und bereitet sich auf die bevorstehende Mission vor, dem zweiten Kontakt mit einer Spezies, die gerade mit der Föderation anbandelt. Die Idee, Aufgaben der Sternenflotte abseits der großen Ereignisse zu zeigen, die eher bürokratischer und organisatorischer Natur sind, finde ich eigentlich ganz smart. Passend dazu sind die Hauptprotagonisten dieser Serie auch nicht Captain, Commander und Chefingenieur, sondern vier eher unbedeutende Fähnriche der unteren Ebene namens Beckett Mariner, Brad Boimler, Sam Rutherford und D’Vana Tendi. Während die letzten drei eher wie strebsame Sternenflottenoffiziere daherkommen, ist Mariner das Enfant terrible dieser Gruppe.
Die Episoden von „Lower Decks“ sind ähnlich klassisch wie Folgen von TNG oder DS9 aufgebaut: Ein Hauptplot mit einem oder mehreren Nebenplots, die auf Haupthandlung einzahlen. In dieser Episode konzentriert sich die Geschichte sehr stark auf Mariner und Boimler, Letzterer erhält von Captain Freeman den Auftrag, während einer Außenmission ein Auge auf Mariners regelwidriges Verhalten zu werfen. Später erfahren wir, dass Freeman die Mutter von Mariner ist. Der erste Nebenplot, der Tendi mit einbezieht, beinhaltet einen merkwürdigen Ausbruch eines zombieartigen Virus an Bord der USS Cerritos und gibt uns einen ersten Einblick in die Führungsriege des Schiffes: den ersten Offizier Commander Jack Ransom, der das Virus mit an Bord bringt und Doktor T'Ana, die caitianische Schiffsärztin. Die C-Story schließlich handelt davon, dass Rutherford ein Date mit einer Offizierskollegin hat, dass er aber letztendlich abbricht, weil seine romantische Partnerin mehr an der Liebe als an der Tatsache interessiert ist, dass eine Zugangsluke gewartet werden musste. In Anbetracht des primären Fokus auf Mariner und Boimler in der Pilotepisode könnte es noch ein oder zwei Episoden dauern, bis Tendi und Rutherford ihre Charaktere vollständig etabliert haben.
Die erste Episode „Lower Decks“ hinterlässt bei mir stark gemischte Gefühle. Während der optische Stil der Serie für mich „okay“ ist und die TNG-Ära ganz gut einfängt, konnte ich mich mit dem Schnitt und den oft sehr hektischen Charakteren nur schwer anfreunden. Die als Comedy beworbene Serie lässt den Zuschauer (zumindest mich) an der einen oder anderen Stelle zwar etwas schmunzeln (besonders im gut gemachten Intro), wer hier aber bissigen Humor à la South Park erwartet wird natürlich enttäuscht. „Lower Decks“ ist eher ein seichtes Futurama mit Star Trek-Engine und einfachen Inhalten, die aber durchaus eine positive Botschaft vermitteln. Während ich Rutherford und Tendi ganz unterhaltsam finde, sind Boimler und besonders Mariner von Beginn an extrem überzeichnet, besonders Mariner nervt an einigen Stellen extrem. Dabei kommt dieser Charakter eigentlich in jedem größeren Unternehmen vor. Mitarbeiter, die sich in ihrer hierarchisch untergeordneten Rolle wohlfühlen, weil Sie der Meinung sind, die „richtige Arbeit“ zu erledigen, während „Die Chefs“ den ganzen Tag nur Kaffee trinken. Leider sind diese Personen im Real Life oft genauso nervig und anstrengend wie Mariner. Die vielen Referenzen und Easter Eggs führe ich hier jetzt nicht gesondert auf. Mir stellt sich allerdings erneut die Frage nach der Zielgruppe?! Um ein älteres Publikum auch abseits des Fandoms zu unterhalten, ist die Serie schlichtweg zu trivial und nicht scharf genug in Sachen Humor. Ob man mit der Serie aber wirklich neues Publikum begeistert? Ich bin unsicher. Die ganzen Referenzen zu TNG, DS9, TOS etc. zielen doch eher auf Leute ab, die sich daran erfreuen, diese Dinge wiederzuerkennen und da bin ich wieder bei der Zielgruppe der 29 – 49-Jährigen. Für mich sieht es erst mal so aus, dass der Stil der Serie (Dialoge, Schnitt etc.) eine jüngere Zuschauerschaft ansprechen soll, aber man möchte sich irgendwie auch ein Stück absichern und den den guten alten 90er-Jahre Trekkie mit an Bord holen, der sich schon alles ansehen wird, was mit Star Trek zu tun hat. Das funktioniert bei „Discovery“ und „Picard“ schon nur bedingt.
„Lower Decks“ ist kein totaler Reinfall und allen Zuschauer, die nach den ersten 10 Minuten nicht abgeschaltet haben, sei gesagt, dass die Serie im Verlauf der ersten Staffel spürbar besser wird, besonders inhaltlich. Dabei machen auch viele Nebencharaktere (z.B. Lieutenant Shaxs) wirklich Spaß. Wer mit dem Stil der Serie grundsätzlich ein Problem hat, wird auch an weiteren Episoden keine Freude haben. Ich persönlich hätte mir eine Serie im Stil von „Clone Wars“ gewünscht, die auf lockere Art das Star Trek-Universum aufmischt, aber dabei aber auch erzählerische Tiefe hat.
Fazit und Wertung
Jens Großjohann meint:
„Lower Decks“ ist kein totaler Reinfall und allen Zuschauer, die nach den ersten 10 Minuten nicht abgeschaltet haben, sei gesagt, dass die Serie im Verlauf der ersten Staffel spürbar besser wird. Wer mit dem Stil der Serie aber grundsätzlich ein Problem hat, wird auch an weiteren Episoden keine Freude haben.2/5GesamtwertungAction: 5 Humor: 2 Anspruch: 2 Kontinuität: 4 Figuren: 2 Erotik: 0-
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