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Von Yoshi
Episoden-Nummer: 10 Produktions-Nummer: 1 US-Erstausstrahlung: 26.03.2020 Deutsche Erstausstrahlung: 27.03.2020Star Trek Picards erste Staffel endet mit einem Schlusspunkt, der Stärken wie Schwächen der Staffel nachdrücklich betont. Wo erzählerisch geschlampt wird, wird emotional saubere Arbeit geleistet. Episodenkritik (Achtung: Spoiler)
Die letzte Folge von Star Trek Picards erster Staffel vereint alle Stärken und Schwächen der Staffel kompakt auf sechzig Minuten. Emotional starke Szenen und ein Hauch von Star Treks Suche nach dem, was uns menschlich macht, werden mit undurchdachter bis geradewegs haarsträubender Handlung kombiniert.
Die Ausgangslage nach Folge 9 ist für Picard und seine Mannschaft erdenklich schlecht. Picard ist gefangen, die Androiden planen gewalttätige Hilfe aus der Vergangenheit zu rufen und ein wütender Romulaner Kult steht kurz davor, den Heimatplaneten von Soongs Androiden zu vaporisieren. Zu allem Überfluss sind auch noch beide Schiffe mit denen Picard und seine Verbündeten aufgekreuzt sind stillgelegt. Wie kommt man nun aus so einer verdrießlichen Lage wieder heraus? Ganz klar, durch die tatkräftige Mithilfe eines verrückten Schreiberteams.
Es fängt noch harmlos damit an, dass Dr. Jurati ihre besondere Begabung für das Martialische verwendet, um Picard zur Flucht zu verhelfen, nimmt aber schnell groteske Formen an, als Raffi und Captain Rios mit einer Zauber-Okarina ihr Schiff wieder flottmachen. Nach einem Plausch unter Freunden mit Narek – schließlich hat man gemeinsam ja schon so viel erlebt – über religiöse Schauermärchendarf ein gewitzter Fußball-Anschlag gewagt werden, während Picard sich als Ein-Mann-Kommando anschickt, die Romulaner aufzuhalten.
Aber halt, an dieser Stelle möchte man die Autoren doch in Schutz nehmen, denn so irrsinnig Picards Plan auch wirken mag, das gestenreiche Voranschreiten als positives Beispiel für die jungen Androiden ehrt zumindest diese Seite von Picards Plan. Der kurze Moment mit Strahlkraft wird aber schnell wieder ins lächerliche gezogen, wenn Picard die Zauber-Okarina zu einem einfallslosen Verwirrspiel heranzieht – wohlgemerkt ohne das vorab geplant haben zu können. Dass als Retter in letzter Not der kurzzeitig in den Dienst zurückgekehrte Riker mal eben das nach seiner Aussage stärkste Schiff der Sternenflotte, mit einer riesigen Armada von ähnlich starken Schiffen parat steht macht hingegen wieder einmal nur aus einer Sicht Sinn: Dem geneigten Zuschauer eine Extra-Portion Fanservice mit auf den Weg zu geben. Den Schreibern sei zu Gute gehalten, dass dieses Manöver durchaus effektiv ist, aber erzählerisch steht das im harten Kontrast zu allem, was wir in der Serie über die Sternenflotte und ihre Beziehung zu Picard gelernt haben. Die Schlacht ist im letzten Augenblick abgesagt, da auch die Androiden – angeführt von der wohl noch nicht endgültig legitimierten Herrscherin Soji – die fies rankenden Zerstörer-Androiden wieder abbestellt, doch Picard gibt ohne Feindeinwirkung doch noch sein Leben.
An dieser Stelle wendet sich die Folge wieder vom wirren Plot ab und wird persönlicher, was nach allen Erfahrungen mit der Serie bis hierhin zumindest ein versöhnliches Ende verspricht. Und in der Tat, wo die ersten zwei Drittel der Folge ein wild improvisierter Ritt weit ab jeder Glaubhaftigkeit ist, erwarten uns zum Abschluss einige der stärksten Szenen der Serie. Seven of Nines Selbsterkenntnis, der Umgang aller Beteiligten mit dem Tod Picards und natürlich Picards eigenes Erleben nach seinem Ableben. Wenig überraschend wird Picards Tod nämlich nicht einfach hingenommen, sondern Picards Persönlichkeit in den zuvor bereits mehrfach prominent besprochenen Golem transferiert.
Auf dem Weg in seinen neuen Körper gelangt Picard in eine Art simulierten Fegefeuers, wo er endlich auch persönlich auf den rekonstruierten Data trifft. Das Gespräch zwischen Data und Picard steht sinnbildlich für die Vervollkommnung von Datas Streben nach Menschlichkeit und es gelingt Data, Picard ein weiteres Mal zu retten – diesmal nicht Picards Leben, sondern seine Psyche. Das nagende Gewissen, die Ungewissheit, wie Data ihm gegenüber empfunden hat, das Bedauern, Data gegenüber emotional nicht offener gewesen zu sein, all dessen kann Picard sich in einem hervorragend gespielten Dialog entledigen. Datas abschließender Wunsch, Picard möge ihm ermöglichen, wie ein Mensch das Ende seines Lebens zu erleben, wird gut kontextualisiert und schließt Datas Charakterentwicklung gelungen ab.
Emotional wird an dieser Stelle, gerade für langjährige Fans, großes Kino geboten, gleichzeitig muss ich aber auch bemerken, dass das Szenario eigentlich weder erzählerisch noch inhaltlich viel Sinn ergibt. Wieso sollte Soong Data rekonstruieren, nur um ihn dann in einer langweiligen Simulation dahinsiechen zu lassen? Wieso ist Datas Tod als Charakterentwicklungsschritt eigentlich notwendig, hat er doch den Beweis seiner Menschlichkeit bereits in Star Trek Nemesis – zugegebenermaßen im Hauruckverfahren inszeniert – mit seiner selbstlosen Tat erbracht? Welches Gewicht hat die Tötung einer von womöglich unzähligen Rekonstruktionen Datas – wir erinnern uns, ein einziges Neuron enthält angeblich bereits alles, was Data ausmacht – eigentlich? Doch diese Fragen treten an dieser Stelle, auch uns besonders auf Grund einer überzeugenden schauspielerischen Leistung in den Hintergrund.
Fazit und Wertung
Yoshi meint:
Star Trek Picard wird somit zu einem versöhnlichen Ende geführt, doch auch die zehnte Folge leidet gehörig unter der äußerst nachlässigen Planung und Umsetzung so ziemlich jeglicher Plotentwicklung. Wo das Herz in der zehnten Episode gütlich bedient wird, ist der Kopf der Verzweiflung nah. Somit repräsentiert die abschließende Folge sehr genau die gesamte erste Staffel von Star Trek Picard.3/5GesamtwertungAction: 3 Spannung: 2 Humor: 1 Anspruch: 2 Kontinuität: 3 Figuren: 5 Erotik: 0-
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